Die Vitalrohvolution

12 Schritte zu lebendiger Nahrung
Buch | Softcover
230 Seiten
2010
Silberschnur (Verlag)
978-3-930243-54-9 (ISBN)
17,80 inkl. MwSt
Die Autorin erlebte aus eigener Erfahrung, welch enorme Bedeutung lebendige Rohkost-Nahrung für die menschliche Gesundheit hat. Sie erzählt, wie sie 1994 dadurch sich, ihren Mann und ihre beiden Kinder von schweren Krankheiten heilte. Seitdem hat sie unermüdlich weiter zum Thema lebendige Nahrung recherchiert und präsentiert hier viele interessante wissenschaftliche Erkenntnisse, die teils erst in den letzten Jahren bekannt wurden. Sie untersucht unter anderem, was Lebendigkeit ausmacht, was die ersten Menschen aßen, welche Rolle Bakterien im menschlichen Organismus spielen und wie der Körper sich selbst heilen kann. Ausführlich geht sie außerdem auf das bisher vernachlässigte Thema der Sucht nach gekochter Nahrung ein. Hierzu stellt sie ein detailliertes, praxisbezogenes 12-Schritte-Programm vor, das es erleichtert, die Ernährung auf lebendiges Essen umzustellen. Ein Rezeptteil mit einfach zu erstellenden "rohen" Gerichten rundet das Buch ab.

Über die Autorin Die gebürtige Russin Victoria Boutenko lebt seit vielen Jahren in Oregon, USA, und ist weltweit eine gefragte Vortragsrednerin, gibt Kurse über Rohkost-Ernährung und schreibt regelmäßig Beiträge für diverse Gesundheitsmagazine. Sie ist außerdem außerordentliche Professorin an der Southern Oregon University. Ihre Bücher wurden in bislang 9 Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschien bislang von ihr im Hans-Nietsch-Verlag ihr Buch „Green for Life“, in dem es um die „Grünen Smoothies“ geht – Mixgetränke aus Grünpflanzen, Früchten und Wasser, die für jedermann das heilende Potential des Chlorophylls erschließen.

InhaltVorwort von Dr. Gabriel CousensAnmerkung der AutorinTeil 1: Warum Rohkost?Kapitel 1: Wo meine Suche begannKapitel 2: Was fehlte in unserem Rohkost-Plan?Kapitel 3: Ode an den Grünen SmoothieKapitel 4: Ungekochtes aus wissenschaftlicher SichtKapitel 5: Was ist Leben?Kapitel 6: Ihr Körper macht niemals FehlerKapitel 7: Was die ersten Menschen aßenKapitel 8: Bequemlichkeit versus GesundheitKapitel 9: Wie meine Familie ißtKapitel 10: Bakterien: Eine brillante Erfindung der NaturKapitel 11: Was ist mit Insekten?Teil 2: Abhängigkeit von gekochter NahrungKapitel 12: Ist es wirklich eine Abhängigkeit?Kapitel 13: Wie wichtig ist es, 100 Prozent Rohköstler zu sein?Kapitel 14: Suchtstoffe in üblichen NahrungsmittelnKapitel 15: Gekochte Nahrung als TrostspenderKapitel 16: Inneren Hunger stillenTeil 3: Wie Sie Ihre Abhängigkeit von gekochter Nahrung aufgebenSchritt 1: Sich des Problems bewußt werdenSchritt 2: Den Körper nähren, um Gelüste zu stillenSchritt 3: Fähigkeiten und Küchengeräte erwerbenGrundrezept für köstliche SuppenGrundrezept für köstliche Nuß-BurgerGrundrezept für köstliche Trüffel oder KuchenteigGrundrezept für köstliches DressingGrundrezept für köstliche Nuß- oder SamenmilchSchritt 4: Ich liebe dich, egal was du ißtSchritt 5: Versuchungen vermeidenSchritt 6: Unterstützung bekommenSchritt 7: Dankbarkeit und VergebungSchritt 8: Träume verwirklichenSchritt 9: Andere gesunde Gewohnheiten annehmenSchritt 10: Klarheit gewinnenSchritt 11: Seine spirituelle Bestimmung suchenSchritt 12: Andere unterstützenTeil 4: RezepteGrüne SmoothiesApfel-Kohl-ZitronePfirsisch-SpinatMango-SamenErdbeeren-Banane-Romana-SalatBirne-Mangold-MinzeGrüne SuppeValyas erstaunliche, großartige, außergewöhnliche, hervorragende Grüne Spinat-SuppeEchter Russischer BorschtFischsuppeChiliGazpachoIch kann nicht glauben, daß es bloß Weißkohl istIgors CrackerLebendige Garten-BurgerLebendige, fettarme Burger Lebendige FrittenTomaten-Basilikum-SauceLebendige PizzaNori-RöllchenNuß- oder SamenkäseValyas pikanter MandelkäseSonniger AufstrichSergeis HummusKuchen-GrundrezeptSergeis junger KokosnußtraumUn-SchokoladenkuchenSergeis phantastische TrüffelAllas Cranberry-KüchleinSergeis Butternuß-Kürbis-KekseSesamplätzchenHafergraupen-MüsliNuß- oder SamenmilchAnmerkungenBibliographieIndex

Teil 1 Warum Rohkost? Kapitel 1 Wo meine Suche begann Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Matthäus 7, 7 Wir scherzen in unserer Familie oft darüber, daß wir das Glück hatten, alle gemeinsam krank zu werden, doch damals, im Jahre 1993, waren unsere gesundheitlichen Problem gar nicht witzig. Alle vier (mein Mann, unsere beiden Kinder und ich) waren wir todkrank. Ich war erst achtunddreißig, und man hatte bei mir die gleiche Krankheit diagnostiziert, die schon meinen Großvater das Leben gekostet hatte – Arrhythmie, was einen unregelmäßigen Herzschlag bedeutet. Meine Beine waren ständig mit Ödemen geschwollen, ich wog 140 Kilogramm und nahm weiterhin an Gewicht zu. Mein linker Arm wurde nachts oft taub, und ich hatte Angst, daß ich sterben und meine Kinder zu Waisen werden würden. Ich weiß noch, daß ich mich ständig müde und deprimiert fühlte. Schließlich teilte mir meine Ärztin mit, es gebe nun nichts mehr, was sie für meine Gesundheit tun könne. Sie sagte: „Ich glaube, jetzt müssen Sie beten.“ Meine Ehemann Igor war schon von früher Kindheit an häufig krank gewesen. Im zarten Alter von siebzehn Jahren hatte er bereits neun Operationen überstanden. Da er an progressiver Schilddrüsenüberfunktion und chronischer rheumatoider Arthritis litt, war er mit achtunddreißig ein totales gesundheitliches Wrack. An regnerischen Tagen mußte ich ihm sogar die Schuhe zubinden, da seine arthritische Wirbelsäule sich nicht mehr biegen ließ. Igors Herzfrequenz betrug die meiste Zeit 140 plus, seine Augen tränten an sonnigen Tagen, und er hatte zittrige Hände. Andauernd fühlte er sich erschöpft und hatte Schmerzen. Sein Arzt sagte, er müsse sich darauf einstellen, den Rest seines Lebens im Rollstuhl zu verbringen. Unsere Tochter Valya litt von Geburt an unter Asthma und Allergien. Sie war ein blasses, ungesund aussehendes Mädchen, das sein Leben vorwiegend im Sitzen verbrachte, da sie sofort zu husten und nach Luft zu schnappen begann, wenn sie rannte oder hüpfte. 1993, als sie acht Jahre alt war, wachte Valya fast jede Nacht auf, um endlos zu husten, bis Igor ihr eine Entwässerungsmassage verabreichte. Bei unserem Sohn Sergei, der neun Jahre alt war, wurde schließlich Diabetes festgestellt. Wir gaben pro Monat bereits zwei- bis viertausend Dollar für Arzneirechnungen, Versicherungskosten, Arzttermine und Rezepte aus, als die Ärzte uns im September 1993 eröffneten, Sergei müsse nun regelmäßig Insulin bekommen. Igor und ich waren schockiert. Meine an Diabetes leidende Großmutter war erst kurz zuvor an einer Überdosis Insulin gestorben. Ich konnte mir nicht vorstellen, Sergei dieses starke Medikament verabreichen zu müssen. Ich weiß noch, wie ich in der Küche saß und die ganze Nacht lang weinte und fragte: „Lieber Gott, warum strafst du meine Familie so? Was haben wir denn verbrochen? Wie viel mehr können wir noch einstecken? Warum geht es mit unserer Gesundheit immer mehr bergab, all unseren Bemühungen zum Trotz?“ Und immer wieder sagte sagte ich mir: „Ich kann nicht zulassen, daß er Insulin bekommt. Ich kann es einfach nicht.“ Am Morgen ging ich in die medizinische Abteilung der Stadtbibliothek und erkundigte mich in mehreren Büchern über das Thema Diabetes. Aus all jenen Büchern ging hervor, daß Insulinspritzen irgendwann Sergeis Augenlicht schwächen würden und zu Nierenversagen führen konnten. Nun wurde meine Angst vor Insulin noch größer. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, also beschloß ich, die Sache zu vertagen. Ich hoffte, Sergeis Insulinbehandlungen um zwei oder mehr Wochen hinauszögern zu können, während ich nach einer Lösung suchen würde. Meine Gromutter hatte immer gesagt: „Suchet, so werdet ihr finden.“ Mit diesem Spruch im Herzen begann ich, mich aktiv um eine Lösung zu bemühen. Ich hielt meine Augen und Ohren die ganze Zeit offen. Ich fragte jeden, den ich traf, nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten für Diabetes. Nachdem ich zahlreiche Leute verschreckt hatte, wurde mir klar, daß es sinnvoller wäre, nur solche Leute zu fragen, die auch gesund aussahen. Ich wurde ziemlich gut darin, gesund aussehende Personen auf der Straße ausfindig zu machen, und entwickelte meine eigene Vorgehensweise. Erst sagte ich zu dem fit aussehenden Fremden: „Oh, Sie sehen ja strahlend gesund aus.“ Normalerweise lächelten die Leute dann und sagten: „Vielen Dank!“ Dann fragte ich sie über Diabetes aus. Zunächst ging ich einigen Handelsvertretern auf den Leim; schon nach einer Woche besaß ich einen dicken Stapel Visitenkarten verschiedener Firmen, die Nahrungsergänzungen verkauften oder alternative Heilmethoden anboten. Ich hatte keine Ahnung, wonach ich suchte, doch ich forschte weiter. Nach zwei Monaten geschah ein Wunder! Das Universum schickte mir eine Rohköstlerin, die zu jener Zeit in Colorado lebte. Elizabeth stand auf der Bank, nur zwei Blocks von meinem Zuhause entfernt, vor mir in der Schlange. Als ich sie ansah, begriff ich sofort, was die Leute meinen, wenn sie von „leuchtender Haut“ sprechen. Ich sagte ihr, sie sehe strahlend gesund aus, und fragte sie: „Glauben Sie, daß man Diabetes auf natürliche Weise heilen kann?“ Sie strahlte mich mit ihrem Lächeln an. „Klar!“ „Warum sind Sie sich da so sicher?“ erkundigte ich mich neugierig. „Weil ich vor zwanzig Jahren meinen Darmkrebs im vierten Stadium geheilt habe“, verriet Elizabeth mir bereitwillig. „Aber es ist nicht das gleiche, wie wenn man Diabetes hat“, protestierte ich. „Oh doch, es ist genau das gleiche“, verbesserte mich Elizabeth mit fester Stimme. „Darf ich Ihnen ein Mittagessen spendieren, damit wir uns unterhalten können?“ „Danke, aber ich werde Ihr Essen nicht anrühren. Ich beantworte gerne Ihre Fragen“, kam Elizabeth mir entgegen. Elizabeth und ich saßen vor dem Bankgebäude, und sie klärte mich über Rohkost auf. Zunächst war ich enttäuscht. Ich suchte nach einer ernsthafteren Lösung. Ich war bereit, hart zu arbeiten und jeden Geldbetrag für irgendein geheimnisvolles Kraut oder eine Heilkur zu bezahlen. Rohkost, das klang für mich absurd – viel zu simpel. Ich hatte schon zuvor von Rohkost gehört, aber so naiv war ich nicht, an solches Zeug zu glauben. Also fragte ich Elizabeth: „Glauben Sie wirklich, daß der Mensch allein von Obst, Gemüse, Nüssen und Samen überleben kann – alles roh?“ Elizabeth antwortete mit drei unbestreitbaren Argumenten: 1. Tiere kochen nicht. 2. Ich habe zwanzig Jahre lang nur von Rohkost gelebt und meinen Darmkrebs geheilt. 3. Als Sie zur Welt kamen, war an Ihrem Bauch kein Kochherd befestigt. Diese Punkte waren alles andere als wissenschaftlich, doch mir fiel nichts ein, womit ich sie hätte widerlegen können. Außerdem war ich höchst beeindruckt von Elizabeths jugendlichem Aussehen, und ich wünschte mir so sehnlich, daß jeder in unserer Familie sich besser fühlte. Elizabeth lieh mir ein Buch über Rohkost aus und gab mir ihre Telefonnummer. Ich ging nach Hause und begann das Buch zu lesen. Ich möchte darauf hinweisen, daß 1993 nur wenige Bücher über Rohkost erhältlich waren, und sie wurden nicht in Geschäften verkauft, sondern nur von den Autoren selbst. Ich hatte das Buch, das Elizabeth mir geliehen hatte, rasch durchgelesen, und plötzlich kamen mir die Verheißungen der Rohkost-Ernährung recht einleuchtend vor. Als nächstes bekam ich Angst. Ich dachte: „Nun muß ich auch noch die letzte Freude aufgeben, die mir im Leben geblieben ist.“ Gleichzeitig war ich fast begierig darauf, Rohkost auszuprobieren, um zu sehen, ob sie etwas bewirkte. Igor bemerkte meine Unruhe. Er fragte mich: „Was liest du denn da?“ Ich sagte: „Liebling, ich glaube, ich habe etwas gefunden, das unserem Sohn helfen wird – Rohkost! Aber ich glaube nicht, daß er es allein schafft. Igor, können wir es nicht mal ein paar Wochen lang in der Familie ausprobieren, nur um zu sehen, ob es wirkt?“ Igor wurde sehr ärgerlich. „Ich bin ein russischer Mann, und ich kann nicht von Kaninchenfutter leben. Ich arbeite körperlich. Ich liebe meinen russischen Borschtsch mit Schweinefleisch! Außerdem hält das Essen die Familie zusammen. Es ist die einzige Zeit, zu der unsere Familie zusammenkommt. Und jetzt willst du, daß wir uns um gewürfelte Karotten versammeln?! Denk mal ein bißchen nach. Man muß vierzehn Jahre lang studieren, um Arzt zu werden! Glaubst du etwa, du weißt mehr als ein Arzt? Denk an all die Milliarden Dollars, die die Regierung für medizinische Forschung ausgibt. Willst du etwa behaupten, die wissen gar nichts und du schon? Wenn es so leicht wäre, gesund zu werden, hätten die Ärzte das schon lange getan. Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Falls du aber diese bescheuerte Diät machen willst, dann sei dir im klaren darüber, daß eine Scheidung nicht zu umgehen ist.“ Ich war enttäuscht, aber ich beschloß, zu einem passenderen Zeitpunkt auf das Thema Rohkost zurückzukommen. Eines Morgens wachte mein Mann auf und fühlte sich schlechter als je zuvor. Er hatte eine große Geschwulst am Hals, starke Schmerzen und konnte nicht sprechen. Ich fuhr ihn ins Krankenhaus. Nachdem der Doktor sich Igors aktuelle Blutwerte angesehen hatte, sagte er zu ihm: „Sie müssen operiert werden. Ihre Schilddrüse taugt nichts mehr und muß raus.“ Igor protestierte. „Ich hatte bereits neun Operationen. Keine davon hat mir geholfen, und ich habe beschlossen, mich nie wieder im Leben operieren zu lassen.“ „Die Operation ist unumgänglich“, erklärte der Doktor. „Und wenn ich mich weigere?“ erwiderte Igor trotzig. „Dann werden Sie sterben“, versicherte der Doktor in ruhigem Tonfall. „Wie bald?“ wollte Igor wissen. „Vermutlich in weniger als zwei Monaten“, prognostizierte der Arzt. „Ich werde statt dessen auf Rohkost umsteigen“, verkündete Igor. Wir gingen. Wir ahnten nicht, daß jener Tag – der 21. Januar 1994 – als Wendepunkt in die Gesundheitsgeschichte unserer Familie eingehen sollte. Später an jenem Tag begannen mein Mann, unsere beiden jüngsten Kinder und ich geschlossen mit unserer Ernährungsumstellung und haben seitdem nur noch Rohkost zu uns genommen. Als wir jedoch vom Krankenhaus nach Hause fuhren, waren wir uns unseres Schicksals noch nicht bewußt und einigten uns darauf, einfach mal zwei Wochen lang Rohkost auszuprobieren, um zu sehen, ob es dadurch bei uns überhaupt zu gesundheitlichen Verbesserungen kam. Ein paar Stunden später, als Igor zur Arbeit fuhr, ging ich in die Küche. Mir wurde in vollem Ausmaß bewußt, daß dies vielleicht die einzige Chance im Leben war, eine solch drastische Veränderung vorzunehmen. Aus diesem Grund war ich voll Entschlossenheit. Vorsichtig begutachtete ich das Essen, das wir im Kühlschrank und in den Schränken hatten, und stellte fest, daß es in unserem Haus so gut wie keinerlei Rohkost gab. Das mußte alles raus! Ich nahm einen stabilen Müllsack und begann, alles - Bohnen, Makkaroni, Getreideflocken, Reis, Fertiggerichte, Eis am Stiel, Schlagsahne, Brote, Soßen, Käse und Thunfisch in Dosen - auszurangieren. Als nächstes verabschiedeten sich die Kaffeemaschine, der Toaster, die Nudelmaschine. Ich löschte die Zündflamme und deckte den Herd mit einem großen Küchenbrett ab. Nun sah es in unserer Küche aus, als würden wir gerade ausziehen. Der einzige Gegenstand, der auf der Arbeitsplatte zurückgeblieben war, war unser riesiger, teurer Mikrowellenherd. Als wir in Rußland lebten, durften wir keinen besitzen, da russische Wissenschaftler Untersuchungen durchgeführt und herausgefunden hatten, daß Mikrowellengeräte äußerst schädlich sind. Aus diesem Grund waren Mikrowellenherde in Rußland verboten. Daraufhin kauften wir uns, als wir in die USA kamen, ein großes Gerät. Nun starrte ich diesen Mikrowellenherd an und stellte fest, daß ich nicht wußte, was ich damit anstellen sollte. Ich dachte an köstliche, mit Käse überbackene Sandwiches, Pop-Tarts und all die „Wunderdinge“, die ich darin zu backen pflegte. Dann dachte ich über Sergei und seine Zuckerkrankheit nach. Am meisten auf der Welt wünschte ich mir, daß er kein Insulin nehmen mußte. Und so nahm ich einen Hammer und zerschlug die Glastür der Mikrowelle. Dann brachte ich das Gerät in die Garage. Ich stellte all unsere nagelneuen Töpfe und Pfannen (die ich erst zu Weihnachten bekommen hatte) hinaus auf den Gehsteig, und ein paar Minuten später waren sie weg. Dann eilte ich zum örtlichen Supermarkt. Ich wußte damals noch nicht, daß es so etwas wie Gourmet-Rohkostgerichte gab. Ich wußte nicht, was Rohköstler aßen, da ich außer Elizabeth nie einem begegnet war, und die aß einfach. Ich hatte noch nie etwas von getrockneten Leinsamen-Crackern, Nußmilch, Samenkäse oder Rohkuchen gehört. Ich dachte, Rohkost bestehe hauptsächlich aus Salaten. Außerdem kam ich aus Rußland, wo man frisches Obst und Gemüse nur während des Sommers bekam. Wir aßen normalerweise Kartoffeln, Fleisch, Makkaroni, zahlreiche Milchprodukte und gelegentlich Obst. Wir waren es nicht gewohnt, Salat zu essen, und meine Familie mochte kein Gemüse. Deshalb beschränkte ich mich in der Obst- und Gemüseabteilung ausschließlich auf den Obstbereich. Auf Grund unseres knappen Budgets kauften wir normalerweise nur Washington-Äpfel, Navel-Orangen und Bananen. Ich belud meinen Einkaufswagen mit diesen drei Artikeln. Als meine Kinder von der Schule und Igor von der Arbeit kamen, fragten sie: „Was gibt es zum Abendessen?“ Ich bat sie, in den Kühlschrank zu sehen. Meine Kinder trauten ihren Augen nicht. „Wo sind unsere Fertiggerichte? Wo ist das ganze Eis geblieben?“ Sie rasteten aus. Sergei sagte: „Lieber würde ich ein Leben lang Insulinspritzen kriegen, als diese bescheuerte Diät zu machen.“ Sie weigerten sich zu essen, gingen auf ihre Zimmer und sahen sich Videos an. Igor aß ein paar Bananen und beschwerte sich, daß dieses Essen ihn nur noch hungriger mache. Wir hatten an jenem Tag sehr viel Zeit. Ich weiß noch, wie wir alle von einem Zimmer ins andere liefen und auf die Uhr sahen. Mir fiel zum ersten Mal auf, wie viel Zeit ich bisher damit verbracht hatte, über das Essen nachzudenken, es zu planen, es zuzubereiten, dann zu essen und nachher abzuspülen. Wir fühlten uns hungrig, unwohl, seltsam und verloren. Wir versuchten fernzusehen, doch die Werbespots für Grillhähnchen waren unerträglich. Wir hielten kaum bis neun Uhr durch. Da ich wegen meines leeren Magens nicht einschlafen konnte, hörte ich Schritte in der Küche, und das Geräusch von Schubladen, die sich öffneten und wieder schlossen. Am Morgen erwachten wir ungewöhnlich früh und versammelten uns in der Küche. Ich bemerkte eine Menge Bananen- und Orangenschalen auf der Anrichte. Valya ließ uns wissen, daß sie vergangene Nacht nicht gehustet habe. Ich weiß noch, wie ich sagte: „Das ist nur Zufall, so schnell kann die Diät nicht wirken.“ Sergei prüfte seinen Blutzucker. Er war noch immer hoch, aber er war niedriger als in den vergangenen Wochen. Igor und ich stellten einen leichten Energiezuwachs fest, und wir fühlten uns allgemein leichter und positiver. Wir waren auch sehr hungrig. Ich habe nie behauptet, es wäre leicht, auf Rohkost umzusteigen. Tatsächlich war es für uns alle vier äußerst schwer. Unser Körper verlangte nach Speisen, die wir gewohnt waren. Vom ersten Tag an und noch einige Wochen danach verzehrte ich in Gedanken pausenlos Bagels mit Rahmkäse, heiße Suppe, Schokolade oder, im harmlosesten Fall, verschiedene Arten von Chips. Nachts im Schlaf suchte ich unter meinem Kopfkissen nach Pommes Frites. Ich stibitzte zwei Dollar aus der Haushaltskasse und steckte sie mir in die Tasche. Immer wieder plante ich, eines Tages mal eine halbe Stunde für mich allein zu haben, um hinunter zum Restaurant an der Ecke zu rennen, mir ein Stück heiße Pizza mit viel Käse zu kaufen, sie schnell zu essen, ohne dabei gesehen zu werden, dann nach Hause zu rennen und mit der Rohkost fortzufahren. Zum Glück bot sich mir diese Gelegenheit nie. Indes kam es rasch zu positiven Veränderungen. Valya hustete nachts nicht mehr und hatte nie wieder einen Asthmaanfall. Sergeis Blutzuckerspiegel stabilisierte sich kontinuierlich. Igors Geschwulst im Rachen bildete sich bis zum Normalzustand zurück. Sein Puls ging runter, und die Symptome seiner Schilddrüsenüberfunktion wurden von Tag zu Tag unauffälliger. Ich bemerkte, daß mir die Kleider lose am Körper hingen, selbst wenn sie frisch aus dem Wäschetrockner kamen. Das war noch nie vorgekommen. Ich war ganz aufgewühlt! Jeden Morgen rannte ich zum Spiegel, prüfte mein Gesicht und zählte die verschwindenden Falten. Mein Gesicht sah mit jedem Tag meines Rohkost-Lebens eindeutig besser und jünger aus. Nach einem Monat auf Rohkost fragte mich Sergei, weshalb er seinen Blutzucker alle drei Stunden kontrollieren müsse, der sei doch nun dauerhaft im Normalbereich. Ich sagte, er brauche ihn nur noch einmal zu messen, und zwar morgens. Igors Puls war runter auf neunzig, wo er seit Jahren nicht mehr gewesen war. Valya schaffte es, in der Schule eine Viertelmeile zu rennen, ohne zu husten. Ich verlor siebeneinhalb Kilo. Allen fiel uns auf, daß wir viel mehr Energie hatten. Ich selbst hatte so viel Energie, daß ich nicht mehr gehen konnte – ich rannte nur noch! Ich rannte vom Parkplatz zum Geschäft, dort zwischen den Gängen herum und in unserem Haus die Treppe hinauf und hinunter. Wir mußten uns irgendeine Betätigung einfallen lassen, um die zusätzliche Energie, die wir jetzt hatten, umsetzen zu können. Ich hatte einmal gelesen, daß Joggen für Diabetiker ein Muß ist!1 Der Autor erklärte, die Muskeln würden zusätzliches Insulin produzieren, während man sich körperlich betätige. Wir beschlossen, daß die ganze Familie zu joggen begann. Irgendwann stabilisierte sich Sergeis Blutzucker auf Grund seiner neuen Ernährungsweise und regelmäßigem Jogging. Von dem Tag, an dem wir begannen, uns von Rohkost zu ernähren, sind bei ihm bis heute keinerlei diabetische Symptome mehr aufgetreten. Um meine Kinder zum Weiterjoggen zu ermuntern, meldete ich unsere Familie zu einem Wettlauf an. Da wir so etwas noch nie gemacht hatten, suchte ich den kürzesten Wettlauf aus, den ich finden konnte. Es war ein „Tiny Trot“-Rennen, einen Kilometer lang, im Washington-Park in Denver. Als wir bei dem Rennen eintrafen, sahen wir uns von lauter sehr kleinen Kindern umgeben, doch Sergei und Valya schienen es gar nicht zu bemerken. Mit roten, aufgeblasenen Gesichtern gelang es uns allen vieren, die Ziellinie zu überqueren. Wir wurden von einer Menschenmenge aus vielen Eltern begrüßt, und jeder von uns erhielt eine Medaille für den „Ersten Platz in deiner Altersklasse“ - die erste sportliche Auszeichnung unseres Lebens. Meine Kinder waren so glücklich, daß sie sich eine Woche lang weigerten, die Medaillen abzunehmen; sie behielten sie sogar beim Schlafen um den Hals. Sie beknieten mich, sie für weitere Rennen anzumelden, und das tat ich auch. Von diesem Zeitpunkt an rannten wir fast jedes Wochenende. Vier Monate, nachdem wir mit Rohkost begonnen hatten, nahmen wir in jenem Jahr am Memorial Day am Bolder Boulder Race teil, einem Zehn-Kilometer-Lauf mit 40.000 weiteren Teilnehmern. Als wir inmitten gesund aussehender Menschen rannten, unter denen sich viele erfahrene Läufer befanden, konnten wir uns kaum vorstellen, daß wir uns vor vier Monaten noch für unheilbar krank gehalten hatten. Jeder von uns erreichte die Ziellinie in einer zufriedenstellenden Zeit, und wir waren nicht müde. Nachdem wir das Rennen absolviert hatten, gingen wir zum Wandern in die Berge. Wir zweifelten nicht daran, daß unser Gesundheitszustand mit unserer Ernährung zu tun hatte, und ich wußte, daß ich nicht dabei war, an irgendeiner Krankheit zu sterben, denn wie sollte ich zehn Kilometer laufen können, wenn ich gerade starb? Wir schätzten es hoch ein, daß unsere Gesundheit rasch wieder den Normalzustand erreicht hatte, ja daß wir jetzt sogar gesünder waren als je zuvor. Um die Geschichte von unserer erstaunlichen Gesundung mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen und auch andere dazu zu inspirieren, diese Ernährungsweise auszuprobieren, haben wir ein Buch mit dem Titel Raw Family veröffentlicht. (Siehe Bibliographie am Ende des Buches).

Teil 1 Warum Rohkost?Kapitel 1Wo meine Suche begannBittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.Matthäus 7, 7Wir scherzen in unserer Familie oft darüber, daß wir das Glück hatten, alle gemeinsam krank zu werden, doch damals, im Jahre 1993, waren unsere gesundheitlichen Problem gar nicht witzig. Alle vier (mein Mann, unsere beiden Kinder und ich) waren wir todkrank. Ich war erst achtunddreißig, und man hatte bei mir die gleiche Krankheit diagnostiziert, die schon meinen Großvater das Leben gekostet hatte - Arrhythmie, was einen unregelmäßigen Herzschlag bedeutet. Meine Beine waren ständig mit Ödemen geschwollen, ich wog 140 Kilogramm und nahm weiterhin an Gewicht zu. Mein linker Arm wurde nachts oft taub, und ich hatte Angst, daß ich sterben und meine Kinder zu Waisen werden würden. Ich weiß noch, daß ich mich ständig müde und deprimiert fühlte. Schließlich teilte mir meine Ärztin mit, es gebe nun nichts mehr, was sie für meine Gesundheit tun könne. Sie sagte: "Ich glaube, jetzt müssen Sie beten." Meine Ehemann Igor war schon von früher Kindheit an häufig krank gewesen. Im zarten Alter von siebzehn Jahren hatte er bereits neun Operationen überstanden. Da er an progressiver Schilddrüsenüberfunktion und chronischer rheumatoider Arthritis litt, war er mit achtunddreißig ein totales gesundheitliches Wrack. An regnerischen Tagen mußte ich ihm sogar die Schuhe zubinden, da seine arthritische Wirbelsäule sich nicht mehr biegen ließ. Igors Herzfrequenz betrug die meiste Zeit 140 plus, seine Augen tränten an sonnigen Tagen, und er hatte zittrige Hände. Andauernd fühlte er sich erschöpft und hatte Schmerzen. Sein Arzt sagte, er müsse sich darauf einstellen, den Rest seines Lebens im Rollstuhl zu verbringen.Unsere Tochter Valya litt von Geburt an unter Asthma und Allergien. Sie war ein blasses, ungesund aussehendes Mädchen, das sein Leben vorwiegend im Sitzen verbrachte, da sie sofort zu husten und nach Luft zu schnappen begann, wenn sie rannte oder hüpfte. 1993, als sie acht Jahre alt war, wachte Valya fast jede Nacht auf, um endlos zu husten, bis Igor ihr eine Entwässerungsmassage verabreichte. Bei unserem Sohn Sergei, der neun Jahre alt war, wurde schließlich Diabetes festgestellt. Wir gaben pro Monat bereits zwei- bis viertausend Dollar für Arzneirechnungen, Versicherungskosten, Arzttermine und Rezepte aus, als die Ärzte uns im September 1993 eröffneten, Sergei müsse nun regelmäßig Insulin bekommen.Igor und ich waren schockiert. Meine an Diabetes leidende Großmutter war erst kurz zuvor an einer Überdosis Insulin gestorben. Ich konnte mir nicht vorstellen, Sergei dieses starke Medikament verabreichen zu müssen. Ich weiß noch, wie ich in der Küche saß und die ganze Nacht lang weinte und fragte: "Lieber Gott, warum strafst du meine Familie so? Was haben wir denn verbrochen? Wie viel mehr können wir noch einstecken? Warum geht es mit unserer Gesundheit immer mehr bergab, all unseren Bemühungen zum Trotz?" Und immer wieder sagte sagte ich mir: "Ich kann nicht zulassen, daß er Insulin bekommt. Ich kann es einfach nicht."Am Morgen ging ich in die medizinische Abteilung der Stadtbibliothek und erkundigte mich in mehreren Büchern über das Thema Diabetes. Aus all jenen Büchern ging hervor, daß Insulinspritzen irgendwann Sergeis Augenlicht schwächen würden und zu Nierenversagen führen konnten. Nun wurde meine Angst vor Insulin noch größer. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, also beschloß ich, die Sache zu vertagen. Ich hoffte, Sergeis Insulinbehandlungen um zwei oder mehr Wochen hinauszögern zu können, während ich nach einer Lösung suchen würde. Meine Gromutter hatte immer gesagt: "Suchet, so werdet ihr finden." Mit diesem Spruch im Herzen begann ich, mich aktiv um eine Lösung zu bemühen.Ich hielt meine Augen und Ohren die ganze Zeit offen. Ich fragte jeden, den ich traf, nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten für Diabetes. Nachdem ich zahlreiche Leute verschreckt hatte, wurde

Erscheint lt. Verlag 5.3.2010
Sprache deutsch
Maße 150 x 230 mm
Gewicht 395 g
Einbandart Pappe
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken Gesunde Küche / Schlanke Küche
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Schlagworte Ernährung • Gesundheit • Hardcover, Softcover / Ratgeber/Essen, Trinken/Gesunde Küche, Schlanke Küche • lebendige Nahrung • Rohkos-Nahrung • Rohkost • Vitalkost
ISBN-10 3-930243-54-7 / 3930243547
ISBN-13 978-3-930243-54-9 / 9783930243549
Zustand Neuware
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