Das fetale Alkoholsyndrom: Unterstützungsmöglichkeiten für den Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen - Kai Holtkamp

Das fetale Alkoholsyndrom: Unterstützungsmöglichkeiten für den Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen

(Autor)

Buch | Softcover
112 Seiten
2015
Diplomica Verlag
978-3-95934-624-5 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Das fetale Alkoholsyndrom ist eine durch mütterlichen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit während der Schwangerschaft hervorgerufene Schädigung des Kindes mit prä- und postnataler Wachstumsverzögerung, Mikrozephalie, statomotorischer und geistiger Störung sowie Fehlbildungen des Gesichts. Die Schädigungen werden nicht in Folge von Begleiterscheinungen, die mit dem mütterlichen Alkoholkonsum zusammenhangen, hervorgerufen sondern durch die Alkoholeinwirkung auf das ungeborene Kind. Sowohl in der Embryonal- wie auch in der Fetalzeit wird das ungeborene Kind durch das leicht plazentagängige Zell- und Mitosegift Alkohol und sein Abbauprodukt Azetaldehyd direkt geschädigt. Der Alkohol greift alle Zellen und Organsysteme an, daher sind betroffene Kinder sowohl körperlich, geistig-intellektuell sowie in ihrer sozialen Reifung und in ihrer Verhaltensentwicklung beeinträchtigt. Die einzelnen körperlichen, geistigen und verhaltensbezogenen Störungen treten dabei in unterschiedlicher Ausprägung auf, sind jedoch für das Krankheitsbild kennzeichnend. Das klinische Bild des fetalen Alkoholsyndroms (FAS) ist in mehrere Schweregrade zu unterscheiden, die Übergänge zu leichteren Erscheinungsformen, wie zum Beispiel den fetalen Alkoholeffekten (FAE) oder zum Normalen sind dabei fließend.

Textprobe:
Kapitel 3.1,Probleme in der Kindheit und frühen Jugendphase:
Das soziale Verhalten wird durch die Beziehung eines Individuums zu anderen Menschen geprägt. Im Wechselspiel von Reaktion und Gegenreaktion lernt der Mensch sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Inwiefern sein Verhalten von anderen als adäquat betrachtet wird hängt dabei von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Entscheidend ist, dass einem Verhalten, das von Außenstehenden als unangebracht und störend empfunden wird, in den meisten Fällen mit Ablehnung oder gegebenenfalls mit Sanktionen begegnet wird und dies bei dem Individuum wieder ein bestimmtes Verhalten hervorruft. Im Falle eines akuten und offensichtlichen Psychosyndroms sind die Reaktionen der Umwelt eher rücksichtsvoll, da die Ursachen eines bestimmten Verhaltens erklärt und somit ungünstige Wechselwirkungen auf ein Minimum reduziert werden können. Bei lang anhaltenden Psychosyndromen ist dies anders. Selbst wenn diese als krankheitsbedingt erkannt werden ist zu erwarten, dass eine spontane Stellungnahme zum Fehlverhalten nicht dauerhaft unterdrückt werden kann. Negative Wechselwirkungen sind besonders dann zu erwarten, wenn eine psychische Veränderung des Menschen, als Folge einer organischen Erkrankung des Gehirns, nicht als krankheitsbedingt erkannt wird. In solchen Fällen wird das Fehlverhalten häufig auf Erziehungsfehler oder Charaktereigenschaften zurückgeführt. Kinder, die von dem fetalen Alkoholsyndrom betroffen sind, leiden besonders häufig unter negativen sozialen Bedingungen. Unter anderem weil das Krankheitsbild im öffentlichen Bewusstsein nur gering vertreten ist, da es zu Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung kommen kann oder da die äußerlichen Symptome mit zunehmendem Alter verwachsen und eine Behinderung daher nicht augenscheinlich erkennbar ist. Besonders bei dem fetalen Alkoholsyndrom kommt auch noch die häufig auftretende soziale Deprivation, hervorgerufen durch Trennung oder Isolation, bei mangelnder Fürsorge durch die Eltern hinzu (vgl. Rustemeyer, 1992, S.35ff). "Sie kommen oft aus zerrütteten Verhältnissen, wo exzessiver Alkoholmissbrauch durch die Mutter ein echtes Problem darstellt." (Hogenboom, 2003, S.83) Durch derartige Faktoren wird die emotionale und intellektuelle Entwicklung eines Kindes zusätzlich negativ beeinflusst (vgl. FASworld e.V., 2008, S.26). Es ist also günstig für die Entwicklung des Kindes eine Diagnose möglichst früh zu stellen, um geeignete Betreuungsformen rechtzeitig einzuleiten und dadurch den besonderen Anforderungen der Kinder gerecht zu werden (vgl. Feldmann, 2007, S.861).
Zu bedenken ist, dass neben den Eltern, die den engsten Einfluss auf die Entwicklung des Kindes haben, noch andere die Menschen und Institutionen die Entwicklung eines Kindes prägen. Dazu zählen unter anderem Verwandte, Kindergarten, Schule, Freunde, Nachbarn (vgl. FASworld e.V., FAS1, 2007, S.51).
Die Einbindung in ein soziales Umfeld wird durch die beschriebenen Verhaltensweisen, die Distanzlosigkeit, die Hyperaktivität und die hirnorganischen Störungen deutlich erschwert. Kinder mit dem fetalen Alkoholsyndrom, aber auch Kinder mit leichteren Erscheinungsformen einer alkoholbedingten Schädigung, weisen oftmals ein Verhalten auf, das von der Umwelt als stark herausfordernd empfunden und häufig falsch interpretiert wird (vgl. FASworld e.V., FAS1, 2007, S.48).
Die Kinder können sich nicht bzw. nur bedingt in Spielsituationen einbringen, da sie die Spielabläufe nicht verstehen oder nach kurzer Zeit die Lust am Spiel verlieren. Sie wechseln häufig das Spielzeug und haben Probleme sich zu konzentrieren. Darüber hinaus werden sie aufgrund ihres impulsiven Verhaltens von anderen Kindern oftmals als störend wahrgenommen und als Spielpartner abgelehnt. Eigene Spielideen entwickeln die Kinder hingegen eher selten, vielmehr ist zu beobachten, dass sie die Spiele anderer Kinder nachahmen (vgl. Feldmann, 2007, S.859f). "Ein kreatives und

Erscheint lt. Verlag 16.6.2015
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 190 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Schlagworte Demenz • Schwangerschaft • Schwangerschaft / Gravidität
ISBN-10 3-95934-624-7 / 3959346247
ISBN-13 978-3-95934-624-5 / 9783959346245
Zustand Neuware
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