Butcher's Crossing (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
320 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42770-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Butcher's Crossing -  John Williams
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein überwältigender Roman über die Zerbrechlichkeit von Menschlichkeit und Würde. Es ist um 1870, als Will Andrews der Aussicht  auf eine glänzende Karriere und Harvard den Rücken kehrt. Beflügelt von der Naturauffassung  Ralph W. Emersons, sucht er im Westen nach einer »ursprünglichen Beziehung zur Natur«. In Butcher's Crossing, einem kleinen entlegenen Städtchen in Kansas, wimmelt es von rastlosen Männern, die das Abenteuer suchen und schnell verdientes Geld ebenso schnell wieder vergeuden. Einer von ihnen lockt Andrews mit Geschichten von riesigen Büffelherden, die, versteckt in einem entlegenen Tal tief in den Colorado Rockies, nur eingefangen werden müssten: Andrews schließt sich einer Expedition an, mit dem Ziel, die Tiere aufzuspüren. Die Reise ist aufreibend und strapaziös, aber am Ende erreichen die Männer einen Ort von  paradiesischer Schönheit. Doch statt von Ehrfurcht  werden sie von Gier ergriffen - und entfesseln eine Tragödie. Ein Roman darüber, wie man im Leben verliert und was man dadurch gewinnen kann.

John Edward Williams (1922 -1994) wuchs im Nordosten von Texas auf. Er besuchte das örtliche College und arbeitete dann als Journalist. 1942 meldete er sich widerstrebend, jedoch als Freiwilliger zu den United States Army Air Forces und schrieb in der Zeit seines Einsatzes in Burma seinen ersten Roman. Nach dem Krieg ging er nach Denver, 1950 Masterabschluss des Studiums Englische Literatur. Er erhielt zunächst einen Lehrauftrag an der Universität Missouri. 1954 kehrte er zurück an die Universität Denver, wo er bis zu seiner Emeritierung Creative Writing und Englische Literatur lehrte. Williams war vier Mal verheiratet und Vater von drei Kindern. Er verfasste fünf Romane (der letzte blieb unvollendet) und Poesie. John Williams wurde zu Lebzeiten zwar gelesen, erlangte aber keine Berühmtheit. Dank seiner Wiederentdeckung durch Edwin Frank, der 1999 die legendäre Reihe >New York Book Review Classics< begründete, zählt er heute weltweit zu den Ikonen der klassischen amerikanischen Moderne.  

John Edward Williams (1922 -1994) wuchs im Nordosten von Texas auf. Er besuchte das örtliche College und arbeitete dann als Journalist. 1942 meldete er sich widerstrebend, jedoch als Freiwilliger zu den United States Army Air Forces und schrieb in der Zeit seines Einsatzes in Burma seinen ersten Roman. Nach dem Krieg ging er nach Denver, 1950 Masterabschluss des Studiums Englische Literatur. Er erhielt zunächst einen Lehrauftrag an der Universität Missouri. 1954 kehrte er zurück an die Universität Denver, wo er bis zu seiner Emeritierung Creative Writing und Englische Literatur lehrte. Williams war vier Mal verheiratet und Vater von drei Kindern. Er verfasste fünf Romane (der letzte blieb unvollendet) und Poesie. John Williams wurde zu Lebzeiten zwar gelesen, erlangte aber keine Berühmtheit. Dank seiner Wiederentdeckung durch Edwin Frank, der 1999 die legendäre Reihe ›New York Book Review Classics‹ begründete, zählt er heute weltweit zu den Ikonen der klassischen amerikanischen Moderne.  

ERSTER TEIL


I


DIE KUTSCHE VON ELLSWORTH nach Butcher’s Crossing war eine umgebaute Dougherty, die Passagiere und kleinere Mengen Fracht befördern konnte. Vier Mulis zogen den Wagen über den holprigen, zerfurchten Weg, der von der Prärie nach Butcher’s Crossing leicht abfiel; und während die schmalen Räder der Überlandkutsche durch tiefe, von schwereren Wagen gezogene Fahrrinnen rumpelten, verrutschte die in Segeltuch gehüllte, mittig festgezurrte Ladung und prallte gegen aufgerollte Seitenplanen, welche darauf gegen die das lattenverstärkte Planendach tragenden Hickorystangen klatschten, so dass der einsame Fahrgast hinten im Wagen sich nicht anders zu helfen wusste, als sich gegen das schmale Seitenbrett zu stemmen, eine Hand flach gegen die hartledern bespannte Bank gepresst, während er mit der anderen eine der glatten Stangen umklammerte, die in die Eisenhülsen an den Seitenbrettern eingelassen waren. Der Kutscher, vom Passagier durch die knapp bis unters Wagendach gestapelte Fracht getrennt, übertönte das Schnauben der Mulis und Knarren der Räder mit dem Ruf:

»Nächster Halt Butcher’s Crossing!«

Sein Fahrgast nickte und lehnte sich mit Kopf und Schultern aus dem Wagen. Über die schwitzenden Hinterteile und wippenden Ohren der Mulis hinweg warf er einen ersten Blick auf die wenigen Zelte und schlichten Bretterbuden, die sich vor einem Gehölz mit vereinzelten hohen Bäumen zusammendrängten. Er hatte unmittelbar den Eindruck von Farbe – helles, in Grau übergehendes Sandbraun, abgesetzt mit einem satten Spritzer Grün. Dann zwang ihn das Geschaukel, sich wieder gerade hinzusetzen. Er schaute vor sich auf die hin und her schwankende Wagenladung, seine Augen blinzelten heftig. Der Mann war Anfang zwanzig und von schlankem Wuchs, die helle Haut nach dem Tag in der Sonne gerötet. Um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, hatte er den Hut abgenommen und nicht wieder aufgesetzt; das hellbraune Haar, blond wie Virginia-Tabak, war ordentlich gestutzt, klebte nun aber in feuchten, strähnigen Locken an Ohren und Stirn. Er trug beigefarbene, fast neue Nankinghosen, deren Bügelfalten im schweren Tuch noch undeutlich zu erkennen waren. Den dunklen Sackmantel hatte er bereits abgelegt, ebenso Schlips und Weste, doch trotz des leichten Lufthauchs in der langsam dahinrollenden Dougherty zeigten sich Schweißflecken auf dem weißen Leinenhemd, das schlaff an ihm herabhing. Der blonde Flaum seines Zweitagebartes schimmerte feucht, und manchmal fuhr sich der Mann mit einem schmutzigen Taschentuch übers Gesicht, als ob ihn die Stoppeln juckten.

Je näher sie der Stadt kamen, desto ebener wurde der Weg; der Wagen kam schneller voran und schwankte nur noch sanft hin und her, weshalb der junge Mann die Hickorystange loslassen und sich auf der harten Bank etwas bequemer hinsetzen konnte. Das Klappern der Hufe klang nun rhythmisch und gedämpft; eine Wolke von Staub, gelb wie Rauch, stieg über dem Wagen auf und wogte hinterdrein. Durch das Rasseln des Zaumzeugs, den schweren Atem der Mulis, ihr Hufklappern und das unregelmäßige Knarzen der Kutsche drang aus der Ferne gelegentlich der Ruf einer menschlichen Stimme oder das Wiehern eines Pferdes. Neben dem Weg tauchten im Gras der weiten Prärie kahle Flächen auf; hier und da waren die verkohlten, überkreuz liegenden Scheite eines erloschenen Lagerfeuers zu sehen; einige gehobbelte Pferde weideten auf dem kurzen gelben Gras, rissen aber beim Geräusch des vorbeirumpelnden Wagens den Kopf hoch, die Ohren nach vorn gerichtet. Eine wütende Stimme wurde immer lauter; jemand lachte; ein Pferd schnaubte und wieherte, und eine plötzliche Bewegung ließ das Zaumzeug klirren; in der heißen Luft hing ein schwacher Geruch nach Mist.

Butcher’s Crossing war fast mit einem Blick zu überschauen. Ein schmaler Sandweg teilte eine Ansammlung von sechs grob gezimmerten Gebäuden, hinter denen auf beiden Seiten Zelte standen. Zuerst passierte der Wagen auf der Linken ein Zelt aus locker gespanntem, armeegrauem Tuch; die Seitenbahnen waren aufgerollt und hielten ein Brett mit groben, rot aufgemalten Lettern: JOE LONG, BARBAR. Auf der anderen Seite des Wegs stand ein flacher Bau, fast quadratisch, fensterlos, mit einem Stück Segeltuch als Tür; quer über die Vorderfront aus ungehobelten Brettern hing ein Schild mit schwarzen, sorgfältiger ausgeführten Lettern: BRADLEY KURZWAREN. Der Überlandwagen hielt schließlich vor dem nächsten Haus, einem lang gezogenen, zweistöckigen Bau, aus dessen Innerm leise und anhaltend Stimmengewirr drang; in unregelmäßigen Abständen hörte man Gläser klirren. Ein langer Dachvorsprung sorgte für Schatten, in dessen Dämmer über dem Eingang ein mit Schnörkelbuchstaben verziertes Schild zu sehen war; darauf stand in roten, schwarz geränderten Lettern: JACKSON’S SALOON. Auf der langen Bank vorm Gebäude hockten mehrere Männer, die lethargisch zusahen, wie der Wagen anhielt. Der junge Passagier nahm die zuvor wegen der Tageshitze abgelegte Kleidung von der Rückbank, setzte seinen Hut auf, zog den Mantel an und stopfte Weste und Schlips in der Reisetasche, auf die er bis eben noch seine Füße abgelegt hatte. Er hob die Tasche übers Seitenbrett, ließ sie zu Boden fallen, schwang gleichzeitig ein Bein übers Brett und trat auf die vorstehende Eisenplatte, die es ihm erlaubte, auf die Straße zu springen. Sobald die Stiefel den Boden berührten, wirbelten seine Füße ein Wölkchen Staub auf, der sich auf dem neuen schwarzen Leder und den unteren Hosenbeinen absetzte, weshalb sie fast dieselbe Farbe annahmen. Er griff nach der Tasche und trat unter das vorspringende Dach in den Schatten; in seinem Rücken mischten sich in das gelegentliche Scheppern von Eisen und das Klirren des Zaumzeugs die Flüche des Kutschers, der den hinteren Wagenbaum zu lösen versuchte. In vorwurfsvollem Ton rief er: »Kann mir mal einer von euch Jungs zur Hand gehen?«

Der junge Mann, der gerade aus der Kutsche gestiegen war, drehte sich auf den groben Planken des Gehwegs um und sah zu, wie der Kutscher mit den Zügeln hantierte, die sich in den Zugriemen verfangen hatten. Zwei der Männer, die auf der Bank gesessen hatten, standen auf, schoben sich an ihm vorbei und traten langsam auf die Straße; sie musterten das Seil, mit dem die Fracht gesichert war, und begannen dann ohne jede Eile, die Knoten zu lösen. Mit einem letzten Ruck gelang es dem Kutscher, die Zügel zu entwirren; und er führte die Mulis in einer langen Diagonale über die Straße zum Stall, einem niedrigen, offenen Gebäude mit einem von ungeschälten Stämmen getragenen Dach aus Spaltholzschindeln.

Sobald der Kutscher das Gespann im Stall untergebracht hatte, senkte sich erneut Stille über die Straße. Eins nach dem anderen lockerten die beiden Männer alle um die abgedeckte Fracht gespannten Seile; die Geräusche aus dem Saloon klangen wie von Staub und Hitze gedämpft. Vorsichtig ging der junge Mann die ungleich langen, direkt auf dem blanken Boden ausgelegten Planken Abfallholz entlang. Ihm gegenüber, auf der anderen Straßenseite, war ein halb in die Erde eingelassener Unterstand mit steil abfallendem Dach, an dessen Vorderseite ein aufgeklappter, von zwei schräg stehenden Pfosten gehaltener Türlappen hing, der über den breiten Eingang herabgelassen werden konnte; im Unterstand selbst lagen auf Bänken und Regalen verteilt einige Sättel und ein halbes Dutzend oder mehr Stiefel; lange Streifen Rohleder baumelten an einem Haken, der aus der Grassodenwand gleich neben dem Einlass ragte. Links von diesem kleinen Unterstand befand sich ein doppelstöckiges Bauwerk, frisch gestrichen, weiß, an den Rändern rot abgesetzt und fast so lang wie Jackson’s Saloon, wenn auch ein wenig höher. In der Mitte der Vorderfront war eine breite Tür, über der auf einem ansprechend gerahmten Schild BUTCHER’S HOTEL stand. Und darauf ging der junge Mann nun langsam zu, wobei er beobachtete, wie jeder seiner Schritte den Straßenstaub in rasch verfliegenden Wirbeln vor sich herstieß.

Er betrat das Hotel und blieb einen Moment stehen, damit sich seine Augen ans Dämmerlicht gewöhnen konnten. Rechts ragten die unbestimmten Konturen eines Tresens auf, dahinter stand regungslos ein Mann in weißem Hemd. Im Raum verteilt sah er ein halbes Dutzend gerader, ledergepolsterter Stühle. Durch quadratische Fenster, die man in regelmäßigen Abständen in jene drei Wände eingelassen hatte und die er von hier aus sehen konnte, fiel Licht; die Öffnungen waren mit durchsichtigem Tuch bespannt, das sich sacht einwärts wölbte, als wären das Halbdunkel und die leichte Kühle ein Vakuum. Er ging über die nackten Dielen zu dem wartenden Hotelangestellten.

»Ich hätte gern ein Zimmer.« Seine Stimme hallte dumpf in der Stille wider.

Der Angestellte schob ihm das offene Gästebuch hin und reichte ihm eine Feder mit Stahlspitze. Bedächtig trug der junge Mann seinen Namen ein: William Andrews; die Tinte war dünn, fahles Blau auf grauem Papier.

»Zwei Dollar«, sagte der Angestellte, zog das Buch wieder an sich und schielte auf den Namen. »Zwei extra, wenn Sie heißes Wasser raufgebracht haben wollen.« Plötzlich schaute er Andrews direkt an. »Bleiben Sie lang?«

»Bin mir nicht sicher«, erwiderte Andrews. »Kennen Sie einen J.D. McDonald?«

»McDonald?« Der Angestellte nickte bedächtig. »Der Fellgerber? Klar. McDonald kennt jeder. Freund von Ihnen?«

»Nicht unbedingt«, sagte Andrews. »Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«

Der Angestellte nickte. »Hat ein Büro unten bei den Solegruben. Zu Fuß knapp zehn Minuten.«

»Ich will morgen zu ihm«, sagte Andrews. »Bin erst vor...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2015
Übersetzer Bernhard Robben
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuerroman • Bestseller • Bisonherde • Büffeljagd • Colorado • eBook • Historischer Roman • Kansas • Literatur • Mann • Prärie • Profitgier • Rocky Mountains • Selbstfindung • um 1870 • Westernroman
ISBN-10 3-423-42770-1 / 3423427701
ISBN-13 978-3-423-42770-8 / 9783423427708
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 825 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
12,99