Manchmal gewinnt der Bessere (eBook)

Die Physik des Fußballspiels

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-95245-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Manchmal gewinnt der Bessere -  Metin Tolan
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»Deutschlands womöglich coolster Physikprofessor.« DER SPIEGEL »So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere.« Was Lukas Podolski nach der WM-Niederlage 2006 zerknirscht bekannte, beweist der Dortmunder Physikprofessor Metin Tolan: Fußball ist der ungerechteste Sport der Welt! Würden sich auf dem grünen Rasen nämlich je elf Physiker begegnen, wäre Schluss mit falschen Abseitsentscheidungen, Bananenflanken ins Aus und schlecht positionierter Abwehr. Denn die Physik kann, was Günter Netzer und Co. nur versuchen: Fußball erklären. Wer hätte gedacht, dass im Elfmeterschießen die Reihenfolge der Schützen entscheidend ist? Und wer wagt vom Wembley-Tor 1966 zu behaupten: »Der könnte drin gewesen sein«? Metin Tolan wagt es! Und lüftet absolut unbestechlich alle Geheimnisse rund ums runde Leder.  Tolan liefert nicht nur eine sonnenklare Analyse, warum Deutschland 2014 einfach Weltmeister werden musste, sondern auch eine Prognose für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland.

Metin Tolan, 1965 geboren, ist Professor für Experimentelle Physik und Prorektor an der Technischen Universität Dortmund. Seit Jahren macht er sich einen Namen als Deutschlands originellster Physik-Erklärer. Sein erstes Buch »Geschüttelt, nicht gerührt« über die Physik in James-Bond-Filmen wurde zum Überraschungsbestseller. In »Manchmal gewinnt der Bessere« erklärt der Communicator-Preisträger, warum Fußball der ungerechteste Sport der Welt ist. Sein neuester Coup »Die Star Trek Physik« ist ein unentbehrliches Handbuch für jeden Star Trek Fan - und für jeden, der wissen will, ob wir im Jahr 2200 tatsächlich neue Galaxien erforschen werden. 2017 erhielt Metin Tolan den Robert-Wichard-Pohl-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.

Grundsätzlich werde ich versuchen zu erkennen, ob die subjektiv geäußerten Meinungen subjektiv sind oder objektiv. Wenn sie subjektiv sind, würde ich an meiner objektiven Linie festhalten. Wenn sie objektiv sind, werde ich überlegen und vielleicht die objektiven, subjektiv geäußerten Meinungen der Spieler mit in meine objektiven einfließen lassen.

(Antwort von Bundestrainer Erich Ribbeck bei der Europameisterschaft 2000 auf die Frage, wie er mit Ratschlägen von Spielern umgehe)

 

 

VORWORT FUSSBALL – EIN EINFACHES SPIEL?

Fußball – das bedeutet prickelnde Emotionen, heißer Kampf, überschwängliche Euphorie und Spannung pur. Die Physik hingegen prickelt überhaupt nicht, ist völlig kalt und emotionslos, kommt ohne Kampf und Euphorie aus, und viele Leute empfinden sie als alles andere als spannend. Dabei hat sie jedoch einen entscheidenden Vorteil: Die Physik ist objektiv, völlig frei von subjektiven Einflüssen und absolut unbestechlich.

Im Fußball kann man eigentlich (fast) alles mit den Mitteln der Physik erklären, denn wenn Bälle durch die Luft fliegen, geschieht dies nach den Gesetzen der Physik. Der Ball unterliegt natürlich der Schwerkraft, er wird durch den Luftwiderstand genauso gebremst wie ein Radfahrer, und manchmal wirken auf ihn auch noch der Wind und die sogenannte Magnus-Kraft ein. Diese Kräfte bestimmen dann seine Flugbahn. Befindet sich das runde Leder erst einmal in der Luft, wird es zum Spielball der Naturgesetze. Der Flug eines Fußballs erweist sich übrigens wegen seines Gewichts relativ zum Luftwiderstand im Vergleich zum Tischtennis-, Golf- oder Basketball als besonders schwer zu berechnen. Es scheint fast so, als ob uns die Natur davon abhalten will, dem emotionalen Fußballspiel mit den kalten Werkzeugen der Naturwissenschaft seine Geheimnisse zu entlocken!

Auch ein Schuss ist ein mechanischer Vorgang, sodass die Physik ihn erklären kann. Hier kann man mit dem Gesetz der Impulserhaltung die grundlegenden Mechanismen verstehen. Toni Kroos wird niemals einen 200 km / h schnellen Schuss zustande bringen, sondern immer bei 120 bis 130 km / h hängen bleiben, egal, wie sehr er sich anstrengt. Es ist leicht einzusehen, dass die Physik dies mit ihren Gesetzen verhindert und so dem Können und der Kraft der Spieler Grenzen setzt. Aber wer hätte gedacht, dass die Tor- und Ergebnisverteilung in der Fußball-Bundesliga mit einer Formel beschrieben werden kann? Wer würde vermuten, dass man exakt beweisen kann, dass Fußball zwar der ungerechteste Sport der Welt, dafür aber auch der interessanteste ist? Wer würde annehmen, dass es davon abhängt, in welchem Monat man geboren ist, ob man Fußballprofi wird oder nicht? Und wer hätte gedacht, dass im Elfmeterschießen die optimale Reihenfolge der Schützen entscheidend ist?

Es ist nicht genau überliefert, wo zuerst mit dem Fußballspielen begonnen wurde. Verschiedene Quellen nennen China als Ursprungsland, weil dort schon im zweiten Jahrtausend vor Christi Geburt ein fußballähnliches Spiel namens »Ts'uh-küh« ausgetragen wurde. »Ts’uh« bedeutet dabei »mit dem Fuß stoßen«, und die Übersetzung von »küh« lautet »Ball«. Gespielt wurde mit einem aus Lederstücken zusammengenähten Ball, der mit Tierhaaren oder Federn gefüllt war. Das Spiel geriet in China aber im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Auch aus dem antiken Griechenland und von den Römern sind fußballähnliche Spiele bekannt. Leider ist deren Regelwerk nicht überliefert. Sie dienten vermutlich zur Ertüchtigung der Soldaten in der Armee und waren damit wohl alles andere als friedliche Spielchen.

In England wurde Fußball bereits im Mittelalter als brutales Kampfspiel ohne Regeln gespielt. Die Wurzeln liegen dabei in der Nähe von Derby bei Ashbourne. Dort spielten ganze Dörfer gegeneinander, die oft kilometerweit voneinander entfernt lagen. Der Ball musste dabei durch das gegnerische Stadttor oder eine ähnlich markante Einrichtung getrieben werden. Da es keine Regeln gab, konnte eine beliebige Zahl an Spielern pro Mannschaft teilnehmen. Ohne Regeln konnten sich die Spieler auch ungestraft gegenseitig die Knochen brechen und die Köpfe einschlagen. Das Spiel war so gewalttätig, dass es zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert verboten wurde. Im 14. Jahrhundert wurde in Frankreich über ein fußballähnliches Spiel mit dem Namen »La Soule« berichtet, das in der Normandie heimisch war. In Norditalien wurde bis ins 18. Jahrhundert das »Calcagno« (Fußtritt) gespielt, und in Florenz wird mit dem bis heute jährlich stattfindenden Kostümfußball »Calcio storico« – bei dem es nur wenige Regeln gibt und es entsprechend rustikal zugeht – an ein Fußballereignis aus dem Jahr 1530 erinnert.

Das Mutterland des heutigen Fußballs ist zweifellos England. 1848 wurden in Cambridge die ersten Regeln verfasst, 1857 gründeten Kricketspieler mit dem FC Sheffield den ersten Fußballclub der Welt, und 1863 wurde mit der Football Association (FA) der erste Fußballverband gegründet, der das Regelwerk zentral vorgab und weiterentwickelte. In Deutschland wird Fußball erst seit 1871 gespielt. Fußball galt zur Zeit des Turnvaters Jahn, in der kräftige Männer am Barren oder Reck das Bild des erfolgreichen Sportlers verkörperten, aber eher als »Mädchensport« und entwickelte sich deswegen nur sehr zögerlich. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) wurde erst am 28. Januar 1900 in Leipzig gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg am 10. Juli 1949 in Stuttgart erneut aus der Taufe gehoben.

1872 fand in Glasgow das erste Fußball-Länderspiel statt – Schottland spielte gegen England 0:0. Im selben Jahr wurde mit dem noch heute ausgespielten FA-Cup der erste nationale Fußballwettbewerb eingeführt. 1888 spielten zum ersten Mal zwölf Teams in einer Liga den Meister aus. Preston North End beendete die Saison ungeschlagen als Erster vor Aston Villa und den Wolverhampton Wanderers, zwei Teams, die auch heute noch außerhalb Englands bekannt sind. In der Saison 2017 / 18 spielten immerhin noch vier Teams dieser allerersten zwölf Mannschaften in der englischen Premier League! Der Fußball wurde in England auch sehr früh professionalisiert. Seit 1897 wird das Leder auf der Insel von vertraglich an einen Verein gebundenen Profikickern getreten. Auch das Kaufen von Spielern kam recht schnell in Mode. So wurde schon im Jahr 1905 der Spieler Alf Common für über 1 000 Pfund von Sunderland nach Middlesbrough transferiert. Die Professionalität des Fußballs hat sich seitdem dramatisch weiterentwickelt und hat inzwischen mehr als bedenkliche Ausmaße angenommen. Spieler fühlen sich nicht mehr einem Verein zugehörig, sondern wechseln munter mitten in der Saison zu dem Verein, der noch mehr Geld bietet. Windige Berater handeln Verträge aus, die mehr als fragwürdig sind und mitunter auch kriminelle Steuervermeidungsmodelle enthalten.1 Heutzutage sind Jahresgehälter von weit über zehn Millionen Euro keine Seltenheit, und Paris Saint-Germain hat im Sommer 2017 für den brasilianischen Star Neymar vom FC Barcelona sage und schreibe 222 Millionen Euro Ablöse gezahlt! Das Geld droht den schönen Fußball zu zerstören, und man darf gespannt sein, wie lange sich die (zahlenden!) Fans diese Exzesse noch gefallen lassen.

Auf dem Festland brauchte die Professionalisierung etwas länger. Hier wurde in Österreich im Jahr 1924/25 die erste Profiliga eingeführt, der schnell weitere professionelle Ligen in den anderen europäischen Ländern folgten. Eine der wenigen Ausnahmen war Deutschland. Hier ist mit der Bundesliga erst 1963 eine Profiliga eingeführt worden. Vorher galt der strikte Amateurstatus, dessen Verletzung streng bestraft wurde. Die deutschen Weltmeister von 1954, die das »Wunder von Bern« schafften, bekamen für ihren historischen Triumph lächerliche 2 500 Mark, einen Fernseher, einen Lederkoffer und einen Motorroller. Aber was ist schon schnödes Geld gegen die Unsterblichkeit der 54er- Helden …

Das British Empire umfasste im Jahr 1919 etwa ein Fünftel der gesamten Erdoberfläche. Somit konnte der Fußball, so wie er auf der Insel gespielt wurde, über die ganze Welt verbreitet werden. Interessant ist aber, dass bis heute der Fußball in der ehemaligen britischen Kolonie Indien nie so recht heimisch wurde. Indien hat sich bisher nur ein einziges Mal für eine Weltmeisterschaft qualifiziert – 1950 in Brasilien –, wobei man genau genommen noch nicht einmal von einer Qualifikation reden kann, da das Land als einziger Vertreter Asiens automatisch gesetzt war. Allerdings wollten die Spieler ohne Schuhe antreten, weil sie es nun mal so gewohnt waren. Dies wurde von der FIFA untersagt, und der indische Verband zog seine Mannschaft daraufhin zurück. Seitdem hat man vom indischen Fußball nicht mehr viel gehört.

Der Fußball-Weltverband, die Fédération Internationale de Football Association (kurz FIFA), wurde am 21. Mai 1904 in Paris im Hinterhaus des Sitzes der Union Française de Sports Athlétiques gegründet. Heutiger Sitz der FIFA ist Zürich. Die Gründungsakte wurde von den Bevollmächtigten der Verbände der Schweiz, der Niederlande, Frankreichs, Belgiens, Dänemarks, Spaniens und Schwedens unterzeichnet. Deutschland ist noch am selben Tag per Fernschreiben der FIFA beigetreten. 1909 kam Südafrika, das Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2010, als erstes nicht-europäisches Land hinzu, und 1912 waren Argentinien und Chile die ersten südamerikanischen Länder, denen ein Jahr später die USA folgte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 traten die britischen Verbände in die FIFA ein. Davor war man auf der Insel der Auffassung, dass...

Erscheint lt. Verlag 11.6.2013
Zusatzinfo Mit 80 Grafiken und Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Sachbuch/Ratgeber Sport
Mathematik / Informatik Mathematik
Naturwissenschaften Physik / Astronomie
Technik
Schlagworte Abseitsentscheidungen • Bananenflanken • Elfmeterschießen • Erfolgsformel • Fussball • Physik • Weltmeisterschaft
ISBN-10 3-492-95245-3 / 3492952453
ISBN-13 978-3-492-95245-3 / 9783492952453
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