Black Witch -  Laurie Forest

Black Witch (eBook)

Band 1 der epischen NY Times und USA Today Bestsellerserie
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
600 Seiten
foliant Verlag
978-3-910522-51-0 (ISBN)
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Eine neue Schwarze Hexe wird sich erheben ... ihre Kräfte sind unvorstellbar. Elloren Gardner ist die Enkelin der letzten prophezeiten Schwarzen Hexe, Carnissa Gardner, die während des Reichskrieges die feindlichen Truppen zurückgeschlagen und das Volk der Gardnerier gerettet hat. Doch obwohl sie ihrer berühmten Großmutter wie aus dem Gesicht geschnitten ist, verfügt Elloren über keinerlei Macht in einer Gesellschaft, die magische Fähigkeiten über alles andere stellt. Als sie die Möglichkeit erhält, ihren Lebenstraum zu verwirklichen und Apothekerin zu werden, schließt sich Elloren ihren Brüdern an der angesehenen Universität von Verpax an, um ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen, frei vom Schatten des Erbes ihrer Großmutter. Doch schon bald erkennt sie, dass die Universität, die alle erdenklichen Völker zulässt - darunter auch die feuerwerfenden, geflügelten Icarale, die Erzfeinde aller Gardnerier -, ein verräterischer Ort für die Enkelin der Schwarzen Hexe ist. Während das Böse am Horizont auftaucht und der Druck, ihrem Erbe gerecht zu werden, immer größer wird, stellt Elloren alles, was sie zu kennen glaubte, in Frage. Ihre größte Hoffnung liegt bei einer Gruppe von Außenseitern ... wenn sie nur den Mut aufbringen kann, denen zu vertrauen, die sie zu hassen und zu fürchten gelernt hat.

Laurie Forest ist eine New York Times-, USA Today- und internationale Bestsellerautorin, die tief in den Wäldern von Vermont lebt, wo sie vor einem Holzofen sitzt, starken Tee trinkt und sich Geschichten voller Dryaden, Drachen und Zauberstäbe ausdenkt. Besuche ihr Reich unter laurieannforest.com


1. Kapitel


Halfix


»Nimm das, du blöder Icaral!«

Amüsiert schaue ich auf die kleinen Nachbarsjungen hinunter, einen Korb mit frisch geerntetem Gemüse und Kräutern auf die Hüfte gestützt. Trotz der warmen Sonne schlängelt sich ein Hauch frühherbstlicher Kühle um meine Knöchel.

Emmet und Brennan Gaffney sind sechs Jahre alt. Die Zwillinge haben das schwarze Haar, die waldgrünen Augen und die helle, leicht grün überhauchte Haut, auf die mein Volk, die Magi von Gardnerien, so stolz sind.

Als sie mich bemerken, halten die zwei Jungen in ihrem lärmenden Spiel inne und schauen hoffnungsvoll zu mir auf. Sie sitzen im kühlen Gras in der Sonne, ihre Spielzeugfiguren liegen verstreut um sie herum.

Unter den in leuchtenden Farben bemalten Holzfiguren finden sich all die traditionellen Charaktere. Mit kühn erhobenem Schwert oder Zauberstab stehen die schwarzhaarigen gardnerischen Soldaten da, auf der Brust ihrer dunklen Tunika der vertraute, silbern glänzende Kreis, der für unseren Planeten Aerda steht. Die Zwillinge haben sie auf einem großen, flachen Stein in militärischer Formation aufgestellt.

Dazu gibt es die gewohnten Erzschufte – die bösen Icaral-Dämonen mit ihren glühenden Augen, die Gesichter zu einem breiten, heimtückischen Grinsen verzerrt, die schwarz gefiederten Flügel einschüchternd zu ihrer vollen Spannweite gereckt, Feuerbälle in ihren Fäusten. Diese Figuren haben die Jungen auf einem Holzscheit aufgereiht, und sie versuchen, sie aus der Richtung der Soldaten mithilfe eines selbst gebastelten Katapults aus Stöcken und Schnur mit Steinen abzuschießen.

Diverse Nebenfiguren stehen bereit: die schönen gardnerischen Jungfrauen mit ihrer zartgrünen Haut und dem wallenden schwarzen Haar; niederträchtige Lykaner – Gestaltwandler, die halb Wolf, halb Mensch sind; grüngeschuppte Schlangenelben; die mysteriösen Runenzauberinnen der Vu Trin. Sie alle sind Gestalten aus den Geschichten und Liedern meiner Kindheit, genauso vertraut wie die Patchwork-Decke, die auf meinem Bett liegt.

»Was macht ihr denn hier?«, frage ich die Jungen und schaue ins Tal hinunter, wo das Anwesen der Gaffneys sich inmitten ihrer ausgedehnten Plantage ausbreitet. Normalerweise hat Eliss Gaffney ein scharfes Auge darauf, dass die Jungs dicht beim Haus bleiben.

»Mama weint die ganze Zeit.« Mit finsterer Miene rammt Emmet eine der Wolfskreaturen mit dem Kopf voran in den Boden.

»Nicht sagen!«, fährt Brennan ihn mit schriller Stimme an. »Dafür kriegst du’s mit der Peitsche von Papa! Er hat gesagt, wir sollen das nicht rumerzählen!«

Brennans Angst überrascht mich nicht. Es ist wohlbekannt, dass Magus Warren Gaffney ein harter Mann ist, von seiner Anverwundenen ebenso gefürchtet wie von seinen Kindern. Und das unerwartete Verschwinden seiner neunzehnjährigen Tochter Sagellyn hat ihn noch härter gemacht.

Wieder blicke ich zu den Ländereien der Gaffneys hinüber und spüre die altbekannte Sorge in mir aufsteigen.

Wo bist du, Sage, frage ich mich unglücklich. Mittlerweile ist sie seit über einem Jahr spurlos verschwunden. Was kann dir nur passiert sein?

Bekümmert seufze ich auf und wende mich den Zwillingen zu. »Ist schon gut«, versuche ich sie zu beruhigen. »Ihr könnt gern noch eine Weile hierbleiben. Ihr dürft sogar mit uns zu Abend essen.«

Die Gesichter der Jungen hellen sich auf, sie wirken mehr als nur ein bisschen erleichtert.

»Komm und spiel mit uns, Elloren«, bettelt Brennan und hält mich am Saum meiner Tunika fest.

Leise lachend greife ich nach unten und wuschle dem Jungen durchs Haar. »Später vielleicht. Erst mal muss ich helfen, das Abendessen vorzubereiten, das wisst ihr doch.«

»Wir besiegen die Icarale!«, verkündet Emmet. Zur Demonstration wirft er einen Stein auf einen der Dämonen. Als er die kleine Figur trifft, fliegt sie ins hohe Gras. »Wollen wir gucken, ob wir die Flügel abschießen können?«

Ich nehme die Schnitzerei hoch und streiche mit dem Daumen über die unbemalte Standfläche. Tief atme ich ein, schließe die Augen und spüre, wie das Bild eines mächtigen Baums mit dichter Krone, ausladenden Ästen und zarten weißen Blüten meinen Geist erfüllt.

Bereifter Weißdorn. So ein elegantes Holz für ein Kinderspielzeug.

Ich verdränge das Bild und konzentriere mich wieder auf die orangefarbenen Augen des Spielzeugdämons. Bewusst unterdrücke ich den Drang, mir erneut den Baum zu vergegenwärtigen – ich werde mich hüten, dieser seltsamen Marotte von mir noch Nahrung zu geben.

Wenn ich ein Stück Holz in der Hand halte und die Augen schließe, kann ich oft den Baum erspüren, von dem es stammt, und zwar erstaunlich detailliert. Ich sehe den Geburtsort des Baums, rieche den satten, lehmigen Grund unter seinen Wurzeln, spüre die Sonnenstrahlen, die seine ausgebreiteten Blätter kitzeln.

Natürlich habe ich gelernt, diese albernen Vorstellungen für mich zu behalten.

Eine seltsame Naturfixierung wie diese riecht nach Fae-Blut, und Onkel Edwin hat mich gewarnt, niemals davon zu sprechen. Wir Gardnerier sind ein reinblütiges Volk, unbesudelt von den Heiden um uns herum. Und meine Familie hat das stärkste, reinste Magierblut von allen.

Aber oft mache ich mir Sorgen. Wenn das stimmt, warum sehe ich dann solche Dinge?

»Ihr solltet sorgsamer mit euren Spielsachen umgehen«, tadle ich die Jungen sanft, während ich das hartnäckig nachklingende Bild des Weißdorns endgültig abschüttle und die Figur wieder auf das Holzscheit stelle.

Das Getöse der heldenhaften Schlachten der Zwillinge bleibt hinter mir zurück, als ich mich dem kleinen Häuschen nähere, in dem ich mit Onkel Edwin und meinen beiden Brüdern wohne. Über die ausgedehnte Wiese schaue ich zu unserem Pferdestall hinüber und schrecke zusammen.

Vor dem Gebäude ist eine große, elegante Kutsche abgestellt. Kunstvoll ist das Wappen des Rats der Magi auf die Tür gemalt – ein goldenes M in anmutiger, verschnörkelter Kalligrafie. Der Rat der Magi ist Gardneriens höchste Regierungsinstanz.

Davor sitzen vier Wachleute vom Militär, lebendige Versionen von Emmets und Brennans Spielfiguren, und essen. Es sind kräftige in schwarze Tuniken mit einem silbernen Kreis auf der Brust gehüllte Soldaten mit Zauberstäben und Schwertern am Gürtel.

Es muss die Kutsche meiner Tante sein – jemand anders kann es gar nicht sein. Meine Tante ist Mitglied des regierenden Hohen Rats der Magi, deshalb reist sie immer mit einer bewaffneten Eskorte.

Aufregung durchrauscht mich, und ich beschleunige meine Schritte, während ich mich frage, was um alles auf Aerda meine mächtige Tante ausgerechnet ins abgelegene Halfix führen könnte.

Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war ich fünf Jahre alt.

 

Damals wohnten wir ganz in ihrer Nähe, in Valgard, Gardneriens geschäftiger Hafen- und Hauptstadt. Zu Gesicht bekamen wir sie aber kaum.

Eines Tages tauchte meine Tante aus heiterem Himmel im Verkaufsraum der Geigenbauwerkstatt meines Onkels auf.

»Hast du die Kinder schon stabprüfen lassen?«, erkundigte sie sich in lockerem Tonfall, doch ihr Blick war scharf wie Eis.

Ich weiß noch, wie ich versuchte, mich hinter Onkel Edwin zu verstecken, und mich völlig im Bann dieses eleganten Wesens vor mir an seine Tunika klammerte.

»Natürlich, Vyvian«, antwortete mein Onkel seiner Schwester stockend. »Sogar mehrfach.«

Verwirrt und überrascht schaute ich zu ihm auf. Ich konnte mich nicht erinnern, je stabgeprüft worden zu sein, obwohl ich wusste, dass alle gardnerischen Kinder irgendwann auf ihre magischen Fähigkeiten untersucht wurden.

»Und mit welchem Ergebnis?«, bohrte sie nach.

»Rafe und Elloren haben keinerlei nennenswerte Fähigkeiten«, sagte er ihr und verlagerte unmerklich das Gewicht, sodass ich Tante Vyvian nicht mehr sehen konnte und in seinem Schatten stand. »Aber Trystan. In dem Jungen steckt durchaus einige Magie.«

»Bist du dir sicher?«

»Ja, Vyvian, bin ich.«

Von diesem Tag an besuchte sie uns regelmäßig.

Bald darauf wurde mein Onkel das Leben in der Stadt unerwartet leid. Ohne Vorwarnung verfrachtete er meine Brüder und mich dorthin, wo wir heute leben. Ins winzige Halfix. Am äußersten nordöstlichen Rand von Gardnerien.

Mitten im Nirgendwo.

 

Als ich um die Ecke trete, höre ich aus dem Küchenfenster meinen Namen und bleibe abrupt stehen.

»Elloren ist kein Kind mehr, Edwin.«

Es ist die Stimme meiner Tante, die nach draußen weht. Ich stelle meinen Korb mit dem Gemüse und den Kräutern auf dem Boden ab und gehe in die Hocke.

»Sie ist zu jung für eine Verwindung.« Der Versuch meines Onkels, ihr die Stirn zu bieten, doch in seiner Stimme liegt ein nervöses Zittern.

Verwindung? Mein Herz schlägt schneller. Ich weiß, dass viele gardnerische Mädchen in meinem Alter längst verwunden sind – durch Magie lebenslang an einen jungen Mann gebunden. Aber wir sind so isoliert hier, umgeben von den Bergen. Das einzige verwundene Mädchen, das ich kenne, ist Sage, und die hat sich in Luft aufgelöst.

»Siebzehn ist das traditionelle Alter.« Meine Tante klingt leicht verärgert.

»Es ist mir egal, ob es das traditionelle Alter ist«, beharrt mein Onkel, sein Tonfall gewinnt an Sicherheit. »Es ist trotzdem zu jung. In diesem Alter kann sie unmöglich schon wissen, was sie will. Sie hat noch nichts von der Welt gesehen …«

»Weil du sie nichts hast sehen lassen

Von meinem Onkel kommt ein Protestlaut, doch sie fährt ihm über den...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2024
Übersetzer Freya Rall
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-910522-51-3 / 3910522513
ISBN-13 978-3-910522-51-0 / 9783910522510
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