Ostfriesenblut (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
336 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400085-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ostfriesenblut -  Klaus-Peter Wolf
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Dieser Mörder will spielen: Ann Kathrin Klaasens zweiter Fall Ann Kathrin sah es schon von weitem. Vor ihrer Haustür lag etwas, das aussah wie ein Sack. Ein Leichensack! Für einen winzigen Moment hoffte Ann Kathrin, dass sich jemand einen dummen Scherz erlaubt hatte. Doch dann sah sie die Wangenknochen einer Frau. Einer toten Frau. Die Tote, Regina Orth, ist keines natürlichen Todes gestorben, obwohl im Totenschein 'Tod durch Herzversagen' angegeben wurde. Doch noch während Kommissarin Ann Kathrin Klaasen im Umfeld der Toten ermittelt, erhält sie Hinweise auf das nächste Opfer des Mörders. Der Mörder spielt ein Spiel, dessen Regeln die ostfriesische Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen noch nicht kennt - der zweite Fall in der beispiellosen Erfolgsserie von Nummer-1-Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Der Bildausschnitt stimmte hier nicht. Das machte ihn rasend. Er konnte Schlampigkeit nicht leiden. Schon gar nicht bei sich selbst, da war er gnadenlos. Er sah nur einen Teil vom Doppelbett, darin lagen sie aber nicht.

Er würde noch einmal einsteigen müssen, um die Kamera im Schlafzimmer neu zu justieren. Er hatte sie fast unsichtbar im Koffer auf dem Schlafzimmerschrank angebracht. Sie würde das Ding höchstens bei ihrem nächsten Urlaub bemerken oder wenn sie eine Reise plante. Aber so bald würde es für sie keinen Urlaub geben. Dafür sorgte er schon.

Wussten sie, dass er ihnen zusah? Machten sie sich einen Spaß daraus, ihn zum Narren zu halten? War das da das Knie von Ann Kathrin oder von Weller?

Er knirschte mit den Zähnen. Das Geräusch tat gut. So spürte er sich wenigstens. Er hatte das früher oft getan, wenn er gar nicht mehr weiterwusste und kaum noch eine Gegenwehr möglich war. Dann blieb ihm wenigstens noch das Knirschen mit den Zähnen.

Einige hatten es nachts im Schlaf getan, wenn die Albträume sie plagten. Aber er machte es am Tag, ganz bewusst, setzte es ein wie eine Waffe.

Was muss ich tun, um ihr genauso nah zu sein wie dieser Depp, dachte er.

Komisch, er hatte sie gar nicht für so primitiv gehalten. Dass sie an solcher Bettgymnastik Spaß fand, konnte er sich gar nicht vorstellen. Hatte er sie doch falsch eingeschätzt? War sie nicht die Richtige?

Im Ostfriesischen Kurier hatte sich das alles ganz anders gelesen, so als sei sie eine kluge, gebildete Frau. Sie kennt sich aus mit den Abgründen der menschlichen Seele hatte Holger Bloem geschrieben. War sie jetzt selbst zur animalischen Seite übergelaufen? Hatte diese tierische Gier sie übermannt? Nur fressen und ficken? Wo war die feinsinnige, gebildete Frau geblieben?

Er stellte sich vor, dass sie allein wohnte und ihren Mann rausgeschmissen hatte, weil sie nicht mehr diese lächerlichen Verrenkungen im Bett mit ihm machen wollte. Dieses Gelutsche und Gewürge, dieser Austausch von Körperflüssigkeiten, dieses alberne Herumgerammle machte ihn rasend. Es enttäuschte ihn schwer, sie so zu sehen. Er wollte nicht, dass sie auch dazugehörte.

Vielleicht, dachte er, rutscht jemand irgendwann zur dunklen Seite herüber, wenn er sich zu lange damit beschäftigt. Vielleicht musste er sie wieder zum Licht ziehen. Sollte er ihr Erzieher werden?

Hör endlich auf, dachte er. Schau dir endlich an, was im Laptop auf dich wartet. Tu deine Arbeit, statt hier mit dem Typen rumzumachen!

 

Später holte Weller die Weinflasche ins Schlafzimmer, weil sie ihre Gläser leergetrunken hatten. Sie lagen nebeneinander. Inzwischen waren sie nackt und erzählten sich von ihren sexuellen Katastrophen. All die kleinen Niederlagen und Kränkungen wurden plötzlich zu einem Riesenwitz. Jeder versuchte, den anderen zu übertreffen, und wusste noch ein peinlicheres Erlebnis zu berichten.

Er erzählte von seinem ersten Mal, als er es vor Nervosität nicht schaffte, sich das Gummi überzuziehen, und als seine Freundin ihm half, löste sie damit aus, was eigentlich erst zum Ende ihres Liebesspiels geschehen sollte und nicht gleich zu Anfang.

»Das ist noch gar nichts«, lachte Ann Kathrin. »Hero hat mal … « Plötzlich hielt sie inne. Etwas war falsch gelaufen. Sie hatte eine unausgesprochene Regel gebrochen. Das hier ging nicht. Sie hatte einen Namen genannt. Sie sprachen über ihre eigenen Niederlagen und Missgeschicke. Dies hier bekam einen anderen Beigeschmack. Da sollte jemand vorgeführt werden.

Sie wusste sofort, dass es falsch war. Wenn sie jetzt über Hero herzog, wer garantierte Weller dann, dass sie nicht demnächst so über ihn sprechen würde? Nein, damit musste man sorgfältiger umgehen. Sie brach ihren Satz ab, suchte nach einem Ausweg. Weil ihr zunächst keiner einfiel, nahm sie einen Schluck Wein, dann sagte sie: »Ach, ist ja auch egal, den Typ wollte ich sowieso vergessen.«

Dann gingen beide in die Küche, entkorkten noch eine Flasche Wein und putzten und räumten auf. Das Ganze war ein Riesenspaß, und es tat beiden fast leid, als die Küche wieder sauber und aufgeräumt glänzte. Irgendwie hatte das Essen dadurch seinen Zauber verloren. Weller mochte es, wenn Töpfe herumstanden und es nach frischem Essen roch. Nur die Fischsuppe stand noch auf dem Herd und der Wok voller Fleisch.

Ann Kathrin schwang sich auf die Arbeitsplatte, wippte mit ihren Beinen und sagte: »Es ist schön mit dir, Frank. Ich werde das verdammt vermissen, wenn es mal vorbei ist.«

Er schluckte. »Das ist hier kein Ende, Ann Kathrin. Das hier ist ein Anfang.«

 

Gegen halb zwei Uhr morgens hielt Ann Kathrin es nicht mehr aus. Sie lag wach neben Frank Weller. Er schlief tief und atmete regelmäßig. Sie fühlte sich schuldig, weil sie sich nicht mehr um Eike gekümmert hatte. Am liebsten wollte sie das jetzt sofort tun, doch die Uhrzeit verbot jeden noch so kleinen Versuch, ihren Sohn zu erreichen. Trotzdem konnte sie nicht mehr schlafen. Sie musste jetzt irgendetwas tun. Wenn schon nicht für Eike, so wollte sie wenigstens im akuten Fall weiterkommen.

Sie stand auf, huschte in die Küche und brühte sich einen Kaffee auf. Am liebsten hätte sie sich noch etwas von der Fischsuppe heißgemacht, aber sie bremste sich. Nein, sie wollte nicht zunehmen. Sie wollte schlank und schön sein, und außerdem hätte das Klappern von Geschirr Weller garantiert geweckt.

Wie oft hatte sie im Bett gelegen und war wach geworden, weil Hero für sie und Eike den Frühstückstisch deckte? Das Geräusch von Geschirr, das auf den Tisch gestellt wurde, hatte immer etwas Vorwurfsvolles an sich für den, der noch schlief, fand sie.

Ann Kathrin stand barfuß auf den Steinfliesen. Die Kühle des Fußbodens tat ihr gut. Dennoch wollte sie sich mit dem Kaffee und dem Laptop von Frau Orthner ins Wohnzimmer setzen, um bequem die Füße hochlegen zu können. Dabei kam sie am Garderobenspiegel vorbei. Das Mondlicht schien zum Fenster herein. Sie betrachtete sich und fragte sich plötzlich, was Weller wohl an ihr fand. Sie fühlte sich viel zu dick, und jetzt hatte sie auch noch so viel gegessen … Sie wölbte ihren Bauch vor. Sie wusste natürlich, dass sie nicht schwanger war, aber sie fand, sie sah aus wie im vierten Monat. Endlich wurde sie wieder geliebt, doch sie fühlte sich hässlicher denn je.

Ich sollte definitiv abnehmen, dachte sie. Und ich muss dringend mal wieder zum Friseur. Ich muss aufhören, diese schrecklich weiten Pullover zu tragen, und einfach wieder mehr aus mir machen.

Mit dem Passwort Bastian hatte sie sofort Zugriff auf alle Daten. Sie fand ein paar hundert E-Mails. Bastian Kühlberg schien die Wahrheit gesagt zu haben. Seine Oma hatte Freunde und Freundinnen in der ganzen Welt. Mit einigen schrieb sie sich, mit den anderen telefonierte sie. Manchmal ging es um Antiquitäten, dann wieder darum, wie schlecht die Jugend heute war und wie gut es doch in den alten Zeiten gewesen war.

Ein Weltbild wurde sichtbar, aber nichts besonders Auffälliges.

Ann Kathrin klickte im Menü auf Verlauf und überprüfte die Websites, die Frau Orthner im World Wide Web besucht hatte. Es waren fast siebzig gespeichert. Die alte Dame musste täglich mehrere Stunden am Computer verbracht haben, praktisch bis zu dem Zeitpunkt, als sie an den Stuhl gefesselt wurde.

Wonach hatte sie im Netz gesucht? Es gab keine klare Richtung. Sie interessierte sich für Museen und Kunst, für kirchliche Foren und theologische Fragen, für Krebsmedikamente und Betten, in denen man sich angeblich gesundschlafen konnte.

Dann sah Ann Kathrin sich Frau Orthners digitales Fotoalbum an. Merkwürdig, dachte sie, dass Frau Orthner in ihrem Alter Fotos im Computer hat. Ihr selbst war das komisch. Sie brauchte immer Ausdrucke. Sie wollte richtige Bilder in den Fingern haben. Was nur digital gespeichert war, existierte für Ann Kathrin nicht wirklich. In dieser Frage fühlte sie sich einer anderen Generation zugehörig. Sie wollte Fotos in der Hand halten, sie anschauen und sie in ein Album kleben.

Als sie das Fotoalbum öffnete, erschrak sie so sehr, dass sie ihren Kaffee verschüttete. Ein paar Tropfen fielen sogar auf die Tastatur des Laptops. Schnell versuchte sie, alles abzuputzen.

Ihr Sohn Eike hatte mal ein Glas Cola über die Tastatur von seinem Laptop gegossen, was zum wirtschaftlichen Totalverlust des Computers geführt hatte.

Die Entdeckung war so grauenhaft, dass Ann Kathrin den Laptop am liebsten von ihren Knien gestoßen hätte. Die Bilder dokumentierten den Tod von Frau Orthner. Auf den ersten Fotos sah sie noch empört aus. Sie riss die Augen auf und schimpfte, saß aber schon, an Hand- und Fußgelenken gefesselt, auf dem Stuhl. Die weiteren Fotos zeigten ihren zunehmenden körperlichen und seelischen Zusammenbruch.

Auf einem Bild war nur noch das Weiße in ihren Augen zu sehen, auf dem letzten hing ihr Kopf kraftlos nach unten, so als läge sie bereits im Koma.

Ann Kathrin hob den Computer vorsichtig hoch und stellte ihn auf den Wohnzimmertisch. Sie wischte sich über ihre Oberschenkel, als müsse sie die Energie, die der Laptop dort hinterlassen hatte, von ihrem Körper entfernen.

Wer hatte diese Frau so sehr gehasst, dass er ihren langsamen Tod dokumentierte? Der Täter wollte offensichtlich, dass die Bilder gefunden wurden, sonst hätte er sie nicht auf dem Computer hinterlassen. Oder hatte Bastian Kühlberg den Laptop gestohlen, damit niemand die Fotos fand? Warum hatte er sie nicht sofort gelöscht, wenn er von ihnen wusste?

War der Täter die ganze Zeit zusammen mit Frau Orthner in der Wohnung gewesen und hatte sie alle paar Stunden geknipst? Oder war er immer wieder...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2009
Reihe/Serie Ann Kathrin Klaasen ermittelt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ann Kathrin • Ann Kathrin Klaasen • Ann-Kathrin Klaasen • Aurich • Bettina Göschl • Café Ten Cate • Entführung • Frank Weller • Greetsiel • Hannover • Herzversagen • Jever • Krimi • Kriminalroman • Norddeich • Norden • Norden-Norddeich • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Ostfriesland-Magazin • Regio-Krimi • Regionalkrimi • Restaurant Smutje • Rupert • Spannung • Ubbo Heide
ISBN-10 3-10-400085-9 / 3104000859
ISBN-13 978-3-10-400085-5 / 9783104000855
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99