Wege aus der Schwiegermutter-Falle

Ruth Gall (1954-2018)  gründete 1995 die erste Selbsthilfe-Initiative für Schwiegertöchter. Sie engagierte sich im deutschsprachigen Raum für die Beratung und Begleitung von (Schwieger-)Kindern übermächtiger Eltern.

Teil I. Der Konflikt: Worum geht es eigentlich? Gefühle einer Schwiegertochter Die Schmerzgrenze ist überschritten Das trifft doch nur naive Dummchen Gibt es regionale Unterschiede? Der Konflikt mit der Schwiegermutter Unterschiedliche Arten der Begegnung Was geschieht in den Familien Ein Konflikt stellt sich dar Was empfinden die Schwiegertöchter? Das Verhalten der Spezies "böse Schwiegermutter" Teil II. Der Konflikt und das Umfeld Das Umfeld ist mitverantwortlich Der Schwiegervater - meist unauffällig und passiv Ohne Publikum hat keine Inszenierung Erfolg Die Rolle der Söhne im Familiendrama Ursachen - warum Söhne und Schwiegertöchter sich so hilflos fühlen Enkelkinder als Waffe im Familienkrieg Nicht immer lachen die Erben Die Schwiegermutter - ein familienpolitisches Tabu? Teil III. Wie können Sie sich aus der Schwiegermutter-Falle befreien? Zeigen Sie Gefühl! Gefühle zulassen - Gefühle leben Raus aus der Opferrolle! Helfen Sie sich selbst, Sie können das! Zwölf Regeln für Schwiegertöchter Killerphrasen und Totschlagargumente: Was hilft dagegen? Phrasen, die vom Partner kommen Phrasen, die von der Schwiegermutter kommen Wer kann helfen, was kann helfen? Die wichtigsten Schritte auf dem Weg aus der Schwiegermutter-Problematik Wo finde ich Hilfe und Unterstützung?

"Klischee "böse Schwiegermutter" Als ich im April 1995 den Entschluss fasste, die bundesweit erste Selbsthilfegruppe für Schwiegertöchter zu gründen, tat ich das zuerst nur, um meine eigene Hilflosigkeit und Betroffenheit zu bewältigen. Die Resonanz jedoch ist nach wie vor überaus groß. Mehr als 90 000 Schwiegertöchter und Schwiegersöhne haben sich bis heute bei mir gemeldet."Die will doch nur die Schwiegermütter schlecht machen." - "Ein Feindbild böse Schwiegermutter soll da geschaffen werden." - "Da sollen nur die jungen Frauen gegen ihre Schwiegermütter aufgehetzt werden." Dies sind Sätze, die ich immer wieder zu hören bekomme. Den Schwiegermüttern, die anständig und achtsam mit ihren Schwiegerkindern umgehen, möchte ich sagen, dass sie hier nicht gemeint sind. Viele werden ohnehin erkennen, dass sie nicht zu den von mir geschilderten Schwiegermüttern gehören und dass sie keinen Grund haben, sich von diesem Klischee der bösen Schwiegermutter angesprochen und diffamiert zu fühlen.
Familiäre Verstrickungen
Aufmerksam machen will ich auf die andere Seite: auf Frauen und Männer, die ihre Kinder als Besitzstand betrachten. Sie haben schon von klein an die eigenen Kinder dressiert und manipuliert. Haben Kinder nicht als Menschen, sondern als für sie funktionierende Wesen herangezogen. Eine solche Sichtweise wird später wie selbstverständlich auf die Familie des erwachsenen Kindes übertagen. Die mir von Schwiegerkindern anvertrauten Geschichten sehe ich als Verpflichtung, umfassend und sachlich den "Problemfall Schwiegermutter" und somit diese übermächtigen Eltern zu betrachten und deren gestörte Verhaltensweisen aufzuzeigen. In zahllosen Gesprächen und Briefen haben mir Schwiegertöchter und -söhne erzählt, was sie denken, fühlen, was sie bewegt und wie sich ihre Lebensumstände darstellen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, diesen Schwiegerkindern eine Stimme zu geben, die entweder als nicht glaubwürdig angesehen werden, oder die sich schämen anzusprechen, dass eine Mutter ihrem eigenen Kind und dessen neuer Familie Schaden zufügt.
Der "Mythos Mutter" erschwert ein sinnvolles Aufarbeiten, stellt bisweilen ein schier unüberwindliches Hindernis dar. Dies gilt sowohl für die Schwiegertöchter und Schwiegersöhne, die eigenen Kinder als auch für politisch Verantwortliche, Beratungsstellen und nicht zuletzt, vor Jahren inmitten meines eigenen Problemfalls Schwiegermutter, für mich selbst. Ich möchte jedoch konstruktiv mit diesem gesellschaftlich brisanten Thema umgehen, will den Problemfall Schwiegermutter und die Auswirkungen auf die Schwiegertöchter, Schwiegersöhne sowohl die eigenen Töchter und Söhne aufzeigen. Ebenso Wege aus der Krise."