Küssen will gelernt sein - Rachel Gibson

Küssen will gelernt sein

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
384 Seiten
2009
Goldmann Verlag
978-3-442-46684-9 (ISBN)
8,95 inkl. MwSt
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Ein Buch so prickelnd wie ein Flirt!

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, denkt sich Delaney Shaw und beschließt, die Zähne zusammenzubeißen und ihrem verstorbenen Stiefvater Henry seinen letzten Willen zu erfüllen. Um an ihr Erbe zu kommen, muss sie für ein Jahr in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehren. Doch damit nicht genug, denn auch der stadtbekannte Gigolo Nick, Henrys unehelicher Sohn, erbt nur unter einer Bedingung: Er muss in dieser Zeit die Finger von Delaney lassen. Und schon bald merken beide, wie unglaublich lang ein Jahr sein kann …

Seit sie sechzehn ist, erfindet Rachel Gibson mit Begeisterung Geschichten. Damals allerdings brauchte sie ihre Ideen vor allem dazu, um sich für ihre Eltern alle möglichen Ausreden einfallen zu lassen. Ihre Karriere als Autorin begann viel später und hat sie inzwischen ganz nach oben auf die amerikanischen Bestsellerplätze und ganz tief in die Herzen ihrer begeisterten Leserinnen geführt. Rachel Gibson lebt mit einem Ehemann, drei Kindern, zwei Katzen und einem Hund in Boise, Idaho.

Der rote Schein eines Heizgerätes fiel auf Henry Shaws zerfurchtes Gesicht, während die warme Frühlingsbrise das Wiehern seiner geliebten Appaloosas zu ihm herüberwehte. Er steckte eine alte Kassette in den Rekorder, und die tiefe, vom Whiskey raue Stimme Johnny Cashs erfüllte den kleinen Sattelschuppen. Bevor Johnny zum Glauben gefunden hatte, war er ein richtiger Säufer gewesen. Ein harter Bursche, das hatte Henry gefallen. Doch dann hatte Johnny Jesus und June für sich entdeckt, und seine Karriere war den Bach runtergegangen. Das Leben verlief nicht immer nach Plan. Gott, Frauen und Krankheiten verstanden es, einem dazwischenzufunken. Und Henry hasste alles, was seine Pläne durchkreuzte. Er hasste es, keine Kontrolle zu haben. Er schenkte sich einen Bourbon ein und schaute durch das kleine Fenster über seiner Werkbank nach draußen. Die untergehende Sonne hing dicht über Shaw Mountain, dem Berg, der nach Henrys Vorfahren benannt war, die sich einst in dem fruchtbaren Tal darunter niedergelassen hatten. Spitze, graue Schatten durchschnitten das Tal zum Lake Mary, dem See, der nach Henrys Ururgroßmutter Mary Shaw benannt war. Noch mehr als Gott, Krankheiten und Kontrollverlust hasste Henry Ärzte. Sie stocherten und bohrten so lange, bis sie etwas fanden, und sagten einem nie, was man hören wollte. Jedes Mal hatte er versucht, sie vom Gegenteil zu überzeugen, doch letztlich hatte er kapitulieren müssen. Henry goss Leinöl über alte Baumwolllumpen und warf sie in einen Pappkarton. In seinem Alter hatte er schon eine ganze Schar Enkel haben wollen, doch er hatte keinen einzigen. Er war der letzte Shaw. Der letzte in der langen Reihe einer seit jeher angesehenen Familie. Die Shaws waren fast ausgestorben, und das quälte ihn. Er hatte keinen männlichen Erben, wenn er tot war. Keinen außer Nick. Er sank auf einen alten Bürostuhl und hob den Bourbon an seine Lippen. Er hätte als Erster zugegeben, dass er dem Jungen unrecht getan hatte. Schon seit Jahren hatte er versucht, es bei seinem Sohn wiedergutzumachen. Aber Nick war stur und unversöhnlich. Genau wie er schon als Kind trotzig und wenig liebenswert gewesen war. Wenn Henry mehr Zeit bliebe, ließe sich bestimmt noch eine Einigung mit seinem Sohn finden. Doch ihm blieb keine Zeit mehr, und Nick machte es ihm nicht leicht. Nick machte es ihm sogar verdammt schwer, ihn auch nur zu mögen. Er dachte an den Tag zurück, als Nicks Mutter, Benita Allegrezza, an seine Haustür gehämmert und behauptet hatte, dass Henry der Vater des schwarzhaarigen Babys wäre, das sie in den Armen hielt. Henry hatte sich von Benitas dunklem Blick abgewandt und in die großen, blauen Augen seiner Frau Ruth gesehen, die neben ihm gestanden hatte. Er hatte es nach Kräften abgestritten. Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, dass Benitas Behauptung der Wahrheit entsprach, doch selbst das hatte er geleugnet. Selbst wenn Henry nicht verheiratet gewesen wäre, hätte er nie mit einer Baskin ein Kind haben wollen. Dieser Menschenschlag war für seinen Geschmack zu dunkelhäutig, zu impulsiv und zu religiös, und er hatte sich immer weiße Babys mit blonden Haaren gewünscht. Er wollte nicht, dass seine Kinder für illegale mexikanische Einwanderer gehalten wurden. Klar wusste er, dass Basken keine Mexikaner waren, aber für ihn sahen sie alle gleich aus. Und wäre Benitas Bruder Josu nicht gewesen, hätte auch kein Mensch von seiner Affäre mit der jungen Witwe erfahren. Aber dieser Schafe besteigende Scheißkerl hatte ihn erpressen wollen, Nick als seinen Sohn anzuerkennen. Zunächst hatte Henry es für einen Bluff gehalten, als der Mann zu ihm gekommen war und gedroht hatte, in der Stadt herumzuerzählen, dass Henry seine trauernde Schwester ausgenutzt und ihr ein Kind gemacht hatte. Er hatte die Drohung ignoriert, doch Josu hatte nicht geblufft. Trotzdem hatte Henry die Vaterschaft bestritten. Doch mit fünf sah Nick den Shaws so ähnlich, dass Henry niemand mehr glaubte. Nicht einmal Ruth. Sie hatte sich von ihm scheiden lassen und die Hälfte seines Vermögens eingesackt. Doch damals hatte er noch Zeit. Er war Ende dreißig. Immer noch ein junger Mann. Henry nahm einen 357er-Revolver in die Hand und ließ sechs Kugeln in die Walze gleiten. Nach Ruth hatte er sich seine zweite Frau Gwen gesucht. Obwohl Gwen eine mittellose ledige Mutter von zweifelhafter Herkunft war, hatte er sie aus zwei Gründen geheiratet. Sie war ganz offensichtlich nicht unfruchtbar, wie er es von Ruth vermutet hatte, und so schön, dass es ihn schmerzte. Sie und ihr Töchterchen waren ihm sehr dankbar gewesen und hatten sich mühelos nach seinen Wünschen formen lassen. Doch seine Stieftochter hatte ihn bitter enttäuscht, und das Eine, was er sich von Gwen am meisten wünschte, hatte sie ihm nicht geben können. Selbst nach jahrelanger Ehe hatte sie ihm keinen rechtmäßigen Erben geschenkt. Henry drehte die Walze und schaute auf den Revolver in seiner Hand. Mit dem Pistolenlauf schob er den Karton mit den Leinöllumpen näher an das Heizgerät. Nach seinem Abgang sollte niemand die Schweinerei wegmachen müssen. Der Song, auf den er gewartet hatte, tönte knackend durch die Lautsprecher, und er drehte den Kassettenrekorder lauter, während Johnny besang, wie er in einen brennenden Ring aus Feuer fiel. Sein Blick verschleierte sich, während er über sein Leben und die Menschen nachdachte, die er zurückließ. Verdammt schade, dass er nicht dabei sein konnte, um ihre Gesichter zu sehen, wenn sie erfuhren, was er getan hatte. 'Der Tod kommt zu uns allen und damit auch die unvermeidliche Trennung von geliebten Menschen', sprach Reverend Tippet mit eintöniger, ernster stimme. 'Henry Shaw, unser geliebter Ehemann, Vater und tragendes Mitglied unserer Gemeinde, wird uns fehlen.' Der Pfarrer hielt inne und ließ den Blick über die große Trauergemeinde schweifen, die sich eingefunden hatte, um Abschied zu nehmen. 'Henry würde sich freuen, hier so viele Freunde versammelt zu sehen.' Henry Shaw hätte einen kurzen Blick auf die Autos geworfen, die rückwärts am geschlossenen Friedhofstor parkten, und festgestellt, dass die beachtliche Anteilnahme hinter seinen Erwartungen zurückblieb. Schließlich war er über vierundzwanzig Jahre lang Bürgermeister von Truly, Idaho, gewesen, bis man ihn letztes Jahr zu Gunsten des eingefleischten Demokraten George Tanasee abgewählt hatte. In der kleinen Gemeinde war Henry ein hohes Tier gewesen. Er hatte die Hälfte der Geschäfte besessen und mehr Geld als die ganze Stadt zusammen. Kurz nachdem seine erste Frau sich vor sechsundzwanzig Jahren von ihm hatte scheiden lassen, hatte er sie durch die hübscheste Frau ersetzt, die er auftreiben konnte. Ihm hatten Duke und Dolores, die schönsten zwei Weimaraner im ganzen Staat, gehört, und noch bis vor Kurzem hatte er im größten Haus der Stadt gewohnt. Doch das war, bevor die verdammten Allegrezza-Jungs begonnen hatten, überall in der Stadt zu bauen. Er hatte auch eine Stieftochter, mit der er jedoch seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte. Henry hatte seine herausragende Stellung in der Gemeinde genossen. Zu den Menschen, die mit ihm einer Meinung waren, war er herzlich und großzügig, doch wer nicht Henrys Freund war, war sein Feind. Wer es wagte, ihn herauszufordern, bereute es normalerweise. Er war ein aufgeblasener, hinterwäldlerischer Scheißkerl gewesen, und als man seinen verkohlten Leichnam aus dem Inferno gezogen hatte, das ihn das Leben gekostet hatte, wurden in der Gemeinde stimmen laut, dass Henry Shaw genau das bekommen hatte, was er verdiente. 'Wir übergeben den Körper unseres geliebten Menschen der Erde. Henrys Leben.' Delaney Shaw, Henrys Stieftochter, lauschte der nichts sagend dahinplätschernden Stimme von Reverend Tippet und sah ihre Mutter verstohlen von der Seite an. Die leichten Spuren der Trauer standen Gwen Shaw gut, doch das überraschte Delaney nicht. Ihrer Mutter stand grundsätzlich alles. Schon immer. Delaney richtete den Blick wieder auf den gelben Rosenstrauß auf Henrys Sarg.

Erscheint lt. Verlag 16.1.2009
Reihe/Serie Goldmann Taschenbücher
Truly, Idaho
Übersetzer Antje Althans
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Truly Madly Yours
Maße 118 x 187 mm
Gewicht 310 g
Themenwelt Literatur
Schlagworte Chick Lit • Erbe • Frauen • Heimatstadt • Komödie • letzterWille • Liebe • Roman • Romantik • Truly Idaho • Truly, Idaho • Unterhaltung
ISBN-10 3-442-46684-9 / 3442466849
ISBN-13 978-3-442-46684-9 / 9783442466849
Zustand Neuware
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