Lehrbuch Phytotherapie - Volker Fintelmann, Kenny Kuchta

Lehrbuch Phytotherapie (eBook)

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2016 | 13., überarbeitete und erweiterte Auflage
480 Seiten
Karl F. Haug (Verlag)
978-3-13-240016-0 (ISBN)
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Das Standardwerk der modernen Phytotherapie mit hohem praktischem Nutzwert: Synthese von heutigem Wissen, aktueller Forschung und 70-jähriger Erfahrung. Systematisch aufgebaut nach Indikationen, Heilpflanzen, Zubereitungsformen und Fertigpräparaten. Mit aktuellen pharmakologischen und klinischen Studien, Fertigarzneimitteln sowie Hinweisen auf Pflanzenmonografien nach den Kommissionen E, ESCOP, WHO und HMPC. Ihr Plus: Mit konkreten Therapiekonzepten der 14 wichtigsten Indikationsgruppen und therapeutischen Empfehlungen aus der langen persönlichen Erfahrung des Autors. Neu in der 13. Auflage: - Vollständig aktualisierter Text - Aktueller Stand der Zulassung und des Gebrauchs von Kava Kava - Um einige Pflanzen erweitert - Neues Kapitel zu Nikotinabhängigkeit - Inkl. HMPC Monografien

Volker Fintelmann, Rudolf Fritz Weiss, Kenny Kuchta: Lehrbuch Phytotherapie 1
Über die Autoren 3
Innentitel 4
Anschriften 5
Impressum 5
Vorwort 6
Rudolf Fritz Weiss (1895–1991) 8
Inhaltsverzeichnis 10
Teil 1 Grundlagen 16
1 Was ist Phytotherapie? 17
Definition 17
Stoffliche Zusammensetzung und strukturelle Komposition 17
Phytotherapie und Heilpflanzenkunde 18
Geschichte 19
Phytotherapie – eine besondere Therapierichtung? 20
Phytotherapie und Schulmedizin 20
Wirkung und Wirksamkeit 23
Phytotherapie und Prävention 24
Bedeutung des Wirksamkeitsnachweises 25
Rechtliche Grundlagen in Deutschland 25
Internationale Standards 27
Befund und Befindlichkeit 28
Nebenwirkungen 31
Risiken und unerwünschte Wirkungen 31
Dosis-Wirkungs-Beziehung 32
Wechselwirkungen 33
2 Spezifische Aspekte 39
Qualitätssicherung 39
Fertigarzneimittel 40
Zubereitungsformen 40
Richtlinien für die Rezeptur 41
Grundregeln 41
Wichtige Bezeichnungen und Verordnungshinweise 42
Medizinische Teezubereitungen (Species) 43
Zusammensetzung 43
Bezeichnungen 44
Gebrauchsanweisung 44
Gebrauchsfertige Teezubereitungen 45
Phytobalneologie 46
Anwendungsformen 47
Durchführung 47
Teil 2 Praxis 52
3 Verdauungsorgan- und Stoffwechselkrankheiten 53
Schleimhauterkrankungen des Mund- und Rachenraums 55
Akute Stomatitis, akute Pharyngitis, nicht eitrige Angina tonsillaris 55
Chronische Stomatitis, chronische Pharyngitis 57
Herpes labialis 58
Magenkrankheiten 59
Akute Gastritis 59
Reizmagen 68
Chronische Gastritis, Inappetenz 68
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre 83
Darmkrankheiten 89
Colon irritabile (Reizdarm) 89
Meteorismus, Roemheld-Syndrom 91
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) 99
Durchfallkrankheiten (Diarrhöen) 101
Chronische Darmträgheit, Obstipation 105
Proktitis 115
Hämorrhoiden 116
Leber- und Gallenkrankheiten 120
Leberkrankheiten 120
Gallenwegsdyskinesien 129
Postcholezystektomiesyndrom 137
Funktionelle Dyspepsie 139
Dyspeptische Beschwerden 140
Endokrine und Stoffwechselkrankheiten 146
Zuckerstoffwechselerkrankung (Diabetes mellitus) 147
Fettstoffwechselstörungen (Hyper- und Dyslipoproteinämien) 149
Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) 151
4 Herz-Kreislauf-Krankheiten 154
Degenerative Herz- und Gefäßkrankheiten 155
Koronare Herzkrankheit 155
Herzinsuffizienz 166
Periphere und zerebrale Gefäßerkrankungen 172
Rhythmusstörungen des Herzens 182
Unkomplizierte kardiale Arrhythmien 182
Funktionelle Herzbeschwerden 185
Das „nervöse“ Herz 185
Kreislaufdysregulationen 186
Arterielle Hypertonie 187
Arterielle Hypotonie 191
Erkrankungen des Venensystems 195
Chronisch-venöse Insuffizienz 195
5 Krankheiten der Atmungsorgane 200
Akute und chronische Entzündungen der Atemwege 201
Bronchialerkrankungen 202
Sinusitis 220
Kombinationsarzneimittel Sinupret 220
Asthma bronchiale 221
Intervalltherapie mit Phytopharmaka 221
Grippale Infekte und Erkältungskrankheiten 224
Immunmodulatorische Phytopharmaka 224
Diaphoretika 227
Bewährte Rezepturen 228
Vitamin-C-haltige Pflanzen 229
6 Nieren- und Prostataerkrankungen 234
Harnwegsinfekte 235
Unkomplizierte akute und subakute Zystitiden 235
Dysurische Beschwerden 241
Aquaretika und Antidyskratika 241
Nieren- und Harnleitersteine 248
Spülungstherapie 248
Funktionelle Beschwerden 248
Bettnässen 248
Reizblase und Prostatopathie 249
Benigne Prostatahyperplasie 250
7 Rheumatische Erkrankungen und Gicht 256
Rheumatische Erkrankungen 257
Arthritis und Arthrose 258
Gicht 271
Akuter Gichtanfall 271
8 Krankheiten des Nervensystems und der Psyche 275
Nervöse Unruhezustände und Schlafstörungen 276
Grenzen und Möglichkeiten von Phytopharmaka 277
Depressive Verstimmungen 290
Hoher Placeboeffekt 290
Psychophysische Erschöpfung 300
Grenzen und Möglichkeiten von Phytopharmaka 300
Vegetative Dysregulation, Vegetative Dystonie 303
Vegetative Dysregulationen 304
Erkrankungen des ZNS 305
Hirnleistungsstörungen 305
Vasomotorische Kopfschmerzen, Neuralgien 310
Migräne 310
Entziehungskuren 313
Nikotinabhängigkeit 313
9 Hautkrankheiten 314
Dermatitis und Ekzem 315
Akutes, nässendes Ekzem 315
Trockenes Ekzem 319
Atopisches Ekzem 321
Neurodermitis 321
Ulcus cruris 322
Äußere Anwendungen 322
Furunkulose 325
Innere und äußere Anwendung 325
Frostbeulen 326
Adstringenzien 326
Lymphödem 327
Äußere Anwendungen 327
Wunden, Kontusionen, Distorsionen 327
Äußere Anwendungen 327
Herpes labialis und virale Warzen 330
10 Frauenkrankheiten 331
Hormonale Dysfunktionen 331
Prämenstruelles Syndrom, Mastodynie 331
Klimakterische Beschwerden 334
Funktionelle Regelstörungen 337
Amenorrhöe, Oligomenorrhöe 337
Dysmenorrhöe 337
Fluor albus 339
Teezubereitungen und Spülungen 339
Parametropathia spastica 340
Pflanzen zur Behandlung 341
11 Alterskrankheiten 344
Sklerotische Herz- und Gefäßkrankheiten 345
Altersherz und Arteriosklerose 346
Verdauungsschwäche 348
Nachlassen der digestiven Tätigkeit 349
Atemwegserkrankungen 352
Nieren- und Prostataerkrankungen 353
Benigne Prostatahyperplasie 353
Stoffwechselstörungen 353
Ablagerungskrankheiten 353
Unruhezustände, Schlaflosigkeit, Depression 354
Firstline-Therapie Phytopharmaka 354
Erschöpfungszustände, Antriebslosigkeit 355
Phytogeriatrika 355
12 Kinderkrankheiten 357
Krankheiten der Verdauungsorgane 359
Dyspeptische Beschwerden 359
Appetitlosigkeit 361
Blähungen 362
Durchfall 362
Obstipation 363
Atemwegserkrankungen 364
Katarrhe 364
Krampfartiger Husten und Keuchhusten 365
Unkomplizierte Infekte 366
Erkältungskrankheiten 366
Krankheiten der Nieren und der Harnwege 367
Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen, Depression 368
Pflanzliche Sedativa 368
Erkrankungen der Haut 369
Dermatitiden 369
Prellungen, Hämatome, Stauchungen 370
Verbrennungen, Verbrühungen 371
Herpes simplex 371
13 Onkologische Erkrankungen 373
Adjuvante Therapie 373
Pflanzen zur Behandlung 374
14 Behandlungskonzepte nach R.?F. Weiss – kritisch bewertet 379
Verdauungsorgane und Stoffwechsel 379
Hämorrhoiden 379
Diabetes mellitus 379
Krankheiten des Herzens und der Kreislauforgane 380
Degenerative Herz- und Gefäßkrankheiten 380
Erkrankungen des Venensystems 380
Atemwegserkrankungen 381
Husten 381
Keuchhusten 381
Bronchialasthma 382
Lungentuberkulose 382
Erkrankungen der Nerven und der Psyche 383
Nervosität, Unruhe 383
Antriebslosigkeit 385
Neuralgien 387
Hauterkrankungen 387
Chronische Ekzeme 387
Schuppenflechte (Psoriasis) 387
Warzen (Verruca vulgares) 388
Haarausfall (Alopezie) 389
Augenkrankheiten 389
Akute und subakute Augenentzündungen 389
Erkrankungen des inneren Auges 390
Beschwerden am äußeren Auge 391
Frauenkrankheiten 392
Gebärmutterblutungen 392
Hormonstörungen 394
Krebserkrankungen 395
Adjuvante Therapie 395
Teil 3 Anhang 396
15 Bewährte Indikationen im Überblick 397
A 397
Altersherz 397
Atemwegsentzündungen, akute und chronische 398
D 402
Darmträgheit, chronische 402
Depressive Verstimmungen 404
Dermatitis 404
Durchfallerkrankungen 405
Dysurische Beschwerden 406
Dysmenorrhöe 407
Dyspepsie, funktionelle 408
E 409
Ekzem, atopisches 409
Enuresis nocturna 409
Erkältungskrankheiten 409
Erschöpfung im Alter 409
Erschöpfung, psychophysische 409
F 410
Fettstoffwechselstörungen 410
Fluor albus 410
Frostbeulen 411
G 411
Gallenbeschwerden 411
Gefäßerkrankungen, periphere und zerebrale 412
Gicht 413
Grippale Infekte, Erkältungskrankheiten 413
H 414
Haarausfall 414
Hämorrhoidalbeschwerden 414
Harnwegsinfekte 415
Hepatitis, chronische 416
Herzinsuffizienz (NYHA II–III) 416
Herzrhythmusstörungen 417
Herz- und Gefäßkrankheiten, degenerative 417
Hirnleistungsstörungen 418
Hypertonus, arterieller 418
Hyper- und Dyslipoproteinämien 418
Hypotonie 419
K 419
Klimakterische Beschwerden 419
Kopfschmerzen, vasomotorische 420
L 420
Leberkrankheiten, toxische 420
M 421
Magenkrankheiten, akute 421
Magenkrankheiten, chronische 422
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre 423
Maldigestionsdyspepsie 424
Mastodynie 424
Meteorismus 424
N 426
Nervöse Unruhezustände 426
O 427
Obstipation 427
P 428
Parametropathia spastica 428
Prämenstruelles Syndrom 428
Prellungen 428
Prostatahyperplasie, benigne 428
Prostatitis, abakterielle 429
Psoriasis 429
R 429
Reizblase 429
Reizkolon 430
Rheumatische Erkrankungen 430
Rhythmusstörungen des Herzens 433
S 433
Schilddrüsenüberfunktion 433
Schlafstörungen 434
Schleimhauterkrankungen des Mund- und Rachenraums 434
U 435
Ulcus cruris 435
V 435
Venenerkrankungen 435
W 436
Wunden 436
Z 437
Zuckerstoffwechselerkrankung (Diabetes mellitus) 437
16 Heilpflanzen im Überblick 438
17 Antworten 452
18 Hinweise zur Aus- und Weiterbildung 454
Wichtige Adressen 454
19 Abbildungsnachweis 456
Sachverzeichnis 458
Arzneimittelverzeichnis 468
Heilpflanzenverzeichnis 472

1 Was ist Phytotherapie?


Phytotherapie umfasst den Nutzen pflanzlicher Heilmittel zur Prävention, Behandlung und Heilung von Krankheiten. Die zugrunde liegenden Prinzipien erschließen sich aufgrund der vielfältigen Wirkungsweisen von Phytopräparaten oftmals schwer, zumal die kombinatorischen Effekte ihrer Bestandteile wissenschaftlich nach wie vor nicht hinreichend erfasst werden können, oder mit den Worten von Goethes ausgedrückt (Faust I, 4. Szene):
„Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,sucht erst den Geist herauszutreiben,dann hat er die Teile in seiner Hand; fehlt, leider, nur das geistige Band.“
Dieses Kapitel vermittelt Ihnen die grundlegenden Anforderungen an eine „moderne“ Phytotherapie, die auf Basis neuer Erkenntnisse die von Goethe postulierte Unmöglichkeit aufzubrechen sucht, den Geist in Beziehung mit seinen Teilen zu setzen, der die Phytotherapeutika zu so bedeutsamen Heilmitteln macht.

1.1 Definition


Der Begriff Phytotherapie beschreibt die Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Befindensstörungen durch Pflanzen sowie Pflanzenteile wie Blatt, Blüte, Wurzel, Frucht oder Samen und deren Zubereitungen. Hierfür geeignete Pflanzen werden traditionell auch als Heilpflanzen bezeichnet. Von entscheidender Bedeutung ist, dass die arzneilich verwendete Pflanze oder ihre Teile als jeweils stoffliche Ganzheit gebraucht werden. Pflanzliche Arzneimittel stellen insofern immer Mehrstoff- oder Vielstoffgemische dar. Sie müssen den Grundforderungen des Deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) im Hinblick auf Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit genügen.

Die Anwendung von aus Pflanzen isolierten, chemisch definierten Inhaltsstoffen beschreibt einen Grenzbereich der Phytotherapie, den der Slogan „Arzneimittel aus Naturstoffen“ des Arzneimittelherstellers Madaus treffend charakterisiert. Nach der Definition der für die Phytotherapie zuständigen Kommission E beim ehemaligen Bundesgesundheitsamt in Berlin zählt jedoch die Anwendung von aus Pflanzen isolierten Inhaltsstoffen nicht mehr zur Phytotherapie. Weiss hatte dieses Vorgehen noch als der Phytotherapie zugehörig akzeptiert und isolierte Wirkstoffe als Forte-Phytotherapeutika klassifiziert. So hat man beispielsweise durch Extraktion direkt aus dem Fingerhut (Digitalis purpurea, Digitalis lanata) gewonnene Digitalis-Glykoside wie Digoxin oder Digitoxin der Phytotherapie zugeordnet. In Form chemisch-synthetisch veränderter Derivate wie Azetyl- oder Methyldigoxin können sie dagegen nicht mehr zur Phytotherapie gerechnet werden, da sie solcherart nicht „natürlich“ vorkommen. Hinzu kommt, dass ehemals aus der Pflanze isolierte Wirkstoffe heute überwiegend chemisch-physikalisch synthetisiert werden, wobei die Ausgangsstoffe häufig keinerlei Bezug mehr zu der ursprünglichen Heilpflanze haben. Das gilt beispielsweise auch für sog. rückgestellte ätherische Öle.

1.1.1 Stoffliche Zusammensetzung und strukturelle Komposition


Für das Verständnis der Phytotherapie scheint es unabdingbar, die spezifische Kombination von Stoffen der eingangs erwähnten Ganzheit Pflanze als ein jeweils kompositorisches Geheimnis zu verstehen. Was Johann Wolfgang von Goethe als „offenbares Geheimnis“ erkannte, gilt auch für das Verständnis der Heilpflanzen. Wir können heute durch chemisch-physikalische Verfahren eine Pflanze oder ihre Teile bis in letzte Einzelheiten analysieren, erfahren auf diese Weise allerdings nicht, wodurch die oft unglaubliche Vielfalt der Stoffe jeder einzelnen Pflanze in der charakteristischen, sich durch Jahreszeiten, Wachstumsbedingungen, geologische Gegebenheiten und weitere Faktoren fortlaufend ändernden Zusammensetzung als ständig erhaltene Ganzheit bedingt wird. Neben der quantitativ beweisbaren Zusammensetzung begegnen wir einer qualitativen Natur der Pflanze, die sich reiner Beweisbarkeit entzieht und nur beschreibbar ist.

Das von Goethe im oben aufgeführten Zitat angesprochene, den Dingen zugrunde liegende geistige Prinzip wird heute im Bereich der Naturwissenschaften meist auf die Genetik reduziert. Zweifellos stellen die Gene eine wichtige physische Voraussetzung für die Erhaltung einer Art dar. Darüber hinaus gilt es aber zu bedenken, dass sie im Hinblick auf Spezifität und Art der Zusammenfügung „kompositorisch“ geschaffen wurden. Auch der Musiker komponiert seine Sinfonie nach Gesetzmäßigkeiten wie Intervallen, Tonarten, Rhythmen, und obwohl diese für jeden Komponisten identisch sind, ist jedes fertige Werk einmalig und individuell geprägt. Wie der Musikkenner beim Anhören des Werks um den geistigen Urheber, den Komponisten, weiß, kann der Pflanzenkenner im Rahmen der Pharmakognosie die Pflanze aus ihrer Ganzheit bis zur jeweils spezifischen stofflichen Zusammensetzung identifizieren.

Gegenstand der Phytotherapie ist – außer der Pflanze selbst, ihren Lebensbedingungen und ihrer stofflichen Zusammensetzung – die Komposition und damit die Besonderheit zu entdecken, durch welche sie sich von allen anderen unterscheidet. Die detaillierte Kenntnis der stofflichen Zusammensetzung einer Pflanze muss mit dem Ergründen des kompositorischen Geheimnisses, des „geistigen Bandes“ verbunden sein.

1.1.2 Phytotherapie und Heilpflanzenkunde


Phytotherapie ist nur ein Anteil der umfassenden Heilpflanzenkunde, welche die Phytochemie, Phytopharmazie, Phytopharmakologie und Phytotherapie beinhaltet.

Die Phytochemie beschäftigt sich ausschließlich mit den Inhaltsstoffen der Pflanzen. Ihr Anliegen ist es, die chemische Zusammensetzung zu identifizieren sowie die Pflanzenart in dieser Hinsicht zu kontrollieren (Fingerprint) und mögliche Inhaltsstoffe zu beschreiben, die auf ihre Wirkung hin pharmakologisch untersucht werden können. Im Zuge der atomistischen Betrachtungsweise interessieren hier nur die Teile und nicht das Ganze. Von der Phytochemie gehen die Impulse aus, die als für die Wirkung verantwortlich deklarierten Inhaltsstoffe daraufhin zu prüfen, inwieweit ihre Synthese möglich ist, um unabhängig von der Naturernte zu werden.

Gegenstand der Phytopharmazie ist vor allem die Droge, d. h. das für die jeweilige Arznei notwendige Ausgangsprodukt, das beispielsweise als Tee direkt oder in verschiedenen Extraktionsformen pharmazeutisch zubereitet angewendet wird. In den einzelnen Pflanzendarstellungen wird die jeweils zugehörige pharmazeutisch gebrauchte Droge benannt.

Ein wichtiger Anteil der Phytopharmazie ist die Pharmakognosie, die jeweilige Bestimmung der Droge durch Inaugenscheinnahme. Früher wurde die Droge durch Sinneswahrnehmungen des Pharmakognosten identifiziert, indem er sie ansah, befühlte, schmeckte oder roch. Ein solches Vorgehen zur Identifikation und Qualitätsbestimmung kann immer noch wichtig sein, doch stehen inzwischen hoch spezialisierte chemisch-physikalische Untersuchungsmethoden für die Bestimmung der Droge an erster Stelle. So ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Pharmazeut zwar den genauen Fingerprint einer Heilpflanze kennt und jederzeit differenzieren, die Pflanze in der Natur allerdings nicht mehr identifizieren kann.

Im Zusammenhang mit pharmazeutischen Lehrstühlen gibt es inzwischen auch eine große Zahl von Pharmakologen, die unter primär pharmazeutischen Gesichtspunkten die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik pflanzlicher Arzneimittel untersuchen.

Eine spezifische Phytopharmakologie im Bereich der medizinischen Fakultäten ist nur in Anfängen ...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2016
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Naturheilkunde Phytotherapie
Schlagworte alternative Heilkunde • Alternative Medizin • AROMATHE RAPIE • Darmkrankheiten • Endokrine Krankheiten • Frauenkrankheiten • Gallenkrankheiten • Grundlagen • Herzkrankheiten • Kinderkrankheiten • Komplementärmedizin • Leberkrankheiten • Lehrbuch • Magenkrankheiten • Naturheilkunde • Naturheilverfahren • Nebenwirkungen • Nervensystem • Pflanzenheilkunde • PHYTOB ALNEOLOGIE • Phytotherapie • Psyche • Qualitätssicherung • Rheuma • Schleimhauterkrankungen • STOFFWE CHSELKRANKHEITEN • Wechselwirkungen • Wirksamkeitsnachweis • Wirkungen
ISBN-10 3-13-240016-5 / 3132400165
ISBN-13 978-3-13-240016-0 / 9783132400160
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