Mein Audition-Journal -  Ariane Swoboda

Mein Audition-Journal (eBook)

Wegbegleiter & Arbeitsbuch für Musicaldarsteller*innen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99129-061-2 (ISBN)
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Inhaltlich und organisatorisch gut vorbereitet zu sein ist für jede Art von Vorsingen unerlässlich. Auf viele Fragen, die sich auf dem Weg zur großen Bühne stellen, werden Sie in diesem Leitfaden Antworten finden. Fünf klare Schritte zur organisierten Präsentation werden Ihnen ebenso helfen wie das 4-Punkte-Programm zu jedem Audition-Song. Ein Test gibt Aufschluss darüber, welcher Audition-Typ Sie sind und maßgebende Personen der deutschsprachigen Musicalszene liefern unverzichtbare Tipps aus der Praxis. Im künstlerischen Bewerbungsprozess zählen nicht nur Musikalität und gekonnte Stimmführung. Es gilt in dem oft kurzen Moment der Audition eine Stimmung zu kreieren, die das Leadingteam neugierig auf mehr macht. Auch wenn sich Musicaldarsteller*innen immer wieder beweisen müssen, kann eine gelungene Vorbereitung helfen, diesen Moment auch zu genießen. Dieses Buch ist das erste seiner Art im deutschsprachigen Raum. Es liefert Antworten und hilft jungen Darsteller*innen ihren Fokus zu finden. Mit dem angehängten Journal dient es gleichermaßen als Leitfaden wie auch als Arbeitsbuch Ein Fachbuch für Junge Musicaldarsteller/innen

Während des Studiums


Vom Anderen lernen


Sich zu vergleichen ist einerseits der Antriebsmotor, andererseits aber auch die größte, schmerzhafteste Herausforderung an den*die Künstler*in. Sobald Sie in den Gruppenstunden (vor allem in Tanz, Improvisation und Auditionclass) neben Ihren Studienkolleg*innen stehen, werden Sie sich ständig mit den anderen vergleichen bzw. in Gedanken deren Ausführungen, die Körpersprache oder ihre Umsetzungen bewerten. Und das ist auch gut so!

Auf der Musicalbühne wird oft nach einem Ensemble gesucht, das sich homogen zusammenfügt. Das bedeutet, dass sich alle Darsteller*innen wie eine Person bewegen – und sich so ähnlich wie möglich in ihrer Körpersprache vereinen. Denn so ist sichergestellt, dass ein ganz bestimmter Tanzstil bei allen gleich aussieht.

Wenn Sie beim Tanzunterricht in den Spiegel sehen, dann nicht nur, um Ihre eigene Körperhaltung zu überprüfen und Korrekturen umzusetzen, sondern auch, um zu sehen, wie es der oder die Kolleg*in neben Ihnen macht. Sieht mein Arm aus wie ihrer, kann ich mich genauso bewegen, gefällt mir besser, was ich bei Ihnen sehe? Wie muss sich meine Schulter drehen, damit meine Bewegung genau so fließend oder kraftvoll ist? Sehen Sie nicht sofort die Konkurrenz, sehen Sie eine*n Partner*in, von dem*der Sie lernen können. Sehen Sie eine Möglichkeit, neue Wege auszuprobieren.

Moshé Feldenkrais spricht davon, die Bewegung so lange auszuprobieren, bis sie effizient ausgeführt wird – also die reine Bewegung mit dem wenigsten Aufwand. Gerade wenn Sie mit dem Aussehen einer Bewegung unzufrieden sind, probieren Sie diese so lange, bis sie vertrauter wird und Sie sich damit versöhnen. Und obwohl sich Ihr Körper automatisch an die Bewegung der anderen anpassen wird, wird er das auf eine ganz eigene Weise tun. Haben Sie keine Angst! Sie werden nicht die Kopie der anderen.

Natürlich setzt das immer eine Form der Öffnung voraus. Veränderung beginnt mit der Akzeptanz des „Ist“-Zustandes.

So schwer es Ihnen auch fallen mag, sich zu präsentieren – es ist am besten, sich sofort den Studienkolleg*innen zu zeigen. Wenn diese Hürde einmal überwunden ist, wird es immer leichter. Wir alle haben Defizite, sind nicht perfekt und jede*r hat genug mit sich zu tun.

Wenn ich im Fach Auditionclass unterrichte, merke ich auch immer wieder, dass der Vortrag vor den Kolleg*innen eine große Herausforderung ist. Eine Studentin fragte mich: „Wie ist es, ein Fach zu unterrichten, vor dem sich alle fürchten?“ Nun, Sie sollen sich nicht fürchten! Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan.

Die Ausbildung bietet den sichersten Raum. Den Raum, in dem Sie alles ausprobieren können und selbst spielerisch neugierig auf alle Möglichkeiten schauen können. Und keine davon ist falsch. Probieren Sie und seien Sie nicht so streng mit sich selbst.

Was würden Sie ihrem*r besten Freund*in sagen, wenn es schiefgeht? Hier ist der Ort, wo Sie Fehler machen können und sollen, damit Sie selbst erkennen, wie Sie sich der gespielten Figur immer mehr nähern können, wie unterschiedlich sie interpretiert werden kann und – falls Ihre Kolleg*innen auch diesen Song singen – wie Sie daran wachsen können, diesen Charakter ganz individuell zu gestalten.

Die Wiederholung und das Üben des Vortrags werden Ihnen immer mehr Möglichkeiten bieten sich auszudrücken. Aus Angst irgendetwas zu verändern, was den stimmlichen Vortrag verunsichern könnte, stehen wir oft stocksteif, hören uns selber zu und erlauben höchstens eine immerfort gleichbleibende Handbewegung. Dabei haben wir so viele Möglichkeiten des Ausdrucks und jede Lockerung wäre der Stimmführung wahrscheinlich entgegenkommender. Denn allein das Spektrum der Stimmfarben ist so mannigfaltig. Die Bewertung „schön singen“ ist sehr einseitig und meistens Geschmackssache. Warum also nur eine Farbe bedienen, wenn es mehrere gibt und Sie viel mehr zu bieten haben?

Von der reinen Melodie-Wiedergabe zur Erzählung


Wenn Sie also frei genug sind, sich nicht zuzuhören, können Sie Ihren Körper einsetzen. Sie werden feststellen, dass sich alltägliche Bewegungen, wie hinsetzen, knien oder an die Wand lehnen, plötzlich eigenartig anfühlen. Wir denken plötzlich „künstlerisch“ und verfremden so unser ganz eigenes Bewegungsmuster.

Denken Sie daran, wie lange Sie als Kleinkind wohl geübt haben, bis das Aufstehen geklappt hat. Das perfekte Zusammenspiel von Gleichgewicht, Kraft und Muskelspannung. Um alltägliche Bewegungen auf der Bühne wieder ganz unbedacht und leicht aussehen zu lassen, muss das Muster in den Körper gebracht werden. Probieren Sie das immer wieder aus.

Singen Sie Ihren Song auch zu Hause (vielleicht nicht mit voller Stimme - den Nachbar*innen zuliebe) und versuchen Sie Alltagsbewegungen ganz natürlich zu integrieren. Ein Buch zur Hand nehmen, ein Bild betrachten oder auch etwas einpacken, oder bügeln. Die Handlung soll Sie nicht vom Singen abhalten und das Singen nicht von der Bewegung.

Vier-Punkte-Programm zu jedem Auditionsong


1. Die gelernte Melodie mit der passenden Rhythmik

2. Das Verständnis des Inhaltes

3. Die passende Stimmfarbe und Einteilung der Erzählschritte

4. Körperliche Ideen und Unabhängigkeit der Bewegung

Ad 1. Lernen Sie die Melodie und die Rhythmik genau so, wie sie der Komponist erdacht hat. Manchmal denken wir, wir kennen einen Song schon gut genug – und singen eine veränderte Version, weil wir sie so im Ohr haben, auf YouTube gehört haben oder sie ein*e bekannte*r Sänger*in so singt. Aber um Freiheit zu erlangen, müssen Sie den Song im Original beherrschen. Erst wenn Sie dann auch die Begleitung so verinnerlicht haben, dass sie Sie trägt, können Sie erst beginnen Veränderungen vorzunehmen, die rhythmisch und harmonisch passend sind.

Ad 2. Wissen Sie genau, was die Figur im Lied erlebt? Welche Personen sind gemeint mit den vorkommenden Personalpronomen? Welche Ziele, Wünsche und Hoffnungen hat meine Figur? Befinden Sie sich allein oder im Zwiegespräch? Verstehen Sie jedes Wort der englischen Version?

Ad 3. Zu Beginn Ihrer Ausbildung wird die Stimmfarbe weniger Gewicht haben, da Sie wahrscheinlich vor allem an der Stimmführung arbeiten werden. Einen schönen Mix finden wollen, Brust- und Kopfstimme zu vereinen. Im Laufe der Zeit aber können Sie sicher auch bewusst die Stimmfarbe an das Lied anpassen. Weicher oder härter, mit Vibrato oder ohne, schärfer oder verdunkelt. Vor allem bei Songs, die viel erzählen, kann man damit immer mehr Abwechslung erzielen. Will ich das Publikum anfangs noch nicht alles wissen lassen, gibt es Überraschungen im Song? Oft erzählen wir am Anfang schon das Ende – geben Sie nicht alles preis! Lassen Sie das Publikum Schritt für Schritt Ihre Erfahrungen nachvollziehen. Welche Information braucht das Publikum, damit es Ihre Figur verstehen kann – was soll es am Ende des Songs über Sie gelernt haben?

Ad 4. Was fällt ihnen denn leichter? Einfach nur zu stehen und zu erzählen? Denken Sie, die Person, die Sie verkörpern, sitzt, schlendert oder läuft ein paar Schritte? Spüren Sie Impulse in der Musik – kann mancher Text nicht einfach so gesagt werden? Welche Bewegungen will Ihr Körper machen? Können Ihnen kleine Requisiten oder eine bestimmte Art von Kleidung helfen, um sich besser in eine andere Zeit oder gesellschaftliche Klasse einfühlen zu können? Barfuß, High Heels oder schwere Stiefel? In Jeans und Socken spielt es sich schlecht die Kaiserin von Österreich.

Diese Schritte sind notwendig, damit ein klares Bild vermittelt wird – von Situation und Figur. All das vereint lässt den*die Zuschauer*in, der*die dieses Lied zum ersten Mal hört, verstehen. So hat er*sie die Möglichkeit, die Gedanken und Verhältnisse des Darstellers oder der Darstellerin zu erkennen.

Seien Sie sich bewusst, dass dies nicht mit ein- oder zweimal durchsingen zu meistern ist. Das Gedächtnis des Körpers braucht immerwährende Wiederholung. Und Schicht für Schicht merken sich die Muskeln, was zu welchem Zeitpunkt zusammenspielen soll. Die Leichtigkeit kommt mit jeder Schicht, die Sie nicht mehr beaufsichtigen müssen – es läuft von selbst.

Der Gruppenunterricht: Liedinterpretation


Wenn Sie im Gruppenunterricht gerade nicht selbst vorne stehen, können Sie vieles erkennen. Nutzen Sie diese Zeit, um zu sehen und zu lernen! Immer wieder ist dieser Prozess schwierig, denn kaum ist der Kopf abgelenkt – „ich soll dorthin gehen, ich möchte da nach links schauen“ – ist der Text weg, oder wir verpassen den nächsten Musikeinsatz. Das ist ganz normal. Seien Sie nicht gleich entmutigt! Wenn ein Kollege sich schwer tut, denken Sie wohl auch eher: „Oje, der Arme!“ als ihn gleich schlecht zu bewerten. Und manchmal ist die eigene Katastrophe für die anderen gar nicht so ersichtlich.

So vieles gibt es zu sehen: Wie bewegt sich der Kollege oder die Kollegin? Homogen oder abgehackt? Werden immer dieselben Handbewegungen eingesetzt? Gibt es Ausweichbewegungen mit dem Kopf, wippen oder wiegen? Bleiben die Augen fokussiert oder irren sie im Raum herum? Werden Sie direkt adressiert oder singt der*die Sänger*in nur für sich?

Wie wird geatmet? Ruhig oder mit Schnappatmung? Sehe ich die hohen Töne schon in der Mimik? Werden Gedanken unterbrochen, fällt der*die Sänger*in aus der Geschichte? Ist dem*der Sänger*in klar, was er*sie da ausspricht? Was sollen wir am Ende wissen? Wird nur ein Gefühl beschrieben oder wird uns eine fortschreitende Handlung erzählt? Können Sie folgen? Wenn es...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
ISBN-10 3-99129-061-8 / 3991290618
ISBN-13 978-3-99129-061-2 / 9783991290612
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