"Natur" in der Transzendentalphilosophie.

Eine Tagung zum Gedenken an Reinhard Lauth.

Helmut Girndt (Herausgeber)

Buch | Softcover
516 Seiten
2015
Duncker & Humblot (Verlag)
978-3-428-14535-5 (ISBN)
99,90 inkl. MwSt
Das naturalistische Selbstverständnis der Gegenwart scheint sich beruhigt zu haben, glaubt es doch auf wissenschaftlichem Boden zu stehen, wenn es vermeint, der Mensch sei, alles andere ausschließend, Produkt der Natur, – unangesehen dessen, dass er es ist, der sich so sieht. Diesem kritiklosen Selbstverständnis steht das erkenntniskritische Denken Immanuel Kants, selbst ein Naturwissenschaftler, unversöhnlich entgegen. Auf der Grundlagen seiner transzendentalphilosophischen Methode vereint der vorliegende Band Theorien der Natur ihm verwandter Philosophen. Denn die von Kant entwickelte Denkweise kritischer Selbstreflexion ist die einzige, die sich dem inzwischen zur gesamtgesellschaftlichen Ideologie avancierten Naturalismus rational begründet entgegenzusetzen weiß.
Der Band erschließt eine terra incognita philosophischer Forschung: die Natur in der Transzendentalphilosophie. Deren Konzeption der Natur setzt sich nicht nur deutlich von den herrschenden naturalistischen Ideologien der Gegenwart ab, sondern auch von den naturphilosophischen Ideen Schellings und Hegels. Die transzendentale Konzeption der Natur, insbesondere die Johann Gottlieb Fichtes, blieb bis in die Gegenwart ohne jede Resonanz. Der erste und bisher einzige Autor, der sich des Themas annahm, war der Herausgebers der J. G. Fichte Gesamtausgabe, Reinhard Lauth. Zu dessen Gedenken fand im Mai 2007 an Fichtes Geburtsort eine Tagung statt, die das unbeachtete Thema der Natur unter transzendentalphilosophischen Gesichtspunkten sowohl systematisch als auch historisch behandelte. Beginnend mit Leibniz als Vorläufer bis hin zu Beiträgen der Gegenwart verfolgt der Band das Thema der transzendentalphilosophischen Sicht der Natur. Im Zentrum der Darlegungen steht die unbekannte Naturkonzeption J. G. Fichtes.

Helmut Girndt promovierte 1959 an der Universität München über Hegels »Differenzschrift«, qualifizierte sich mit einer Arbeit über Max Weber zum Postdoctoral Fellow, verbrachte ein Jahr an der University of California in Berkeley und lehrte dann als Assistant und Associate Professor in den USA. 1973 an die Universität Duisburg berufen wurde er 1987 zum Mitbegründer der »Internationalen Johann Gottlieb Fichte Gesellschaft« und 1997 zu deren Präsident gewählt. Lehr- und Forschungsaufenthalte führten ihn nach New Mexico, Korea und Japan. Er ist der Autor von zwei Monographien, Herausgeber von Schriften verschiedenen philosophischen Inhalts und ca. fünfzig wissenschaftlichen Aufsätzen.

Einleitung

I. Vorläufer und Begründer einer transzendentalen Natursicht

Klaus Erich Kaehler
Leibniz. Die Natur als Verwirklichung und Erscheinung der Vernunft

Jacinto Rivera de Rosales
Gehirn und Geist. Kant oder der komplementäre Logos von Philosophie und Naturwissenschaft

II. Fichtes Naturphilosophie – terra incognita im Deutschen Idealismus

Thomas Sören Hoffmann
Nichts Neues von der Lava im Monde. Fichtes Einspruch in Sachen Naturalismus

Hartmut Traub
Fichtes Begriff der Natur. Rezeptionsgeschichte im Wandel – Ein Forschungsbericht

Marco Ivaldo
Fichtes Naturlehre in der Sicht von Reinhard Lauth

Federico Ferraguto
Der Naturbegriff in den Ultima Inquirenda

Paolo Vodret
Zum Verhältnis zwischen Natur und Nicht-Ich und zum Begriff der »Unterscheidung«. Von den Eignen Meditationen bis zur Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre

Cristiana Senigaglia
Geist und Natur in Fichtes Ethik

Faustino Fabbianelli
Zwischen Natur und Geist. Fichtes späte Wahrnehmungslehre

III. Transzendentale und posttranszendentale Naturkonzeptionen im 19. und 20. Jahrhundert

Emiliano Acosta
Schillers transzendentalphilosophischer Naturbegriff

Christoph Binkelmann
Die Natur – und Ich: Über Aktualität und Bedeutung von Hegels Naturalismuskritik

Martin Götze
Transzendentale Naturbetrachtung und romantische Poetik bei Friedrich von Hardenberg (Novalis)

Petra Lohmann
Architektur und Transzendentalphilosophie, der Naturbegriff Karl Friedrich Schinkels und seine Kunst- und Architekturtheorie

Tommaso Valentini
Determinismus der Natur und Freiheit des Geistes. Die Rezeption Fichtes in Frankreich und die Ursprünge des französischen Spiritualismus

Mario Jorge de Carvalho
Natur als Widerstand: Dilthey und Fichte

Peter Hess
Natur als Korrelat der transzendentalen Intersubjektivität bei Edmund Husserl

Sebastian Ullrich
Ausdruckswahrnehmung und Dingwahrnehmung. Zum Verhältnis von Kultur und Natur bei Ernst Cassirer

IV. Zur Aktualität transzendentaler Naturkonzeptionen

Norman Sieroka
Transzendentale Naturlehre im Zeitalter von Relativitätstheorie und Quantenphysik. Neuinterpretationen von Raum, Zeit und Kausalität durch Cassirer, Medicus und Weyl

Matthias Scherbaum
Neurowissenschaft und Transzendentalphilosophie. Reflexionen zur aktuellen Determinismusdebatte

Harald Münster
Berühren verboten! Das Leib-Seele-Problem und das Narziß-Paradoxon

Sachwortverzeichnis

Erscheint lt. Verlag 26.8.2015
Reihe/Serie Begriff und Konkretion ; 2
Zusatzinfo Frontispiz; 516 S.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 157 x 233 mm
Gewicht 700 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
Naturwissenschaften
Schlagworte Fichte, Johann G. • Immanuel Kant • Lauth, Reinhard • Natur • Natur /Theorie • Transzendentalphilosophie
ISBN-10 3-428-14535-6 / 3428145356
ISBN-13 978-3-428-14535-5 / 9783428145355
Zustand Neuware
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