Höllenjahre (eBook)

Die Briefe meines Onkels aus dem Krieg. 1939-1945

*****

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
30 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60332-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Höllenjahre -  Evi Simeoni
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»Es ist wirklich kein Grund zur Beunruhigung da.« Der Zweite Weltkrieg hat unzählige Menschenleben gekostet und in vielen Familien große Lücken hinterlassen. Evi Simeoni spürt die Ohnmacht, die der Tod ihres Onkels Heinz Meyer in der Familie ausgelöst hat, bis heute. Mit 18 Jahren wurde Heinz von der Schulbank weg zum Wehrdienst eingezogen und fünfeinhalb Jahre später, kurz vor Kriegsende, von einem Scharfschützen getötet. Simeoni setzt seine in großer Zahl erhaltenen Briefe in den Zeitkontext und verwebt seine Worte mit ihren Recherchen zur eigenen Familiengeschichte. Ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte.

Evi Simeoni, 1958 in Stuttgart geboren, ist Journalistin und Schriftstellerin. Mehr als 40 Jahre war sie Sportreporterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Theodor-Wolff-Preis. Zuletzt erschien von ihr bei Piper »Höllenjahre. Die Briefe meines Onkels aus dem Krieg. 1939-1945«.

Evi Simeoni, 1958 in Stuttgart geboren, ist Journalistin und Schriftstellerin. Seit mehr als 30 Jahren ist sie Sportreporterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für ihre journalistische Arbeit wurde Evi Simeoni mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Theodor-Wolff-Preis. Gemeinsam mit Isabell Werth verfasste sie den Bestseller »Vier Beine tragen meine Seele«.

Rhön


Den 5. Januar 1940

Liebe Mutter!

Nun bin ich schon wieder einige Tage von der Heimat entfernt, und so langsam gewöhne ich mich wieder an unser raues Soldatenleben. Hier ist es inzwischen empfindlich kalt geworden. Es hatte schon 26 Grad Kälte;[12] da gibt es kalte Füße und Hände, wir sind jetzt aber nie länger als 2 Stunden im Gelände, so ist es schon auszuhalten. Wir sind wahrscheinlich auch die nächste Woche noch hier.

Ich danke besonders Christa für das reizend verpackte Weihnachtsgrüßlein. Schorsch sagte zu mir, wie ich es auspackte, das ist mit viel Liebe zusammengepackt. Sie kann sich also etwas darauf einbilden. Ich fühle mich gesund und munter, zumal ich genug zum Futtern habe. Heute habe ich schon den Krabbenkocher[13] gelesen. Das Buch hat mir wirklich Freude gemacht. Es steckt viel Humor, aber auch viel Lebensweisheit darin.

Es grüßt Dich herzlich
Dein Herzensbub Heinz

 

Marschieren in Kremsier (Heinz: 2. Reihe 2. v. r.)

 

Den 18. Januar 1940

Liebe Mutter!

Wir sind gut an unserem neuen Bestimmungsort angekommen.[14] Als ersten Gruß von daheim traf ich Deinen lieben Brief an und dazu ein Paketchen von Auguste, in dem ein Schal, Ohrenschützer und zwei Taschentücher drin waren; werde das alles gut gebrauchen können. Wir sind hier prima untergebracht, und jeder hat seine Falle; es erinnert sehr an Zuffenhausen.

Liebe Mutti! Ich kann mir denken, dass Dir der Abschied nicht leichtgefallen ist und es Dir manchmal schwer ist, aber es wird sich noch alles zum Guten wenden; ich habe den festen Glauben, und Du musst es auch glauben. Siehst Du, ich weiß mich zu jeder Tag- und Nachtzeit von Eurer Liebe und Sorge umgeben, und das gibt mir so ein Gefühl der Nähe und der Freude, dass ich daraus immer neuen Mut schöpfen kann.

Dass Magda krank wurde, wundert mich nicht sehr; es war eben zu viel für Körper und Gemüt, dass Günter nicht wie erwartet zu ihrem Geburtstag auf Urlaub kommen konnte. Hoffentlich macht sich’s bald wieder. Ich wünsche ihr von Herzen gute Besserung. Schick mir bitte so bald als möglich meine Fausthandschuhe, die Tante Käthe gestrickt hat.

In unserem neuen Zimmer bin ich wieder mit alten Kameraden zusammengekommen, auch mit Läppig und Laule.

Es grüßt Dich nun recht herzlich
Dein Soldat Heinz

 

Den 19. Januar 1940

Liebe Mutter!

Die Fausthandschuhe sind gerade zur rechten Zeit gekommen, denn es ist jetzt hier sehr kalt geworden; auch hat es sehr viel Schnee. Gestern machten wir eine Nachtübung bei wunderbarem Wetter, da sanken wir oft bis über die Knie im Schnee ein. Aber es war landschaftlich wunderbar. Weißt Du, es hat hier hohe Berge.

Ich bin so froh, dass es Dir wieder besser geht. Vater wünsche ich gute Besserung. Hoffentlich wird’s bei Magda auch bald wieder besser. Das Gelee ist prima angekommen. Die Datteln sind ausgezeichnet.

Ich freue mich so, dass Dir meine Worte gutgetan haben. Es geht mir gut, und ich bin gesund.

Es grüßt Dich tausendmal
Dein lieber Bub Heinz

 

Den 25. Januar 1940

Liebe Mutter!

In Deinem Brief berichtest Du mir ja allerhand Neuigkeiten. Dass Günter jetzt doch Urlaub bekommen hat, freut mich recht. Das ist wohl das richtige Mittel, um Magda bald wieder in die Höhe zu bringen. Magda wird sich natürlich furchtbar gefreut haben über die Fahrt mit Günter nach Häringen. Dass Du und Vater das eigentlich missbilligt, kann ich mir denken, aber Ihr müsst jetzt halt daran denken, dass es Kriegszeiten sind, und da will man ja niemandem etwas verbieten.

Nun wird es also mit Sigi ernst mit der Schule. Ich habe erst einen einzigen Brief von ihm erhalten. Lasse ihm nochmals danken mit einem brüderlichen Kuss.

Mir geht es gut. Der Dienst schlaucht etwas, weil der Schnee so hoch ist. Wir sinken oft bis über die Knie ein. Dazu machen wir immer richtige Bergtouren, wir kommen uns bald wie Gebirgsjäger vor. Heute machten wir einen Angriff von einem Berg herunter, da purzelten wir im Schnee umeinander, das macht uns immer großen Spaß. Wir haben jetzt natürlich immer den Mantel an zum Dienst. Es weht hier oben ein eisiger Wind, aber man gewöhnt sich an alles, und wir sind schon gründlich abgehärtet. Da muss ich besonders Beate danken. Die Pulswärmer tun mir wunderbare Dienste. Wenn wir im Schnee liegen, geht immer Schnee in die Ärmel, und da schützen die Pulswärmer, dass es mich nicht friert.

Ich habe jetzt wieder meinen großen Appetit bekommen. Wenn du als mal etwas zu essen schicken würdest, würde es mich sehr freuen.

Es grüßt Dich herzlich
Dein Bub Heinz

 

Den 29. Januar 1940

Liebe Mutter!

Mein Fuß hat sich zum Glück wieder gemacht, ich spüre wirklich nichts mehr. Ich war einmal im Revier damit, und sie stellten einen Senkfuß fest. Aber ich glaube, dass ich den Fuß etwas überanstrengt hatte.

Ich schicke Dir in einem Paketchen mein Unterleibchen. Vaters Hose folgt später. Schick mir bitte keine Wäsche mehr, wenn ich etwas brauchen sollte, schreibe ich es. Hier wird wirklich jede Woche die Wäsche (Unterhemd, Unterhose) gewaschen. Taschentücher habe ich bis jetzt nur zwei gebraucht, ich habe nämlich keinen Schnupfen mehr. Socken habe ich auch noch keine zerrissen.

Du fragst in Deinem Brief, wie es mit dem Ausgang sei. Wir können sonntags in die Umgegend fort, aber wir marschieren die Woche über so viel und kommen in all den Dörfchen herum, dass ich am Sonntag nicht fortgehe, sondern schreibe, schlafe und lese; das ist die beste Erholung. Schickt mir bitte jetzt, solange ich auf dem Übungsplatz bin, keine Zigaretten mehr, denn hier braucht man seine ganze Kraft, und da rauche ich nicht. Du siehst also, es geht mir hier sehr erträglich und Du kannst beruhigt sein. Vor allem habe ich bis jetzt nie den Humor verloren, und so vergeht einem die Zeit sehr schnell.

Es grüßt Dich recht herzlich
Dein tapferer Bub Heinz

 

Den 4. Februar 1940

Liebe Mutti!

Gestern Mittag habe ich Dein liebes, nahrhaftes Paketchen erhalten; herzlichen Dank dafür. Es hat also herrlich geklappt auf den Sonntag. Heute Morgen habe ich wie zu Hause Kaffee und Kapsel[15] gefrühstückt.

Diese Woche machten wir einen Regimentsmarsch von 30 km. Unser Kompanieführer sagte, es wäre als ein 40-km-Marsch zu veranschlagen, weil wir die ganze Zeit Schnee stampfen müssten. Aber obwohl wir das MG-Gerät[16] schleppen mussten, habe ich ihn sehr gut überstanden. Das Liederverslein ist wirklich sehr schön, und ich will daran denken, wenn mir der Wind um die Ohren pfeift.

Ich habe in den letzten Tagen viele Paketchen bekommen, darunter von Herrn Glaser zwei große Würste und Käse.

Tausend Grüße Heinz

 

Liebe Magda![17]

Wie ich gehört habe, dass Du mit Günter Ski gefahren bist, habe ich mich sehr gefreut. Ihr habt sicher herrliche Tage miteinander erlebt. Du hast mir ja die ganzen Tage ...

Erscheint lt. Verlag 26.1.2023
Zusatzinfo Mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik 20. Jahrhundert bis 1945
Geschichte Allgemeine Geschichte 1918 bis 1945
Schlagworte Antisemitismus • Bestsellerautorin • Briefsammlung • Buch für Väter • Drittes Reich • erzählte Geschichte • Familiengeschichte • Generationenbuch • Heather Morris • Historisches Sachbuch • Holocaust • Juden • Krieg • Kriegstrauma • Militär • Militärgeschichte • Nationalsolzialismus • Nazis • NS-Geschichte • Sowjetunion • Ukraine • Volksfront • Wehrmacht • Zeitzeuge • Zeitzeugenberichte • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-492-60332-7 / 3492603327
ISBN-13 978-3-492-60332-4 / 9783492603324
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