Solidarisch gegen Klassismus

organisieren, intervenieren, umverteilen

***** 1 Bewertung

Buch | Softcover
280 Seiten
2023 | 4., aktualisierte Auflage
Unrast Verlag
978-3-89771-296-6 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt
Analyse & Anleitungen für konkrete anti-klassistische Praxis
Mit »Solidarisch gegen Klassismus - organisieren, intervenieren, umverteilen« liegt ein erster deutschsprachiger Sammelband zum Thema vor. Der Fokus liegt auf gelebten antiklassistischen Strategien.

Die Bandbreite der 26 Texte reicht von aktivistischen Erfahrungen über theoretische Diskussionen bis hin zu persönlichen Essays. Manche sind wütend, andere eher fragend, einige sind autobiografisch, viele persönlich, einige eher nüchtern beschreibend oder analytisch, andere poetisch. Die Beiträge diskutieren Strategien gegen Klassismus in politischen Zusammenhängen, in Bildungseinrichtungen und gegen Scham; sie berichten von antiklassistischen Interventionen in der Frauen- und Lesbenbewegung und vermitteln Möglichkeiten, sich gegen das Jobcenter oder gegen Vermieter*innen zu organisieren.

Klassismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit. Klassismus richtet sich gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse, zum Beispiel gegen einkommensarme, erwerbslose oder wohnungslose Menschen oder gegen Arbeiter*innenkinder. Klassismus hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung und begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Teilhabe, Anerkennung und Geld.

Häufig wird in Diskussionen zu Klassismus der 'weiße' Arbeiter in den Vordergrund gerückt. Tatsächlich sind viele trans* Personen, alleinerziehende Mütter und Menschen, die Rassismus erfahren, von Klassismus betroffen. Die Beiträge machen die Verwobenheit von Klasse mit Rassismus und Sexismus deutlich.

Francis Seeck ist Professor*in für Theorien und Handlungslehre der Sozialen Arbeit mit Schwerpunkt Demokratie-/Menschenrechtsbildung an der TH Nürnberg. Francis Seecks Arbeitsschwerpunkte sind Klassismus(kritik), politische Bildung, Antidiskriminierung und menschenrechtsorientierte Soziale Arbeit. Seit 2010 arbeitet Francis Seeck als Antidiskriminierungstrainer*in und politische Bildner*in. 2020 gab Francis Seeck gemeinsam mit Brigitte Theißl bei Unrast den Sammelband "Solidarisch gegen Klassismus" heraus. 2022 erschien bei Atrium die antiklassistische Streitschrift "Zugang verwehrt". Mehr Infos unter www.francisseeck.net

Brigitte Theißl ist Redakteurin beim feministischen Magazin an.schläge und schreibt für verschiedene Medien (u.a. für dieStandard). Als Journalistin und Erwachsenenbildnerin arbeitet sie zu den Themen queer-feministische Bewegungen, Innenpolitik, Netzkultur, soziale Ungleichheit und Klassismus. Im Herbst erscheint »Klassenreise. Wie die soziale Herkunft unser Leben prägt« von Betina Aumair und Brigitte Theißl im ÖGB-Verlag. Mehr Infos unter https://www.brigittetheissl.net/

Zwei Aktivist*innen der Solidarischen Aktion Neukölln (SolA). Wir unterstützen uns gegenseitig bei Stress durch Vermieter*innen, Chef*innen, Jobcenter oder Sozialamt. Wir treffen uns jeden Dienstagabend, abwechselnd für den Anlaufpunkt und zum Bürotag. Solidarität heißt für uns, uns gegenseitig zu unterstützen: gegen das, was uns hilflos und ohnmächtig macht, gegen das, was uns allein sein lässt, gegen das, was wir alleine nicht auf die Reihe bekommen.

Für die Erwerbslosen Initiative Basta schrieben und dachten Gitta: Kopf- und Gefühlsarbeiterin bei Basta, hat Kinder großgezogen, Lohnarbeitsverweigerin. Ruben: jung, emphatisch, klug, mit wenig Plan, der solidarischste Kritiker. Minimalziel: die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit aller Leute, die Verfügbarkeit der dafür notwendigen Transportmittel und eine konsequente Niederlassungsfreiheit. Christian: ist seit drei Jahren aktiv bei BASTA! und Mitglied der FAU Berlin.

Referent*innen des SoFiKuS. Das SoFiKus versteht sich als politische Interessenvertretung für sozial, finanziell und kulturell benachteiligte Studierende der Philipps-Universität Marburg. Ziel ist es, Klassismus an der Uni nicht nur aufzuzeigen und die Symptome zu behandeln, sondern auch die Ursachen zu bekämpfen.

Tanja Abou ist Sozialarbeiterin, queere Poverty-Class-Akademikerin, Social-Justice-Trainerin, Care-Leaverin, Gründungsmitglied des Instituts für Klassismusforschung, systemische Therapeutin, DJ und Kinderbuchautorin. Sie lebt und arbeitet in Berlin, wenn noch Zeit bleibt, schreibt und zeichnet sie darüber.

Regina Amer ist 60 Jahre alt, ist Rentnerin, Aktivistin und Vorsitzende von HOPE Austria. Sie lebt in Wien. HOPE – Homeless in Europe setzt sich europaweit gegen Obdachlosigkeit ein und vernetzt obdachlose Menschen. Die NGO wurde 2011 von obdachlosen sowie ehemals obdachlosen Menschen gegründet.

Minoas Andriotis ist Sozialist und Organizer.

Olja Alvir ist Autorin und Übersetzerin in Wien und anderswo.

David Ernesto García Doell schreibt auf Twitter und NON u.a. zu Philosophie, Revolutionstheorie, Mental Health und Anti-Ableismus.

Anita Drexler lebt und arbeitet in Wien. Sie schreibt zu diversen Themen, neben Klassismus befasst sie sich insbesondere mit Körperpolitik und U-Musik.

Malu Förschl ist Musiker_in und an dem Projekt »Frizu_Lounge« auf dem Berliner RAW-Gelände beteiligt. Die »Frizu_Lounge« versteht sich als emanzipatorischer und unterstützender Ort für Musik. Neben Konzerten gibt es vor allem Angebote, bei denen unterschiedlichste Menschen ihr eigenes Musikmachen erforschen können.

Lena Hennes hat in Jugendzentren, in der Bildungsarbeit, in der Kneipe und anderen Gelegenheitsjobs (lohn)gearbeitet und ist immer mal wieder erwerbslos und in feministischen Kontexten aktiv. Sie ist in Berlin-Kreuzberg bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und war/ist von Klassismus betroffen. Sie hat an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft und Gender Studies studiert.

Charlotte Hitzfelder arbeitet seit 2015 beim Konzeptwerk Neue Ökonomie und ist im Netzwerk Care Revolution aktiv. Nach einer kaufmännischen Ausbildung im Krankenhaus machte sie auf dem 2. Bildungsweg ihr Abitur nach und studierte den Bachelor in Politikwissenschaften. Im Konzeptwerk arbeitet sie daran, wie Care (Sorgearbeit) in der Wirtschaft sichtbarer gemacht und aufgewertet werden kann. Innerhalb des Kollektivs ist sie eine von zwei Gesamtkoordinator*innen und sorgt dafür, dass Prozesse am Laufen bleiben.

Nadine Kaufmann arbeitet im Konzeptwerk Neue Ökonomie als Bildungsreferentin und kümmert sich darin mit um die Finanzen. Sie hat Politikwissenschaft studiert und eine Ausbildung zur Erlebnispädagogin gemacht. Sie bringt gerne Menschen zusammen, um gemeinsam in Frage zu stellen, was wir in unserer Gesellschaft für ›normal‹ halten, und um auszuprobieren, wie es auch anders gehen kann.

Andreas Kemper, Soziologe, gründete 2003 das erste Arbeiter*innenkinderreferat an einer Hochschule; Gründungsmitglied vom Institut für Klassismusforschung; Publikationen zur AfD, insbesondere zum faschistischen Höcke (Landolf Ladig)-Flügel, zum organisierten Antifeminismus (Diskursatlas Antifeminismus), zur Kollektivsymbolik.

Geneva Moser, 1988 geboren, lebt in der Kommune Schrägwinkel in der Schweiz. Sie ist in der Ausbildung zur Tanz- und Bewegungstherapeutin und hat Philosophie, Gender Studies und literarisches Schreiben studiert.

irina nekrasov_a schreibt und liest mit der pms (post migrantische störung) und pp (passing problems). in leipzig. irina findet, dass ein text erst gut ist, wenn mitgedacht wird, wie/ob die protagonist_innen eigentlich ihre miete zahlen können.

Jan Niggemann ist Erziehungswissenschaftler und lehrt an der Uni Wien. Jan arbeitet als politischer Bildner zu Autorität und Autoritarismus, zu Hegemonie, Emotionen/Affekten, Klassismus und Bildung und veranstaltet mit dem Verein Forschung und Bildung in Bewegung die Salon Bildung Wien Edition (www.salon-bildung.at). Demnächst erscheint das Buch »Hegemonie bilden. Pädagogische Anschlüsse an Antonio Gramsci«, das er gemeinsam mit María do Mar Castro Varela und Natascha Khakpour herausgibt.

Philipp Schäfer ist Erzieher, studierte Soziale Arbeit/Sozialpädagogik und Empowerment Studies an der Hochschule Düsseldorf. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Düsseldorf und promoviert zu Klassismus und Soziale Arbeit sowie zu Empowerment.

Anne Seeck, geb. 1962, subkulturell in Dresden-Neustadt und Ostberlin unterwegs, 1990–1996 Studium an der Freien Universität Berlin, in der politischen Bildung aktiv ebenso in der Erwerbslosen- und anderen sozialen Bewegungen, Herausgeberin von »Das Begehren, anders zu sein. Politische und kulturelle Dissidenz von 68 bis zum Scheitern der DDR« (Unrast 2012).

Arslan Tschulanov ist Referent des Referats für finanziell und kulturell benachteiligte Studierende (FikuS) in Münster, Hausbesetzer im Ruhestand, Langzeitstudent und Anarchist aus Mangel an Alternativen, der sich mit schlechtbezahlten Gelegenheitsarbeiten (zählt dieses Engagement dazu?) über Wasser hält.

Juri Wasenmüller schreibt als Kolumnist*in und Autor*in über Queerfeminismus, Klassismus und postsowjetische Migration. Juri lebt in Berlin und ist Mitgründer*in des Kollektivs ›PostOst Migrantifa‹.

Martina Witte ist schon ewig unbezahlt politisch und kulturell aktiv als links-autonome lesbische Feministin. Sie hat Psychologie studiert, heute arbeitet sie im Medienbereich. Nach dem Coming-out als Arbeiter*innentochter in universitären Zusammenhängen hat sie Anfang der 1990er Jahre eine Prololesbengruppe mitgegründet. Seitdem interveniert sie immer wieder – auf allen Ebenen und zunehmend mit Fokus auf Mehrfachdiskriminierungen.

Betina Aumair lebt und arbeitet in Wien, sie ist Erwachsenenbildnerin mit dem Schwerpunkt Jugendliche, Poverty-Class-Akademikerin und Care-Leaverin, arbeitet hauptsächlich im Bereich Gender und Diversität, Forschungsschwerpunkte sind Bildung und Klasse und wenn es die Zeit noch zulässt, ist sie auch feministische Textilkünstlerin, Literaturwissenschafterin und Schreibpädagogin.

Jutta Werth ist in den 1950er-, 1960er-Jahren aufgewachsen und sozialisiert. Seit dem 14. Lebensjahr stand sie im Arbeitsleben. In den 1970ern war sie aktiv in der Antiknastbewegung. Seit 40 Jahren ist sie in der Gewerkschaft und seit vielen Jahren in wohnungs- und sozialpolitischen Zusammenhängen engagiert. Sie ist Altersrentnerin mit Grundsicherung und verarmt.

Barbara Koslowski arbeitet u.a. zu den Themen Autoritarismus, Soziale Reproduktionstheorien und Intersektionalität.

Sabto Schlautmann – Linker-queerer Mensch, mit Beeinträchtigungen am Leben teilhabend. In Kontakt mit wundervollen, intellektuellen, herzlichen Menschen. Das pure Glück. Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Der Kampf geht weiter.

Erscheinungsdatum
Co-Autor Tanja Abou, Regina Amer, Minoas Andriotis
Zusatzinfo Illustrationen
Verlagsort Münster
Sprache deutsch
Maße 140 x 210 mm
Gewicht 240 g
Einbandart kartoniert
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Antikapitalismus • Arbeiter • Diskriminierung • Feminismus • Klasse • Klassismus • Soziale Ungleichheit
ISBN-10 3-89771-296-2 / 3897712962
ISBN-13 978-3-89771-296-6 / 9783897712966
Zustand Neuware
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5 Klassismus - intersektionaler Klassenkampf

von (Neubrandenburg), am 11.01.2021

super Buch. Politisch praktisch, zum Teil theoretisch, aber immer in Bezug auf politische Praxis. Einige Kapitel sind sehr persönlich, aber nie individualistisch, das Individuelle bezieht sich immer auf das politische Ganze, Ungerechtigkeit, die verändert werden kann durch gemeinsame Kämpfe, für die häufig vor allem empowerment wichtig ist,da sonst Vereinzelung droht. Debatte wird nicht auf akademischer Ebene geführt, auch wenn einige Autor_innen akademische backgrounds haben. Viele nicht akademische Kapitel. Klasse! Ich freue mich, dass diese Debatte hier angestoßen wird und bin gespannt auf weitere Bücher zum Thema Klassismus. Mich hat das Buch ermutigt aktiv zu werden. Es hat mir auf kluge Art und Weise meine eigenen Mechanismen offen gelegt, in denen ich mich klein mache und deswegen nicht den Mut nehme zu handeln.
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