Tief im Wald und unter der Erde (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
416 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-03531-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tief im Wald und unter der Erde -  Andreas Winkelmann
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Es lebt tief im Wald. Es verfolgt dich. Und es tötet ...
Eine einsame Bahnschranke im Wald, dunkle Nacht. Seit an diesem Ort vier ihrer Freunde bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kamen, wird Melanie von panischer Angst ergriffen, wenn sie hier nachts anhalten muss. Denn jedes Mal scheint es ihr, als krieche eine dunkle, schemenhafte Gestalt vom Waldrand auf ihren Wagen zu. Niemand glaubt ihr - bis die junge Jasmin Dreyer verschwindet, und ihr Fahrrad an der Bahnschranke gefunden wird ...

Ein genialer, abgründiger Psychothriller.

Ein psychopathischer Killer, eine verschwundene Frau und ein Versteck tief im Wald ...

Andreas Winkelmann, geboren 1968, entdeckte schon früh seine Leidenschaft für unheimliche Geschichten. Er war unter anderem Soldat, Sportlehrer und Taxifahrer, hielt es aber in keinem Job lange aus und blieb nur dem Schreiben treu. »Der menschliche Verstand erschafft die Hölle auf Erden, und dort kenne ich mich aus«, beschreibt er seine Faszination für das Genre des Bösen. Er lebt heute mit seiner Familie in einem einsamen Haus am Waldesrand nahe Bremen.

Ein Jahr zuvor
Wummernde Bässe ließen Blech vibrieren und brachten Glas zum Schwingen; das kleine Auto erzitterte unter der Gewalt der Schallwellen. Dröhnende, hässliche Geräusche, die tief in den nachtstillen Wald eindrangen und das Wild in panischer Angst erstarren ließen. Die vier jungen Insassen störte der Lärm nicht. Walkman und Discobesuche hatten ihren Ohren die Sensibilität genommen, so dass ihre Trommelfelle ihrer Jugend bereits zwanzig Jahre voraus waren.
Im Inneren der hüpfenden Kiste schob Jenny zum wiederholten Mal Erkans Hand beiseite. Sie hatten bereits zu Haus mit dem Trinken angefangen, lange bevor sie sich auf den Weg zu der Party bei Arnos Freund, der gestern achtzehn geworden war, gemacht hatten, und der Alkohol ließ Erkan noch zudringlicher werden, als er es auch nüchtern schon war. Trotzdem kam er bei Jenny nicht weit, denn sie war nicht annähernd so betrunken wie die Jungs. Ein Zungenkuss war das Äußerste, und schon der verlangte ihr eine Menge ab, da sie notgedrungen den süßen Geschmack des Anislikörs schmecken musste, den Erkan so gern trank und so schlecht vertrug.
Schon wanderte seine Hand erneut über den dünnen Stoff der hautengen schwarzen Stoffhose den Schenkel hinauf in Richtung ihres Schritts.
Diesmal schlug Jenny drauf, und es klatschte laut.
Das Geräusch hörten Jens und Arno selbst durch den Lärm von Eminems 8 Mile-Album hindurch.
Jens drehte sich um und sah grinsend nach hinten. »Brauchste Hilfe?«
Sein Blick war alkoholgetrübt.
Erkan löste sich von Jenny und sah seinen Freund böse an. »Von dir, du Tunte?«
Er rückte ein Stück von Jenny fort, zog die bereits halb geleerte Flasche zwischen seinen Füßen hervor und trank einen langen Zug.
Arno, der den Polo fuhr, grinste in sich hinein. Er hätte gern einen Blick in den Rückspiegel geworfen, doch die wummernden Bässe ließen das Glas derart erzittern, dass darin nichts zu erkennen war. Schade! Erkans Gesicht musste Gold wert sein. Er kapierte es einfach nicht! An Jenny biss er sich mit seiner Mischung aus südländischem Charme und türkischer Aufdringlichkeit die Zähne aus. Arno bewunderte das Mädchen dafür. Als Aufreißer war Erkan bekannt wie ein bunter Hund, und insgeheim überlegte Arno, ob Jenny sich vielleicht nur mit ihm eingelassen hatte, um dem Aufschneider irgendwann die kalte Schulter zu zeigen. Arno hoffte, dass es so war, denn dann hatte er vielleicht doch Chancen bei ihr. Sie war das hübscheste Mädchen in der Klasse, und auch wenn sie sich gern cool und unnahbar gab, erahnte Arno darunter doch eine nachdenkliche, sensible Seele.
Weit voraus in der Dunkelheit flammten plötzlich zwei rote Augen auf. Der Bahnübergang! Kurz darauf konnte Arno im Licht der Scheinwerfer die reflektierenden, sich langsam senkenden Halbschranken erkennen.
Pech, wie meistens!
Im Fond des Wagens warf der junge Türke Jenny einen Blick zu, den sie schon zu oft bei ihm gesehen hatte, als dass sie noch darauf hereingefallen wäre. Diese gekonnt einstudierte Mischung aus gekränkter Eitelkeit und spitzbübischem Charme stellte er immer dann zur Schau, wenn er von ihr nicht bekam, was er wollte. Auch die Verletzlichkeit in diesem Blick war gespielt, das wusste Jenny mittlerweile.
»Was’n los?«, fragte Erkan.
Jenny nahm einen schnellen Schluck aus der Flasche Becks. Dann strich sie mit der linken Hand ihr Haar zurück und achtete darauf, in dieser fließenden Bewegung ihr tiefes Dekolleté weit nach vorn zu strecken. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wohin Erkans Blick sofort wanderte.
»Ich lass mich nicht auf’nem Rücksitz betatschen.«
»Ey, mach mal halblang. Was heißt denn hier betatschen? Sind wir nun zusammen oder nicht?«
Jenny beugte sich zu ihm rüber, ihre Brust berührte seinen Oberarm, ihre Lippen näherten sich den seinen.
»Wenn ich es sage, vorher nicht.«
Damit ließ sie ihn sitzen, wandte sich ab, starrte aus dem Seitenfenster und tat so, als gäbe es im vorbeihuschenden, finsteren Wald etwas zu sehen.
Arno stoppte den Wagen vor der Schranke.
»Scheiße«, grunzte Jens, »fahr doch drum herum.«
»Spinnste?«, rief Jenny von hinten. »Nicht, wenn ich im Wagen sitze.«
»Nur die Ruhe, hätte ich sowieso nicht gemacht.«
Arno, als Einziger im Wagen nüchtern, drehte die Lautstärke ein wenig runter und warf nun doch einen Blick in den Rückspiegel. Leider bekam er nicht das Paar hübsche grüne Augen zu sehen, in dem vielleicht ein wenig Dank und Anerkennung aufblitzte, weil er hier nicht den Coolen markierte. Stattdessen tauchte Erkan zwischen den Sitzlehnen auf und rülpste. Der Gestank seines Atems widerte Arno an. »Du Arsch. Lass deine Gesichtsfürze hinten ab.«
»Warum machste die Mucke leise?«
»Is mein Auto, oder?«
Arno war sich nicht sicher, ob Erkan wirklich sein Freund war, ganz sicher aber wusste er, dass er dessen selbstgefällige Art nicht ausstehen konnte. Immer alles klar und cool, und keiner kam an ihn heran, und dazu sah er auch noch unverschämt gut aus.
»Du brauchst Stoff, oder?«, sagte Erkan und reichte die Flasche nach vorn. Viel war nicht mehr drin.
»Ich fahre.«
»Spießer.«
Auf Arno konnte sie sich verlassen, das wusste Jenny, der würde nicht einfach um die Halbschranken herumfahren. Also hatte sie sich zurückgelehnt und lauschte der Unterhaltung nur mit einem Ohr. Ihr war schlecht, denn eigentlich mochte sie kein Bier. Außerdem hatte sie seit gestern wieder ihre Tage; ihr Unterleib schmerzte, und die Hormone spielten verrückt. Mehrmals am Tag schwankte ihre Stimmung zwischen euphorischer Heiterkeit und lähmender Melancholie. Der Alkohol wollte auch nicht so recht helfen, aber das hätte sie den Jungs wohl kaum erklären können. Erkan schon gar nicht.
Sie starrte durch das Seitenfenster nach draußen. Der finstre, undurchdringliche Waldrand war zum Greifen nah. Das weiße Licht der Scheinwerfer vermischte sich mit dem roten Licht der Ampeln zu einer wächsernen, unnatürlichen Farbe, die der Dunkelheit kaum ein Stück der Straße entreißen konnte. Vor einer halben Stunde hatte es noch wie aus Eimern geschüttet, und im Wald schien es immer noch zu regnen. Eine feuchte Dunkelheit war das, undurchdringlich und irgendwie beängstigend.
Jenny wollte sich gerade abwenden, da nahm sie eine Bewegung wahr. Oder glaubte es zumindest. Sie sah genauer hin. Da war doch was gewesen, am Waldrand!
Vielleicht ein Reh?
Aber was sich dann aus der Dunkelheit löste, als sei es ein Teil von ihr, war ganz gewiss kein Reh. Es war etwas Schwarzes, Großes, Unförmiges, das auf zwei Beinen lief. Ein Mensch, und doch auch wieder nicht.
»He, Leute!«, flüsterte sie.
Da keiner reagierte, rüttelte sie an Erkans Arm.
»Haste jetzt doch Bock?«, fragte er und ließ sich zurückfallen. Triebgesteuert grapschte seine Hand nach ihrem Knie.
»Lass die Scheiße … da draußen ist jemand.«
Jenny ließ die Gestalt nicht aus den Augen. Sie bewegte sich vom Waldrand direkt auf ihren Wagen zu. Schwarz von Kopf bis Fuß, irgendwie unförmig und viel zu groß. Auch schien sie zu fließen, statt zu gehen. Genaueres war in dem Dreckslicht nicht zu erkennen.
»Wer soll’n da sein bei dem Sauwetter?«
Erkan beugte sich zu ihr rüber und sah im selben Augenblick, was Jenny meinte.
Die Gestalt näherte sich dem Wagen schräg von hinten. Kam aber nicht direkt darauf zu, sondern umrundete ihn mit einem Abstand von zwei Metern, bis sie die Motorhaube erreicht hatte und stehen blieb. Obwohl sie sich damit im Licht der Scheinwerfer befand, bekamen die vier jungen Leute nicht mehr zu sehen als feucht glänzendes, schwarzes Ölzeug. Die Kapuze war so tief heruntergezogen, dass Jenny meinte, dahinter sei gar kein Gesicht, sondern nur ein furchterregendes Loch, das, sollten sie einen Blick hineinwerfen, sie alle verschlingen würde.
»Was’n das für’n Spinner?«, fragte Jens.
Arno stellte die Musik ab. Die plötzliche Stille senkte sich bedrohlich über die makabere Situation.
»Ich hau ihm in die Fresse.«
Noch nicht ganz zu Ende gesprochen, griff Erkan schon nach dem Türgriff. Doch Jenny hielt ihn zurück.
»Nein!« Sie schrie beinahe. »Nicht aussteigen.«
Erkan glotzte sie an. »Warum nicht?«
»Ich … Vielleicht ist er gefährlich.«
Plötzlich rauschte ein Zug vorbei. Eine schwere Diesellok, wie sie nachts zuhauf auf dieser Strecke unterwegs waren, mit einer schier endlosen Schlange Güterwaggons dahinter. Erneut erfüllte Lärm die Luft, zudem erzitterte der kleine Wagen unter der Gewalt des Stahlkolosses.
Unvermittelt setzte sich die Gestalt in Bewegung, kam zurück zu der Tür, hinter der Jenny saß, und griff danach. Wenn Jenny nicht instinktiv...

Erscheint lt. Verlag 20.11.2009
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Angst • eBooks • Mystery • Psychopath • Psychothriller • Roman • Spannung • Thriller • Verschwinden • Versteck • Wald
ISBN-10 3-641-03531-7 / 3641035317
ISBN-13 978-3-641-03531-0 / 9783641035310
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