Das Stichprobenproblem in der empirischen Sozialforschung: Schwachstellen und Lösungsvorschläge bei allgemeinen Bevölkerungsumfragen - Sebastian Wiesnet

Das Stichprobenproblem in der empirischen Sozialforschung: Schwachstellen und Lösungsvorschläge bei allgemeinen Bevölkerungsumfragen

Buch | Softcover
124 Seiten
2015 | Erstauflage
Diplomica (Verlag)
978-3-95934-770-9 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Im vorliegenden Buch steht das Stichprobenproblem bei allgemeinen Bevölkerungsumfragen in der empirischen Sozialforschung im Vordergrund. Betrachtet werden soll die forschungssoziologische und forschungshistorische Art. Auf diese Weise wird eine kritische Auseinandersetzung ermöglicht und sowohl Schwachstellen aufgedeckt als auch Lösungsvorschläge unterbreitet. Die forschungshistorische Sichtweise fördert dabei das Verständnis des gegenwärtigen Status quo und hilft, Entwicklungstendenzen der aktuellen Wissenschaftspraxis abzuschätzen. Schlussendlich kann so das Konzept der repräsentativen Zufallsstichprobe hinterfragt und die Wissenschaftspraxis bezüglich der Umsetzung ihrer Ideale beurteilt werden.

Textprobe:
Kapitel 5.2 Befunde für Deutschland:
Auch in Deutschland wird ein allgemeiner Rückgang der Ausschöpfungsquoten beklagt. So vertritt z. B. ein Großteil der Erhebungsinstitute die Meinung, dass "Interviews heute schwieriger zu realisieren sind als früher" (Porst 1996: 17). Allerdings existieren hierfür kaum empirische Belege. Es gibt nur wenige Studien, die die Entwicklung der Ausschöpfungsquoten in Deutschland systematisch untersuchen.
Hierzulande konzentrieren sich Nonresponse-Studien zumeist auf einzelne Umfragen (z. B. Erbslöh et al. 1988, Porst 1991) oder auf den Vergleich von Ausschöpfungsquoten nach Datenerhebungsverfahren. Hinsichtlich letzterer ist zu konstatieren, dass die Befunde nicht immer eindeutig sind. Kunz und Lüschen (1984, zit. in Reuband et al. 1996: 298) verzeichneten bei einer regional durchgeführten Studie die höchsten Ausschöpfungsquoten in der telefonischen Befragung (67 Prozent), gefolgt von der persönlich-mündlichen und der postalischen Befragung (50 bzw. 40 Prozent). 1987 wurde bei einer Studie im Rahmen des Mikrozensus die höchste Ausschöpfung (von 65,7 Prozent) bei Face-to-Face-Interviews registriert, während sich bei telefonischen und postalischen Interviews diesbezüglich kaum Unterschiede nachweisen ließen (48,8 Prozent bzw. 47,9 Prozent) (ebd.). Reuband und Blasius (1995) hingegen erreichten bei einer Umfrage in Köln Ausschöpfungsquoten von 90 Prozent bei einer telefonischen Umfrage und von je 71 Prozent bei einer Face-to-Face- bzw. postalischen Befragung.
Hierbei ist allerdings darauf hinzuweisen, dass die 90 Prozent-Marke durch eine - für Telefonumfragen mehr als untypische - Feldphase von neun Monaten mit mindestens fünf Kontaktversuchen pro Zielperson erkauft wurden. Ein solches Vorgehen zeigt zwar, dass eine hohe Ausschöpfung prinzipiell möglich ist, wenn entsprechende Anstrengungen unternommen werden. Jedoch werden durch allzu große Bemühungen die Vorteile der telefonischen Befragung (kostengünstige und aktuelle Ergebnisse) wieder zunichte gemacht. Kehrt man zu der Ausgangsfrage nach der Entwicklung von Nonresponse im Zeitverlauf zurück, so findet man erste Hinweise bei Bretschneider und Schumacher (1996), die auf Basis der DEMOS-Datenbank die Ausschöpfungsquoten von kommunalen Umfragen im Zeitverlauf analysierten. Sie geben zu bedenken, dass von den ca. 1000 Umfragebeschreibungen, die 1996 in der Datenbank gespeichert waren, "(n)ur für 676 Befragungen (...) eine wenigstens annähernde quantitative Aussage zum erreichten Rücklauf möglich" ist (Bretschneider et al. 1996: 68, Hervorhebung nicht im Original). Anhand dieser 676 Studien lässt sich für den Zeitraum zwischen 1965 und 1995 ein Rückgang der Ausschöpfungsquoten von durchschnittlich über 75 Prozent auf knapp 55 Prozent nachweisen. Dabei ist festzustellen, dass die Teilnahmebereitschaft an den freiwilligen Befragungen in allen befragten Gruppen - Personen, Haushalte, Betriebe/Unternehmen, Verwaltungen - zurückgegangen ist (Bretschneider et al. 1996: 72). Allerdings sind nicht alle Befragungsarten gleichermaßen vom Anstieg des Nonresponse betroffen. Zwar sind mit persönlich-mündlich durchgeführten Befragungen nach wie vor die höchsten Ausschöpfungen zu erreichen, aber sie sind dennoch rückläufig und nähern sich sukzessive den Ausschöpfungsquoten postalischer Befragungen an. Letztere sind weitestgehend stabil geblieben, während die stärkste Zunahme an Nonresponse bei telefonischen Befragungen zu beobachten ist. Die Ausschöpfungsquoten bei telefonischen Befragungen auf kommunaler Ebene liegen mittlerweile sogar deutlich unter denjenigen der postalischen Befragung (Bretschneider et al. 1996: 73).
Die Befunde von Bretschneider et al. bringen jedoch zwei Nachteile mit sich. Zum einen erlauben sie keine Differenzierung nach den Ausfallursachen und zum anderen lassen sie sich nicht auf nationale Studien übertragen. Nonresponse-Analysen auf nationaler Ebene wiederum konzentri

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 210 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Kontrolle
ISBN-10 3-95934-770-7 / 3959347707
ISBN-13 978-3-95934-770-9 / 9783959347709
Zustand Neuware
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