Das spanische Jahrhundert - Eberhard Straub

Das spanische Jahrhundert

(Autor)

Buch | Hardcover
352 Seiten
2004
Siedler, W J (Verlag)
978-3-88680-739-0 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
  • Titel gebraucht verfügbar
  • Artikel merken
Studibuch Logo

...gebraucht verfügbar!

Vom Verlust des Weltreichs bis zur Ankunft in Europa: das unruhige spanische Jahrhundert
Eberhard Straub, "ein Kenner und Könner, ein brillanter Schreiber" (Bayerischer Rundfunk), erzählt das turbulente, schwierige spanische Jahrhundert im Zusammenhang der europäischen Ideen- und Politikgeschichte und weitet damit den Blickwinkel über Bürgerkrieg und Franco-Zeit hinaus: auf ein Land, das im zwanzigsten Jahrhundert zugleich zum Vorreiter, Spiegel und Nachzügler der Entwicklung auf dem Kontinent wurde.

Eberhard Straub, geboren 1940, studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie. Der habilitierte Historiker war bis 1986 Feuilletonredakteur der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und bis 1997 Pressereferent des Stifterverbandes für die Deutsche Wiss

Nach der Französischen Revolution und den jeweiligen Besatzungszeiten unter Napoleon überkam sämtliche Völker Europas eine große Unsicherheit. Die »alte Welt«, aus der sie kamen, war unwiederbringlich verschwunden, und hinsichtlich der neuen, im Werden begriffenen gab es einander widersprechende Hoffnungen oder Befürchtungen. Sämtliche Völker Europas versuchten nach 1815, sich schlecht und recht in die neuen Verhältnisse zu schicken. Dieser Prozess war überall mit Schwierigkeiten verbunden. Nirgendwo vollzog sich jedoch der allgemeine Umbruch so dramatisch wie in Spanien. Denn diese erste tatsächliche Weltmacht in der Geschichte, die noch um 1780 als solche galt und sich zum Verdruss der Briten auch eindrucksvoll bemerkbar machte, hatte vier Jahrzehnte später bis auf einige Überbleibsel ihr Reich verloren. Die spanischen Amerikaner begannen in denverworrenen Zeiten während der französischen Okkupation der Iberischen Halbinsel, sich um ihre Selbstständigkeit zu bemühen, schließlich um ihre vollständige Unabhängigkeit. Die USA und die Briten unterstützten die für sie vorteilhaften »Freiheitsbewegungen« nachdrücklich und brachten sie bald unter ihre politische und ökonomische Kontrolle. Der Aufbruch in die allerneueste Neuzeit war für die Spanier mit dem Zusammenbruch »ihrer« Welt verbunden, die politisch, sozial, wirtschaftlich und kulturell eine Welt für sich bildete, als großartige Erweiterung Spaniens. Kein Volk nach den Römern hat Räume umgestaltend und kultivierend zu einem Großraum so zusammengefasst oder zusammenfassen wollen wie diese einzigen Erben der weltverwandelnden Römer. Der Verlust des Reiches stürzte die Spanier in eine unausgesetzte Beschäftigung mit einer Vergangenheit, die in den vollständigen Ruin mündete: Davon waren viele beunruhigte Intellektuelle spätestens 1898 überzeugt, als nach dem Krieg mit den USA auch die letzten imperialen Überreste Kuba, Puerto Rico und die Philippinen aufgegeben werden mussten. Alles Werden hat seinen Grund im Gewordenen. Die nationale Geschichte erschien vielen in diesem Sinne als ein seit Jahrhunderten verfehlter Sonderweg, der unweigerlich in die Katastrophe führen musste. Eine Erneuerung Spaniens hing für diese Intellektuellen, die an Spaniens Vergangenheit verzweifelten, von einer möglichst umfassenden, konsequenten Umerziehung aller Spanier zu Europäern ab oder zu dem, was sie sich meist als Liberale darunter vorstellten. Ihre Absichten trafen auf lebhaften Widerspruch bei moderaten Konservativen oder Traditionalisten, die ganz andere Geschichtsbilder entwarfen. Die Geschichte wurde von allen politischen Richtungen Spaniens bemüht, um sich die fatale Gegenwart erklären und Auswege hin zu einer besseren Zukunft formulieren zu können. In ganz Europa verhielten sich Parteien oder gesellschaftliche Gruppen nicht anders. Aber die historisch begründeten politischen Gegensätze lösten unter den verschiedenen, nationalisierten Europäern um 1900 nie die Gewissheit auf, zu einer jeweils großen Nation zu gehören, die es herrlich weit gebracht habe und zu noch Größerem berufen sei. Die Spanier hingegen analysierten ihre Widersprüche und Eigenheiten erbittert. Die heftigen und unversöhnlichen Debatten beschleunigten die allgemeine Dekomposition des öffentlichen Lebens; die Spanier büßten darüber die Fähigkeit ein, sich über die Gegenwart und deren Forderungen verständigen zu können. Eine Nation, die sich nicht auf einige wenige Grundüberzeugungen einigen kann, die aus der Geschichte in die Gegenwart hineinreichen, widerlegt sich selber. Denn sie regeneriert sich, wie Ernest Renan sagte, im täglichen Plebiszit, im Willen, trotz einzelner, sehr heftiger Differenzen das, was alle angeht, gemeinsam zu ordnen und in Ordnung zu halten. Auf diese Art lassen sich Vergangenheiten als Übergänge zu immer neuen Lebensformen verstehen. José Ortega y Gasset, der europäische unter den spanischen Philosophen, erinnerte immer wi

Sprache deutsch
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 580 g
Einbandart Leinen
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Schlagworte 20. Jahrhundert • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Geschichte • HC/Sachbücher/Geschichte • HC/Sachbücher/Geschichte/Sonstiges • Spanien, Geschichte
ISBN-10 3-88680-739-8 / 3886807398
ISBN-13 978-3-88680-739-0 / 9783886807390
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
Mehr entdecken
aus dem Bereich