Duale Reihe Anatomie

DIe Duale Reihe gehört wohl zu den Standardwerken, die für einen Medizinstudenten in der Makroskopischen Anatomie - auch Präparierkurs genannt - in Frage kommt.
Bei uns stellte sich den meistens Studenten die Frage, ob sie die Duale Reihe oder den Sobotta, der vom Lehrstuhlinhaber hier in München geschrieben wurde, fürs Lernen dieses doch sehr umfangreichen Faches nehmen sollten.
Den Sobotta habe ich bereits in einer anderen Rezension bewertet, deshalb soll es hier nur um die Duale Reihe gehen und die Vergleiche sollten sich zurückhalten.

Die Duale Reihe überzeugt vom Konzept her, da sie einmal den Langtext beinhaltet und in der Randspalte das sogenannte Kurzlehrbuch, das eine absolute Minimalversion dessen ist, was der Langtext bietet.
Ein cleveres Konzept, wie ich finde, das sich vor allem eignet, wenn man kurz vor dem Testat oder Physikum noch einmal die absolut relevanten Basics wiederholen will; ehrlicherweise muss man aber betonen, dass dieses "Kurzlehrbuch in der Randspalte" wirklich extrem knapp gehalten ist, doch im Zeitmangel, der im Medizinstudium eigentlich immer herrscht, ist dies doch eine dankbare Sache. Nur damit wird man allerdings nicht besonders weit kommen. Der Schreibstil ist etwas komplexer gehalten, als zum Beispiel im Sobotta, jedoch finde ich persönlich, dass die komplizierteren Sachverhalte in der Dualen Reihe verständlicher formuliert sind, wenn auch detailgetreuer und damit ausschweifender.

Ein weiteres Plus sind die vielen Abbildungen, Tabellen und Kurzzusammenfassungen (oft auch in Tabellen dargestellt) oder die vielen schematischen Darstellungen von komplexeren Sachverhalten.
Als Beispiel seien hier die Verschaltungs- und Verlaufspläne der "komplexeren" Hirnnerven V, VII, IX, X genannt. Diese beinhalten prinzipiell schon alles, was man zu dem jeweiligen Nerv wissen muss: Faserqualitäten, Verlauf, Gebiete, Ganglien, etc. Hier ist die Duale Reihe dem Sobotta meilenweit voraus.

Auch ein sehr hoher klinischer Bezug kann der Dualen Reihe bescheinigt werden.
Es gibt sehr viele Klinikverweise mit Grafiken und weiteren Infos.

Kommen wir zu den Negativaspekten:
Die Duale Reihe ist seeehr ausführlich geschrieben, spart kaum an Details und wird dabei bisweilen sehr ausschweifend.
Dies kann vorteilhaft sein, wenn man sich zum Beispiel für eine Thematik sehr genau interessiert, oder einen Sachverhalt nicht wirklich versteht; setzt man sich dann mit der Dualen Reihe aktiv damit auseinander, empfinde ich - trotz teilweise komplexer geschriebenen Texten - die Erklärungen der Dualen Reihe deutlich einfacher zu verstehen, als dies im Sobotta der Fall ist, speziell, wenn man einen Sachverhalt WIRKLICH genau und detailliert verstehen will.
Nachteil dabei: Für Leute die schlecht selektieren können, welches Detail jetzt noch wichtig ist und damit gelernt werden muss und welches eher Zusatzwissen und Detailverliebtheit ist (wieder: Bsp. Hirnnerven oder Muskelansatzpunkte), kann dieses ausschweifende, detailgetreue Wissen das Ende vor jedem Anatomietestat bedeuten, da die Zeit einfach knapp ist. Man muss also, noch mehr als im Sobotta, in der Lage sein, sich das rauszurücken, was man höchstwahrscheinlich braucht. Aber das ist sowieso eine Kernkompetenz im Medizinstudium, die erlernt werden muss.

FAZIT:
Die Duale Reihe ist ein tolles, sehr anschauliches und detailliertes Buch mit vielen Grafiken, Tabellen und Klinikverweisen, das darauf ausgelegt ist, einen Sachverhalt auch wirklich zu verstehen und exakt zu kennen. Dass dies nicht immer notwendig und möglich ist, ist jedem Medizinstudenten klar und somit kann man sich schnell in den Details verlieren. Hier ist eben kürzen angesagt.
Positiv hervorzuheben ist die Online-Version des Buches, die perfekt aufgebaut ist.
Von mir eine klare Kaufempfehlung!