Tante Rotz greift ein (eBook)

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2020 | 1. Auflage
192 Seiten
Baumhaus (Verlag)
978-3-7517-0143-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tante Rotz greift ein -  Andrea Schütze
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Seit Tante Rotz bei Familie Wohlleben eingezogen ist, hat sich für die Zwillinge Kassi und Zack so manche Regel der strengen Eltern in Luft aufgelöst. Denn unter den Fittichen der verrückten Tante steht nur eins im Mittelpunkt: Spaß!
Als Tante Rotz auf den Hund einer Freundin aufpassen soll, können die Zwillinge ihr Glück kaum fassen: Endlich ein Haustier! Und was für eins. Uschi hält nicht viel von Fellpflege, gräbt stattdessen erst mal den halben Garten um und verliebt sich prompt in den Nachbarshund. Das kann ja heiter werden!



Andrea Schütze liebt Bücher schon ihr Leben lang, deshalb schreibt sie auch so gerne selbst. Sie hat einen Gesellenbrief als Damenschneiderin, ein Diplom als Psychologin, aber kein Seepferdchenabzeichen. Mit ihren Töchtern lebt sie in einem rosa Haus mitten im Schwarzwald.

Andrea Schütze liebt Bücher schon ihr Leben lang, deshalb schreibt sie auch so gerne selbst. Sie hat einen Gesellenbrief als Damenschneiderin, ein Diplom als Psychologin, aber kein Seepferdchenabzeichen. Mit ihren Töchtern lebt sie in einem rosa Haus mitten im Schwarzwald.

Kapitel 2
Die Sache mit den
Wundern


Missmutig machen sich Kassy und Zack nach der letzten Stunde in die Räume der Nachmittagsbetreuung auf, wo sie freitags immer bis halb fünf ausharren müssen.

»Gut, dass ich die drei Lexika dabeihabe«, murmelt Zack und wirft einen verächtlichen Blick auf die Regale der Schulbibliothek. Jedes einzelne Buch hat er schon gelesen. Und die Rechtschreibfehler darin angestrichen. Sein Rekord liegt bei zwölf Fehlern in einem Buch. Zack zieht ein Notizbüchlein aus der Hosentasche und schreibt etwas hinein.

»Hm?«, fragt Kassy, die immer an Zacks Gedanken interessiert ist.

»Verlag Fragezeichen«, erwidert Zack wahrheitsgemäß.

»Ah«, sagt Kassy und wartet einfach nur ab. Zack wird es ihr sowieso gleich erklären.

»Meinst du, ich kann dem Verlag vorschlagen, dass sie mir ihre Texte zum Korrigieren schicken, bevor sie sie mit Fehlern drucken und infolgedessen Millionen unschuldiger Kinder falsche Rechtschreibung lernen?«

»Infolgedessen …«, wiederholt Kassy. »Tolles Wort. Klar kannst du das machen!«, sagt sie. »Fände ich mu-tig.«

»Okay, dann lass ich es«, erwidert Zack sofort.

»Warum?« Kassy schüttelt den Kopf. »Kann doch nichts passieren.«

Knurps, macht Zacks Bauch.

»Zacks Bauchgefühl!«, rufen die Zwillinge, strahlen sich an und lassen dann wieder die Schultern hängen. An Tante Rotz zu denken ist gerade das seltsamste Gefühl der Welt: Nach jedem lustigen Gedanken wird man sofort traurig.

»Mag ich gar nicht«, sagt Kassy, und Zack nickt.

Doch gerade als die beiden den Raum betreten wollen, kommt ihnen die kugelrunde Direktorin entgegengestürmt und wedelt mit einem Zettel.

»Nachricht für Zacharias und Kassandra Wohlleben«, keucht sie und bleibt japsend stehen, während ihr runder Bauch immer noch leicht vor sich hinwabbelt.

»Nix passiert, keine Sorge.« Die Direktorin schnauft und lächelt gleichzeitig beruhigend. Dabei schieben sich ihre Wangen so weit nach oben, dass man die Augen kaum mehr sehen kann. Instinktiv reißen die Zwillinge ihre dafür umso mehr auf. »Ihr habt bloß zwei wichtige Termine, also ab mit euch nach Hause. Irgendeine Kursleiterin konnte euch doch noch unterbringen.« Die Direktorin legt die verschränkten Arme auf ihren dicken Bauch und sieht die beiden erwartungsvoll an. »Ist doch toll, oder nicht?«

Kassy und Zack nicken müde. Auch das noch! Auf einmal erscheint ihnen ein langweiliger Nachmittag in der Schule doch besser als irgendein Workshop zu japanischer Keramikkunst.

»Wer hat angerufen und wie lautet das Geheimwort?«, fragt Zack, weil er sich immer darüber ärgert, dass die Kinder in den Büchern sich ständig blöd entführen lassen oder in Gefahr geraten, nur weil jemand anruft und sagt, sie sollen gefälligst hier und dorthin kommen. Deshalb hat Zack seinen Eltern schon vor einiger Zeit die Notwendigkeit eines Codewortes erläutert, und wenn die Direktorin das jetzt nicht ausspricht, werden er und seine Schwester nirgendwohin gehen. Und schon gar nicht zu einem blöden Seminar.

Kassy spürt ein Kribbeln im Bauch. Zum Glück hat sie ihren Bruder, denn an das Geheimwort hat sie überhaupt nicht mehr gedacht.

»Äh«, sagt die Direktorin und hält sich den Zettel vors Gesicht. »Warte …«

»Das Codewort reicht!«, ruft Kassy ungeduldig und beugt sich nah an Zacks Ohr. »Weißt du’s eigentlich noch?«

Zack schüttelt grinsend den Kopf. Gespannt starren sie die Direktorin an.

»Also, darüber hat die Sekretärin nichts notiert«, teilt sie mit. »Und bei ›Anrufer‹ steht nur …« Die Direktorin legt ihr kugelrundes Mondgesicht in Falten.

»Pfff krch«, plumpst ein Kichern aus Kassys Mund, das sie rasch mit einem Husten tarnt.

»Meine Güte, also eure Mutter hat ein Händchen für gehobene Bildung … hier steht: Institut Iocus et Gaudium, Inhaberin …«

»Spaß und Freude?«, übersetzt Zack kaum hörbar und runzelt die Stirn.

»… Gräfin Sonnenrot zu Greiffenklau«, endet die Direktorin.

Es braucht eine winzige, ultrakurze Millisekunde, bis die Zwillinge verstehen, dass die ganze Nachricht das reinste Geheimwort ist, und brechen in Jubel aus.

»Tante Rotz, Tante Rotz!«, kiekst Kassy und hopst auf und ab wie ein Flummi im Karton.

»Na, dann los«, schnauft die Direktorin, setzt sich wieder in Bewegung und geht davon.

Das lassen sich die Zwillinge nicht zweimal sagen, und sie stürmen aus dem Schulhaus, als hätte es endlich mal echten Feueralarm gegeben.

»Wir rennen nach Hause wie echte Kids!«, brüllt Zack nach den ersten Schritten. Doch dann muss er anhalten und stemmt heftig atmend die Hände auf die Knie. Dabei rutscht ihm sein schwerer Rucksack über den Nacken nach vorn und zieht Zack kopfüber auf den Boden, wo er wie ein Käfer auf dem Rücken landet.

»Hoppla«, kichert Kassy und zieht ihn wieder hoch. »Ich nehme deinen einfach auf den Bauch«, bietet sie an. »Und außerdem brauchen wir nicht zu rennen, Tante Rotz wartet doch. Tante Rotz wartet immer auf uns«, wiederholt sie glücklich.

Zack nickt und rappelt sich auf.

»Du siehst aus wie ein Hot-Dog«, stellt er fest, als Kassy schwankend drauflosstapft, obwohl sie sich ganz tief drin so leicht fühlt, als könne sie losflattern wie einer der Zitronenfalter aus Tante Rotz’ Hut.

Und gerade als sie vom Schulhof nach draußen kommen, kündigt ein kurzes Schwuuf! ein großes, langes Auto an.

»Die Limo«, haucht Zack und bleibt wie angewurzelt stehen, als das schwarze Gefährt direkt vor ihm zum Halten kommt. Leise knistert der Motor, und die Sonne wirft funkelnde Glanzpunkte auf den polierten Lack. Über Zacks Arme rieselt eine Gänsehaut. Er kann sich nicht vorstellen, dass ihn der Anblick dieses geheimnisvollen Traumautos irgendwann mal nicht mehr beeindrucken wird. Da öffnet sich die Fahrertür, und der Stille Chauffeur entfaltet sich mit gewohnt zeitlupenartigen Bewegungen, ruckelt an seiner Mütze, geht mit staksigen Schritten um den Wagen herum und öffnet formvollendet die Tür.

Kassy stürmt sofort los. Tante Rotz ist doch bestimmt dadrin! Vor lauter Ungeduld vergisst Kassy, dass sie ein lebender Rucksack-Hot-Dog ist, und bleibt prompt in der Tür stecken, aber zumindest weiß sie jetzt, dass das Auto leer ist.

»’tschuldigung«, wispert Kassy mit hochrotem Kopf und krabbelt rückwärts auf den Gehweg zurück, wo der Stille Chauffeur sie mit seinen unterschiedlich farbigen Augen ins Visier nimmt und stumm von den Schulrucksäcken befreit. Verlegen klettert Kassy hinter ihrem Bruder in die Limousine. Ehrfürchtig lassen sie sich auf die Sitze gleiten. Ganz ohne Tante Rotz ist alles gleich doppelt so aufregend.

Bing, macht es, als über ihren Sitzen rote Anschnallzeichen aufleuchten.

»Wie im Flugzeug«, flüstert Kassy.

»Fehlt nur noch die durchgestrichene Zigarette«, wispert Zack. »Aber da würde sich Tante Rotz bestimmt nicht dran halten.«

Bing, leuchtet genau dieses Lämpchen auf, und die Zwillinge sehen sich an.

»Er. Kann. Uns. Hören«, flüstert Kassy.

Plötzlich öffnet sich eine Klappe in der Seitenwand. Darin stehen zwei Becher mit bunten Schokolinsen, und noch bevor die Zwillinge sich dafür bedanken können, werden sie auch schon in die Sitze gepresst, und das spezielle Flugzeug-Start-Gefühl kribbelt durch ihre Bäuche.

»Auf meinen steht Zack!«, ruft Zack überrascht und starrt auf die Schokolinsen in seiner Hand, die er sich gerade in den Mund werfen will. Rasch füllt er sie in den Becher zurück.

»Auf meinen auch. Also Kassy, meine ich«, stellt seine Schwester zufrieden fest. »Ich werde nur von jeder Farbe eine essen, den Rest hebe ich mir auf«, sagt sie und fischt sich sorgfältig die einzelnen Linsen aus dem Becher. »Das muss eine Spezialmischung sein, nicht nur wegen der Namen«, stellt sie fest und betrachtet die bunte Reihe auf dem Tischchen.

»Die sieben Spektralfarben des Regenbogens«, sagt Zack. »Donnerkeil!«

Und das bringt Kassy so zum Kichern, dass sie nicht dazu kommt, auch nur eine einzige Regenbogenlinse zu essen, weil da auch schon die Tür aufgeht und der Stille Chauffeur Kassy höflich die Hand zum Aussteigen reicht.

Und da steht Tante Rotz, den armen Monsieur Renard durch die Luft schwenkend, als sei er eine Fahne.###

»Juhuuu! Wer kommt an meinen Buuusen?«, trällert sie mit ausgebreiteten Armen und flatternden Klamotten.

Und dann pluffequetscht sie die Zwillinge erst mal so herzlich in ihre weiche Veilchenduftkuschligkeit, dass die beiden aufpassen müssen, genug Luft zu bekommen und gleichzeitig nicht allzu viele der kostbaren Regenbogen-Namen-Linsen zu verlieren.

»Hach, ist das schön! Hach, hach, hach!«, jauchzt Tante Rotz, schlingt Kassy den Schal um den Hals, hält die Kinder ein Stückchen von sich weg, betrachtet sie von oben bis unten und reißt sie wieder an ihr Herz. »Hach, hach, hach!«, ruft sie, und der Wind trocknet blitzschnell die zwei winzigen Tränen, die ihr dabei aus den Augenwinkeln kullern. »Ich habe euch so vermisst, vermisst …« Tante Rotz knutscht zur Verstärkung eines jeden ›vermisst‹ einen roten Lippenstiftkuss auf die Stirn der Zwillinge.

»Un isch?«, fragt Monsieur Renard kitzelig, und Kassy gibt ihm rasch einen Kuss auf die spitze Nase.

»Dich hab ich natürlich überhaupt nicht vermisst«, erwidert Tante Rotz. »Weil du ja dabei warst und mir mit deinen französischen Weisheiten auf die Nerven gegangen bist.« Und dann bricht sie in ihr schönstes Krächzgelächter aus, und Zack atmet erleichtert auf.

»Es klingt...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2020
Illustrationen Larisa Lauber
Sprache deutsch
Original-Titel Tante Rotz greift ein
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • authentisch • Babysitter • Bücher ab 8 Jahre • Deutschland • Frech • Freiheit • Freundschaft • Gräfin • Haustier • Hilfsbereit • humorvoll • Hunde • Kinderbuch • Kinderbücher • Kindermädchen • Kindgerecht • Laut • liebenswert • Mary Poppins • Miss Braitwhistle • Raten • Rätsel • rotzig • schräg • Schule • Sommer • Sommerferien • Trotzig • Verrückt • Vertrauen • Zauber • Zwillinge
ISBN-10 3-7517-0143-5 / 3751701435
ISBN-13 978-3-7517-0143-3 / 9783751701433
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