Angst bei der Arbeit - Angst um die Arbeit (eBook)

Psychische Belastungen im Berufsleben

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
260 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95401-1 (ISBN)

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Angst bei der Arbeit - Angst um die Arbeit -  Rainer Gross
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Burnout und Depression sind inzwischen weit verbreitete Phänomene in der Arbeitswelt. Doch meist geht ihnen eine lange Geschichte voraus - eine Geschichte der Angst. Viele Menschen sorgen sich, den ständig wachsenden Anforderungen, der Beschleunigung und Optimierung, dem Druck an allen Fronten nicht mehr gewachsen zu sein. Sie haben Angst vor dem Scheitern, vor Exklusion, sozialem Abstieg, vor Kündigung. Oft fällt es schwer, zwischen äußeren Belastungsfaktoren und individuellen Befindlichkeiten zu unterscheiden. Rainer Gross analysiert die verschiedenen Formen der Angst in der Arbeitswelt und hilft Betroffenen, die Fähigkeit zur Selbstreflexion zu stärken. Was sind innere Muster, die diesen Ängsten zugrunde liegen, was hat es z. B. mit dem Zwang zum Erfolg auf sich? Warum können sich manche Menschen gegen Überforderung besser wehren als andere, und welche Rolle spielt dabei die Resilienz? Anhand von Fallbeispielen und eines Praxisteils bietet das Buch Betroffenen auch bewährte Hilfestellungen, z.B. zur Selbststeuerungsfähigkeit, zur Achtsamkeit und Empathie. Dennoch, so Rainer Gross, sei am Ende die Frage erlaubt: Reicht es wirklich, unser Verhalten zu ändern, oder braucht es auch eine andere Arbeitswelt?

Angst bei der Arbeit – Angst um die Arbeit 2
Inhaltsverzeichnis 6
Einleitung 10
1. Stress, Ängste und die Folgen 16
Was sind Stress, Sorgen, Ängste und Angsterkrankungen? 16
Die Stressskala 18
Gängige Stressmodelle 25
Wirtschaftliche Rezession und psychische Gesundheit 28
Das Phänomen Angst 33
Die Biologie der Angst 33
Die Psychologie der Angst 36
Angst als gelerntes Fehlverhalten 38
Was sagt die Psychoanalyse zur Angst? 39
Arbeit und Angst 43
Die zweite Ratte oder: Mehr Stress durch fehlende Kontrolle 46
Wie wird die Angst zur Angststörung? 49
Panikattacken – die Explosion der Angst 50
Die generalisierte Angststörung: «Ich war schon immer so …» 52
Die schambesetzten Phobien 54
Workaholic: Süchtig, aber dafür bewundert? 56
Psychopathen: Auch zu wenig Angst kann zu Problemen führen … 60
Resilienz und Salutogenese:Die subjektive Verarbeitung von Stress und Angst 64
Was ist Resilienz? 64
Sichere Bindung/Selbstwirksamkeit: Was fördert die Resilienz besonders? 67
Widerstandsfähig durch Verdrängung? 69
Salutogenese 73
Sinnstiftung durch Arbeit 76
«Held der Arbeit» oder Kranker? Burnout vs. Depression 77
Krankheitsverlauf bei Burnout 78
Leiden an äußeren Belastungsfaktorenund das Selbstbild der Betroffenen 79
«Nichtdia­gnose» Burnout 80
Burnout: Ursachen und Präventionsprogramme 88
Arbeitsbedingungen gestern und heute 95
«Diese Gesellschaft an sich macht krank» – Erschöpfungszustände im 19. Jahrhundert 95
Uns geht’s ja noch gut – das Beispiel Foxconn, China 98
2. Unsere Arbeitswelt heute 102
Die neue Arbeitswelt und ihre Belastungen 102
Technische Beschleunigung 103
Beschleunigung des sozialen Wandels 104
Beschleunigung unseres Lebenstempos 104
Beschleunigung auch nach Dienstschluss? 106
Die neuen Kreativen 113
Sehnsucht nach Wertschätzung 120
Unsere Beziehung zur Welt: Resonanz oder Entfremdung? 123
Die Sehnsucht nach Resonanz 124
Verschwimmende Grenzen zwischen Arbeitswelt und Privatleben 127
Schönheit 131
Fitness: Optimierung des Körpers für private und/oder berufliche Zwecke? 136
Von den Wirkungen und Nebenwirkungen des Laufens I 138
Von den Wirkungen und Nebenwirkungen des Laufens II 140
Arbeit und Privatleben – Überlastung hier wie dort? 143
Smile or die: Rhetorik vs. Realität 144
«Gefühlsingenieure» – Die Rolle der Arbeitspsychologie 148
Wenn uns das Lachen im Kino im Halse steckenbleibt … 151
Gnadenlos positiv: Die Rhetorik des Prinzips «Pseudo» 156
Wie reagiert das Team auf Anforderungen und Leitbilder? 160
Negative Emotionen am Arbeitsplatz verbieten? 164
Alle haben Angst – Warum unterschiedliche Ängste trotzdem zu Entsolidarisierung und Vereinzelung führen 165
Opfer – auf allen Ebenen 168
Wer hat Angst wovor? 169
Ängste ganz oben 170
Statusangst oder: Die Ängste der Mittelschicht 172
Exklusionsangst oder: Die Ängste unten 174
Die Angst der «Alten» 175
Die Angst vorm permanenten Prekariat: Die Ängste der Jungen 178
3. Arbeitsbezogene Ängste: Äußere und innere Ursachen 182
Äußere Belastungsfaktoren im Inneren unserer Psyche – wie werden sie verarbeitet? 182
Stabile Identität – heute schwer zu erreichen 191
4. Was tun? Verhaltensänderung oder Änderung der Verhältnisse? 200
Was könnte/sollte sich auf gesellschaftlicher Ebene ändern? 200
Arbeitszeitverkürzung und die Gründe für ihre Nichteinführung 203
Was Umsteiger und Aussteiger berichten 207
Was können die Betroffenen selbst tun – Reaktionen von Reaktanz bis Achtsamkeit 209
Was heißt «Abschalten»? 213
Stressreduktion durch Achtsamkeit 219
Professionelle Angebote: Wie können Beratung und Psychotherapie helfen? 222
Wie und wodurch kann Psychotherapie helfen? 226
Autonomie und Beziehung: Psychotherapie als Arbeit an der Nahtstelle innen/außen 231
Therapieziel Balance 233
Anerkennung der Abhängigkeit 234
Leiten heißt oft Leiden: Was wünschen sich Mitarbeiter vom Chef, was wünscht sich der Leiter von ihnen? 236
Schlussbemerkung 244
Anhang 248
Selbsttest: Wie widerstandsfähig bin ich? 248
Anmerkungen 250
Bibliografie 256

1. Stress, Ängste und die Folgen (S. 15-16)

Was sind Stress, Sorgen, Ängste und Angsterkrankungen? Der Begriff Stress ist heute mit Sicherheit eines der meistgebrauchten Worte in unserer Alltagssprache. Viele Menschen fühlen sich ständig und überall gestresst – beginnend mit dem Stress bei der Geburt über den Stress des Zweijährigen in der Kinderkrippe, gefolgt vom Schulstress, Prüfungsstress und nach einem langen stressreichen Arbeitsleben dann der Pensionsstress und Altersstress durch die verringerten körperlichen Ressourcen … Kaum vorstellbar, dass der Begriff vor 1936 (vor seiner Erfindung durch Hans Selye) nicht zur Verfügung stand …

Viele haben von den biologischen Grundmechanismen der Stressreaktion gehört, interessierte Mitbürger wissen vom berühmten Säbelzahntiger und der Adrenalin-Ausschüttung. So ist auch jeder fest von der Notwendigkeit eines vernünftigen Stressmanagements überzeugt, versucht sein Leben zu «entstressen», manchmal einfach nichts zu tun und nur vor sich hinzuschauen … Doch auch dieses Nichtstun scheint heute schon Stress zu erzeugen: Ein Forschungsteam um Timothy Wilson (University of Virginia) zeigte in einer Reihe von Experimenten, «dass viele Personen das Alleinsein mit sich als unangenehm empfinden»2. Die Wissenschaftler baten College-Studenten, 15 Minuten in einem schmucklosen Raum ihren Gedanken nachzuhängen – und sonst nichts zu tun. Anschließend wurden die Studenten befragt, wie sie dieses Alleinsein empfunden hätten. Die Hälfte berichtete, es als unangenehm erlebt zu haben. Dann gaben die Wissenschaftler im zweiten Durchgang den Versuchspersonen die Möglichkeit, sich selbst einen leichten Elektroschock zu verabreichen – wenn ihnen das Nichtstun zu viel wurde, zu viel Stress erzeugte: Während der 15 Minuten entschieden sich 12 von 18 Männern und 6 von 24 Frauen dafür, sich selbst Stromschläge zu verabreichen! Lieber irgendetwas – auch etwas Unangenehmes – selbst aktiv tun, als gar nichts zu machen.

Vielleicht ist es ja auch ein wenig komplizierter mit dem Stress und seiner Vermeidung: Ursprünglich gingen Selye und die Stressforscher nach ihm der Frage nach, wie lebende Wesen ihr funktionales Gleichgewicht aufrechterhalten und sich dabei vor Außenreizen, also nicht nur unangenehmen Stressoren schützen: Aus dieser Perspektive kann alles als Stress empfunden werden, was den Körper zu einer Reaktion nötigt. Bekanntlich ist Kurzzeitstress höchst positiv und biologisch überlebensnotwendig, er bringt den Körper durch Hormonausschüttung in Alarmbereitschaft, versorgt Gehirn und Muskeln mit ausreichend Energie, um dem Säbelzahntiger zu entkommen …

In einer Rückschau auf sein Lebenswerk («A personal message from Hans Selye») betont der Begründer der Stressforschung fast resignierend, dass er ursprünglich Stress als unspezifische Reaktion auf jedes Problem/ jede Anforderung an Körper oder Geist beschrieben hätte. Durchgesetzt hätte sich allerdings nur die Sicht, jemand als «unter Stress stehend» zu beschreiben, wenn damit schädlicher Stress (auch Dysstress genannt) gemeint sei. Es sei weder möglich noch erstrebenswert, absolut stressfrei leben zu wollen – man solle vielmehr den Stress «für sich arbeiten lassen».

Mit positivem Stress verbundene Arbeit des Körpers inkludiert eine verbesserte Energieversorgung durch erweiterte Atemwege, dadurch vermehrte Sauerstoffaufnahme, beschleunigte Atmung. Der Herzschlag wird schneller, der Blutdruck steigt, die Blutgefäße in den Muskeln werden erweitert, Blutzucker wird ausgeschüttet, die Vorräte der Fettzellen werden mobilisiert. Außerdem werden alle jene Organe sozusagen auf Stand-by-Modus heruntergedrosselt, die man im Augenblick nicht für den Überlebenskampf benötigt. So weit, so gut – wir sprechen wie gesagt von Kurzzeitstress, den ja auch alle von uns schon durchaus positiv erlebt haben – bis hin zum Mitfiebern mit der Fußballnationalmannschaft vor dem Fernsehschirm.

Erscheint lt. Verlag 1.6.2015
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Arbeits- und Organisationspsychologie
Schlagworte Achtsamkeit • Angst • Arbeit • Arbeitspsychologie • Arbeitswelt • Burnout • Depression • Empathie • Phänomene • Psychologie • Ratgeber • Resilienz • Sozialpsychologie • Therapeut • Verhalten
ISBN-10 3-456-95401-8 / 3456954018
ISBN-13 978-3-456-95401-1 / 9783456954011
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