100 Fehler im Umgang mit Menschen mit Demenz (eBook)

Wertschätzender kommunizieren - Biografischer pflegen & betreuen - Milieuorientierter arbeiten
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
120 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9079-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

100 Fehler im Umgang mit Menschen mit Demenz -  Jutta König,  Claudia Zemlin
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Es ist nicht einfach, Menschen mit Demenz zu pflegen. Die 100 Fehler in diesem Buch machen es deutlich: Da dürfen Menschen mit Demenz nichts allein machen. Wenn sie weglaufen, wird nicht nach den Gründen gefragt. Vertrauliche Details aus der Biografie stehen - für alle sichtbar - in der Dokumentation. Es ist vielen Pflegenden wichtig, Menschen mit Demenz so zu pflegen, dass es ihnen gut geht und sie sich wohlfühlen. Doch das gelingt nur, wenn die eigene Haltung, die pflegerische Kompetenz und das fachliche Know-how immer wieder überprüft und verbessert werden. Genau dafür wurde dieser prägnante Ratgeber konzipiert. Die 4., aktualisierte Auflage enthält zahlreiche Ergänzungen, ist aber wie gewohnt kompakt und übersichtlich. Auf den Punkt gebracht: Der handliche Ratgeber für Pflegekräfte. Praktische Tipps für die tägliche Pflege von Menschen mit Demenz. Expertenrat für Pflegekräfte, die mehr wollen als 'Sicher - Satt - Sauber' Das bewährte Standardwerk - auch für pflegende Angehörige.

Jutta König ist Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleitung, Wirtschaftsdiplombetriebswirtin Gesundheit (VWA), Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten im Bundesgebiet sowie beim Landessozialgericht in Mainz, Mitglied im Bundesverband der unabhängigen Pflegesachverständigen und Pflegeberater, Unternehmensberaterin, Dozentin in den Bereichen SGB XI, SGB V, BSHG, Heimgesetz und Betreuungsrecht. Dr. Claudia Zemlin ist klinische Psychologin, Fachpsychologin der Medizin, PBD Gerontologin, Gesprächspsychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin, DCM-Trainerin und anerkannte Böhmlehrerin beim Europäischen Netzwerk für Psychobiographische Pflegeforschung nach Prof. Erwin Böhm.

Jutta König ist Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleitung, Wirtschaftsdiplombetriebswirtin Gesundheit (VWA), Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten im Bundesgebiet sowie beim Landessozialgericht in Mainz, Mitglied im Bundesverband der unabhängigen Pflegesachverständigen und Pflegeberater, Unternehmensberaterin, Dozentin in den Bereichen SGB XI, SGB V, BSHG, Heimgesetz und Betreuungsrecht. Dr. Claudia Zemlin ist klinische Psychologin, Fachpsychologin der Medizin, PBD Gerontologin, Gesprächspsychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin, DCM-Trainerin und anerkannte Böhmlehrerin beim Europäischen Netzwerk für Psychobiographische Pflegeforschung nach Prof. Erwin Böhm.

1. Fehler: Annahme, man könne für die betroffenen Menschen nichts mehr tun


Das ist mit Sicherheit eine Annahme, die in einem viel umfassenderen Maße diskutiert werden muss. Sie hat dramatische Folgen in der täglichen Begleitung von Menschen mit Demenz. Diese Haltung, bei der Demenz mit Hoffnungslosigkeit gleichgesetzt wird, stammt, wie Kitwood (1997) es beschreibt, aus der alten Pflegekultur, die Demenz als eine das zentrale Nervensystem zerstörende und somit die Identität und Person vernichtende Erkrankung ansieht, der kein Mittel entgegenwirken kann.

Fakt: Diese Annahme raubt den Angehörigen und Pflegekräften jegliche Zuversicht. Sie halten ihr Tun nur für eine Begleitung, die den Zustand gerade so erträglich machen kann. Diese Hoffnungslosigkeit führt geradewegs zu einer Pflege, die wesentliche psychische Bedürfnisse eines Menschen mit Demenz nicht erfüllt, weil sie sie nicht als solche erkennt. Die Pflegebedürftigen verkümmern, weil sie kaum wertschätzende Kontakte und Einbindung in Lebensaktivitäten erleben. Das aber ist das Ergebnis der Pflege – nicht der Demenz.

Fazit Demenz als eine Form der Behinderung

Kitwood (1997, 2000) betrachtet die Demenzerkrankung als eine Form der Behinderung, deren Bewältigung im überwiegenden Maße von der Qualität der Pflege abhängt. Es kommt also darauf an, dass Pflegende Kenntnisse entwickeln, um für den Menschen mit Demenz eine fördernde und ermutigende Umgebung zu schaffen, sodass er sein Leben von Tag zu Tag mit Optimismus meistern kann.

2. Fehler: Annahme, Menschen mit Demenz benötigten eine feste Tagesstruktur


Bei dieser Fehler-Formulierung handelt es sich um eine Aussage, die, wenn sie allgemeingültig festgelegt wird, falsch ist. Individuelle Rituale sind davon unberührt. Wer glaubt, dass er Menschen mit Demenz nur durch einen starren Tagesablauf »lenken« kann, berücksichtigt keine individuellen Schwankungen, keine Launen, plötzlich auftretende Wünsche oder andere Bedürfnisse, die den Einzelnen ausmachen.

Fakt: Es mag sein, dass es Pflegebedürftige gibt, die von festen Abläufen profitieren. Aber oft ist es so, dass feste Abläufe den Menschen entmündigen und ermüden. Vorteilhaft ist ein solcher Ablauf nur für die Pflegenden, die den Pflegebedürftigen in einen überschaubaren Rahmen pressen, der ihm wenig Gelegenheit für Unvorhersehbares lässt – quasi eine kontrollierbare Situation, die kaum Risiken birgt. Leben ist etwas anderes! Dieses Verhalten der Pflegenden kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Oft hat es mit der Haltung gegenüber Menschen mit Demenz zu tun. Betrachtet man diese Menschen, als seien sie nur noch durch starre Grenzziehung beherrschbar, weil ansonsten das Chaos herrsche, dann spricht das für Unwissenheit, Unsicherheit und Angst vor Überforderung. Hier benötigen die Pflegenden Hilfe!

Tipp

Neben unterstützenden Schulungen sind auch Hospitationen in Einrichtungen hilfreich, die eine andere, eine neue Pflegekultur leben.

3. Fehler: Annahme, Menschen mit Demenz könnten keine Entscheidungen mehr treffen


Jeder Pflegende, der Menschen mit Demenz begleitet, weiß aus seiner täglichen Erfahrung, dass Pflegebedürftige fortwährend eigene Entscheidungen treffen. Sie laufen über den Flur, nehmen Dinge mit, sprechen andere Personen an oder äußern laut, wenn ihnen bestimmte Dinge nicht passen.

Fakt: Hinter dieser fehlerhaften Annahme, dass Menschen mit Demenz keine Entscheidungen mehr treffen können, steht eigentlich die Meinung, dass Menschen mit Demenz nicht immer Entscheidungen in der Form treffen, wie Pflegende es wünschen. Da allgemein davon ausgegangen wird, dass nur kognitiv nicht eingeschränkte Menschen richtige Entscheidungen treffen können, werden Entscheidungen von Menschen mit Demenz folglich oft nicht ernst genommen

Beispiel Frau Müller und das Mittagessen

Frau Müller sitzt seit der Frühstücksgruppe, in der sie ein üppiges Frühstück zu sich genommen hat, im Gruppenraum. Sie lauscht interessiert einem Gespräch über das Thema »Einwecken«. Leider kann sie aufgrund ihrer Erkrankung kaum mehr etwas verbal beisteuern. Obststückchen werden herumgereicht und Frau Müller greift mit viel Appetit zu. So vergeht die Zeit bis zum Mittag.

Das Mittagessen naht und Frau Müller entscheidet sich, zu gehen. Diese Entscheidung wird von einer neuen Mitarbeiterin, die die Mittagsgruppe leitet, als »falsch« eingeschätzt. Sie vermutet, dass Frau Müller vergessen hat, dass es Mittagessen gibt. Die neue Mitarbeiterin findet aber, dass Frau Müller jetzt eine warme Mahlzeit braucht und später kaum noch Gelegenheit dazu hat. Wer hat Recht? Frau Müller, die sich verständlicherweise mit gut gefülltem Magen gegen das Mittagessen entschieden hat, oder die Mitarbeiterin?

Wie hätten Sie in dieser Situation reagiert?

Hätten Sie die Entscheidung von Frau Müller akzeptiert?

4. Fehler: Annahme, alle Menschen mit Demenz seien krank und müssten deshalb ständig betreut werden


Wenn diese Meinung den Umgang mit allen betroffenen Menschen bestimmt, ist sie falsch. Vielen Menschen mit Demenz gelingt es durchaus, die meisten Dinge des täglichen Lebens zu meistern. Leider werden diese Fähigkeiten in Pflegeheimen oft regelrecht »weggepflegt«.

Fakt: Das »Überversorgtwerden« ist ein Symptom, an dem besonders Menschen mit Demenz zu Hause, aber insbesondere in Pflegeheimen leiden. Pflegende nehmen selbst die kleinsten Handgriffe ab und bringen Pflegebedürftige in eine völlig passive Position. Böhm spricht nicht von ungefähr von der »Pflege mit der Hand in der Hosentasche«. Es ist dort zu helfen, wo die Hilfe wirklich zur Selbsthilfe gebraucht wird. Alles abgenommen zu bekommen, sich um nichts mehr Gedanken machen zu müssen, führt dazu, dass der Lebenssinn eines Menschen, der tägliche Lebenskampf, vorbei ist und damit oft sein Leben an sich (vgl. Böhm 1999a). Viele Pflegenden neigen dazu, das Verhalten der Klienten zu kontrollieren, statt deren Bedürfnisse zu ergründen (vgl. Dementia Care Mapping 2014).

Tipp

Lassen Sie den Alltag zurückkehren. Lassen Sie den Menschen mit Demenz das Gefühl, dass sie gebraucht werden. Nehmen Sie ihnen nicht alle Entscheidungen und Handlungen ab, nur weil es etwas ungelenk aussieht, schwierig ist oder Sie helfen wollen.

5. Fehler: Annahme, bei Menschen mit Demenz müsse man immer investieren, bekäme aber kaum etwas zurück


Diese Meinung hängt oft eng mit den oben beschriebenen Haltungen (der Hoffnungslosigkeit gegenüber den Pflegebedürftigen und somit gegenüber dem Sinn der eigenen Arbeit, dem ständigen Kontrollanspruch und der Vorstellung einer alles abnehmenden Versorgungshaltung) zusammen. Ein Geben und Nehmen ist in dieser Konstellation kaum möglich.

Sich mit Menschen mit Demenz verbunden zu fühlen, mit ihnen gemeinsam den Tag zu verleben und somit eine Basis für ein Miteinander zu schaffen, bedarf tatsächlich einer anderen Haltung. Diese zu entwickeln, ist häufig ein Prozess, der nicht nur vom einzelnen Pflegenden abhängt, sondern auch von den umgebenden Faktoren. Leider kommt es oft vor, dass Pflegekräfte Dinge verändern wollen, um Pflegequalität und somit Lebensqualität zu entwickeln. Sie werden dann aber von alten Pflegemeinungen in Form von eingrenzenden Strukturen ausgebremst. Andererseits sprechen auch Pflegende offen darüber, dass sie nicht mit demenziell Erkrankten arbeiten könnten und sich überfordert fühlten. Diese Aussagen sollte man ernst nehmen. Es ist daher wichtig, bei der Personalauswahl für solch spezielle Wohnbereiche auf Freiwilligkeit zu achten.

Fakt: Die Begleitung von Pflegebedürftigen mit einer demenziellen Erkrankung ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. Das sollte jedem deutlich werden.

Fazit Die Arbeitszufriedenheit erhöhen

Wenn Pflegende unter guten Bedingungen reaktivierende Lebensbereiche für ihre Pflegebedürftigen entwickeln können, nimmt ihre Arbeitszufriedenheit deutlich zu. Ein geringer Krankenstand und wenig Fluktuation sind eindeutige Indikatoren. Dies zeigten Untersuchungen, die wir selber durchführten.

6. Fehler: Der Mensch mit Demenz soll lernen, dass er nicht der einzige Klient ist, der Hilfe benötigt


Häufig berichten Pflegekräfte oder pflegende Angehörige in Fallbesprechungen, dass ein Pflegebedürftiger durch Rufen oder Klammern »am Rockzipfel« der Pflegeperson seinen Wunsch nach Nähe und Kontakt ausdrückt. Diese Verhaltensweisen werden als aufdringlich und egoistisch empfunden. Oft fällt der Satz: »Der will nur Aufmerksamkeit haben!«...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2020
Reihe/Serie Pflege Praxis
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Ambulante Pflege • Angehörige • Betreuung • Demenz • Gerontopsychiatrie • Pflege • Qualitätssicherung • Tagespflege
ISBN-10 3-8426-9079-7 / 3842690797
ISBN-13 978-3-8426-9079-0 / 9783842690790
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