Rauhnächte -  Nadine Stegelmeier

Rauhnächte (eBook)

Die schönsten Rituale
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
272 Seiten
Camino (Verlag)
978-3-96157-974-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
15,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Seit jeher umgeben die dreizehn Rauhnächte zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar ein besonderer Zauber und eine tiefe Faszination. In diesem Buch zieht sich wie ein roter Faden die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. So werden die historischen Hintergründe der Rauhnächte erläutert und althergebrachte Bräuche und Rituale aus verschiedenen Regionen angeführt. Liebevoll umgesetzte nostalgische Bilder veranschaulichen, wie man das alte Wissen auch in der Gegenwart nutzen und aus dieser sagenumwobenen Zeit Kraft schöpfen kann. Das Buch beschreibt einen Rückblick auf vergangene Tage, der zugleich zu einem Einblick in das eigene Selbstempfinden werden kann und damit eine neue Ausrichtung und Blickweise auf Zukünftiges ermöglicht.

Geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Niederbayern kam Nadine Stegelmeier schon früh mit der Natur und ländlichem Brauchtum in Berührung. Bereits im Kindesalter erwuchs also das Interesse für alte Überlieferungen, historische Gegenstände, Traditionen und Geschichte allgemein. In einem Studium der Geschichts- und Literaturwissenschaften an der Universität Erfurt konnte die Faszination für diese Themenbereiche mit Fachwissen kombiniert werden. Privat beschäftigt sich die Autorin unter anderem mit dem Sammeln althergebrachter Sagen und Märchen sowie dem Erhalt alter Handarbeitstechniken.

Geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Niederbayern kam Nadine Stegelmeier schon früh mit der Natur und ländlichem Brauchtum in Berührung. Bereits im Kindesalter erwuchs also das Interesse für alte Überlieferungen, historische Gegenstände, Traditionen und Geschichte allgemein. In einem Studium der Geschichts- und Literaturwissenschaften an der Universität Erfurt konnte die Faszination für diese Themenbereiche mit Fachwissen kombiniert werden. Privat beschäftigt sich die Autorin unter anderem mit dem Sammeln althergebrachter Sagen und Märchen sowie dem Erhalt alter Handarbeitstechniken.

Bräuche im Wandel der Zeit


»Die Vergangenheit ist unsere Wiege,

nicht unser Gefängnis.

Sie dient nicht der Imitation,

sondern der Inspiration.

Nicht wiederholen sollen wir sie,

sondern fortsetzen.«

ISRAEL ZANGWILL

HINFÜHRUNG


Mögen die Zeiten auch spürbar lauter und schnelllebiger geworden sein, wenn man genau hinsieht und hinhorcht, manchmal auch in sich selbst hinein, ist in unserem Alltag und im Jahreslauf noch sehr viel Magie und Geheimnisvolles aus alten Tagen verborgen, das uns immer wieder berührt. Wenngleich viele Bräuche oder das Wissen um manch alte Mythen fast gänzlich aus unserem Leben verschwunden sind, gibt es dennoch manche Worte, die, selbst wenn keine näheren Verknüpfungen mehr mit ihnen verbunden sind, in uns etwas zum Klingen bringen und uns zum Nachsinnen anregen. Ähnlich einer vertrauten Melodie, die uns an glückliche Kindheitserinnerungen zurückdenken lässt.

»Rauhnächte« ist eines dieser Worte … hört man bei seinem Klang nicht unmerklich ein Flüstern im uralten Gebälk, ein Knarzen auf abgetretenen Dielenbrettern, und sieht man nicht vor seinem inneren Auge eine verschneite Winterlandschaft mit schemenhaften Gestalten vor Nebelschwaden?

In dieser Zeit »zwischen den Jahren«, in der die Nächte länger als die Tage sind und die Natur sich gänzlich zurückgezogen hat, zieht sich auch der Mensch verstärkt zurück in sein schützendes Heim. Denn draußen lauern noch immer die Schatten vergangener Erinnerungen und die alten Sagen und Mythen werden wieder lebendig und greifbar. Eine unheimliche Zeit, die aber zugleich auch eine heilsame und heilige Zeit ist. Wenn die Nacht am dunkelsten ist, wird das Licht wiedergeboren und gewinnt mehr und mehr an Kraft. So vereint die Zeit der Rauhnächte also seit jeher diese Gegensatzpaare in sich: Dunkelheit und Helligkeit – Vergehen und Entstehen – Furcht und Freude. Diese Gegensätze spiegeln sich auch in den alten Mythen wider. Stets sind neben den Lichtwesen, gleichbedeutend mit Hoffnung und Glauben, auch die dunklen Gestalten der Mythenwelt der Rauhnächte präsent. Oftmals gelingt dem Dämonischen sogar der Zutritt in das eigene Haus und verschiedene Schutzzauber und Amulette sind nötig, um den Zugriff des Bösen abzuwehren. Genauso oft finden sich aber auch Geschichten voller Hoffnung, die zuversichtlich in das neue Jahr blicken lassen.

Noch vor wenigen Generationen, in den vorangegangenen Jahrhunderten, markierte die Rauhnachtszeit für die Menschen einen der Höhepunkte des Traditionsjahres. Die früh einkehrende Dunkelheit und die langen Abende bei Kerzenschein boten reichlich Gelegenheit, sich im Kreise der Familie Geschichten zu erzählen, vergangenen Sagen und Erzählungen zu lauschen, mit den Ahnen in Kontakt zu treten und einen Blick in die Zukunft zu werfen, um die Weichen für das anstehende Jahr neu auszurichten.

In unserer heutigen, dauerhaft von künstlichem Licht erhellten Zeit, die im wahrsten Sinne des Wortes voller Blendwerk ist, vergessen wir nur allzu oft, dass auch die Schatten und die düsteren Seiten zu unserer Existenz gehören. Aus dem Wechselspiel des Schattens mit dem Licht entsteht ja erst die Vielschichtigkeit des Lebens. Lassen wir also diese Zeit der Gegensätze auch auf uns wirken und neue Erkenntnisse daraus gewinnen. Unsere Wahrnehmung wird in der Dunkelheit verstärkt und eine Zeit des Erkennens und der Wandlung kann beginnen. Auf diese Weise kann der Grundstein für positive Veränderungen im neuen Jahr gelegt werden, ganz wie damals in den alten Zeiten.

Gern möchte ich Sie einladen, mich auf diesem leisen Eintauchen in die Vergangenheit zu begleiten. Wir wollen gemeinsam den rauen Wesen und wilden Geschöpfen der Dunkelheit begegnen, alten, noch immer bekannten oder längst vergessenen Bräuchen nachspüren – weit zurück bis in die Zeit unserer Urahnen. Wir entdecken im Alltag leicht zu praktizierende Rituale, lassen den uralten Brauch des Räucherns aufleben und erfahren, warum für unsere Ahnen dieser Brauchtumsschatz eine so große Bedeutung hatte.

Schritt für Schritt ergibt sich ein ganz persönlicher Begleiter durch die einzelnen Rauhnächte, voller Sagen, Märchen und individueller Anregungen, untermalt mit liebevollen Bildern. Allerdings beschäftigt sich unsere nostalgische Reise nicht nur mit der Vergangenheit, sondern sie möchte uns auch aufzeigen, wie Rituale und Brauchtümer die unmittelbare Gegenwart, unser jetziges Leben und unseren gelebten Glauben bereichern können. Dem alten Volksglauben und dem ländlichen Brauchtum wird bei diesen Betrachtungen durchweg eine wichtige Rolle zukommen. In gewisser Weise will dieses Buch dabei helfen, die Sprache der alten Bräuche wieder verstehen zu lernen, sie in unsere moderne Welt einfließen zu lassen und das alte Wissen auch in unseren hektischen Tagen zu bewahren und zu nutzen. Dabei verbindet sich das Alte mit dem Neuen, fließt ineinander, gleichsam dem steten Wechselspiel zwischen Licht und Schatten.

DAS BRAUCHTUM UNSERER AHNEN


Die Kontraste zwischen Licht und Schatten, Helligkeit und Dunkelheit, Gut und Böse berührten immer schon das Leben unserer Ahnen. Ihre Alltagserfahrungen waren geprägt vom Wandel der Natur durch die Jahreszeiten, vom Sonnenstand und von den Witterungen. Aus dieser engen Bindung allen Lebens an die Natur erwuchs ein geschärfter Blick für die umgebende Lebenswelt und eine sensible Wahrnehmung für die unterschiedlichen Phänomene des Universums.

DAS WELTBILD UND DER GLAUBE UNSERER URAHNEN

Bereits die alten Kulturen beobachteten die Gestirne und deren Verlauf. Sie gestalteten mit Hilfe dieser Erkenntnisse ihr Alltagsleben und ihre Feierlichkeiten. So hat die Zeit um die Wintersonnwende die Menschen schon immer beschäftigt und bewegt und viele alte Sagen, Bräuche und Rituale entstehen lassen.

Schon tief in vorchristlicher Zeit, als im europäischen Raum zwei große Kulturen, die der Germanen und die der Kelten, eine Rolle spielten, waren die Tage der Sonnwenden die bedeutsamsten des gesamten Jahreslaufes. Seit jeher feierte man in der dunkelsten Zeit des Jahres, wenn im Zuge der Wintersonnwende der kürzeste Tag und die längste Nacht überwunden waren, die Wiedergeburt der Sonne und die Rückkehr des Lichtes auf die Erde.

Unsere heutige Kultur ist stark geprägt vom christlichen Glauben und dessen Feierlichkeiten und Festtagen. Das ist allerdings erst seit knapp 1500 Jahren der Fall. So begann im ausgehenden Frühmittelalter die Christianisierung der Völker und Stämme Mitteleuropas. Jedoch schon viele hundert Jahre vor diesen Geschehnissen, etwa seit der jüngeren Bronzezeit, verfügten die Kelten und Germanen bereits über ausgeprägte Glaubensvorstellungen, einen großen Götterreichtum und viele dazugehörige Feierrituale.

Da es nur sehr wenige Originalquellen und schriftliche Überlieferungen aus dieser Zeit gibt, ist es schwierig, exakte Aussagen über den Glauben unserer Vorfahren und deren Lebenswelt zu treffen. Unser bestehendes Wissen beruft sich meist auf Außendarstellungen antiker Autoren, vor allem römischer Schriftsteller, welche mit unserem heutigen Wissensstand nicht immer als bedingungslos glaubwürdig angesehen werden dürfen. Andere Aufzeichnungen basieren auf mündlichen Überlieferungen aus der Zeit der Christianisierung, wurden allerdings erst zu späterer Zeit verschriftlicht. Ein umfassender polytheistischer Glaube mit vielen Kultriten lässt sich durch archäologische Quellen vermuten. Das sind zum Beispiel ausgegrabene Kultorte, wie Opferplätze oder Tempelbauten, sowie diverse Kultobjekte, Amulette, Schmuck- oder Schnitzarbeiten.

Zweifelsfrei erwiesen ist jedoch, dass sowohl Germanen als auch Kelten viele Götter, welchen jeweils ausführliche und differenzierte Merkmale und Aufgaben zugeschrieben waren, verehrten und eine ausgeprägte Vorstellung ihrer unmittelbaren Lebenswelt, der Unterwelt und der Jenseitswelt hatten.

Hinweise auf praktiziertes Brauchtum finden wir vor allem in Gesetzen, die ihren Ursprung während der Christianisierung hatten und sich gegen bestimmte alte Bräuche und Rituale richteten. Ein Beispiel lässt sich aus einem Erlass Karls des Großen von 782 anführen, welcher festlegte: »Wer Gelübde nach heidnischem Brauch an Quellen, Bäumen oder Hainen darbringt oder nach heidnischem Brauch opfert und ein Gemeinschaftsmahl zu Ehren der Götzen veranstaltet, zahlt als Edeling (Anm. als Edler) 60, als Friling (Anm. als Freier) 30, als Late (Anm. als Halbfreier) 15 sol. Und wenn er das Geld nicht hat, soll er es im Dienste der Kirche abarbeiten

Daraus lässt sich entnehmen, dass Quellen, Haine und Bäume bei den Germanen offenbar als Kultplätze eine wichtige Rolle spielten und dass Festmahle und Opferungen zu Ehren der vielschichtigen Götterwelt...

Erscheint lt. Verlag 15.1.2019
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
ISBN-10 3-96157-974-1 / 3961579741
ISBN-13 978-3-96157-974-7 / 9783961579747
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 11,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Jeffrey Geoghegan; Michael Homan

eBook Download (2020)
Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
12,99
Ein didaktisch-methodischer Leitfaden für die Planung einer …

von Sarah Delling; Ulrich Riegel

eBook Download (2022)
Kohlhammer Verlag
22,99