Urban Mining - Leopold Lukschanderl

Urban Mining

Die Stadt als Bergwerk der Zukunft
Buch
160 Seiten
2011
Holzhausen Verlag
978-3-85493-192-8 (ISBN)
35,00 inkl. MwSt
Nominiert zum "Umweltbuch des Jahres".
In Mitteleuropa verbraucht jeder Einwohner rein rechnerisch täglich etwa
40 Kilogramm Bodenschätze und Rohstoffe: Sand und Kies, Erdöl, Gas
und Kohle, aber auch Holz, Kunststoff und Metalle. Diesen natürlichen
Ressourcen verdanken wir unseren hohen Lebensstandard. Der alltägliche
Konsum sorgt aber auch dafür, dass die Lagerstätten an natürlichen
Rohstoffen kontinuierlich schrumpfen, während gleichzeitig der
Materialbestand um uns herum rasant zunimmt.
Fachleute sprechen vom wachsenden „anthropogenen Lager“ oder
„Konsumlager“. Das vom Menschen angelegte Lager von Kupfer, so der
Sachverständigenrat für Umweltfragen der deutschen Bundesregierung, ist
heute schon größer als die verbleibenden natürlichen Reserven. In einem
Einfamilienhaus befinden sich etwa zehn Tonnen Eisen. Unser Alltag ist
geprägt von eisenhaltigen Produkten, in welchen das Eisen oft Jahrzehnte
gebunden ist. Jeder von uns vergrößert unbewusst das Lager an Eisen um
etwa 240 kg pro Jahr in Form von Infrastruktur und Gebrauchsgütern.
In Österreich sind jederzeit rund 2,3 Millionen Tonnen in Gebäuden, 8,2
Millionen Tonnen in Straßen, und jeweils etwa zehn Millionen Tonnen in
Gebäuden bzw. Kfz gebunden. Pro Person verbrauchen die Österreicher im
Jahr 417 kg Eisen, davon werden aber nur 169 kg zurück gewonnen – der
Rest verbleibt im „Konsumlager“.
Solche Fakten werfen naheliegende Fragen auf: Warum besinnen wir uns
nicht auf die Rohstoffe, die wir bereits bezahlt haben? Warum nutzen wir
nicht verarbeitete und verbaute Materialien erneut und immer wieder?
Experten sprechen längst von „Urban Mining“. Ein Begriff für die Tatsache,
dass jede dichtbesiedelte Stadt in einem industrialisierten Land eine riesige
Rohstoffmine ist. Zum Beispiel befinden sich in der Stadt Wien gegenwärtig
pro Person etwa 4.500 kg Eisen, 340 kg Aluminium, 200 Kg Kupfer, 40 kg
Zink oder 210 kg Blei.

„Urban Mining“
Ziel von „Urban Mining“ ist das Erkennen von Wertstoffen in Gebäuden
und der Infrastruktur, noch bevor diese zu Abfall werden und sie zukünftig
als Sekundärrohstoffe zu nutzen. Dadurch müssen weniger natürliche
mineralische Rohstoffe abgebaut werden. So werden die natürlichen
Lagerstätten geschont, der Schadstoffausstoß minimiert und Energie
eingespart. Für die Rückgewinnung von Sekundäraluminium werden
beispielsweise nur fünf Prozent jener Energie eingesetzt, welche für die
Herstellung von Primäraluminium benötigt wird.
„Urban Mining“ unterstützt auch die Wirtschaft. Die Rohstoffpreise
hängen von Angebot und Nachfrage ab. Durch den zunehmenden
Verbrauch an Bodenschätzen reduzieren sich die natürlichen Lagerstätten –
steigende Preise sind die Folge. „Urban Mining“ sorgt dafür, dass auch den
nachfolgenden Generationen noch Rohstoffe zur Verfügung stehen

Leopold LUKSCHANDERL, geb. 1942 in Wien. Von 1966 bis 1970 Mitarbeiter am „Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften“. Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Von 1970 bis 1981 Redakteur bzw. Chef vom Dienst beim „Informationsdienst für Bildungspolitik und Forschung“ (Wien), des ersten wissenschaftlichen bzw. bildungspolitischen Pressedienstes in Österreich. Als Wissenschaftsjournalist freier Mitarbeiter bei zahlreichen in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften. Gestaltung von Beiträgen für Hörfunk und Fernsehen. Verantwortlicher Redakteur der „panda-Nachrichten“ des WWF-Österreich. Von 1981 bis 2005 Chefredakteur des Magazins „Umweltschutz“ im Bohmann-Verlag/Wien), vorübergehend auch der Magazine „Waste“ und „aqua press International“ (ebenfalls Bohmann Verlag). Vorsitzender Jury für den „Umwelt-Oscar“, jetzt „Daphne-Umwelttechnologiepreis“, verliehen von „Umweltschutz – Das Managermagazin für Ökologie & Wirtschaft“ (Bohmann-Verlag). Rund ein Dutzend Bücher und Broschüren im Zeitraum zwischen 1977 und 2008. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der „Kardinal- Innitzer Förderungspreis für wissenschaftlich fundierte Publizistik“ (1972), der „Österreichische Staatspreis für journalistische Leistungen im Interesse von Wissenschaft und Forschung“ (1974) und der der „Konrad Lorenz-Staatspreis für Umweltschutz“ (1985). Leopold Lukschanderl ist seit Jänner 2005 im Ruhestand, den er allerdings als „Unruhestand“ betrachtet und folgerichtig dem Bohmann-Verlag weiterhin beratend und schreibend zur Verfügung steht.

Kapitel 1 Worüber wir reden

Kapitel 2 6.500 Jahre alte Müllschlucker
Schon die Steinzeitmenschen produzierten Abfallhaufen – Der Scharfrichter räumte den Dreck weg – „Dreckführer“ in Hamburg seit 1611 – In Wien entsorgten „Fliegenkutscher“ den Müll – Desinfektionsmittel gegen den Gestank – Ernsthaft überlegt: eine „Himmelfahrt“ für den Müll - Der Abfall ist schmutziger geworden

Kapitel 3 Wohlstand für alle
Die neue Konsum- und Wegwerfgesellschaft – Überflüssige Dinge in überflüssigen Verpackungen – Aber die Probleme sind groß genug – Ressourcenschonung durch geschlossene Kreisläufe – Wissenschafter auf der „argumentativen Rutschbahn“ – Vor einer Dekade teurer Rohstoffe

Kapitel 4 Deponien als Rohstofflager
Interessante sind vor allem Metalle – Der „Nährstoffwert“ der Deponien ist unbekannt – Tiroler Deponien - Interessante Metalllager

Kapitel 5 Urban Mining
Wesentlicher Bestandteil des Generationenvertrags – Ressourcen wie menschliche Talente behandeln – Die Stadt – eine ewige Recyclingquelle

Kapitel 6 Chancen für die Umsetzung (I)
Da irrte der Club of Rome – Lomborgs rosarote Brille – Krise bei den Spezialmetallen

Kapitel 7 Wie ist das mit den „Seltenen Erden“?
Gar nicht so selten, aber gut versteckt – Probleme auch in Deutschland – Tauschgeschäft mit China? – Für HP „noch keine heißes Thema“ – Erste Versuche zur Rückgewinnung

Kapitel 8 Chancen für die Umsetzung (II)
Das Prinzip „von der Wiege zur Wiege“ – Recyclingtechnologie ist 50 Jahre alt – Goldquelle alte Handys – Es wird noch zu viel verbrannt – Das Ende der Unbesorgtheit

Kapitel 9 Flugzeuge
Jetrecycling liegt im Trend – „Goldminen-Landkarten“ – Langfristig ein zukunftsträchtiger Markt

Kapitel 10 Rezyklate reduzieren das Treibhauspotenzial
Umweltorientierte Magna Fahrzeugtechnik – Paradigmenwechsel dringend erforderlich

Kapitel 11 Wohin „verschwinden“ 190.000 Altfahrzeuge?
80.000 Tonnen Recycling-Müll versickern im Ausland – Aufwändige bürokratische Umsetzung – Hilfreiche „Ökoprämie“

Kapitel 12 Bauschutt und Aushub
Bauwirtschaft verwertet 75 Prozent des Bauschutts – EnBa soll Nutzungsstrategie entwickeln – „Anthropogene Steinbrüche“ - „Grünen Beton“ gibt’s wirklich – Problematischer Materialverbund – Was tun mit dem Fels aus dem Tunnel?

Kapitel 13 Kurioses & Realisiertes
Straßenbelag aus Schweinemist – Vielfältige Porosierungsmittel – Weltmeistertechnik aus Fohnsdorf – Aluminiumkrätze jetzt verwertbar – Was man mit Aschen alles machen kann – Neue Feuerungstechniken – So werden Flugaschen „zahm“ – Flash-Reaktor entgiftet Schlacken – Völlig verkorkst…

Kapitel 14 Stoffstromanalyse & Stoffstrommanagement
Abfallwirtschaft mit „Filterfunktion“ – Das Instrument der Stoffflussanalyse – „Den Schwung nicht verlieren!“

Kapitel 15 Ressourceneffizienz
Ressourcenentnahme: 60 Milliarden Tonnen – Ressourcenproduktivität muss gesteigert werden – REAP und Akteursnetzwerk – Aufwachen aus dem Dornröschenschlaf – Paradigmenwechsel bei Altfahrzeugen

Kapitel 16 Blick in die Zukunft
Entsorger: Bald Versorger der Industrie? – Es muss auch Raum für Zweifel geben – Abfallimport, eine Umweltverbesserung – Inlandserfolge: Motor für Erfolge im Ausland – Was wird bis 2020?

"Abfall ist Materie am falschen Ort“ (M. Thompson, 1981, „Die Theorie des Abfalls –Über die Schaffung und Vernichtung von Werten“, Stuttgart

Erscheint lt. Verlag 12.10.2011
Sprache deutsch
Maße 160 x 235 mm
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik
Naturwissenschaften Biologie Ökologie / Naturschutz
Technik Umwelttechnik / Biotechnologie
Wirtschaft Volkswirtschaftslehre
Schlagworte Rohstoffe • Umweltverschmutzung • Verwertung Abfall
ISBN-10 3-85493-192-1 / 3854931921
ISBN-13 978-3-85493-192-8 / 9783854931928
Zustand Neuware
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