Ärzte, Gesundheitswesen und Wohlfahrtsstaat

Zur Sozialgeschichte des ärztlichen Berufsstandes in Kaiserreich und Weimarer Republik

(Autor)

Buch | Softcover
VII, 137 Seiten
2015 | 2011
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Verlag)
978-3-86226-042-3 (ISBN)
22,99 inkl. MwSt
Vor dem Hintergrund der Argumentation der parteipolitisch liberalen Politiker in den Bundestagsdebatten um die Umstrukturierungen des Gesundheitswesens und der Sozialversicherung muten die historischen Debattenbeiträge der Vertreter des Ärztestandes der 1920er Jahre seltsam aktuell an. Es sind zwei zentrale Punkte, die damals in den Reden auf den Ärztetagen stets angesprochen wurden: Der sinkende Verdienst der (Kassen-) Ärzte, der nur durch die Einnahmen aus der Privatpraxis kompensiert werden könne und das sinkende Ansehen des Arztberufes, das aus dem Verlust ärztlicher Handlungsfreiheit resultiere, indem Krankenkassen und Gesetzgeber den 'freien' Beruf mit Handlungsrichtlinien einschnürten.

Die vorliegende Arbeit, selbst bereits zwei Jahrzehnte alt, aber als sozialhistorische Untersuchung aufgrund der Quellennähe und -dichte immer noch lesenswert, versucht, dieses Phänomen der (scheinbaren?) Konstanz zu untersuchen. Beginnend mit der Professionalisierung des Arztberufes seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung wird die Veränderung nachgezeichnet, die der Arztberuf durch die Erschliessung dieses neuen, großen 'Marktes' an Kranken erfährt. Während die Berufsausübung und die Stellung des Arztes im System der Gesundheitsversorgung neue Formen annahmen, blieb die soziale Herkunft der Professionsangehörigen im untersuchten Zeitraum relativ stabil und sozial exklusiv. Medizinstudierende stammten zu einem höheren Prozentsatz aus höheren Einkommesschichten als die meisten anderen Studierenden - ein Befund, der für die ärztlichen Standespolitiker in noch höherem Maße zutrifft. Dass die soziale Herkunft die Sichtweise auf die Kassenkranken prägt, wird anhand des Verbandsorgans "Ärztliches Vereinsblatt/Deutsches Ärzteblatt" herausgearbeitet.

Gabriele Moser promovierte über Sozialhygiene und öffentliches Gesundheitswesen in der Weimarer Republik und der frühen SBZ/DDR. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Heidelberg. Seit 2008 DFG-gefördertes Forschungsprojekt zur Entwicklung medizinischer und sozialer Versorgungsstrukturen Mitte des 20. Jahrhunderts in internationaler Perspektive ("Sowjetisierung" des Gesundheitswesens). Forschungsschwerpunkte: Sozialgeschichte des Gesundheitswesens, der Sozialpolitik und der Arbeitsmedizin sowie Medizin- und Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert.

Erscheint lt. Verlag 9.3.2015
Reihe/Serie Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte
Zusatzinfo VII, 137 S.
Verlagsort Herbolzheim
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 203 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Ärzte • Arzt (Mediziner) • Deutsches Reich 1871-1918; Sozial-/Wirtschafts-Geschichte • Gesundheitswesen • Mediziner • Mediziner / Arzt / Ärztin • Medizingeschichte • Medizin, Geschichte • Medizin, Geschichte / Medizingeschichte • Sozialgeschichte der Ärzteschaft • Weimarer Republik; Sozial-/Wirtschafts-G. • Wohlfahrtsstaat
ISBN-10 3-86226-042-9 / 3862260429
ISBN-13 978-3-86226-042-3 / 9783862260423
Zustand Neuware
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