Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin (eBook)

Schicksalhalfte Fantasy mit starker Heldin
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2009 | 1. Auflage
544 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-02321-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin -  Trudi Canavan
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Wer über magische Fähigkeiten verfügt, hat in Imardin die Macht. Rücksichtslos setzen sich die Mitglieder der Gilde der schwarzen Magier über die Armen und Gewöhnlichen hinweg. Keiner wagt es, sich zu wehren. Nur Sonea, das Bettlermädchen, begehrt auf ... und offenbart eine außergewöhnliche magische Begabung. Sonea wird als Novizin in die Gilde der Magier aufgenommen und gerät ins Zentrum einer schrecklichen Verschwörung ...
Jedes Jahr zieht die Gilde der schwarzen Magier durch Imardin, um Bettler und Straßenkinder aus der Stadt zu jagen. Wütend wirft Sonea, das Bettlermädchen, einen Stein - und verletzt dadurch ein Mitglied der Gilde. Was die Gilde schon lange befürchtet hat, ist eingetreten: Es gibt jemanden mit magischen Kräften - außerhalb ihrer Reihen. Sie muss gefunden werden. Um jeden Preis. Sonea läuft um ihr Leben ...

Trudi Canavan wurde 1969 im australischen Melbourne geboren. Sie arbeitete als Grafikerin und Designerin für verschiedene Verlage und begann nebenbei zu schreiben. 1999 gewann sie den Aurealis Award für die beste Fantasy-Kurzgeschichte. Ihr Erstlingswerk, der Auftakt zur Trilogie »Die Gilde der Schwarzen Magier«, erschien 2001 in Australien und wurde weltweit ein riesiger Erfolg. Seither stürmt sie mit jedem neuen Roman die internationalen Bestsellerlisten.

1. Die Säuberung


In Imardin, so heißt es, habe der Wind eine Seele und pfeife heulend durch die schmalen Straßen der Stadt, weil das, was er dort finde, ihn mit Trauer erfülle. Am Tag der Säuberung heulte der Wind durch die schwankenden Masten der Schiffe im Hafen, peitschte durch das Westtor und schrie die Gassen hinunter. Dann verstummte er plötzlich, bis nur noch ein Wimmern zu hören war, als seien ihm die zerfetzten Seelen, die ihm entlang des Weges begegneten, eine unerträgliche Qual.

So zumindest empfand es Sonea. Als sie abermals von einem eisigen Windstoß erfasst wurde, schlang sie die Arme um sich und hüllte sich fester in ihren abgetragenen Mantel. Mit ärgerlich gerunzelter Stirn sah sie zu Boden. Schmutziger Schneematsch schwappte ihr bei jedem Schritt über die Füße. Die Lappen, die sie in ihre viel zu großen Stiefel gestopft hatte, hatten sich bereits mit Wasser voll gesogen, und ihre Zehen schmerzten vor Kälte.

Dann nahm sie aus dem Augenwinkel eine plötzliche Bewegung zu ihrer Rechten wahr und machte einen Schritt zur Seite, als ein Mann mit wirrem, grauem Haar aus einer kleinen Seitenstraße gestolpert kam und auf die Knie fiel. Sonea blieb stehen und hielt ihm die Hand hin, aber der Alte schien sie gar nicht zu bemerken. Mühsam rappelte er sich hoch und schloss sich den Menschen an, die die Straße entlangzogen.

Seufzend hielt Sonea Ausschau, so gut es eben ging, ohne ihr von einer großen Kapuze verborgenes Gesicht den Blicken anderer zu enthüllen. An der Einmündung der Gasse war ein Wachsoldat postiert. Mit einem hämischen Grinsen beobachtete er die kleine Gruppe am unteren Ende der Straße. Sonea sah ihn mit schmalen Augen an, aber als er sich in ihre Richtung drehte, wandte sie hastig den Blick ab.

Zur Hölle mit den Wachen, dachte sie. Mögen sie alle giftige Faren in ihren Stiefeln finden. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen dachte sie an einige der freundlicheren Wachen, aber sie war nicht in der Stimmung, Ausnahmen zu machen.

Inzwischen hatte sie die kleine Gruppe schlurfender, gebeugter Gestalten erreicht und folgte ihnen auf eine breitere Durchgangsstraße. Die Straße war zu beiden Seiten von zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden gesäumt. In den Fenstern der oberen Stockwerke reihte sich ein Gesicht an das andere. In einem Fenster entdeckte Sonea einen gut gekleideten Mann, der einen kleinen Jungen auf dem Arm hielt, damit er die Menschen unten auf der Straße sehen konnte. Der Mann rümpfte angeekelt die Nase, und der Junge schnitt eine Grimasse, als hätte er in einen faulen Apfel gebissen.

Sonea blickte wütend zu den beiden hinauf. Die würden nicht mehr so aufgeblasen dreinschauen, wenn ich ihnen einen Stein durchs Fenster werfen würde. Sie sah sich halbherzig um, aber falls irgendwo Steine herumlagen, waren sie unter dem Schneematsch gut verborgen.

Einige Schritte vor ihr standen zwei Wachen an der Mündung einer kleinen Gasse. Angetan mit steifen Mänteln aus gekochtem Leder und eisernen Helmen, sahen sie so aus, als wögen sie gut und gern doppelt so viel wie die Bettler, die sie beobachteten. Sie hielten Holzschilde in den Händen, und an ihrer Hüfte hingen Kebin – Eisenstangen, die als Schlagstöcke benutzt wurden. Allerdings war direkt über dem Griff zusätzlich noch ein Haken angebracht, um einem Angreifer damit das Messer zu entwinden. Sonea senkte den Blick und ging an den beiden Männern vorbei.

»… sollen sie von den anderen abschneiden, bevor sie den Platz erreichen«, sagte einer der Wachmänner soeben. »Es sind ungefähr zwanzig. Der Anführer der Bande ist ein großer Kerl. Hat eine Narbe am Hals und …«

Soneas Herz setzte einen Schlag aus. War es möglich …?

Einige Meter hinter den Wachen schlüpfte Sonea in einen Hauseingang und drehte den Kopf, um noch einmal verstohlen zu den beiden Männern hinüberzusehen. Dann zuckte sie heftig zusammen. Zwei dunkle Augen blickten ihr aus dem Flur entgegen.

Eine Frau starrte sie mit vor Überraschung geweiteten Augen an. Sonea wich einen Schritt zurück. Auch die Fremde zog sich zurück, dann lächelte sie, als Sonea kurz auflachte.

Nur ein Spiegelbild! Sonea streckte die Hand aus, und ihre Finger trafen auf ein blank poliertes Metallschild, das an der Wand befestigt war. In die Oberfläche waren Worte eingeritzt, aber sie wusste zu wenig über Buchstaben, um erkennen zu können, was dort geschrieben stand.

Sie begutachtete ihr Spiegelbild. Ein mageres Gesicht mit hohlen Wangen. Kurzes, dunkles Haar. Niemand hatte sie jemals hübsch genannt. Sie konnte noch immer als Junge durchgehen, wenn sie wollte. Ihre Tante meinte, sie käme mehr nach ihrer lange verstorbenen Mutter als nach ihrem Vater, aber Sonea hatte den Verdacht, dass Jonna einfach keine Ähnlichkeit mit ihrem verschwundenen Ehebruder erkennen wollte.

Sonea trat näher an die Metallplatte heran. Ihre Mutter war sehr schön gewesen. Vielleicht, wenn ich mir die Haare wachsen ließe, überlegte sie, und wenn ich etwas weiblichere Kleidung trüge …

… oh, spar dir die Mühe. Mit einem selbstironischen Schnauben wandte sie sich ab, verärgert darüber, dass sie sich von solchen Fantasien hatte ablenken lassen.

»… vor ungefähr zwanzig Minuten«, erklang in der Nähe eine Stimme. Sie erstarrte, als ihr wieder einfiel, warum sie in den Hauseingang getreten war.

»Und wo soll die Falle zuschnappen?«

»Keine Ahnung, Mol.«

»Ah, da wäre ich gern dabei. Ich habe gesehen, was sie letztes Jahr mit Porlen gemacht haben, diese kleinen Bastarde. Es hat Wochen gedauert, bis der Ausschlag wieder weg war, und er konnte tagelang nicht richtig sehen. Ich frage mich, ob … He! Das ist die falsche Richtung, Junge!«

Sonea ignorierte den Soldaten, denn sie wusste, dass er und sein Gefährte auf keinen Fall ihren Posten verlassen würden. Sie durften nicht riskieren, dass die Menschen auf der Straße sich ihre Unaufmerksamkeit zunutze machten und sich durch die Nebengasse davonstahlen. Sonea begann zu rennen und bahnte sich einen Weg durch die Menge, die jetzt immer dichter wurde. Von Zeit zu Zeit blieb sie stehen, um nach vertrauten Gesichtern Ausschau zu halten.

Sie zweifelte keinen Augenblick daran, von welcher Bande die Wachen gesprochen hatten. Die Geschichten darüber, was Harrins Jungen während der letzten Säuberung getan hatten, waren während des ganzen harten letzten Winters wieder und wieder erzählt worden. Es hatte sie sehr erheitert, dass ihre alten Freunde immer noch ihren Schabernack trieben, obwohl sie ihrer Tante Recht geben musste, dass sie besser beraten war, sich von ihnen fern zu halten, denn sie brachten sich allzu oft in Schwierigkeiten. Jetzt sah es so aus, als planten die Wachen, sich an ihnen zu rächen.

Was nur beweist, dass Jonna Recht hat. Sonea lächelte grimmig. Sie würde mir eine schöne Tracht Prügel verpassen, wenn sie wüsste, was ich hier treibe, aber ich muss Harrin warnen. Wieder ließ sie den Blick über die Menge wandern. Ich will mich der Bande ja nicht wieder anschließen. Ich brauche nur irgendwo einen Späher zu finden – da!

In einem dunklen Hauseingang kauerte ein Junge, der seine Umgebung mit verdrossener Feindseligkeit musterte und ständig von einer Straßenkreuzung zur anderen sah. Als sein Blick den ihren traf, hob Sonea die Hand, um sich die Kapuze tiefer ins Gesicht zu ziehen, und machte eine Bewegung mit den Fingern, die die meisten Menschen für äußerst unhöflich gehalten hätten. Die Augen des Jungen wurden schmal, und er antwortete ihr mit dem gleichen Zeichen.

Jetzt wusste sie, dass er tatsächlich ein Späher war, und ging weiter. Wenige Schritte von der Tür entfernt blieb sie stehen und tat so, als müsse sie sich ihren Stiefel neu binden.

»Zu wem gehörst du?«, fragte er, ohne sie anzusehen.

»Zu niemandem.«

»Du hast ein altes Zeichen benutzt.«

»Ich war schon einige Zeit nicht mehr hier«, erwiderte sie. »Ich möchte jemanden treffen.«

Der Späher schnaubte abfällig. »Und warum sollte ich dir glauben?«

»Ich habe früher mal Harrin gekannt«, antwortete sie und richtete sich auf.

Der Junge dachte einen Moment lang nach, dann trat er aus dem Hauseingang und packte sie am Arm. »Dann wollen wir doch mal sehen, ob er sich an dich erinnert.«

Soneas Herz setzte einen Schlag aus, als der Junge sie mitten in das Gedränge zerrte. Der Boden war rutschig, und sie wusste, dass sie der Länge nach hinschlagen würde, wenn sie versuchte, sich gegen den Späher zu wehren. Sie murmelte einen Fluch.

»Du brauchst mich nicht zu ihm zu bringen«, erklärte sie. »Sag ihm einfach meinen Namen. Er wird wissen, dass ich ihm nichts Böses will.«

Der Junge beachtete sie gar nicht. Die Wachsoldaten, an denen sie vorbeikamen, warfen ihnen argwöhnische Blicke zu. Sonea versuchte den Arm freizubekommen, aber der Junge war stärker als sie. Er zog sie in eine Nebenstraße.

»Hör mir zu«, sagte sie. »Ich heiße Sonea. Er kennt mich. Und Cery kennt mich auch.«

»Dann wirst du ja nichts dagegen haben, ihn wiederzusehen«, zischte der Junge ihr über die Schulter hinweg zu.

In der Nebenstraße drängten sich die Menschen dicht an dicht, und sie schienen es alle sehr eilig zu haben. Sonea hielt sich an einem Laternenpfosten fest und zwang den Jungen so, stehen zu bleiben.

»Ich kann nicht mit dir gehen. Meine Tante wartet auf mich. Lass mich los …«

Die Menge hatte sich inzwischen auf das untere Ende der Straße zubewegt, und Sonea blickte stöhnend...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2009
Reihe/Serie Die Gilde der Schwarzen Magier
DIE GILDE DER SCHWARZEN MAGIER
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • ab 13 • eBooks • Fantasy • heroisch • High Fantasy • Imardin • Magie • Sonea • Spiegel Bestseller Autorin
ISBN-10 3-641-02321-1 / 3641023211
ISBN-13 978-3-641-02321-8 / 9783641023218
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