111 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz (eBook)

Diagnostik & Symptome - Kommunikation & Hilfe - Krisen & Interventionen. Wichtiges Wissen kompakt aufbereitet
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
164 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9155-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

111 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz -  Ingrid Hametner
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In dieser erweiterten 5. Auflage des bewährten Ratgebers erhält auch das Thema 'Demenz und Sexualität' seinen Platz. Die eigene Identität gehört zum Leben dazu und auch bei einer Demenzerkrankung erlischt die Persönlichkeit nicht vollkommen. So finden sich in dieser Neuauflage nun auch 11 Fragen zum Umgang mit der Sexualität bei einer Demenzerkrankung. Ebenfalls aktualisiert wurden die Fragen rund um die Begutachtung der Pflegebedürftigkeit und Erfahrungen aus der Praxis mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Natürlich ist die bewährte Form von wichtigen Fragen und verständlichen Antworten auch in dieser 5. Auflage geblieben.

Ingrid Hametner ist Diplom-Pädagogin, Krankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe sowie ausgebildete Management- und Personaltrainerin. In der Fachwelt ist sie durch Projekte, Trainings, Beratungen und Coachings für Fach- und Führungskräfte von Spezialinrichtungen bekannt.

Ingrid Hametner ist Diplom-Pädagogin, Krankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe sowie ausgebildete Management- und Personaltrainerin. In der Fachwelt ist sie durch Projekte, Trainings, Beratungen und Coachings für Fach- und Führungskräfte von Spezialinrichtungen bekannt.

1. Frage: Was ist eine Demenz?


Demenz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie »ohne Geist sein«. Diese Bezeichnung ist bereits eine Stigmatisierung an sich und wird dem Krankheitsbild nicht gerecht.

Definition Die WHO-Definition

»Demenz ist eine erworbene globale (umfassende) Beeinträchtigung der höheren Hirnfunktion, einschließlich Gedächtnis, der Fähigkeit Alltagsprobleme zu lösen, sensomotorischer und sozialer Fertigkeiten der Sprache und Kommunikation, sowie der Kontrolle emotionaler Reaktionen, ohne Bewusstseinsstörungen. Meist ist der Verlauf progredient (fortschreitend) und nicht notwendigerweise irreversibel«.

Das Krankheitsbild einer Demenz ist, unabhängig von der Ursache, durch die Abnahme der Gedächtnisleistungen und eine deutliche Verminderung des Denkvermögens gekennzeichnet. Die Besonderheit der Demenz liegt darin, dass sich beim Betroffenen Gedächtnis und Intelligenz immer weiter verschlechtern, obwohl vorher keine Einschränkungen vorhanden waren. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens und der Motivation begleitet.

2. Frage: Wodurch entsteht eine Demenz?


Definition Symptomkomplex

Bei der Demenz handelt es sich nicht um eine einzelne ursächliche Erkrankung, sondern um ein klinisches Syndrom (Symptomkomplex), das bei zahlreichen Erkrankungen, die das Gehirn primär oder sekundär schädigen, auftreten kann.

Zu den primären Schädigungen des Gehirns gehören die neurodegenerativen und vaskulären Ursachen, die Nervenzellen zerstören und damit zum Funktionsverlust in unterschiedlichen Hirnregionen führen. Wir kennen die Bezeichnungen Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz, gemischte Demenz und Lewy-Körperchen-Demenz.

Auch schwere neurologische Erkrankungen, wie Parkinson, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder Chorea-Huntington-Krankheit, können eine Demenz hervorrufen. Wir sprechen dann etwa von der Demenz bei Morbus Parkinson.

Bei den sekundären Einflüssen liegt die Ursache für die sogenannte »symptomatische Demenz« in einer anderen Erkrankung, die ihren Ursprung nicht im Gehirn hat. Diese Form der Demenz entsteht bei schweren Stoffwechselstörungen, schweren Vitaminmangelzuständen, Herz- und hämatologischen Erkrankungen, Intoxikationen (z. B. durch Benzodiazepine oder Alkohol) und Hypoxien (Sauerstoffmangel).

Die begleitenden Symptome müssen allerdings die Definition einer Demenz nach den anerkannten Kriterien erfüllen und dürfen nicht mit Delirien (vorübergehende Verwirrtheitszustände) verwechselt werden.

Fazit Sechs-Monats-Frist

Für die Diagnose einer Demenz müssen die Symptome nach ICD 10 über mindestens sechs Monate bestanden haben und die Funktion der Sinne (Sinnesorgane und Wahrnehmung) sollte im üblichen Rahmen liegen.

3. Frage: Wie viel Vergessen ist normal?


Viele Menschen haben Angst, an einer Demenz zu leiden, weil sie im Alltag Dinge vergessen. Es ist wichtig, eine Balance zwischen unbegründeter Panikmache und der Aufmerksamkeit für erste Anzeichen einer evtl. Erkrankung zu finden. Das ist ein individueller Prozess. Ein Großvater wurde aufmerksam, als er eines Tages vergaß, sein Enkelkind vom Kindergarten abzuholen. Dabei war das seine tägliche Aufgabe und das Enkelkind bedeutete ihm natürlich viel.

4. Frage: Wie verläuft die Diagnostik?


Das diagnostische Vorgehen ist für die Psychohygiene des Patienten und den weiteren Verlauf der Erkrankung extrem wichtig. Jeder Hausarzt sollte es ernst nehmen, wenn ein Patient berichtet, dass seine geistige Leistungsfähigkeit nachlässt.

Bei der Diagnostik empfiehlt sich ein zweistufiges Vorgehen, bei dem auf der ersten Stufe das demenzielle Syndrom zu sichern und auf der zweiten Stufe die Ursache zu ermitteln ist.

Stufe 1: Diagnostik des demenziellen Syndroms: Anamnese/Fremdanamnese, psychopathologischer Befund, neuropsychologische Screeningverfahren (z. B. Mini-Mental-Status, Uhrentest, Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD), Demenz-Detections-Test (DemTect) etc.)

Stufe 2: Differentialdiagnostik. Unerlässlich sind bildgebende Verfahren wie cCt oder cMRT. Bei Verdacht auf eine vaskuläre Demenz sollte eine Dopplersonografie der hirnversorgenden Gefäße durchgeführt werden, außerdem EKG und umfangreiche Labordiagnostik einschließlich TSH, Folsäure und Urinteststreifen

Fakultativ (im Bedarfsfall): Test des Urins auf Benzodiazepine, weitergehende neuropsychologische Untersuchung, EEG, Liquordiagnostik und weitere Labordiagnostik, z. B. Lues-Serologie, HbA1 etc.

Weitere bildgebende Verfahren wie Positronen-Emissions-Tomografie (PET) bzw. Einzelphotonen-Emissions-Computer-Tomografie (SPECT)

5. Frage: Was ist eine Memory-Klinik?


Die Hauptaufgabe einer Memory-Klinik liegt in der Diagnose von Hirnleistungsschwächen. Neben der Diagnostik und dem Befund geht es auch immer um die Evaluation der Betreuungssituation des Patienten. Die Überweisung erfolgt durch den Hausarzt, bei dem auch die weitere ärztliche Betreuung liegt.

1983 eröffnete in Großbritannien die erste Memory-Klinik, um die Ursachen von Gedächtnisstörungen bei älteren Patienten möglichst früh zu erfassen. Seither sind in verschiedenen Ländern ähnliche Institutionen ins Leben gerufen worden.

In Deutschland wurde die erste ambulante Gedächtnissprechstunde 1985 an der TU München gegründet. Inzwischen gibt es in Deutschland mehr als 200 Einrichtungen dieser Art, die jetzt »Gedächtnisambulanzen« heißen.1

Adressen von Gedächtnissprechstunden, Gedächtnisambulanzen und Memory-Kliniken finden sich bspw. auf den Internetseiten der Hirnliga (www.hirnliga.de) oder der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (www.deut-sche-alzheimer.de).

6. Frage: Welche Stichworte zur Diagnostik sind wichtig?


Die Diagnose einer Demenz ist prinzipiell eine Ausschlussdiagnose. In der ICD-10 wird neben dem Fehlen von Hinweisen auf andere Krankheitsursachen die Erfüllung weiterer Kriterien verlangt. Dazu zählen neben einem demenziellen Bild auch ein schleichendes Einsetzen der Symptomatik und eine kontinuierliche Verschlechterung. Zur Diagnostik und Therapie von Demenzen haben die Fachgesellschaften DGPPN und DGN in Zusammenarbeit mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft die sogenannte »S3-Leitlinie Demenzen« herausgegeben, in der systematisch und differenziert Symptomatik, Diagnostik, Verlauf und Prognose der unterschiedlichen Demenzformen beschrieben werden.

Info

Ein bedeutsames Stichwort ist die Bereitschaft, erst zu differenzieren und dann zu integrieren, also bis ins Einzelne zu unterscheiden und dann erst einzugruppieren. Die unterschiedlichen Demenzformen gehen mit entsprechend unterschiedlichen Symptomen und damit Verhaltensweisen der Patient*innen, die alle demenziell erkrankt sind, einher.

Fluktuationen (Schwankungen) in der kognitiven Leistungsfähigkeit und immer wieder auftretende Bewusstseinsstörungen sind z. B. ein charakteristisches Kennzeichen der Lewy-Körperchen-Demenz, der nach der Alzheimer Demenz zweithäufigsten neurodegenerativen Demenzen.

Ein Teil der Patient*innen weist zunächst ausschließlich Symptome wie bei der Parkinsonschen Krankheit auf, z. B. Verarmung der Bewegung, Muskelsteifheit, Zittern, etc. Etwa zwei Drittel der Personen, die eine Lewy Body Demenz entwickeln, berichten über visuelle Halluzinationen meist szenischen Charakters, d. h. sie sehen Dinge oder sogar Szenen, die es offensichtlich nicht gibt. Man spricht auch von Trugwahrnehmungen, die im psychiatrischen Kontext den Sinnestäuschungen und nicht wie beim Wahn den Denkstörungen zugeordnet werden.

Diese Symptomatik bei dieser Demenzform weicht aber erst einmal von dem Bild der Patient/Innen mit der Alzheimer Demenz ab. Bei der Alzheimer Demenz werden die kognitiven Leistungseinschränkungen und progrediente (fortschreitende) Gedächtnisleistungsstörungen schon zu Beginn der Erkrankungen deutlich erkennbar.

An dieser Stelle ist die Frontotemporale Demenz (FTD) – auch unter der Bezeichnung »Pick-Krankheit« bekannt – zu erwähnen. Die Frontotemporale Demenz ist eine Krankheit, bei der der Abbau von Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns stattfindet. Von hier aus werden u. a. Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert. Bei fast allen erkrankten Personen fallen gerade am Anfang der Erkrankung die Veränderungen im zwischenmenschlichen Verhalten auf. Dieses sind z. B. Teilnahmslosigkeit, aber auch Aggressivität, Maßlosigkeit beim Essen und Trinken, Sprachverständnisstörungen etc. Diese Demenzform stellt in ihrer Besonderheit der Symptomatik, die sich stärker in Wesensveränderungen der Person als im Gedächtnisleistungsverlust zeigt, von Beginn an höchste Anforderungen an die...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Demenz • Gesundheit & Medizin • Lernmaterialien • Medizin • Pflege • Sexualität • Wörterbücher & Nachschlagewerke
ISBN-10 3-8426-9155-6 / 3842691556
ISBN-13 978-3-8426-9155-1 / 9783842691551
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