Angewandte Ästhetik für Einsteiger

über "Smart Humanities" und den neuen (oder alten) Anspruch an die Führung der Industrie von morgen

(Autor)

Buch | Softcover
268 Seiten
2021
BMU Media Verlag
978-3-96645-710-1 (ISBN)
19,90 inkl. MwSt

Smart Humanities - Angewandte Ästhetik für Einsteiger

In der Industrie ist selten die Rede von den Dingen, um die es in den weichen Fächern geht: Literatur, Kunst oder Philosophie beschäftigen sich mit Ästhetik, Bewusstsein und "Sinn" oder "Seele". Die Industrie tut das deutlich weniger. Doch genau das schlägt bei zunehmender Digitalisierung immer mehr zu Buche. Angeblich liegen nämlich 50-70% aller kostenintensiven Fehlentwicklungen, wie beispielsweise unkooperatives Grundverhalten oder Burnouts, nicht an technischen, sondern an zwischenmenschlichen Problemen und an einer - aus Sicht der weichen Fächer - eindimensionalen Handhabung des menschlichen Bewusstseins. Weil die Krise dieses Problem noch verschärft, erklärt ein Professor einem Manager in diesem Buch in 100 Sprachnachrichten drei Dinge:
Wie ästhetische Wahrnehmung und Bewusstsein "funktionieren".
Wie beides in den nicht-betriebswirtschaftlichen Fächern beschrieben wird.
Wie die BWL gerade jetzt davon profitieren kann.

Neu daran ist ein digitales Modell der menschlichen Informationsverarbeitung aus der Theoretischen Psychologie & Forschung zur Künstlichen Intelligenz. Alt daran ist die Kapitel-Unterteilung nach dem historischen Vorbild der sieben freien Künste.

Diese Formalisierung weicher Konzepte von Bewusstsein mit den harten Parametern der modernen Systemtheorie optimiert nicht nur das Verständnis von Menschen, sondern auch von Marktentwicklungen. Denn Unternehmen und (Unternehmens-) Kulturen sind Systeme, die aus Menschen bestehen und darum ähnliche Strukturen aufweisen. Sie verstanden zu haben ermöglicht einen umfassenderen, effektiveren und nachhaltigeren Umgang mit Menschen und Systemen. Dieser "Blick fürs Ganze" ist der neue (und eigentlich alte) Anspruch an die Industrie, das Produktionsziel von morgen.

Dr. Stefanie Voigt ist eine fachübergreifend arbeitende Privatdozentin der Universität Augsburg, adjunct Professorin der Memorial University von St. John´s in Neufundland und freie Mitarbeiterin am Institut für Nachhaltigkeit der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie studierte Kunstgeschichte, Philosophie, Germanistik und Geschichte in Bamberg, hat dort 2002 am Institut für Theoretische Psychologie bei Professor Dietrich Dörner promoviert, 2011 in Koblenz-Landau bei Professor Rudolf Lüthe im Fach Kulturwissenschaften habilitiert und unterrichtet seither neben den meisten genannten Fächern auch Kunst an der Universität Augsburg.

EINLEITUNG Als einer der wichtigsten und schönsten Texte der Weltliteratur gilt das „Decamerone“ aus dem 14. Jahrhundert. Die Novellensammlung handelt davon, dass sich während der Pest in Florenz sieben Männer und drei Frauen auf ein Landhaus außerhalb zurückziehen. Sie erzählen sich gegenseitig an jedem Tag zehnmal zehn Geschichten, um sich abzulenken und so die Zeit bestmöglich zu nutzen. Nach 10 Tagen waren dann alle diese Geschichten über Könige, Kleriker und Kaufleute erzählt und man kehrte zurück. Die Quarantänezeiten von Pest und Corona ähneln sich also. Aber wie sähe eine zeitgemäße Fassung des „Decamerone“ heute aus? Eine von vielen denkbaren Möglichkeiten wäre eine Textsammlung von zehn mal zehn Sprachnachrichten, die ebenfalls ablenken und nutzen, vielleicht statt Geschichten eher Fachartikel. Der vorliegende Text ist eine Abschrift von 10 x 10 Sprachnachrichten eines Universitätsprofessors einer abgelegenen Universität in Kanada an einen Freund, einen Manager in einer Schweizer Metropole. Für dessen lange Autofahrten hatte der Professor ihm ein Vorlesungsskript auf Band gesprochen, das den beschaulichen Titel trug: „Angewandte Ästhetik für Einsteiger, über den neuen (oder eigentlich alten) Anspruch an die Führung der Industrie von morgen“. Er wollte in zehn Kapiteln zeigen, wie nicht-betriebswirtschaftliche Fächer Ästhetik erklären und wie die Betriebswirtschaftslehre davon profitieren könnte. In der Industrie ist selten die Rede von den Dingen, um die es in den weichen Fächern geht. Die weichen Fächer beschäftigen sich mit schöngeistigen Themen wie Ästhetik, Bewusstsein oder „Sinn“ und „Seele“. Die Industrie tut das nicht und kann nicht verstehen, was ihr in dieser Hinsicht fehlt – genauso, wie der Manager den Professor manchmal nicht verstand. Sie einigten sich dann immer darauf, dass nichts ihre Freundschaft trüben sollte; und der Manager fügte dann immer mit bestimmter Stimme hinzu, dass, was der Industrie fehlt, ihr erstens in ihrer Sprache erklärt werden müsse und dass zweitens alles, bei dem das nicht möglich sei, aus Sicht der Industrie nicht verstehenswürdig wäre. Genau eine solche Übersetzungsarbeit wollte der Professor leisten. Denn er vertrat die Ansicht, dass nicht nur sein Freund, sondern die ganze Betriebswirtschaftslehre ein umfassenderes Konzept von Menschen dringend nötig hätten. Die Entwicklungen sprächen ja für sich, und angesichts einer absehbaren Welle an coronabedingten Insolvenzen hielt er den Zeitpunkt für bestmöglich, um dem ein oder anderen Unternehmen die Vorteile umfassenderen unternehmerischen Denkens vorzustellen. Also hatte er viele Bücher aus vielen Fächern gelesen und dann die schillerndsten Passagen aus der Literatur, Kunst, Philosophie und der Psychologie und tausenderlei anderer Geisteswissenschaften in die klaren darstellbaren Parameter der Wirtschaftswissenschaften übersetzt. Er hatte Literaturwissenschaftler, Philosophie-Professoren, Kultur- und Kommunikationswissenschaftler, Künstler, Historiker, Psychologen und Manager interviewt: lauter performer, wie sie verschiedener nicht sein hätten können. Die einen lieferten viel Formalisierung ohne Anwendungsbezug und die anderen viel Praxiswissen, aber kein Regelwerk. Nur wer war wer? Man hatte dem Professor gesagt: Typisch für die heutige Industrie sei letzteres. Darin sah er eine Steilvorlage für eine gegenseitige Ergänzung und vor seinem inneren Auge seinen Traum, einen industrietauglichen Grundlagenkurs für Generalisten, so wie es sie im 14. Jahrhundert noch gegeben hatte. Das war sein Ziel, dieser Kurs und dadurch Einladungen zu Vorträgen. Beides hätte sein Gutes, vor allem gut bezahlte Vorträge. Aber vor allem wünschte er sich wieder Generalisten wie in historischen Zeiten, auch und vor allem für die moderne Industrie. Würden die nicht in Zukunft irgendwann wieder gefragt sein, wenn Bildungspolitik immer nur auf Spezialisierung setzte? Wollte das vielleicht nur keiner zugeben? Für eine Spezialisierung in umfassendem Denken sammelte der Professor darum Thesen vieler anderer Professoren so akribisch wie ein Eichhörnchen Haselnüsse. Er sortierte und ordnete diese Thesen und schrieb dann einige Winter lang über Anwendungsbezügen dieser Nüsse in industrierelevanten Bereichen wie der Kommunikation, der Kreativität oder leadership. Er verteilte alles auf sieben Module und freute sich darüber, dass ihn das an die septem artes liberales erinnerte, einer seit der Antike gebräuchlichen Grundausbildung für das gehobene Management in Künsten wie beispielsweise Rhetorik, Musik oder Dialektik. Gehobenes Management gab es ja schon länger. Am Ende kam heraus, dass genau in der Annahme des Professors der neue bzw. eigentlich der alte Anspruch an die Führung der Industrie bestand und besteht: Der Anspruch, Menschen umfassend, gebildet und generalistisch zu begreifen und ihre Bedürfnisse umfassend decken zu können. Er meinte damit nicht die Bedürfnisse der Geldbeutel der Manager, also nicht nur. Sondern es ging ihm um die Bedürfnisse jenseits der betriebswirtschaftlichen Standardmodelle, um kognitive Bedürfnisse von Mitarbeitern, Kollegen, Kunden und Konkurrenten und Gründe für Gesellschafts-, Markt- und Unternehmensentwicklungen – die dann doch wiederum über die Pegelstände in den Geldbeuteln entscheiden. Wenn der Professor darüber mit seinem Freund kommunizierte, sprach er von umfassenden Denkansätzen und innovativen Impulsen für Personalfragen, strategischen Ausrichtungen und Führungs- bzw. Selbst-Führungskompetenz. Aber in seinen Gedanken verwendete er ganz andere Wörter und verglich seinen Manager heimlich mit vielen anderen Vertretern der Industrie, von denen ihm nicht wenige unter dem Siegel der beraterischen Verschwiegenheit gebeichtet hatten, sich zu fragen, ob sie in ihrem Leben etwas versäumt haben an der Stelle, an der sie sich für Zahlen und gegen solche Lektüre und schöne Fächer entschieden haben. Denen wollte der Professor komprimiert vorstellen, was sie versäumt hatten und was nicht – und er fand amüsant, dass beide Optionen einen möglichen Erkenntnisgewinn versprachen und lächelte.

EINLEITUNG

Als einer der wichtigsten und schönsten Texte der Weltliteratur gilt das "Decamerone" aus dem 14. Jahrhundert. Die Novellensammlung handelt davon, dass sich während der Pest in Florenz sieben Männer und drei Frauen auf ein Landhaus außerhalb zurückziehen. Sie erzählen sich gegenseitig an jedem Tag zehnmal zehn Geschichten, um sich abzulenken und so die Zeit bestmöglich zu nutzen. Nach 10 Tagen waren dann alle diese Geschichten über Könige, Kleriker und Kaufleute erzählt und man kehrte zurück. Die Quarantänezeiten von Pest und Corona ähneln sich also. Aber wie sähe eine zeitgemäße Fassung des "Decamerone" heute aus? Eine von vielen denkbaren Möglichkeiten wäre eine Textsammlung von zehn mal zehn Sprachnachrichten, die ebenfalls ablenken und nutzen, vielleicht statt Geschichten eher Fachartikel.

Der vorliegende Text ist eine Abschrift von 10 x 10 Sprachnachrichten eines Universitätsprofessors einer abgelegenen Universität in Kanada an einen Freund, einen Manager in einer Schweizer Metropole. Für dessen lange Autofahrten hatte der Professor ihm ein Vorlesungsskript auf Band gesprochen, das den beschaulichen Titel trug: "Angewandte Ästhetik für Einsteiger, über den neuen (oder eigentlich alten) Anspruch an die Führung der Industrie von morgen". Er wollte in zehn Kapiteln zeigen, wie nicht-betriebswirtschaftliche Fächer Ästhetik erklären und wie die Betriebswirtschaftslehre davon profitieren könnte. In der Industrie ist selten die Rede von den Dingen, um die es in den weichen Fächern geht. Die weichen Fächer beschäftigen sich mit schöngeistigen Themen wie Ästhetik, Bewusstsein oder "Sinn" und "Seele". Die Industrie tut das nicht und kann nicht verstehen, was ihr in dieser Hinsicht fehlt - genauso, wie der Manager den Professor manchmal nicht verstand. Sie einigten sich dann immer darauf, dass nichts ihre Freundschaft trüben sollte; und der Manager fügte dann immer mit bestimmter Stimme hinzu, dass, was der Industrie fehlt, ihr erstens in ihrer Sprache erklärt werden müsse und dass zweitens alles, bei dem das nicht möglich sei, aus Sicht der Industrie nicht verstehenswürdig wäre. Genau eine solche Übersetzungsarbeit wollte der Professor leisten. Denn er vertrat die Ansicht, dass nicht nur sein Freund, sondern die ganze Betriebswirtschaftslehre ein umfassenderes Konzept von Menschen dringend nötig hätten. Die Entwicklungen sprächen ja für sich, und angesichts einer absehbaren Welle an coronabedingten Insolvenzen hielt er den Zeitpunkt für bestmöglich, um dem ein oder anderen Unternehmen die Vorteile umfassenderen unternehmerischen Denkens vorzustellen. Also hatte er viele Bücher aus vielen Fächern gelesen und dann die schillerndsten Passagen aus der Literatur, Kunst, Philosophie und der Psychologie und tausenderlei anderer Geisteswissenschaften in die klaren darstellbaren Parameter der Wirtschaftswissenschaften übersetzt. Er hatte Literaturwissenschaftler, Philosophie-Professoren, Kultur- und Kommunikationswissenschaftler, Künstler, Historiker, Psychologen und Manager interviewt: lauter performer, wie sie verschiedener nicht sein hätten können. Die einen lieferten viel Formalisierung ohne Anwendungsbezug und die anderen viel Praxiswissen, aber kein Regelwerk. Nur wer war wer? Man hatte dem Professor gesagt: Typisch für die heutige Industrie sei letzteres. Darin sah er eine Steilvorlage für eine gegenseitige Ergänzung und vor seinem inneren Auge seinen Traum, einen industrietauglichen Grundlagenkurs für Generalisten, so wie es sie im 14. Jahrhundert noch gegeben hatte. Das war sein Ziel, dieser Kurs und dadurch Einladungen zu Vorträgen. Beides hätte sein Gutes, vor allem gut bezahlte Vorträge.

Aber vor allem wünschte er sich wieder Generalisten wie in historischen Zeiten, auch und vor allem für die moderne Industrie. Würden die nicht in Zukunft irgendwann wieder gefragt sein, wenn Bildungspolitik immer nur auf Spezialisierung setzte? Wollte das vielleicht nur keiner zugeben? Für ei

Erscheinungsdatum
Verlagsort Deggendorf
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 300 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Ästhetik • DISG • Führung • Führungskraft • Mitarbeiterführung • Nachhaltigkeit • Organisationsentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Risikomanagment • Risk Management • Selbstmanagement • Startup • Strategisches Management • Systemtheorie • Unternehmensführung • Wirtschaft • Wirtschaftspychologie
ISBN-10 3-96645-710-5 / 3966457105
ISBN-13 978-3-96645-710-1 / 9783966457101
Zustand Neuware
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