Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen -  Silke Heimes

Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen (eBook)

Hilfe zur Selbsthilfe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
104 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-042367-1 (ISBN)
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Schreiben kann Einsichten in Lebenszusammenhänge vermitteln und zur Bewältigung von Krisen beitragen. Das Buch unterstützt mittels verschiedener praktischer Schreibübungen an Krebs erkrankte Menschen dabei, einen guten Umgang mit ihrer Erkrankung zu finden, sich selbst zu entlasten und, soweit es die Erkrankung zulässt, ihr Wohlbefinden zu steigern. Das therapeutische Schreiben wird als 'Hilfe zur Selbsthilfe' verstanden, das die Selbstwirksamkeit betont und Selbstheilungskräfte aktiviert. Die Autorin vermittelt nicht nur ein theoretisches Basiswissen, sondern lädt von Beginn an zum Schreiben ein. Betroffene werden als Experten in eigener Sache verstanden, die aktiv an der Gestaltung ihrer Gesundheit mitwirken. In der Selbstreflexion lernen sie wieder besser einzuschätzen, was sie wollen und brauchen, um ihr Leben als sinnvoll und lebenswert zu begreifen, trotz und mit einer schweren Erkrankung.

Prof. Dr. med. Silke Heimes, Ärztin und Poesietherapeutin, leitet das Institut für kreatives und therapeutisches Schreiben (IKUTS) und ist Professorin für Journalistik an der Hochschule Darmstadt. Sie ist Expertin für therapeutisches Schreiben und hat mehrere Jahre als Ärztin in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet.

Prof. Dr. med. Silke Heimes, Ärztin und Poesietherapeutin, leitet das Institut für kreatives und therapeutisches Schreiben (IKUTS) und ist Professorin für Journalistik an der Hochschule Darmstadt. Sie ist Expertin für therapeutisches Schreiben und hat mehrere Jahre als Ärztin in einer psychiatrischen Klinik gearbeitet.

2       Was ist eine Krebserkrankung?


Nachdem es im ersten Kapitel um das therapeutische Schreiben ging, wird es im zweiten Kapitel einige Informationen zum Thema Krebserkrankungen geben. Da es sich allerdings in erster Linie um ein Buch zum therapeutischen Schreiben handelt und das Thema Krebserkrankungen sehr umfangreich ist, können die Ausführungen dazu nur kursorisch sein. Krebs ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein Sammelbegriff für Krankheiten, bei denen Körperzellen unkontrolliert wachsen, sich teilen und gesundes Gewebe verdrängen oder zerstören. Die deutsche Bezeichnung Krebs geht auf das griechische Wort karkínos zurück, das sowohl die Krankheit als auch das Tier bezeichnet. Krebs kann in den verschiedensten Organen des Körpers auftreten und geht von verschiedenen Zellarten aus. Ausgangspunkt der meisten Krebskrankheiten sind die inneren und äußeren Körperoberflächen.

Krebserkrankungen sind nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland (Robert Koch Institut, 2021a).

Fast ein Viertel (23,5 %) aller Verstorbenen in Deutschland erlag im Jahr 2020 einem Krebsleiden. Das waren ungefähr so viele wie im Vorjahr 2019. 54 % der Krebstoten waren Männer, 46 % Frauen (Statistisches Bundesamt, 2021). Die häufigsten Todesursachen unter den Krebserkrankungen waren bei Frauen Brustkrebs (17 %), gefolgt von Lungenkrebs (16 %) und Darmkrebs (10 %). Bei Männern war Lungenkrebs für 22 % der krebsbedingten Sterbefälle verantwortlich, gefolgt von Prostatakrebs (12 %) und Darmkrebs (10 %) (Robert Koch Institut, 2021a).

Zwischen den Jahren 2000 und 2010 ist die Krebssterblichkeit bei Frauen um 11 % und bei Männern um 17 % zurückgegangen. Seit 2010 sind die Sterberaten an Krebs bei Frauen um 7 % und bei Männern um 12 % gesunken. Damit hat sich der Rückgang der Sterblichkeit durch Krebs im Vergleich zu den 2000er Jahren abgeschwächt. Klare Rückgänge sind in den letzten zehn Jahren bei beiden Geschlechtern bei Magenkrebs (Männer 29 %, Frauen 26 %) und Darmkrebs (Männer 21 %, Frauen 18 %) zu verzeichnen. Bei den Männern ging auch die Sterblichkeit an Lungenkrebs um 19 % zurück und bei Frauen sank die Sterberate für Eierstockkrebs um 15 %. Angestiegen sind bei beiden Geschlechtern hingegen die Sterberaten für bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse um je 5 % und bei Frauen für Lungenkrebs um 11 %, wobei sich die Rate seit etwa 2013 stabilisiert hat (Robert Koch Institut, 2021a).

Die Überlebensraten sind je nach Krebsart unterschiedlich. Sie sind von der Tumorart abhängig und reichen von Ergebnissen unter 20 % für bösartige Tumoren der Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse bis hin zu Werten über 90 % für das maligne Melanom der Haut, den Hodenkrebs und den Prostatakrebs.

Die relative 5-Jahres-Überlebensrate bezeichnet die Überlebenschancen von Krebspatientinnen und -patienten im Vergleich mit der allgemeinen Bevölkerung gleichen Alters und Geschlechts (Robert Koch Institut, 2021b).

Für viele Krebserkrankungen sind die Entstehungsmechanismen noch nicht ausreichend bekannt. Präventionsstrategien stehen daher nur für wenige Tumorarten zur Verfügung. Darunter sind allerdings die Krebsformen, die viele Menschen betreffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass sich weltweit 30–50 % aller Krebsfälle durch Vorbeugung verhindern ließen. Das Deutsche Krebsforschungszentrums (DKFZ) schätzt, dass sich in Deutschland mindestens 37 % aller Krebsneuerkrankungen vermeiden oder zumindest beeinflussen lassen (DKFZ, 2018). Zu den Faktoren, die sich beeinflussen lassen, zählt das Rauchen, das 19 % aller Krebserkrankungen in Deutschland pro Jahr auslöst. Auch die Rolle von Übergewicht und Bewegungsmangel in Hinblick auf die Entstehung von Krebserkrankungen ist hinlänglich bekannt, zumal länger andauernde Stoffwechselschieflagen in der Regel mit Bluthochdruck, hohen Blutfett- und Blutzuckerwerten einhergehen, welche wiederum zu entzündlichen Prozessen im Körper führen, die wahrscheinlich an der Entstehung von Krebserkrankungen beteiligt sind (Robert Koch Institut, 2021b). Unter den ernährungsabhängigen Faktoren spielt der Alkoholkonsum eine wichtige Rolle. Wenig Obst, Gemüse oder Ballaststoffe bei einem zugleich hohen Anteil von rotem, verarbeitetem Fleisch an der Ernährung konnten ebenfalls als Risikofaktoren für mehrere Tumorarten identifiziert werden. Zu den vermeidbaren Krebsrisikofaktoren gehört zudem der ultraviolette Anteil des Sonnenlichts (UV-Strahlung).

Neben diesen zum Großteil vermeidbaren Faktoren können auch genetische Ursachen das Risiko für Krebserkrankungen erhöhen. Bisher sind jedoch nur wenige Genveränderungen eindeutig als Ursache für bestimmte Tumorarten wie etwa Brust- und Eierstockkrebs oder Darmkrebs identifiziert worden.

Das Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung zur Krebsfrüherkennung betrifft bösartige Tumoren der Haut und des Darms sowie Brust- und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern (Robert Koch Institut, 2021b).

Sollten Sie in der Vergangenheit bereits eine Menge getan haben, um sich gesund zu halten und Ihr persönliches Risiko für eine Krebserkrankung zu verringern und dennoch Krebs bekommen haben, wie fühlen Sie sich? Was könnten Sie ab jetzt zusätzlich für sich tun?

Anmerkend zu dieser Übung sei gesagt, dass es nicht darum geht, Schuldgefühle bei Ihnen hervorzurufen, sondern in einem ersten Schritt, zu sehen, ob solche vielleicht existieren, um in einem zweiten Schritt einen Umgang damit zu finden. Wie in diesem Kapitel und im Verlauf des Buches hoffentlich deutlich wird, kann eine Krebserkrankung jeden von uns zu jedem Zeitpunkt im Leben treffen. Ganz egal, wie wir uns bisher verhalten haben. Deswegen kann es nur darum gehen, welche Gefühle und Gedanken die Erkrankung und alles, was mit ihr einhergeht, in Ihnen auslöst und wie Sie einen Umgang mit entsprechenden Gedanken und Gefühlen finden können.

Löst Ihre Krebserkrankung irgendwelche Schulgefühle in Ihnen aus? Stellen Sie sich vor, Sie sind Ihr eigener Anwalt und Sie müssten dem kleinen Teufel in Ihnen, der Ihnen zusätzlich zur Belastung durch die Krankheit auch noch Schuldgefühle einreden will, einen Brief schreiben, in dem Sie alle Schuldzuweisungen ganz klar zurückweisen.

2.1         Die Diagnose und was nun?


Obwohl sich die Behandlungsmöglichkeiten ständig verbessern, löst die Diagnose Krebs bei den meisten Menschen erst einmal Angst aus. Besonders in den ersten Tagen verändert eine solche Diagnose alles und stellt private sowie berufliche Pläne infrage. Der Alltag muss aus dem Stand heraus neu organisiert werden, weil notwendige und wichtige Untersuchungstermine und Arztgespräche anstehen. Behandlungspläne müssen entworfen werden und einige Therapien beginnen vielleicht unmittelbar nach Stellung der Diagnose.

Zudem drängt sich immer wieder die Frage auf: »Warum gerade ich?« Und genau dieser Frage wollen wir in der folgenden Schreibübung nachgehen. Denn auch wenn ihre Beantwortung nicht möglich ist und vielleicht auch nicht unbedingt zielführend, geistert sie doch in unserem Kopf herum und will beachtet werden.

Schreiben Sie folgenden Satz auf ein Blatt Papier: »Warum gerade ich?« Schreiben Sie ungefiltert drauflos, auch wenn Ihr Schreiben Sie womöglich zu ganz anderen Themen führt.

 

Verfahren Sie mit dem Satz: »Was möchte ich ab heute anders machen?« ebenso wie mit dem Satz in der vorherigen Übung und lassen Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf.

Nach der Diagnosestellung ging es zunächst darum, sich über die Krankheit sowie Therapieoptionen zu informieren und darum, einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, der oder die Sie gut behandeln und begleiten kann. Vielleicht haben Sie sich, nachdem Sie die Diagnose erfahren haben, Zeit genommen, um den Schock zu verdauen und sind erst dann – wahrscheinlich auch aufnahmebereiter – in Gespräche mit Ärzten eingestiegen.

In jedem Fall würde ich Ihnen für anstehende Arztgespräche empfehlen, sich Notizen zu machen, sowohl im Vorfeld als auch während der Gespräche sowie direkt danach, um wesentliche Aspekte des Gespräches sowie neu auftretende Fragen nicht zu vergessen, zumal Sie sicherlich aufgewühlt sind und viele komplexe Themen zur Sprache kommen werden. Vielleicht mögen Sie einen Angehörigen oder Vertrauten zu den Gesprächen mitnehmen, der Sie unterstützt, ebenfalls zuhört und Fragen stellt, sofern Sie selbst etwas...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Klinische Psychologie
Schlagworte Hilfe zur Selbsthilfe • Kreativität • Krebserkrankung
ISBN-10 3-17-042367-3 / 3170423673
ISBN-13 978-3-17-042367-1 / 9783170423671
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