Illegale Märkte in Postkonfliktgesellschaften

Der sierra-leonische Diamantenmarkt

(Autor)

Buch | Softcover
274 Seiten
2016
Campus (Verlag)
978-3-593-50645-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Illegale Märkte in Postkonfliktgesellschaften - Nina Engwicht
46,00 inkl. MwSt
Was wird aus Kriegsökonomien, wenn Kriege enden? Nina Engwicht untersucht die Entwicklung illegaler Märkte im Spannungsfeld von Reform und fragiler Staatlichkeit am Beispiel des berühmt-berüchtigten Diamantenmarktes in Sierra Leone. Sie blickt aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive auf den illegalen Markt in der Postkonfliktgesellschaft und zeigt, dass andauernde Illegalität die Friedenskonsolidierung nicht notwendig gefährdet.
Was wird aus Kriegsökonomien, wenn Kriege enden? Nina Engwicht untersucht die Entwicklung illegaler Märkte im Spannungsfeld von Reform und fragiler Staatlichkeit am Beispiel des berühmt-berüchtigten Diamantenmarktes in Sierra Leone. Sie blickt aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive auf den illegalen Markt in der Postkonfliktgesellschaft und zeigt, dass andauernde Illegalität die Friedenskonsolidierung nicht notwendig gefährdet.

Nina Engwicht, Dr. phil., ist wissenschafltiche Mitarbeiterin an der Friedensakademie Rheinland-Pfalz.

Inhalt
Vorwort 9
Kapitel 1
Einleitung 11
1.1 Problemaufriss: Illegale Märkte als Gefahr für (Post-)Konfliktgesellschaften 11
1.2 Erkenntnisinteresse: Der Verbleib illegaler Kriegsmärkte 13
1.3 Methode: Einzelfallstudie 15
1.4 Fallauswahl: Der illegale Diamantenmarkt in Sierra Leone 17
1.5 Fragestellung, Vorgehen und Aufbau der Untersuchung 20
Kapitel 2
Stand der Forschung: Illegale Märkte in (Post-)Konfliktkontexten 25
2.1 Gewaltökonomien als Element des Formenwandels des Krieges 25
2.2 Ressourcenreichtum als konfliktfördernder Faktor 28
2.3 Der Fortbestand kriegsökonomischer Marktstrukturen als Bedrohung für den Frieden 32
2.4 Lösungsansätze: Wege aus dem Ressourcenfluch? 33
Kapitel 3
Analytische Perspektive: Soziale Ordnung illegaler Märkte in Postkonfliktgesellschaften 37
3.1 Soziale Ordnung in Räumen begrenzter Staatlichkeit 39
3.1.1 Begrenzte Staatlichkeit als Kontextbedingung illegaler Märkte in Postkonfliktgesellschaften 39
3.1.2 Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit 42
3.1.3 Der Begriff des Rechts in Räumen begrenzter Staatlichkeit 43
3.1.4 Implikationen einer Governanceperspektive für die Fragestellung 49
3.2 Die soziale Ordnung von Märkten 50
3.2.1 Märkte 50
3.2.2 Illegale Märkte 55
3.2.3 Informelle Märkte 60
3.2.4 Implikationen einer Marktperspektive für die Fragestellung 65
3.3 Pfadabhängigkeit 66
3.4 Zusammenführung: Konkretisierung der Untersuchungsfragen 68
Kapitel 4
Die politische Geschichte des illegalen Diamantenmarktes in Sierra Leone 69
4.1 Hintergrund: Entstehung des sierra-leonischen Staates 69
4.2 Anfänge der Diamantenproduktion im Kolonialstaat, 1930 bis 1952 72
4.3 Diamantenrausch, 1952 bis 1961 75
4.4 Der Diamantenmarkt im postkolonialen Staat: Die ersten Jahre der Unabhängigkeit 80
4.5 Illegaler Diamantenhandel und sierra-leonische Schattenstaatlichkeit: Die Regierung Siaka Stevens, 1968 bis 1985 80
4.6 Staatlicher und wirtschaftlicher Kollaps: Die Präsidentschaft Momohs, 1985 bis 1992 84
4.7 Der sierra-leonische Bürgerkrieg 88
4.7.1 Chronologie . 89
4.7.2 Die Kriegsökonomie der Diamanten 94
4.8 Staatsaufbau und Diamantensektorreform 104
Kapitel 5
Der sierra-leonische Diamantenmarkt heute 111
5.1 Der legale Diamantenmarkt in der Postkonfliktgesellschaft 111
5.2 Die soziale Struktur des illegalen Diamantenmarktes 116
5.2.1 Illegale Diamantenproduktion 116
5.2.2 Illegaler Diamantenhandel 144
5.2.3 Diamantenschmuggel 170
5.2.4 Scams . 187
Kapitel 6
Auswertung 203
6.1 Die soziale Ordnung des illegalen Diamantenmarktes in Sierra Leone 203
6.1.1 Wandel und Kontinuität 204
6.1.2 Soziale Ordnung 209
6.1.3 Juristische, soziale und moralische Illegalität 213
6.1.4 Bewältigung von Unsicherheit 217
6.1.5 Interaktion mit dem Staat 221
6.1.6 Interaktion mit dem legalen Markt 224
6.2 Fallübergreifende Schlussfolgerungen 227
6.2.1 Generalisierbarkeit der Forschungsergebnisse 227
6.2.2 Beitrag zum Wissen über die Entwicklung von Gewaltökonomien 231
6.2.3 Beitrag zu einer Theorie illegaler Märkte 233
Anhang: Durchführung der Fallstudie 237
Methoden der Datensammlung und Datenauswertung 238
Datenerhebung 238
Zugang zum Feld 242
Wahrheitsfindung auf illegalen Märkten 244
Datenmanagement und Datenauswertung 246
Tabellen und Abbildungen 249
Abkürzungen 251
Literatur 253

Vorwort
Zum Zeitpunkt, da dieses Buch zur Veröffentlichung vorbereitet wird, diskutiert die europäische Politik erneut über Möglichkeiten der Regulierung des internationalen Rohstoffhandels aus Konfliktgebieten. Ziel der Reformvorhaben ist, den Handel mit sogenannten Konfliktgütern - also Rohstoffen, deren Verkauf bewaffnete Gewalt finanziert und motiviert - zu unterbinden. Im Juni 2016 beschlossen die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und der Europäische Rat die Einrichtung verpflichtender Due-Diligence-Regeln für Unternehmen, die Gold, Zinn, Tantal oder Wolfram in die Europäische Union importieren. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass der Rohstoffhandel europäischer Unternehmen Menschenrechtsverletzungen im Globalen Süden finanziert. Das geplante Gesetzesvorhaben greift damit Forderungen von Menschenrechtsorganisationen, die eine solche Regulierung seit Jahren anstreben, auf, wenngleich es hinter deren Anspruch zurückbleibt, den Import von Rohstoffen, auch in verarbeiteter Form, zu kontrollieren. Dies wirft die Frage auf, ob und wie in konfliktfördernde Rohstoffmärkte eingegriffen werden kann, wie Regulationsbemühungen auf Marktstrukturen und wirtschaftliche Praktiken der Marktteilnehmer wirken und welche Konsequenzen Reformen für die Bevölkerung in rohstoffproduzierenden und konfliktbetroffenen Ländern haben. Die vorliegende Studie nimmt einen Rohstoffmarkt in den Blick, der als Prototyp einer Kriegsökonomie traurige Berühmtheit erlangte: den illegalen Diamantenmarkt in Sierra Leone. Sie fragt, wie sich der Markt heute, über ein Jahrzehnt nach dem Ende des sierra-leonischen Bürgerkriegs und umfangreichen Reformen gestaltet.
Dieses Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertationsschrift, die ich zwischen 2011 und 2015 am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln verfasst habe. An seiner Entstehung haben zahlreiche Personen mitgewirkt, denen ich zu Dank verpflichtet bin. Der größte Dank gilt meiner Doktormutter, Renate Mayntz, die die Entstehung dieser Studie in allen Phasen intensiv begleitet hat. Ihr stetes Interesse an meinem Forschungsprojekt, ihr konstantes Augenmerk auf den Fortschritt des Buches und ihre detaillierte Auseinandersetzung mit jedem seiner Teile kann ich nicht hoch genug einschätzen. Ich hoffe, dass sich ihr Beharren auf analytische Klarheit und empirische Genauigkeit bei der Untersuchung sozialer Phänomene auf den folgenden Seiten widerspiegelt. Jens Beckert hat die Arbeit als Zweitgutachter mit wertvollem Rat und Unterstützung begleitet. Renate Mayntz und Jens Beckert haben mir eine Feldforschung ermöglicht, die in dieser Form nicht selbstverständlich ist. Ebenso bedanke ich mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen der Forschungsgruppe "Die Struktur illegaler Märkte", Annette Hübschle, Matías Dewey und Arjan Reurink, für viele anregende Diskussionen und forschungspraktischen Austausch. Wichtige Ideen und Hinweise habe ich außerdem von William Reno, meinem Betreuer an der Northwestern University, sowie von William P. Murphy, LaRay Denzer und Sigrid Quack und den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des IMPRS-SPCE-Kolloquiums und der CUTED-Sommerkonferenz 2014 an der Columbia University erhalten. Mein Dank gilt auch allen nicht wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des MPIfG. Sie haben die Fertigstellung dieses Buches in den Phasen der Recherche, der Feldforschung, des Datenmanagements und der Veröffentlichung auf eine Weise unterstützt, die weit über das übliche Maß an Hilfestellung, auf das Forscherinnen und Forscher hoffen können, hinausgeht. Besonders danke ich Thomas Pott, der den Text redigiert und gesetzt hat, für die aufmerksame Lektüre und seine hilfreichen Kommentare.
Es liegt in der Natur einer empirischen Studie über Illegalität, dass ein großer Teil derjenigen, die zum Gelingen des Forschungsprojekts beigetragen haben, nicht namentlich genannt werden können. Meinen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern danke ich dafür,

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Schriften des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung Köln ; 88
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 349 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Bürgerkrieg • Diamantenhandel • Illegalität • konfliktdiamanten • Kriegskmärkte • Kriegsökonomien • Postkonfliktgesellschaft • Ressourcenkonflikte • Schwache Staaten • Sierra Leone; Berichte/Erinnerungen • verschiedene Politikfelder
ISBN-10 3-593-50645-9 / 3593506459
ISBN-13 978-3-593-50645-6 / 9783593506456
Zustand Neuware
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