Don Carlos. Infant von Spanien (eBook)

Ein dramatisches Gedicht
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2011 | 1. Auflage
230 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-401810-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Don Carlos. Infant von Spanien -  Friedrich Schiller
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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Maria Stuart, Königin von Schottland, sucht Schutz in England. Doch Königin Elisabeth I. lässt die Rivalin einkerkern. Als sich der Liebhaber Elisabeths in die stolze Gefangene verguckt, spricht die vor Wut schäumende Königin das Todesurteil über Maria Stuart aus. Ein Drama der Intrigen und heimlichen Liebschaften. Die Bearbeitung der geschichtlichen Ereignisse im England des 16. Jahrhunderts zählt bis heute zu den meistgespielten Stücken Friedrich Schillers.

Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die 'Militär-Pflanzschule' eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes 'Die Räuber' jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.

Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die "Militär-Pflanzschule" eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes "Die Räuber" jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.

Zweiter Auftritt


Carlos. Marquis von Posa

CARLOS

Wer kommt? – Was seh ich? O ihr guten Geister!

Mein Roderich!

MARQUIS

    Mein Carlos!

CARLOS

          Ist es möglich?

Ists wahr? Ists wirklich? Bist dus? – O, du bists!

Ich drück an meine Seele dich, ich fühle

Die deinige allmächtig an mir schlagen.

O, jetzt ist alles wieder gut. In dieser

Umarmung heilt mein krankes Herz. Ich liege

Am Halse meines Roderich.

MARQUIS

         Ihr krankes,

Ihr krankes Herz? Und was ist wieder gut?

Was ists, das wieder gut zu werden brauchte?

Sie hören, was mich stutzen macht.

CARLOS

             Und was

Bringt dich so unverhofft aus Brüssel wieder?

Wem dank ich diese Überraschung? Wem?

Ich frage noch? Verzeih dem Freudetrunknen,

Erhabne Vorsicht, diese Lästerung!

Wem sonst als dir, Allgütigste; Du wusstest,

Dass Carlos ohne Engel war, du sandtest

Mir diesen, und ich frage noch?

MARQUIS

          Vergebung,

Mein teurer Prinz, wenn ich dies stürmische

Entzücken mit Bestürzung nur erwidre.

So war es nicht, wie ich Don Philipps Sohn

Erwartete. Ein unnatürlich Rot

Entzündet sich auf Ihren blassen Wangen,

Und Ihre Lippen zittern fieberhaft.

Was muss ich glauben, teurer Prinz? – Das ist

Der löwenkühne Jüngling nicht, zu dem

Ein unterdrücktes Heldenvolk mich sendet –

Denn jetzt steh ich als Roderich nicht hier,

Nicht als des Knaben Carlos Spielgeselle –

Ein Abgeordneter der ganzen Menschheit

Umarm ich Sie – es sind die flandrischen

Provinzen, die an Ihrem Halse weinen,

Und feierlich um Rettung Sie bestürmen.

Getan ists um Ihr teures Land, wenn Alba,

Des Fanatismus rauher Henkersknecht,

Vor Brüssel rückt mit spanischen Gesetzen.

Auf Kaiser Karls glorwürdgem Enkel ruht

Die letzte Hoffnung dieser edeln Lande.

Sie stürzt dahin, wenn sein erhabnes Herz

Vergessen hat, für Menschlichkeit zu schlagen.

CARLOS

Sie stürzt dahin.

MARQUIS

       Weh mir! Was muss ich hören!

CARLOS

Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.

Auch mir hat einst von einem Karl geträumt,

Dems feurig durch die Wangen lief, wenn man

Von Freiheit sprach – doch der ist lang begraben.

Den du hier siehst, das ist der Karl nicht mehr,

Der in Alkala von dir Abschied nahm,

Der sich vermaß in süßer Trunkenheit,

Der Schöpfer eines neuen goldnen Alters

In Spanien zu werden – O, der Einfall

War kindisch, aber göttlich schön! Vorbei

Sind diese Träume. –

MARQUIS

      Träume, Prinz? – So wären

Es Träume nur gewesen?

CARLOS

         Lass mich weinen,

An deinem Herzen heiße Tränen weinen,

Du einzger Freund. Ich habe niemand – niemand –

Auf dieser großen, weiten Erde niemand.

So weit das Zepter meines Vaters reicht,

So weit die Schifffahrt unsre Flaggen sendet,

Ist keine Stelle – keine – keine, wo

Ich meiner Tränen mich entlasten darf,

Als diese. O, bei allem, Roderich,

Was du und ich dereinst im Himmel hoffen,

Verjage mich von dieser Stelle nicht.

MARQUIS

(neigt sich über ihn in sprachloser Rührung)

CARLOS

Berede dich, ich wär ein Waisenkind,

Das du am Thron mitleidig aufgelesen.

Ich weiß ja nicht, was Vater heißt – ich bin

Ein Königssohn – O, wenn es eintrifft, was

Mein Herz mir sagt, wenn du aus Millionen

Herausgefunden bist, mich zu verstehn,

Wenns wahr ist, dass die schaffende Natur

Den Roderich im Carlos wiederholte,

Und unsrer Seelen zartes Saitenspiel

Am Morgen unsres Lebens gleich bezog,

Wenn eine Träne, die mir Lindrung gibt,

Dir teurer ist als meines Vaters Gnade –

MARQUIS

O teurer als die ganze Welt.

CARLOS

             So tief

Bin ich gefallen – bin so arm geworden,

Dass ich an unsre frühen Kinderjahre

Dich mahnen muss – dass ich dich bitten muss,

Die lang vergessnen Schulden abzutragen,

Die du noch im Matrosenkleide machtest –

Als du und ich, zween Knaben wilder Art,

So brüderlich zusammen aufgewachsen,

Kein Schmerz mich drückte, als von deinem Geiste

So sehr verdunkelt mich zu sehn – ich endlich

Mich kühn entschloss, dich grenzenlos zu lieben,

Weil mich der Mut verließ, dir gleich zu sein.

Da fing ich an, mit tausend Zärtlichkeiten

Und treuer Bruderliebe dich zu quälen;

Du stolzes Herz gabst sie mir kalt zurück.

Oft stand ich da, und – doch das sahst du nie!

und heiße, schwere Tränentropfen hingen

In meinem Aug, wenn du, mich überhüpfend,

Geringre Kinder in die Arme drücktest.

Warum nur diese? rief ich trauernd aus:

Bin ich dir nicht auch herzlich gut? – Du aber,

Du knietest kalt und ernsthaft vor mir nieder.

Das, sagtest du, gebührt dem Königssohn.

MARQUIS

O stille, Prinz, von diesen kindischen

Geschichten, die mich jetzt noch schamrot machen.

CARLOS

Ich hatt es nicht um dich verdient. Verschmähen,

Zerreißen konntest du mein Herz, doch nie

Von dir entfernen. Dreimal wiesest du

Den Fürsten von dir, dreimal kam er wieder

Als Bittender, um Liebe dich zu flehn

Und dir gewaltsam Liebe aufzudringen.

Ein Zufall tat, was Carlos nie gekonnt.

Einmal geschahs bei unsern Spielen, dass

Der Königin von Böhmen, meiner Tante,

Dein Federball ins Auge flog. Sie glaubte,

Dass es mit Vorbedacht geschehn, und klagt’ es

Dem Könige mit tränendem Gesicht.

Die ganze Jugend des Palastes muss

Erscheinen, ihm den Schuldigen zu nennen.

Der König schwört, die hinterlistge Tat,

Und wär es auch an seinem eignen Kinde,

Aufs schrecklichste zu ahnden. – Damals sah ich

Dich zitternd in der Ferne stehn, und jetzt,

Jetzt trat ich vor und warf mich zu den Füßen

Des Königs. Ich, ich tat es, rief ich aus:

An deinem Sohn erfülle deine Rache.

MARQUIS

Ach, woran mahnen Sie mich, Prinz!

CARLOS

                 Sie wards:

Im Angesicht des ganzen Hofgesindes,

Das mitleidsvoll im Kreise stand, ward sie

Auf Sklavenart an deinem Karl vollzogen.

Ich sah auf dich und weinte nicht. Der Schmerz

Schlug meine Zähne knirschend aneinander;

Ich weinte nicht. Mein königliches Blut

Floss schändlich unter unbarmherzgen Streichen;

Ich sah auf dich und weinte nicht – Du kamst;

Laut weinend sankst du mir zu Füßen. Ja,

Ja, riefst du aus, mein Stolz ist überwunden.

Ich will bezahlen, wenn du König bist.

MARQUIS (reicht ihm die Hand)

Ich will es, Karl. Das kindische Gelübde

Erneur ich jetzt als Mann. Ich will bezahlen.

Auch meine Stunde schlägt vielleicht.

CARLOS

             Jetzt, jetzt.

O, zögre nicht – jetzt hat sie ja geschlagen.

Die Zeit ist da, wo du es lösen kannst.

Ich brauche Liebe. – Ein entsetzliches

Geheimnis brennt auf meiner Brust. Es soll,

Es soll heraus. In deinen blassen Mienen

Will ich das Urteil meines Todes lesen.

Hör an – erstarre – doch erwidre nichts –

Ich liebe meine Mutter.

MARQUIS

       O mein Gott!

CARLOS

Nein! Diese Schonung will ich nicht. Sprichs aus,

Sprich, dass auf diesem großen Rund der Erde

Kein Elend an das meine grenze – sprich –

Was du mir sagen kannst, errat ich schon.

Der Sohn liebt seine Mutter. Weltgebräuche,

Die Ordnung der Natur und Roms Gesetze

Verdammen diese Leidenschaft. Mein Anspruch

Stößt fürchterlich auf meines Vaters Rechte.

Ich fühls, und dennoch lieb ich. Dieser Weg

Führt nur zum Wahnsinn oder Blutgerüste.

Ich liebe ohne Hoffnung – lasterhaft –

Mit Todesangst und mit Gefahr des Lebens –

Das seh ich ja, und dennoch lieb...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2011
Reihe/Serie Fischer Klassik Plus
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber
Schlagworte Feinde • Freigeister • Freiheit • Herrschaft • Kampf • Leidenschaft • Rebellen • Tyrannen
ISBN-10 3-10-401810-3 / 3104018103
ISBN-13 978-3-10-401810-2 / 9783104018102
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