Geschichte der USA (eBook)

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2021 | 11. Auflage
144 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-76905-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geschichte der USA - Horst Dippel
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Dieses Buch bietet einen knappen Überblick über die Geschichte der USA von der Kolonialzeit bis heute. Es zeichnet nicht nur die Grundlinien u.a. der Politik- und Sozialgeschichte nach, sondern geht auch vergleichend der Frage nach, worin die Besonderheiten der amerikanischen Entwicklung liegen. So dient dieser Band nicht nur der historischen Information, sondern auch einem besseren Verständnis des Landes in der Gegenwart.

Horst Dippel war bis 2009 Professor für British and American Studies an der Universität Kassel. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Amerikanischen Geschichte und Verfassung vorgelegt.

I. Die Kolonialzeit (1607–​1763)


Eine kleine Geschichte der Vereinigten Staaten, die einem breiteren Publikum verständlich sein soll, muss bemüht sein, das Spezifische in Geschichte, Gegenwart und Selbstverständnis des Landes herauszuarbeiten und die Differenz zur Entwicklung in Europa deutlich werden zu lassen. Angesichts dieser Zielrichtung erscheint eine chronologische Stoffanordnung angebrachter als eine thematische, um die historische Eigenentwicklung in den unterschiedlichen Phasen und Epochen amerikanischer Geschichte leichter nachvollziehbar zu machen. Damit soll nicht einem American exceptionalism das Wort geredet werden, jene unterstellte Außergewöhnlichkeit amerikanischer Geschichte und amerikanischen Lebens heute, der, ähnlich der viel zitierten Whig interpretation der englischen Geschichte, nichts anderes als die Selbstrechtfertigungsideologie einer herrschenden Bevölkerungsschicht ist, in der sich Schwarze, Hispanics und andere Minderheiten nicht wiederfinden. Wohl aber soll damit unterstrichen werden, dass das sich aus heutiger Sicht präsentierende Ergebnis amerikanischer Geschichte keineswegs als reine Variante europäischer Geschichte zu begreifen ist.

Lässt man die amerikanische Urbesiedlung, die für das heutige amerikanische Leben vor allem als moralische Belastung eine Rolle spielt, außer Betracht, setzt die eigentliche amerikanische Geschichte 1607 ein, als die erste dauerhafte Siedlung von England an der Ostküste Nordamerikas angelegt wurde. Es handelte sich dabei keineswegs um die erste europäische Kolonialgründung auf dem nordamerikanischen Kontinent überhaupt, vielmehr beansprucht das 1565 gegründete St. Augustine im heutigen Bundesstaat Florida, die älteste Stadt der USA zu sein. Dennoch liegen die historischen Wurzeln der Vereinigten Staaten in den englischen Kolonialgründungen des 17. und 18. Jahrhunderts, während ehemalige spanische Gründungen auf dem heutigen amerikanischen Staatsgebiet erst im Laufe des 19. Jahrhunderts in dieses aufgenommen wurden.

Dass die ersten Kolonisierungsversuche an der nordamerikanischen Küste alles andere als unproblematisch waren, war in England 1607 bekannt. Schließlich war 1585 auf Roanoke Island im heutigen Bundesstaat North Carolina eine erste Siedlung durch englische Seefahrer unter dem Namen Virginia errichtet worden, von der jedoch von nachfolgenden Reisenden keine Spuren mehr entdeckt werden konnten, so dass man davon ausgehen muss, dass sie der ansässigen Bevölkerung zum Opfer gefallen war.

Zumindest drei Besonderheiten der englischen Kolonialgründungen in Nordamerika und zumal ihrer Frühgeschichte sind in diesen ersten Ereignissen ausgedrückt. Zunächst muss betont werden, dass es sich bei den englischen Kolonien in Nordamerika im Unterschied zu den spanischen Kolonien in Amerika um Siedlungskolonien und nicht um Beherrschungs- oder Eroberungskolonien handelte. Mit anderen Worten, England hatte keine Soldaten nach Amerika geschickt, um hier Land im Namen des Königs zu erobern und die einheimische Bevölkerung zu unterwerfen. Vielmehr brachten private, wenn auch mit königlichem Freibrief ausgestattete Kaufmannsgesellschaften, in diesem Fall die Virginia Company, auswanderungswillige Engländer und Engländerinnen im kaufmännischen Interesse nach Amerika, die bereit waren, dort zu siedeln, womit der Grundstock für einen zukünftigen Handel gelegt war.

Aus diesen eher privatrechtlichen Gründungen folgte, dass die englische Regierung zumindest in den ersten Jahrzehnten ihnen weder besonderes Interesse entgegenbrachte, noch sie mit einer gezielten Politik begleitete. Diese auch später mitunter gerne so genannte «wohlwollende Vernachlässigung» brachte es mit sich, dass sich bereits in den Anfängen englischer Kolonialgründungen bestimmte Formen und Eigentümlichkeiten herausbilden sollten, von denen etliche nicht nur für die Kolonialzeit einen prägenden Charakter annahmen. Auf diese Entwicklung rechtlicher Freiräume jenseits staatlichen Zugriffs als politische Praxis wie als Rechtsmodell wird in der Folge noch einzugehen sein.

Ein drittes Wesensmerkmal der englischen Kolonien im Unterschied zu den spanischen, das die Vereinigten Staaten in mancher Hinsicht bis heute prägt, folgte aus dem Charakter der Siedlungskolonie, die darauf basierte, dass sie die autochthone Bevölkerung verdrängte und sie gegebenenfalls, da ökonomisch hinderlich, vernichtete. Eine Mestizengesellschaft hat es daher im englischen Nordamerika wie in den nachfolgenden Vereinigten Staaten als soziales Phänomen zu keinem Zeitpunkt gegeben, und die Urbevölkerung wurde über Jahrhunderte als außerhalb von Zivilisation und Gesellschaft stehend begriffen – erst 1924 erhielten ihre in den Vereinigten Staaten geborenen Nachfahren die volle amerikanische Staatsbürgerschaft. Man konnte mit ihnen wie mit ausländischen Mächten Verträge abschließen, einen ihrer Stämme, wie in den 1830er Jahren durch das Oberste Bundesgericht geschehen, als abhängige «Nation» auf dem Territorium der Vereinigten Staaten ansehen, nur als integralen Teil der amerikanischen Gesellschaft eigenen ethnischen Ursprungs mochte man sie jahrhundertelang nicht gelten lassen – eine bis zur Gegenwart zumindest im Unterbewusstsein nachwirkende Erblast für eine Gesellschaft, die sich heute öffentlich gern als multiethnisch darstellt.

Die Virginia Company von 1606 verfolgte wirtschaftliche Interessen, und das Gleiche galt für das von ihr gegründete Jamestown und die Art und Weise, wie sich diese Kolonie Virginia in der Folge ausbreitete. In diese Entwicklung kam 1619 eine zusätzliche Komponente, als mit einem holländischen Piratenschiff zwanzig Afrikaner in Jamestown eintrafen, die man zuvor von einem spanischen Sklavenschiff in der Karibik geraubt hatte und hier gegen Nahrungsmittel eintauschte. Damit hatte die Geschichte des Schwarzen Amerika begonnen. Zugleich hatte damit ein weiteres Phänomen seinen Anfang genommen, nämlich dass nicht alle, die in den folgenden Jahren und Jahrhunderten ihren Fuß auf amerikanische Erde setzten, aus freien Stücken kamen. Das gilt nicht allein für die Schwarzen bis ins 19. Jahrhundert, sondern auch für so manchen englischen Gesetzesbrecher, den die Regierung in London in die amerikanischen Kolonien deportieren ließ.

Für die über 70.000 Engländer, die bis zum Beginn des englischen Bürgerkriegs 1642 nach Amerika auswanderten, galt dieses durchweg nicht. Aber nicht alle von ihnen überquerten den Atlantik aus wirtschaftlichen Gründen, um ärmlichen Verhältnissen in England zu entfliehen oder ein materiell bessergestelltes Leben in Nordamerika oder der Karibik (einschließlich Bermuda) zu erreichen. Viele gingen aus religiösen Gründen. Unter ihnen befanden sich etliche Katholiken unter dem Schutz von Lord Baltimore, der 1632 vom englischen König ein Gebiet nördlich des Potomac zur Kolonisierung erhalten hatte, das er diesen Zielen entsprechend Maryland nannte. Noch bekannter und für das amerikanische Selbstverständnis prägender geworden sind jene Puritaner, die als sogenannte Pilgerväter an Bord der Mayflower nach Amerika segelten und Ende 1620 bei Cape Cod im heutigen Massachusetts an Land gingen. Sie stellten nur eine Minderheit unter den 101 Passagieren und Besatzungsmitgliedern, aber sie setzten jenen «Mayflower-Vertrag» vom 11. November 1620 auf, der als frühestes Dokument amerikanischer Selbstverwaltung und des Willens, ihr Gemeinwesen mit selbstgegebenen gerechten und gleichen Gesetzen zu ordnen, in die amerikanische Geschichte eingegangen ist.

Aus den unterschiedlichen Gründungen dieser und der folgenden Jahrzehnte lassen sich drei Grundmotive zur Anlage von Kolonien herauslesen, nämlich einmal wirtschaftliche Interessen, wie sie nach Virginia 1663 bei der Anlage der beiden Carolinas und 1664 bei der von New Jersey zum Tragen kamen; zum anderen religiöse Gründe, die zur Errichtung von Massachusetts und dann 1631, 1636 und 1638 durch Abspaltung von diesem zur Anlage von Connecticut, Rhode Island und New Hampshire und 1680 zur Gründung von Pennsylvania führten; und schließlich überwiegend philanthropische Überlegungen, die 1732 für die Einrichtung von Georgia maßgeblich wurden. Hinzu kam eine Besonderheit, nämlich zur Arrondierung des englischen Kolonialbesitzes an der nordamerikanischen Küste 1664 als Kriegsgewinn die vormals holländischen Kolonien, woraus die englischen Kolonien New York und in gewisser Hinsicht Delaware entstanden.

Diese unterschiedlichen Entstehungsgeschichten der englischen Kolonien in Nordamerika schlugen sich in den verschiedenartigen Rechtsformen dieser mit der Gründung von Georgia auf dreizehn angewachsenen Kolonien nieder, die zugleich das über das...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2021
Reihe/Serie Beck'sche Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte Geschichte • Kolonialzeit • Moderne • Nordamerika • USA • Vereinigte Staaten
ISBN-10 3-406-76905-5 / 3406769055
ISBN-13 978-3-406-76905-4 / 9783406769054
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