Die Katze im Sack (eBook)

Ein Fall für Mrs. Murphy
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
336 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1006-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Katze im Sack -  Rita Mae Brown,  Sneaky Pie Brown
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Sommer ist es in Crozet, Virginia, und bei einem Spaziergang stolpert Mary Minor »Harry« Haristeen buchstäblich über eine Leiche: Barry Monteith, Pferdezüchter und Frauenheld, ist ermordet worden. Die Trauer ist groß bei den Damen in Crozet. Sollte etwa eine ehemalige Geliebte für seinen Tod verantwortlich sein? Harry macht sich so ihre Gedanken, während sich ihre Tigerkatze Mrs. Murphy schon längst auf der Fährte des kaltblütigen Killers befindet - oder der Killerin...

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

Rita Mae Brown, geboren in Hanover, Pennsylvania, wuchs in Florida auf. Sie studierte in New York Filmwissenschaft und Anglistik und war in der Frauenbewegung aktiv. Berühmt wurde sie mit dem Titel Rubinroter Dschungel und durch ihre Romane mit der Tigerkatze Sneaky Pie Brown als Co-Autorin.

2


Crozet war die letzte Station der Bahnstrecke, bevor die Lokomotive in dem ersten der vier Tunnel verschwand, die Claudius Crozet durch das Blue-Ridge-Gebirge getrieben hatte. Dieses Meisterwerk, ausgeführt, bevor das Dynamit erfunden wurde, galt Mitte des 19. Jahrhunderts als eines der sieben Weltwunder der Technik. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren die Tunnel immer noch ein Wunder, da zwei noch genutzt wurden; die anderen zwei waren geschlossen, aber nicht zugeschüttet worden.

Auf der anderen Seite des Blue-Ridge-Gebirges lag das fruchtbare, lang gestreckte Shenandoah-Tal, das sich von Winchester, Virginia, entlang der West-Virginia-Linie bis hin nach North Carolina zog. Das Allegheny-Gebirge begrenzte das große Tal im Westen.

Auf den Osthängen des Blue-Ridge-Gebirges war das Land, wenngleich nicht ganz so fruchtbar, strichweise recht gut.

Harrys schmucke Farm lag auf einem solchen Landstrich. Sie besaß zwar nicht Tausende von Morgen wie Tally Urquhart, nannte aber immerhin an die vierhundert Morgen ihr Eigen, außerdem nutzte sie ihre Tabakquotenzuteilung, die ihr Vater sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gesichert hatte. Dennoch warf Harrys Grundbesitz, wie bei so vielen Südstaatlern und besonders Virginiern, nicht gerade viel ab: gutes Land, wenig Bares.

Deputy Cynthia Cooper fuhr die lang gezogene Zufahrt hinauf, Harry saß auf dem Beifahrersitz, ihre Tiere auf der Rückbank des Steifenwagens; Steine knirschten unter den Reifen.

»Haus oder Stall?«

»Haus. Hab die Stallarbeit schon erledigt. Kaffee oder Tee?«

»Am liebsten Kaffee.« Cooper hielt an, stellte den Motor ab, während Harry für Mrs. Murphy, Pewter und Tucker die Katzentüren öffnete. Die Tiere sausten voraus, duckten sich durch das Tiertürchen an der Seite der Fliegentür und dann durch das zweite Tiertürchen in der Küchentür.

Harry und Cooper folgten ihnen.

»Halb elf. Ich hab gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.« Harry mahlte Kaffeebohnen in der elektrischen Mühle und setzte Teewasser auf. Sie liebte den Duft von Kaffee, trank ihn aber nicht, weil sie davon zu kribbelig wurde. »Im Kühlschrank ist Maisbrot. Miranda hat gestern Unmengen gebacken.«

Miranda Hogendobber, eine Dame in den Sechzigern, arbeitete mit Harry in dem kleinen Postamt von Crozet, wo Harry die Posthalterin war.

Das Licht im Kühlschrank erhellte Coopers Abzeichen. Sie nahm das Maisbrot und einen süßen Brei heraus.

»Apfelmus?«

Harry nickte. »Kirche zum Heiligen Licht.«

Im Herbst hatten die Damen der kleinen Kirche, der Miranda angehörte, das vorzügliche Apfelmus gekocht. Harry besuchte die lutheranische St. Lukaskirche, wo ihr Freund Reverend Herbert Jones Pastor war. Sie saß im Pfarrbeirat, wo sie andere, ältere Mitglieder mit ihrem Organisationstalent beeindruckte.

»Hier.« Harry füllte den Trockenfutternapf der Katzen, griff dann in eine große irdene Keksdose und gab Tucker ein geräuchertes Schweinsohr.

»Danke schön.« Die Corgihündin nahm formvollendet das leckere Ohr entgegen und blieb in der Küche, weil sie nichts verpassen wollte.

»Geht’s dir gut?«

»Wieso fragst du?«

»Du findest nicht alle Tage einen Toten.«

»Einen Sterbenden. Er starb, als wir zu ihm kamen. Ja, mir geht’s gut. Mir ist seinetwegen fürchterlich zumute, aber mir geht’s gut.«

»Einen Gurgelnden«, steuerte Pewter das anschauliche Detail bei.

»Umso besser.« Cooper zog eine Schublade auf, entnahm ihr zwei blaugelbe Leinenservietten und legte sie neben die Teller. Cooper, die selbst vom Land kam, wusste genau, dass Landmenschen viel näher an Leben und Tod waren als die meisten Stadt- oder Vorstadtmenschen.

»Es war nett von Rick, dass er dir erlaubt hat, mich nach Hause zu bringen. Ich hätte zu Fuß gehen können.«

Rick Shaw war der Sheriff von Albemarle County, ein Amt, in das er gewählt worden war und das immer schwieriger wurde, weil immer mehr wohlhabende Leute in diese herrliche Gegend zogen. Wohlhabende Leute neigen dazu, sehr anspruchsvoll zu sein. Er bekam zu wenig Personal, zu wenig Anerkennung und zu wenig Gehalt, aber er war gerne Gesetzeshüter und tat sein Bestes mit dem, was er hatte.

»Rick ist flexibler, als den Leuten bewusst ist«, erwiderte Cooper. »Als er die Leiche untersucht und dich befragt hatte, gab es keinen Grund mehr, dich festzuhalten. Noch was, Rick entgeht nicht viel«, sagte sie. »Ich hoffe, bei der Autopsie kommt was raus. Keine Anzeichen von einem Kampf. Kein Anzeichen, dass er sich dorthin geschleppt hat.« Coopers blonde Augenbrauen schnellten in die Höhe, als sie sich die Ereignisse durch den Kopf gehen ließ.

»Ich weiß.«

»Und keine Witterung.« Tucker sprach mit voller Schnauze.

»Er sah so gut aus.« Seufzend setzte Cooper sich, Harry stellte einen großen Becher Kaffee vor sie hin, nahm dann ein gestreiftes Sahnekännchen aus dem Kühlschrank und goss etwas von der fetten eierschalenfarbenen Devon-Sahne in Coopers Kaffee.

»Ab und zu muss eine Frau sich das Beste gönnen.« Harry stellte das Sahnekännchen auf die karierte Tischdecke und setzte sich.

»Feinde – Barry?« Cooper wusste, Harry würde wissen, was sie meinte.

»Er ist früher mit ’ner wilden Meute rumgezogen, aber als er und Sugar mit dem Betrieb auf St. James anfingen, da hat er sich berappelt.«

»Sex, Drogen und Rock’n’Roll.« Cooper nahm sich noch von dem Maisbrot.

»Er war so gut aussehend und unbeschwert, dass man ihm vieles nachsah. Freilich, als sein Vater seinen Nissan an einen Baum setzte und starb, das hat Barry ernüchtert. Er hat keinen einzigen Angehörigen mehr. Als er mit dem Zuchtbetrieb anfing, hat er sich gefangen.«

»Ich erinnere mich, er hat eine Spur aus gebrochenen Herzen hinter sich gelassen.« Cooper trank ihren köstlichen Kaffee. »Die Letzte war, äh …«

»Carmen Gamble. Sie war vor sechs Monaten wütend genug, um ihn umzubringen.«

»Aber nicht stark genug, um ihm die Kehle aufzuschlitzen«, ergänzte Cooper. »Nach allem, was wir wissen, hat ihm ein wild gewordener Hund in die Kehle gebissen.«

»Schon möglich.«

»Junge, Junge, was für ein Tod.« Cooper hielt nachdenklich einen Moment inne.

»Wenn ich dazukäme, wenn Susan ihren letzten Atemzug tun würde, ich …« Harry stockte. »Ich glaube, ich wäre nie wieder ich selbst.«

Susan Tucker war Harrys beste Freundin, verheiratet mit einem erfolgreichen Rechtsanwalt. Sie hatten einen Sohn auf der Cornell-Universität und eine Tochter auf der Highschool.

»Das bringt einen zum Nachdenken über den Krieg. Einundfünfzigtausend Tote bei Gettysburg. Die Leute gewöhnen sich daran. Oder die Blockade von Leningrad. Man gewöhnt sich daran.«

»Ich weiß nicht, ob ich mich an den Geruch gewöhnen könnte.«

»Ja, der ist ganz sicher schlimmer als der Anblick. Es hilft, wenn man nicht durch die Nase atmet.«

»Jedenfalls versteht man dann, warum Soldaten rauchen – es tötet den Geruch ein bisschen und beruhigt die Nerven.« Harry sah einen flammend roten Kardinalvogel am Küchenfenster vorbei zu dem großen Vogelhaus segeln, das in dem alten Baum vor der Küche hing.

»Und noch was: Menschen trinken, nehmen Drogen, alles, um sich besser zu fühlen. Wenn du wüsstest, wie viele kleine Drogenfuzzis wir … ich meine, sie verkaufen nicht gerade kiloweise Marihuana, aber laut Gesetz ist es ein Verbrechen, und drum buchte ich die Jungs ein. Ich komm nicht nach, und es nützt nichts, aber es hat mich auf alle Fälle zum Nachdenken gebracht, warum so viele Leute das Zeug nehmen.«

»Cooper, das ist ganz einfach. Es gibt ein gutes Gefühl. Ihre Körperchemie ist ein bisschen anders als deine und meine. Saufen macht mich krank. Aber für jemand anders ist es der Himmel – vorübergehend.«

»Hm, ich denke jetzt anders über Drogen und Alkohol. Du und ich, wir wissen, dass wir sterben werden. Die Menschen tragen die Angst mit sich herum, die von dieser einen Ursprungsangst abstammt: dem Wissen vom Tod. Daher Drogen und Suff. Mrs. Murphy siehst du nie Rum schlecken.«

»Schmeckt scheußlich. Aber gib mir ein bisschen Katzenminze.« Mrs. Murphys grüne Augen leuchteten auf.

»Darüber hab ich nie nachgedacht. Coop, du bist eine Philosophin.«

»Nein, bloß Polizistin.« Sie verputzte ihr drittes Stück Maisbrot. »Es wundert mich, dass du nicht Susan oder Miranda oder Fair angerufen hast.« Fair war Harrys Ex-Mann, der ein guter Freund blieb. Tatsächlich war ihr bewusst, wie sehr er ein Teil ihres Lebens war, und sie hoffte, dass er es immer sein würde.

»Ich dachte, ich warte, bis du weg bist. Gibt’s irgendwas, das geheim bleiben muss?«

»Nein. Wir wissen ja nicht mal genug, um Beweismittel geheim zu halten.« Cooper zwinkerte. »Nicht, dass Rick so was jemals tun würde.«

»Stimmt.« Harry lächelte. »Wie geht’s ihm? Ich hab ihn eine ganze Weile nicht gesehen, außer heute.«

»Er war in der Kreisstadt und hat sich im Kampf um die Finanzen engagiert.«

»Kein Wunder, dass ich ihn nicht gesehen habe. Hey, anderes Thema, hast du irgendwas davon gehört, dass das neue Postamt gebaut wird?«

»Nicht mehr als du. Der Bevölkerungsanstieg sogar hier draußen in Crozet rechtfertigt ein größeres Gebäude.«

»Jemand vom Postamt in Barracks hat angerufen und gesagt, Montag kommt eine Gutachtergruppe hierher. Man sollte doch meinen, Pug Harper«, Harry sprach von dem County-Postvorsteher, »würde persönlich herkommen und mit uns reden.«

»Wird er auch. Alle sind überlastet. Wir...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2014
Reihe/Serie Ein Mrs.-Murphy-Krimi
Übersetzer Margarete Längsfeld
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte COSY • Katzen • Krimi • USA
ISBN-10 3-8437-1006-6 / 3843710066
ISBN-13 978-3-8437-1006-0 / 9783843710060
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