Der bipolare Spagat (eBook)
128 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11435-4 (ISBN)
Ihr Leben lang akzeptierte Donna Reynolds die Meinung, dass ihre intensiven Stimmungsschwankungen abnormal seien, und dass sie selbst daher abnormal sei. Erst mit 62 Jahren erkannte sie, dass "abnormal" auch "außergewöhnlich" bedeuten kann. Sie kam dazu, ihre Fähigkeit, das Leben in einem besonderen Ausmaß zu fühlen und zu erleben, nicht als eine Behinderung, sondern als ein Potenzial zu sehen. Sie nahm ihr Leben selbst in die Hand und erreichte durch Lebensstilmaßnahmen wie Ernährungsumstellung, Meditation und Entgiftung den ersehnten Seelenfrieden.
Ihr Leben lang akzeptierte Donna Reynolds die Meinung, dass ihre intensiven Stimmungsschwankungen abnormal seien, und dass sie selbst daher abnormal sei. Erst mit 62 Jahren erkannte sie, dass "abnormal" auch "außergewöhnlich" bedeuten kann. Sie kam dazu, ihre Fähigkeit, das Leben in einem besonderen Ausmaß zu fühlen und zu erleben, nicht als eine Behinderung, sondern als ein Potenzial zu sehen. Sie nahm ihr Leben selbst in die Hand und erreichte durch Lebensstilmaßnahmen wie Ernährungsumstellung, Meditation und Entgiftung den ersehnten Seelenfrieden.
Die Dynamik der bipolaren Störung
Die bipolare Störung dürfte wohl die verschiedenartigsten und widersprüchlichsten Symptome von allen Erkrankungen haben. Ihre Dynamik zu verstehen mag fordernd und frustrierend sein, ist aber unabdingbar.
Für den, der helfen will
Ich gebe dir dieses Buch, weil du von meiner bipolaren Störung direkt betroffen bist. Wenn ich leide, leiden auch die, die mir nahe stehen. Es ist äußerst wichtig, die Erkrankung und ihre Wirkung auf uns zu verstehen. Wir werden in sehr unterschiedliche Situationen geraten. Wir müssen beide lernen, welche Reaktionen dann hinderlich und welche Handlungen hilfreich sind.
Die bipolare Störung zeigt sich bei jedem Betroffenen anders; was auf andere zutrifft, trifft nicht unbedingt auf mich zu. Nach der Lektüre dieser Seiten sollten wir besprechen, welche Aussagen in unserem speziellen Fall zutreffen, welche Maßnahmen Erfolg versprechend sein könnten und unsere eigenen Umgangsstrategien entwickeln.
Nicht nur im Kopf
Es wurde lange vermutet, dass der bipolaren Störung eine biochemische Unausgewogenheit im Gehirn zugrunde liegt. Dennoch konnte bisher, trotz beobachtbaren strukturellen und funktionalen Hirnabweichungen, kein einzelnes Gen, keine einzige Nervenbahn oder Hirnanomalie eindeutig als Ursache nachgewiesen werden.
Aufgrund des unbestreitbaren Zusammenhangs zwischen Darmfunktionsstörungen und dem Gehirn wird nun untersucht, ob eine gestörte Darmflora nicht eine wahrscheinlichere Ursache wäre.
Immer mehr Betroffene
Obwohl sich immer mehr Menschen behandeln lassen und mehr Medikamente einnehmen als je zuvor, steigt die Zahl der Betroffenen mit alarmierender Geschwindigkeit. Laut der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen e. V. (DGBS) leiden 1,5 bis 3 Prozent der deutschen Bevölkerung an einer bipolaren Störung.
Zwei Pole
Die einander gegenüberstehenden Extreme bei der bipolaren Störung sind Manie und Depression, wobei »extrem« das Schlüsselwort ist. Der Schmerz der bipolaren Depression ist so intensiv, dass ich oft lieber tot wäre. Die bipolare Manie geht weit über ein gelegentliches Aufgedrehtsein hinaus und äußert sich durch absolut unangemessenes Verhalten, manchmal sogar durch Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Schwankungen zwischen den Polen erleben wir alle, aber die gesteigerte Wahrnehmung hochsensibler Betroffener bedeutet, dass sie mehr Reize aufnehmen, Unstimmigkeiten deutlicher spüren und zwangsläufig ein erweitertes Leidenspotential entwickeln.
Schwierige Diagnose
Einen physischen Test zum Feststellen der bipolaren Störung gibt es nicht. Es handelt sich um ein Syndrom, einen Symptom-Komplex, bei dem viele biologische, psychologische, soziologische und seelische Faktoren zusammentreffen.
Dass Betroffene über Jahre an den Symptomen leiden, bevor sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, ist nicht ungewöhnlich. Viele weitere Jahre können bis zur Diagnose vergehen. Danach ist wiederum Zeit nötig, um eine effektive Behandlung zu finden.
Unberechenbar
Das launenhafte Wesen der bipolaren Störung macht es besonders schwer, sie zu erkennen, zu behandeln und mit ihr zu leben. Die Erkrankung zeigt sich in verschiedenen Formen, vielfachen Kombinationen und wechselnder Intensität für unterschiedliche Zeiträume.
Das Muster variiert von Mensch zu Mensch, von Episode zu Episode. Stimmungswechsel können durch Stress ausgelöst werden. Es kann aber vorkommen, dass die Gefühle mit der aktuellen Situation scheinbar in keinerlei Zusammenhang stehen.
Der Zeitfaktor
Eine Episode kann Tage, Wochen oder sogar Monate andauern. Wenn ich vier oder mehr Episoden im Jahr erlebe, habe ich das sogenannte »Rapid Cycling«. »Ultra rapid Cycling« bezeichnet einen oder mehr Stimmungswechsel pro Monat. Schwankungen von ein oder mehreren Malen am Tag können auftreten. Es ist sogar möglich, an fortwährenden Umschwüngen ohne Symptomfreiheit zwischendurch zu leiden. Glücklicherweise kennen die meisten Betroffenen ausgedehnte Stabilitätsphasen zwischen den Episoden.
Zumutbare Hochs und Tiefs
Ein gesunder Mensch reagiert auf die Höhen und Tiefen des Lebens mit einem Gefühlsspektrum, das von tiefer Trauer bis ekstatischer Freude reicht. Diese Gefühle, egal wie ausgeprägt sie sind, gehören ins Reich üblicher menschlicher Empfindungen. Sie werden von allen Menschen in relativ ähnlicher Weise empfunden und ausgedrückt und stellen vorhersehbare Reaktionen auf äußere Gegebenheiten dar.
Diese Gefühle kann man mit den überschwänglichen, sprunghaften Seelenregungen, die ein Mensch mit bipolarer Störung erlebt, nicht vergleichen!
Extrem hoch: Die explosive Manie
Bipolare Manie ist exzessiv, hemmungslos, maßlos und oft zerstörerisch. Die ab ▶ hier aufgeführten Symptome lassen ihre vielen Gesichter erkennen. Außer durch die geistigen und seelischen Anzeichen äußert sich die Manie auch körperlich. Eine Art aufgewühlter Strudel im Solarplexus dreht sich immer schneller. Er produziert dabei einen Energieüberschuss, der kein Ventil hat. Der aufgestaute Druck steigert sich schmerzhaft, und ich fühle mich, als würde ich gleich explodieren. Alles in mir drückt und drängt nach vorne, um sich Platz zu verschaffen. Vielleicht rede ich deshalb so viel. Vielleicht brauche ich deshalb schöpferische Ventile. Die Worte und die Gefühle müssen raus! Ich versuche, mich von der Energie zu befreien, die mich aufdreht, mich am Schlafen hindert und letztendlich zu vollständiger nervlicher Erschöpfung führt.
Unangemessenes Verhalten
Eine voll ausgeprägte Manie ist verheerend. Ich bin leicht erregbar und aggressiv. Ich gebe bei Weitem zu viel Geld aus. Mein Urteilsvermögen ist außerordentlich schwach. Mein Benehmen ist unangemessen. Ich nehme mehr auf mich, als ich bewältigen kann; mit dem Ergebnis, dass ich beim »Jonglieren« manches fallen lasse. Meine Gedanken rasen meinen Worten voraus, meine Handlungen schließen vernünftige Überlegungen aus. Ich habe vielleicht Schwierigkeiten, dich zu verstehen, und du mich. Ich kann den Bezug zur Realität so weit verlieren, dass ich nicht mehr für mich selbst sorgen kann.
Extrem gut drauf: Die täuschende Hypomanie
Es gibt eine leichte, aber heimtückische Form von Manie, die man Hypomanie nennt. Auf den ersten Blick erscheint sie recht harmlos. Ich fühle mich super – energiegeladen, optimistisch und unbesiegbar. Ich bin gesellig und voller kreativer Ideen. Das Leben fühlt sich für mich dann wirklich paradiesisch an, und das könnte gerne ewig so weitergehen. Leider kann dies zu viel des Guten bedeuten und sich als Vorläufer einer eigentlichen Manie herausstellen. Nach so einem Hoch fühlt sich die Rückkehr zur Normalität leer und öde an. Manchmal folgt der Hypomanie ein Versinken in Verzweiflung. Wenn ich hypomanisch bin, erkenne ich die warnenden Vorzeichen vielleicht nicht. Es fühlt sich so gut an, was könnte daran falsch sein?
Extrem tief: Die verzehrende Depression
Wenn Manie als bei Weitem zu viel von allem beschrieben werden kann, ist Depression die totale Abwesenheit von allem, was für die Seele zählt, wie Energie, Hoffnung, Motivation, die Fähigkeit, Schönes oder die Gesellschaft nahe stehender Menschen zu genießen. All die Gefühle, die das Leben lebenswert machen, wurden mir geraubt. Die ab ▶ hier aufgezählten Symptome legen ihre allumfassende Trostlosigkeit dar. Wenn ich depressiv bin, bin ich nicht einfach nur »down«, sondern durch unaussprechliche, abgrundtiefe Verzweiflung gelähmt. Jegliche innere Reserve, die zur Abwehr nötig wäre, fehlt. Ich kann lediglich versuchen, den unerträglichen Schmerz zu ertragen, und auszuharren, bis das scheinbar endlose Leiden schließlich aufhört.
Der Zusammenbruch
In der Depression fühle ich mich, als hätte jemand einen Staubsaugerschlauch in meinen Solarplexus gelegt und meine Lebensenergie ausgesaugt. Ohne verbleibendes Gerüst kann ich weder meinen Körper aufrecht halten, noch die Außenwände am Einbrechen hindern. Ich werde sowohl nach unten als auch nach innen gezogen und muss einer Implosion widerstehen. Die Wände schließen sich um mein Herz, sodass es sich zusammengequetscht und schwer wie ein Stein anfühlt. Ich kann den Kräften, die mich hinunterdrücken, nichts entgegensetzen. Ich sacke zusammen, mein Kopf, meine Lider und Mundwinkel hängen herunter. – Es tut weh. Körperlich, seelisch und geistig tut es weh.
Erscheint lt. Verlag | 6.10.2021 |
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Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Bipolare Erkrankung • Bipolare Störung • Bipolare Störungen • Depression • Manie • manisch-depressiv • Psychische Störungen • Psychotherapie • Seelische Erkrankungen • Seelische Erkrankungen /Ratgeber • Selbsthilfe |
ISBN-10 | 3-432-11435-4 / 3432114354 |
ISBN-13 | 978-3-432-11435-4 / 9783432114354 |
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Größe: 6,3 MB
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