Deutschland im Luftkrieg

Geschichte und Erinnerung

Dietmar Süß (Herausgeber)

Buch | Softcover
152 Seiten
2007
De Gruyter Oldenbourg (Verlag)
978-3-486-58084-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deutschland im Luftkrieg -
19,95 inkl. MwSt
Der Luftkrieg an der "Heimatfront" gehörte für weite Teile der deutschen Bevölkerung zur zentralen Erfahrung des Zweiten Weltkrieges und prägte den Alltag des NS-Staates entscheidend mit - spätestens zu dem Zeitpunkt, als Hitlers rassistischer Expansionskrieg auf das Territorium des Deutschen Reiches zurückschlug.

Diesseits und jenseits des Atlantiks mobilisierte der Luftkrieg alle verfügbaren Ressourcen, er verband auf eine bis dahin ungekannte Weise wirtschaftliche, wissenschaftliche und technische Modernität, gesellschaftliche Disziplinierung und staatliche Organisationsfähigkeit und war damit zugleich Ausdruck und Ergebnis industrieller Kriegführung moderner Gesellschaften im 20. Jahrhundert.

Die Beiträge der zumeist jüngeren Autoren untersuchen neue Aspekte des Luftkrieges für eine Gesellschaftsgeschichte des Zweiten Weltkrieges und gehen der Frage nach, welche Formen und Konjunkturen von Erinnerung es an den Luftkrieg nach 1945 gab.

Dietmar Süß ist wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin, Lehrbeauftragter an der Universität München.
Der Luftkrieg an der "Heimatfront" gehörte für weite Teile der deutschen Bevölkerung zur zentralen Erfahrung des Zweiten Weltkrieges und prägte den Alltag des NS-Staates entscheidend mit - spätestens zu dem Zeitpunkt, als Hitlers rassistischer Expansionskrieg auf das Territorium des Deutschen Reiches zurückschlug. Diesseits und jenseits des Atlantiks mobilisierte der Luftkrieg alle verfügbaren Ressourcen; er verband auf eine bis dahin ungekannte Weise wirtschaftliche, wissenschaftliche und technische Modernität, gesellschaftliche Disziplinierung und staatliche Organisationsfähigkeit und war damit zugleich Ausdruck und Ergebnis industrieller Kriegführung moderner Gesellschaften im 20. Jahrhundert. Die Beiträge der zumeist jüngeren Autoren untersuchen neue Aspekte des Luftkrieges für eine Gesellschaftsgeschichte des Zweiten Weltkrieges und gehen der Frage nach, welche Formen und Konjunkturen von Erinnerung es an den Luftkrieg nach 1945 gab.

Dietmar Süß, geboren 1973, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Jena. Für seine Arbeit wurde er unter anderem mit dem Leibniz-Nachwuchsförderpreis 2002 und dem Bayerischen Habilitationsförderpreis 2003 ausgezeichnet.

Horst Möller: Vorwort zur Reihe Dietmar Süß: Einleitung I. Einführung Jörg Echternkamp: Von der Gewalterfahrung zur Kriegserinnerung - über den Bombenkrieg als Thema einer Geschichte der deutschen Kriegsgesellschaft III. Herrschaft und Verwaltung im Luftkrieg Jörn Brinkhus: Luftschutz im "Dritten Reich" - Wandel seiner Spitzenorganisationen Bernhard Gotto: Kommunale Krisenbewältigung Armin Nolzen: "Sozialismus der Tat"? Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und der alliierte Luftkrieg gegen das Deutsche Reich III. Krieg, Gewalt und das Ende der "Volksgemeinschaft" Barbara Grimm: Lynchmorde an alliierten Fliegern im Zweiten Weltkrieg Nicole Kramer: "Kämpfende Mütter" und "gefallene Heldinnen" - Frauen im Luftkrieg Dietmar Süß: Nationalsozialistische Deutungen des Luftkrieges IV. Deutungen und Erinnerungen des Luftkriegs in Europa Stefan Goebel: Coventry und Dresden: Transnationale Netzwerke der Erinnerung in den 1950er und 1960er Jahren Malte Thießen: Gedenken an die "Operation Gomorrha". Hamburgs Erinnerungskultur und städtische Identität Jörg Arnold: "Krieg kann nur der Wahnsinn der Menschheit sein!" Zur Deutungsgeschichte des Luftangriffs vom 22. Oktober 1943 in Kassel Ausblick: Jörg Echternkamp: Von der Gewalterfahrung zur Kriegserinnerung - Konzeption, Ergebnisse und Desiderate einer Gesellschaftsgeschichte des Zweiten Weltkriegs

"Der Band ist aus einem Forschungsprojekt am Institut für Zeitgeschichte hervorgegangen und läutet zugleich eine neue Buchreihe ein, die sich an die interessierte Öffentlichkeit wendet. Die zumeist jungen Autoren zeichnen sich ebenso durch ihren distanzierten, klaren Blick auf das Geschehene aus wie durch ihre Fähigkeit, ihm neue Aspekte abzugewinnen. Da wächst eine neue Generation von Zeithistorikern heran, die wirklich etwas zu sagen hat." Christian Jostmann in: Süddeutsche Zeitung, 23.7.2007 "Es ist selten, dass auf gedrängtem Raum derart viele spannende Informationen und Thesen vereinigt sind wie in diesem Band. ... Wenn weitere Aufsatzbände ähnlich hoher Qualität folgen, wird die neue Reihe des Instituts für Zeitgeschichte weit über die Historikerzunft hinaus Resonanz finden." Rüdiger Hachtmann in: sehepunkte 7 (2007) "Ein höchst informativer Band." Hessische/ Niedersächsische Allgemeine, 16.06.2007

Jörn Brinkhus

Ziviler Luftschutz im Dritten Reich" Wandel seiner Spitzenorganisation (S. 27)

Der strategische Bombenkrieg, den die britischen und amerikanischen Streitkräfte gegen das Dritte Reich" führten, ist von der Forschung gründlich untersucht worden. Im Vordergrund dieser Studien stehen der politische Entscheidungsprozess, der Einfluss technischer Neuerungen, Strategie und Taktik der Angriffe, die Effektivität der deutschen Luftabwehr und die Frage, ob die Bombenoffensive den Sieg der Alliierten ermöglicht hat.

Die zivilen Gegenmaßnahmen, die von der deutschen Seite unter dem Begriff ziviler Luftschutz zusammengefasst wurden, sind hingegen weit schlechter erforscht. Dieser Aufsatz konzentriert sich unter Auswertung von Forschungsliteratur und Archivalien auf die Spitzenorganisation des Luftschutzes. Er stellt dieses Politikfeld, das mit seinen zahlreichen Maßnahmen (Bunkerbau, Einsatz von Polizeikräften, Schadensbekämpfung usw.) auf den ersten Blick ein stark organisatorisch-technisches Gepräge aufweist, in den Zusammenhang des ihn umgebenden politischen Systems.

Bezugspunkte sind dabei zwei nebeneinander stehende Interpretationen des Dritten Reichs", nämlich als charismatische Herrschaft und als Polykratie. Zu den etablierten Thesen der Zeitgeschichtsforschung gehört die Charakterisierung des NS-Staats als Polykratie. Dass es ein unkoordiniertes Neben- und Gegeneinander der unterschiedlichen Herrschaftsträger gab, wird nicht (und wurde eigentlich nie) ernsthaft bestritten.

Die heftig diskutierte Frage nach Effizienz und Effektivität dieses politischen Systems bei der Verwirklichung der politischen und ideologischen Ziele des Nationalsozialismus soll in diesem Aufsatz ausgeklammert werden. Diese Untersuchung beschränkt sich auf die im engeren Sinne organisatorischen Dysfunktionalitäten, also lähmende Machtkämpfe, langwierige Entscheidungsprozesse, unklare Kompetenzen, Doppelarbeit usw.

Wie Peter Hüttenberger in seinem einflussreichen Polykratie-Aufsatz ausführt, habe lediglich Hitler diese nur lose verkoppelte Machtsstruktur zusammengehalten. Dies ist ein Ansatzpunkt für die Interpretation des NS-Staats als charismatische Herrschaft in Anknüpfung an Max Weber. Denn es waren auch Hitlers keinem System folgende Eingriffe in politische Entscheidungsprozesse und die Einsetzung von persönlichen Gefolgsleuten als führerimmediate Sondergewalten, die zu einer Verwirrung der Machtverhältnisse im NS-Staat beitrugen.

In den meisten Fällen reagierte der Diktator mit diesen Entschlüssen auf akute Problemlagen und Krisen, ohne die langfristigen Auswirkungen auf die politische Ordnung in Rechnung zu stellen. Für diesen Aufsatz soll eine weitere Eigenheit charismatischer Herrschaft herausgestellt werden: ihre Wirtschaftsenthobenheit". Politische Entscheidungen wurden im NS-Staat getroffen, ohne dass über die zu ihrer Verwirklichung notwendigen Ressourcen reflektiert wurde.

Vielmehr erhoffte sich der Diktator, dass diese von seinen Sonderbeauftragten mobilisiert oder im politischen Machtkampf erstritten würden. Der Beitrag versucht, die organisatorische Entwicklung anhand dieser Überlegungen zu charismatischer Herrschaft und NS-Polykratie zu analysieren. Wichtige Einschnitte in der Organisation der Spitzengliederung (Beginn des Führerprogramms", Einsetzung des Interministeriellen Luftkriegsschädenausschusses, Errichtung der Reichsinspektion für zivile Luftkriegsmaßnahmen, Entmachtung der Luftwaffeninspektion 13) gliedern diese Studie.

Eine solche Darstellungsweise kommt dem Argumentationsstrang dieser Arbeit zu Gute, der sich wie folgt zusammenfassen lässt: Im Laufe des Zweiten Weltkriegs unterlag der Luftschutz einem Wandel, der durch persönliche Interventionen Hitlers gekennzeichnet war. Neue Organisationen zur Durchsetzung des Führerwillens" ergänzten in einem Neben- und Gegeneinander die schon bestehenden Institution

Erscheint lt. Verlag 8.1.2007
Reihe/Serie Zeitgeschichte im Gespräch ; 1
Verlagsort Berlin/München/Boston
Sprache deutsch
Maße 120 x 205 mm
Gewicht 180 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Drittes Reich / 3. Reich; Militär-/Kriegs-Geschichte • Drittes Reich; Militär-/Kriegs-Geschichte • Erinnerung (Geschichte) • Geschichte • Kriegsalltag • Luftkrieg • Luftkrieg 1939-1945 • Militärgeschichte • Zeitgeschichte • Zeitgeschichte 1933 - 1945 • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-486-58084-1 / 3486580841
ISBN-13 978-3-486-58084-6 / 9783486580846
Zustand Neuware
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