Pferdeflüsterer-Academy, Band 12: Wild und verwundbar (eBook)

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2023 | 1. Auflage
224 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51179-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pferdeflüsterer-Academy, Band 12: Wild und verwundbar -  Gina Mayer
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Im wilden Kanada steht ein weißes Schloss: Snowfields. Auf dem Internat werden die weltbesten Reiter ausgebildet und verletzte Pferdeseelen geheilt. Zwei Neue in Snowfields sorgen für Liebeschaos pur. Der attraktive Schüler Petter, zu dem sich Zoes Freundin Isabelle stark hingezogen fühlt. Und die junge Lehrerin, die bei einigen Lehrkräften heftigste Gefühle auslöst. Doch auch auf anderer Ebene herrscht Chaos. Im Internet kursieren schlimme Gerüchte über den Pferdeflüsterer Caleb. Und so langsam beschleicht Zoe das Gefühl, dass das nicht alles nur Lügen sind ... Entdecke alle Abenteuer an der 'Pferdeflüsterer-Academy': Band 1: Reise nach Snowfields Band 2: Ein geheimes Versprechen Band 3: Eine gefährliche Schönheit Band 4: Verletztes Vertrauen Band 5: Zerbrechliche Träume Band 6: Calypsos Fohlen Band 7: Flammendes Herz Band 8: Zoes größter Sieg Band 9: Cyprians Rückkehr Band 10: Die dunkle Wahrheit

Gina Mayer, geb. 1965, studierte Grafik-Design und arbeitete danach als freie Werbetexterin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Seit 2006 hat sie eine Vielzahl an Romanen für Kinder, Jugendliche sowie einige Erwachsenenromane veröffentlicht. Ihre Werke standen auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurden in viele Sprachen übersetzt. Gina Mayer lebt mit ihrem Mann in Düsseldorf.

Gina Mayer studierte Grafik-Design und arbeitete als Werbetexterin, bevor sie mit dem Bücherschreiben begann. Inzwischen hat sie viele Romanen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene veröffentlicht. Ihre Werke wurden u. a. für den Deutsch-Französischen-Jugendliteraturpreis und den Hansjörg-Martin-Preis nominiert und mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet. Gina Mayer lebt in Düsseldorf.

Über dem Bach tanzten die Mücken in der schräg stehenden Sonne. Eine Hummel brummte wie ein Helikopter von einem Baum herab, ließ sich schwerfällig auf einem der flachen Steine nieder, trank Wasser und summte wieder davon.

Zoe schmierte sich Antimückenmittel in den Nacken und auf die bloßen Oberarme. Das Zeug hatte ihr Isabelle aus den Ferien mitgebracht, es wirkte echt gut, allerdings verbreitete es einen durchdringenden, ziemlich sauren Geruch.

„Mmh!“ Isaac, der auf der Waldwiese lag und seinen Kopf in ihren Schoß gelegt hatte, schnupperte begierig. „Du riechst wie eine Essiggurke. Köstlich.“

„Danke, gleichfalls.“ Zoe schüttete einen großzügigen Schuss in ihre offene Handfläche und rieb Isaacs Oberarme damit ein. „Aber zumindest kommen wir so wieder lebend nach Hause.“

Die Mückenplage war in diesem Jahr besonders schlimm. Im Nordwesten Kanadas, wo die Snowfields Academy lag, die sie beide besuchten, hatte es im Sommer viel geregnet. Vor zwei Wochen hatte der Regen aufgehört, jetzt strahlte die Sonne vom Himmel. Ein ideales Wetter, um auszureiten – wenn die zahllosen frisch geschlüpften Mücken im Wald nicht gewesen wären.

Um den Stechattacken zu entgehen, mieden die meisten Schülerinnen und Schüler im Sommer den Wald. Sie trainierten auf einem der Reitplätze oder gleich in der Halle. Aber Zoe und Isaac liebten die Wildnis zu sehr, um auf Ausritte zu verzichten. Vor jeder Tour rieben sie sich von Kopf bis Fuß mit Isabelles Wundermittel ein und zwischendurch legten sie noch mal nach. Dennoch sahen sie abends immer aus wie frisch gebackene Streuselschnecken.

„Wie das summt“, sagte Isaac verträumt, ohne dabei die Augen zu öffnen. „Ein Mückensymphoniekonzert – nur für uns.“

„Meinetwegen könnten sie ruhig woanders auftreten.“ Zoe wedelte eine besonders hartnäckige Stechmücke weg.

Sie spürte eine sanfte Berührung am Rücken und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Nadir näher getreten war. Der schokoladenbraune Hengst musterte sie auffordernd mit seinen leuchtend blauen Augen.

„Ich glaube, Nadir will uns was sagen“, erklärte sie.

Isaac blinzelte in die Sonne, die über Zoes Schulter in sein Gesicht fiel. Der Araberhengst stieß ein tiefes rollendes Geräusch aus.

„Er hat keinen Bock mehr“, übersetzte Isaac und richtete sich auf.

„Es ist ohnehin Zeit“, sagte Zoe mit einem Blick auf ihre Uhr. „Ich hab Caleb versprochen, ihm vor dem Abendessen im Round-Pen zu helfen.“

„Was musst du denn machen?“ Isaac stand auf und wischte Blätter und Grashalme von seiner Reithose.

„Keine Ahnung.“ Zoe streckte ihrem Freund die Hand hin, der sie mit Schwung auf die Beine zog.

Isaac war sehr groß und seine kurzen blonden Haare sahen wie immer total verstrubbelt aus. Jetzt bückte er sich und hob die beiden Reithelme auf, die im Gras lagen. Er reichte Zoe ihren und stülpte seinen eigenen Helm über die zerzausten Haare.

Als Zoe den Gurt ihres Helms schloss, spürte sie warmen Pferdeatem im Nacken. Shaman schmiegte seinen schwarzen Kopf an ihre Schulter.

Der Mustang war der Grund, warum Zoe überhaupt in Snowfields und auf dem Reitinternat gelandet war. Im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden hatte sie vor ihrer Aufnahme in die Schule keine Ahnung vom Reiten gehabt. In eine der Profireiter-Klassen, in der die Schülerinnen und Schüler auf eine Karriere im internationalen Turniersport vorbereitet wurden, wäre sie niemals aufgenommen worden. Aber Isaac und sie gingen in die Pferdeflüsterer-Klasse von Caleb Cole, der seine Schüler nach besonderen Kriterien auswählte.

Caleb war der offizielle Eigentümer von Shaman, doch seit Zoe in Snowfields wohnte, durfte sie ihn reiten. Der scheue schwarze Mustang und sie hatten sich von Anfang an auf eine rätselhafte Weise verstanden. Shaman hatte Zoe vertraut, nachdem er sich vom Rest der Welt zurückgezogen und keinen Menschen – noch nicht einmal Caleb – an sich herangelassen hatte.

Die intuitive Verständigung gelang Zoe leider nur mit Shaman und keinem anderen Pferd.

Deshalb war sie ja auch so ungeheuer stolz darauf, dass Caleb ausgerechnet sie gebeten hatte, ihm bei seiner Arbeit mit einem Therapiepferd zu assistieren. Normalerweise holte er Isabelle, Cyprian oder Cathy, wenn er Unterstützung im Round-Pen benötigte. In letzter Zeit hatte er sogar Isaac schon ein paarmal hinzugezogen, obwohl der erst seit einem halben Jahr in die Pferdeflüsterer-Klasse ging und Zoe schon seit zwei Jahren bei Caleb in der Ausbildung war.

In der ersten Zeit war es ihr unglaublich schwergefallen, sich allein mit ihrer Körpersprache mit den Pferden zu verständigen. Sie war an den einfachsten Vertrauensübungen gescheitert, die Isabelle, Cathy, Cyprian und Isaac wie im Schlaf beherrschten. Ein Pferd ohne Hilfsmittel und Lautsignale zu sich zu rufen oder wegzuschicken. Oder ein Tier davon zu überzeugen, ihr ohne Halfterstrick zu folgen.

Aber nach einem mühsamen Start hatte Zoe große Fortschritte gemacht und heute konnte sie in fast jeder Hinsicht mit ihren Klassenkameraden mithalten. Und das schien Caleb jetzt auch endlich mal aufgefallen zu sein, sonst hätte er sie ja wohl kaum gebeten, ihm zu assistieren.

Isaac kontrollierte Nadirs Sattelgurt und schwang sich auf seinen Rücken. Der Araber war erst vor Kurzem aus Isaacs Heimat Neuseeland nach Snowfields gekommen. Seitdem hatte er sich hervorragend eingelebt. Zu Zoes Erleichterung verstand Nadir sich auch gut mit Shaman, obwohl beide Hengste waren.

Zoe stieg ebenfalls auf und lenkte den Mustang zu dem Pfad, der sich hinter der Wiese durch die Wildnis schlängelte. Shaman war ungesattelt und trug auch kein Zaumzeug, Zoe ritt ihn einfach nur mit einem Halsring.

Die Pferde trabten hintereinander unter den alten Bäumen hindurch. Einige Stämme waren so dick, dass Zoe und Isaac sie auch zu zweit nicht hätten umfassen können. Der Pfad war kaum zu erkennen, weil er an vielen Stellen von Sträuchern oder wilden Trieben zugewuchert wurde. Aber Shaman hätte den Weg zurück zum Internat von jeder beliebigen Stelle aus gefunden und Nadir folgte ihm einfach.

Zoe sog genießerisch die frische Waldluft ein. Die Kronen der Buchen und Kastanien bildeten viele Meter über ihnen ein undurchdringliches Blätterdach. Grünlich goldenes Sonnenlicht sickerte zu ihnen herunter wie in eine Unterwasserwelt. Es gab keinen Ort, an dem Zoe sich so zu Hause fühlte wie hier in der Wildnis.

In den Sommerferien war sie mehrere Wochen lang mit Isaac in Neuseeland gewesen. Auch dort gab es wilde, unberührte Natur, aber die Freiheit, die sie in Snowfields empfand, war noch größer. Sie summte leise vor Glück, doch dann zerplatzte ihr Wohlbehagen wie eine Seifenblase.

Auf dem schmalen Waldpfad kam ihnen eine silberblonde Frau entgegen, die ein junges Pferd am Halfter führte. Sie trug einen hellen Blazer und weiße Breeches, die grell durch das grüne Halbdunkel des Waldes leuchteten. Zoe hatte das Gefühl, dass sich vor ihr eine Kühlschranktür geöffnet hatte, aus der ihr eisige Luft entgegenwehte.

„Oh nee“, hörte sie Isaac hinter sich murmeln.

Auch er hatte Mrs. de Cesco bemerkt, die mit forschen Schritten auf sie zukam. Sie war gleichzeitig die erfolgreichste und die meistgehasste Lehrerin in der Snowfields Academy. Keiner ihrer Kollegen hatte so viele berühmte Turniersieger und Olympiagewinnerinnen ausgebildet wie die stellvertretende Direktorin, die in ihrer Zeit als Profireiterin selbst schon unzählige Pokale und Medaillen errungen hatte. Und kein anderer Lehrer hatte so viele Schülerinnen und Schüler auf dem Gewissen. Mrs. de Cescos Ansprüche waren unendlich hoch und wer sie nicht erfüllte, flog umgehend aus ihrer Klasse und von der Schule.

Die Lehrerin hatte Zoe und Isaac natürlich ebenfalls bemerkt. Ihre eisgrauen Augen wurden noch eine Spur kälter und ihre Lippen pressten sich zu einem dünnen Strich zusammen. Mrs. de Cesco verabscheute die gesamte Pferdeflüsterer-Klasse. Ihrer Meinung nach hatte Natural Horsemanship – wie das Pferdeflüstern offiziell genannt wurde – an einer Eliteschule wie der Snowfields Academy nichts zu suchen. Und Zoe hatte sie ganz besonders auf dem Kieker, seit diese schon mehrmals ihre Pläne durchkreuzt hatte.

„Wir müssen hier durch“, erklärte sie anstelle eines Grußes.

Das Fohlen, das sie am Halfter führte, war der Sohn von Mrs. de Cescos Stute Calypso. Der kleine Caspar war fast ein Jahr alt und die stellvertretende Direktorin ging häufig mit ihm spazieren, um ihn an das Halfter und einfache Signale zu gewöhnen. Als das Pferd auf Shaman zutraben wollte, zog sie es mit Nachdruck zurück.

„Hallo, ihr beiden!“, rief eine zweite Frauenstimme. Und jetzt erst sah Zoe Siri Goldberg, die hinter Mrs. de Cesco ging und ein aufgetrenstes Pferd am Zügel führte.

„Geh mal mit Caspar zur Seite und lass die beiden vorbeireiten“, sagte Siri zu Mrs. de Cesco. „Das ist doch viel einfacher.“

Mrs. de Cesco machte ein Gesicht, als ob ihr jemand gegen ihren Willen ein Stück Zitrone in den Mund geschoben hätte. Einem Schüler auszuweichen, so etwas war ihr noch nie in den Sinn gekommen. Aber Siri Goldberg hatte einen wundersamen Einfluss auf die stellvertretende Direktorin. Nachdem Ellen de Cesco ein paar Sekunden lang mit sich gerungen hatte, zog sie Caspar in den Freiraum zwischen zwei Büschen und gab den Weg frei.

„Danke schön!“, rief Zoe und ließ Shaman losgehen.

Nun konnte sie auch das Pferd sehen, das Siri Goldberg spazieren führte. Es war ebenfalls noch jung und tänzelte nervös, als Siri...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2023
Reihe/Serie Pferdeflüsterer-Academy
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Buch • Bücher • Freunde • Geheimnis • Geschenk • Geschenkidee • Lesen • Liebekummer • Literatur • neuer Schüler • Verrat
ISBN-10 3-473-51179-X / 347351179X
ISBN-13 978-3-473-51179-2 / 9783473511792
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