Von Menschen und anderen Tieren

Abschied vom Humanismus

(Autor)

Buch | Hardcover
245 Seiten
2010 | 3. Aufl.
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-94610-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Von Menschen und anderen Tieren - John Gray
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Das bisher provokativste Buch eines der wichtigsten Kritiker moderner Ideologien
In John Grays bisher provokativstem Buch rechnet er schonungslos mit dem Humanismus ab. Der Mensch ist für ihn Homo rapiens geblieben, ein verblendeter Ausbeuter der Natur und seiner eigenen Gattung. Es ist Zeit, den Humanismus zu verwerfen, der die Natur und uns selbst zu Tode "kultiviert".
Der Humanismus ist die Ersatzreligion der Moderne, der es sich auf die Fahnen schreibt, alle Menschen zu emanzipieren.Aber wovon und warum eigentlich? Von ihrer Natur, zweibeinige hoch entwickelte Säugetiere zu sein?
Diesen Humanismus, im Bann des unendlichen wirtschaftlichen wie kulturellen Fortschritts verwirft John Gray als gefährliche, lebensbedrohende Ideologie und verabschiedet ihn.
In "Menschen und andere Tiere", das John Gray auf der ganzen Welt zu einem der wichtigsten Ideologiekritiker unserer Zeit gemacht hat, stellt er ein für alle Mal klar: Der Anspruch der Menschen auf eine Sonderstellung in der Natur, seine grenzenlose Selbstverherrlichung, führt unsere Welt und mit ihr die Menschen selbst in den Untergang.
Himmel und Erde sind nicht gütig.
Ihnen sind die Menschen wie stroherne Opferhunde.
Laotse
(Als Erläuterung des englischen Originaltitels "Straw Dogs" - Strohhunde)

John Gray, geboren 1948, ist Professor für Europäische Ideengeschichte an der London School of Economics. Durch zahlreiche Sendungen für die BBC wurde er weltweit bekannt, wie auch als Autor herausragender Bücher gefeiert: »Die falsche Verheißung. Der globale Kapitalismus und seine Folgen«; ferner der Weltbestseller »Straw Dogs«; dt. »Von Menschen und anderen Tieren«.

Dank
Ein Angriff auf unreflektierte Überzeugungen
1 Der Mensch
2 Die Täuschung
3 Das Lasterhafte der Moral
4 Die Unerlösten
5 Fortschrittsverweigerung
6 Wie die Sache steht
Weiterführende Literatur
Register

Himmel und Erde sind nicht gütig.
Ihnen sind die Menschen wie stroherne Opferhunde.
Laotse
[Als Erläuterung des englischen Originaltitels "Straw Dogs" - Strohhunde]
Ein Angriff auf unreflektierte Überzeugungen
Vorwort zur ersten englischen Taschenbuchausgabe
Von Menschen und anderen Tieren ist ein Angriff auf die unreflektierten Überzeugungen reflektierter Zeitgenossen. Der liberale Humanismus verfügt heute über eine so weitreichende Macht wie einst die Offenbarungsreligionen. Humanisten bilden sich gern ein, ihre Sicht der Welt sei rational. Doch ihre Grundüberzeugung, die Geschichte der Menschheit sei eine Fortschrittsgeschichte, beruht auf einem Aberglauben und ist weiter von der Wahrheit entfernt als jede Religion.
Der Fortschritt ist, sofern es nicht um Naturwissenschaft geht, eben nur ein Mythos - eine These, die einige Leser dieses Buchs in ihrem ethischen Empfinden zutiefst verstört zu haben scheint. Sie ertragen es nicht, dass jemand das zentrale Credo liberaler Gesellschaften in Frage stellt. Denn werden wir nicht völlig verzweifeln, wenn wir diese Ideen aufgeben? Ähnlich wie die Viktorianer, denen es davor graute, dass sie den Glauben an Gott verlieren könnten, klammern sich die Humanisten ängstlich an die Fahne der Hoffnung auf den Menschheitsfortschritt, obgleich diese Fahne schon längst von Motten zerfressen ist. Viel freier in ihrem Denken sind heutzutage religiöse Menschen. Weil sie in einer Kultur, in der die Wissenschaft den Platz als absolute Autorität der Erkenntnis beansprucht, an den Rand gedrängt wurden, waren sie gezwungen, die Fähigkeit des Zweifelns zu kultivieren. Säkulare Gläubige dagegen stehen, gefangen in den Denkkonventionen ihrer Epoche, im Bann unhinterfragter Dogmen.
Die herrschende säkulare Weltanschauung ist ein Potpourri aus Wissenschaftsdogmen, die heutzutage Gültigkeit beanspruchen, und frommen Hoffnungen. Charles Darwin hat gezeigt, dass wir Tiere sind. Dennoch predigen die Humanisten unermüdlich, dass es "an uns selbst ist", wie wir leben. Im Gegensatz zu den Tieren seien wir frei, unser Leben nach unserem Ermessen selbst zu gestalten. Die Vorstellung des freien Willens geht freilich nicht auf die Naturwissenschaft, sondern auf die Religion zurück - und zwar nicht auf irgendeine Religion, sondern auf die christliche, gegen deren Einfluss die Humanisten wie besessen ankämpfen.
In der Antike stellten die Epikureer Vermutungen an, das Weltgeschehen laufe möglicherweise nicht nur in deterministischen Ursache-Wirkungs-Ketten ab, so dass Raum für Willensfreiheit bleibe. Der Glaube jedoch, der Mensch hebe sich dadurch, dass er einen freien Willen habe, von allen anderen Tieren ab, ist ein Erbe des Christentums. Darwins Theorie hätte, wenn sie sich im hinduistischen Indien, im taoistischen China oder im animistischen Afrika entwickelt hätte, keine vergleichbare Hysterie ausgelöst. Außerdem bieten nur in postchristlichen Kulturen Philosophen ihren ganzen Scharfsinn auf, um den naturwissenschaftlichen Determinismus in Einklang zu bringen mit dem Glauben an ein einzigartiges Vermögen des Menschen, sein Leben selbst zu gestalten. Die Ironie der missionarischen Variante des Darwinismus liegt darin, dass sie ein Menschenbild, das religiöse Wurzeln hat, mit Hilfe der Naturwissenschaft stützen will.
Manche lesen den folgenden Essay als einen Versuch, darwinistische Prinzipien auf Ethik und Politik zu übertragen. Nirgends habe ich hier aber behauptet , mit der reinen Lehre des Neodarwinismus sei das Tier ?Mensch? erschöpfend beschrieben. Vielmehr setze ich darwinistische Vorstellungen strategisch ein, um das herrschende humanistische Weltbild aufzubrechen. Denn Humanisten würden ihre fragile moderne Fortschrittsreligion nur zu gern mit Darwins Hilfe stabilisieren. Der Kosmos aber, den er uns aufgezeigt hat, kennt keinen Fortschritt. Für die Hoffnungen des Säkularismus bleibt in einem Weltbild, das der Realität wirklich gerecht wird, kein Raum.
Vie

Übersetzer Alain Kleinschmied
Sprache deutsch
Original-Titel Straw Dogs, Thoughts on Humans and Other Animals
Maße 134 x 211 mm
Gewicht 396 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Gesellschaftskritik • Humanismus • Humanismuskritik • Ideologiekritik
ISBN-10 3-608-94610-1 / 3608946101
ISBN-13 978-3-608-94610-9 / 9783608946109
Zustand Neuware
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