Hotel Quadriga (eBook)

Die Geschichte einer Berliner Familiendynastie
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2015 | 1. Auflage
656 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-52391-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hotel Quadriga -  Jenny Glanfield
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Vor der glanzvollen Fassade des Hotels Quadriga am Brandenburger Tor spielt sich das wechselvolle Leben der Hoteliersfamilie Jochum ab. Der erste Teil der Romantrilogie handelt von den Anfängen 1870, dem Bau des Hotels, den Bällen, Künstlerfesten und Skandalen der Kaiserzeit, den Tragödien des Ersten Weltkriegs, den goldenen zwanziger Jahren und von den politischen Wirren bis zu Hitlers Machtergreifung 1933. «Hotel Quadriga» ist der in sich geschlossene erste Band einer großen dreibändigen Familiensaga, die anhand des Hotels Quadriga, das dem Adlon in Berlin zum Verwechseln ähnlich ist, eindrucksvoll deutsche Geschichte erzählt. Weitere Bände: «Viktoria» reicht von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, «Viktorias Erbe» erzählt vom Wiederaufbau bis zum Fall der Mauer im Jahre 1989.

Jenny Glanfield lebt in London und auf ihrem Landsitz in Chatelaine. In ihrer ergreifenden Romantrilogie über eine Berliner Hoteldynastie, inspiriert vom Adlon, spiegeln sich von 1871 bis 1989 mehr als hundert Jahre wechselvolle und schicksalhafte deutsche Geschichte. Die Trilogie umfasst die in sich abgeschlossenen Bände «Hotel Quadriga», «Viktoria» und «Viktorias Erbe».

Jenny Glanfield lebt in London und auf ihrem Landsitz in Chatelaine. In ihrer ergreifenden Romantrilogie über eine Berliner Hoteldynastie, inspiriert vom Adlon, spiegeln sich von 1871 bis 1989 mehr als hundert Jahre wechselvolle und schicksalhafte deutsche Geschichte. Die Trilogie umfasst die in sich abgeschlossenen Bände «Hotel Quadriga», «Viktoria» und «Viktorias Erbe».

2


Als Karl in den kleinen Laden am Schlossplatz zurückkehrte, fiel ihm der Übergang vom Militär ins Zivilleben schwerer, als er gedacht hatte. Er vermisste die Disziplin, die Manöver, vor allem aber die Kameradschaft von Männern – und insbesondere seinen Oberleutnant.

Zu Hause hatte sich nichts geändert, nur sein Vater war älter und gesetzter geworden, während Grete eine überzeugtere Sozialistin war denn je. Seine Mutter, immer tadellos sauber, aber ein bisschen fülliger, versorgte ihre Wohnung am Rosenthaler Platz, bediente jeden Morgen im Laden, während Sigi das dunkle Roggenbrot und Apfelkuchen backte oder auslieferte.

Karl machte weiter seine feinverpackten Süßigkeiten und lieferte sie persönlich wöchentlich nach Karlshorst. Die Offiziere seines alten Regiments waren Männer aus einflussreichen Familien, Söhne von hohen Militärs oder Beamten und Großgrundbesitzern. Das waren die Männer, mit denen in Kontakt zu bleiben wesentlich war, denn sie gehörten zu den Kreisen, die er einmal im Café Jochum begrüßen wollte.

Allmählich sprach sich die Qualität seiner Süßigkeiten in Berlin herum, und bald hielten elegante Kutschen vor dem Laden am Schlossplatz. Das Haus Jochum kam in Mode.

Für Karl waren es zielstrebige und befriedigende Tage. Er stand morgens um vier auf und kam abends selten vor zehn ins Bett. Aber seine Jugend und Tatkraft trugen ihn vorwärts. Er spürte, dass er sich seinem Ziel näherte.

1882, drei Jahre nach seiner Dienstzeit, ließen ihn zwei Ereignisse zu der Überzeugung kommen, dass all seine Träume wahr werden konnten. Der Herzog von Altweg starb, und sein Haus am Potsdamer Platz stand zum Verkauf. Und dann ließ eine Zeitungsmeldung sein Herz schneller schlagen. «Das ist die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe!»

Es war Abend, und die Jochums saßen um den Kachelofen im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung. Grete las, Klara strickte, und Sigi, der wie Karl seit vier Uhr morgens auf den Beinen war, saß über den Büchern. Der Umsatz hatte seit Karls Rückkehr drastisch zugenommen, aber auch die Schreibtischarbeit. Mit siebenundfünfzig hätte sich Sigi Jochum allmählich auf seinen Ruhestand freuen können, doch er arbeitete mehr denn je in seinem Leben. Erschöpft sah er seinen Sohn an. «Was ist denn?»

«Kanzler Bismarck beabsichtigt, in Berlin ein Gegenstück zu den Champs-Élysées zu schaffen, einen Kurfürstendamm, fünfzig Meter breit und über drei Kilometer lang, an dem Herrschaftshäuser, Geschäfte und Cafés gebaut werden sollen. Käufer werden ersucht, Anteile an der Kurfürstendammgesellschaft zu zeichnen.»

Klara sah von ihrem Strickzeug auf. «Wo ist denn der Kurfürstendamm?»

«Er soll da hin, wo jetzt die Pappelallee ist. Du kennst den Weg vom Tiergarten nach Steglitz, Wilmersdorf und Charlottenburg? Das soll der Kurfürstendamm werden. Das Kabinett hat dem Ausbau offensichtlich zugestimmt, und jetzt wird das Land dort verkauft!»

Sigi seufzte gequält auf. «Steglitz, Wilmersdorf, Charlottenburg! Das ist doch alles Kilometer weit weg. Wer will da schon hin, Karl?»

«Über kurz oder lang wohnen Berliner da, Papa. Das sind Vororte von Berlin. Es wird die Zeit kommen, wo man nicht mehr weiter in die Höhe bauen kann, und die Stadt wird wachsen, nach Westen. Die Anteile sind bald ein Vermögen wert!»

«Hör mal zu, mein Junge. Du weißt nicht, wie sich der Bodenpreis dort entwickeln wird. Der Kaiser ist alt und wird bald sterben. Sein Sohn ist ein kränklicher Mann. Die Leute murren bereits darüber, dass Bismarck offenbar das Land regiert. Er kann sein Amt verlieren, und dann wird seine Kurfürstendammgesellschaft aufgelöst. Sei nicht zu ehrgeizig.»

«Ich bin nicht zu ehrgeizig, Papa. Ich weiß nur, dass Bismarck recht hat. Ich habe die Wiesen an der Pappelallee seit langem im Auge und weiß, dass der, dem sie gehören, ein Vermögen macht.»

«Ich dachte, du wolltest ein Haus kaufen und ein Café eröffnen, Karli», warf Grete ein.

«Ich mache beides. Ich mache ein Angebot für das Anwesen am Potsdamer Platz und kaufe Anteile der Kurfürstendammgesellschaft!»

Gereizt schlug Sigi das Geschäftsbuch zu. «Und wo, meinst du, bekommst du das Geld her?»

«Ich werde Herrn Arendt aufsuchen. Ich bin sicher, er hilft mir.»

 

Karl war nicht der Einzige, den die Nachricht von Bismarcks Kurfürstendammgesellschaft elektrisierte, und auch nicht der Einzige, der den Tod des Herzogs von Altweg interessiert zur Kenntnis nahm. Als Heinrich Kraus, inzwischen Chef der Kraus-Chemie in Wedding, von den Neuigkeiten erfuhr, schrieb er seinem Vater, ob er nicht nach Berlin kommen wolle.

Wieder aßen sie im Hotel Konrad, wo Heinrich abgestiegen war. Die Zimmer waren noch immer klein und schäbig, das Essen noch immer einfallslos.

Aber diesmal hielt sich keiner der Männer mit solchen Nebensächlichkeiten auf. Früh am Tag hatten sie das Anwesen am Potsdamer Platz besichtigt und eingehend die Pläne des Kanzlers hinsichtlich des Kurfürstendamms studiert.

Gustav schob die kalt gewordene Suppe beiseite und murmelte: «Ich weiß nicht. Was wollen wir mit einem Haus und einem Tabakladen?»

Heinrich unterdrückte ein Seufzen. «Wir werden weder mit dem Haus noch dem Laden was zu tun haben. Wir vermieten den Laden weiter an Loewe und suchen einen neuen Mieter für das Haus. Wir sind lediglich Grundbesitzer und kassieren Miete.»

«Und diese Kurfürstendammgesellschaft?»

«Berlin wächst.»

Gustav Kraus nickte skeptisch. «Du hast einen Termin mit Herrn Arendt ausgemacht, um das zu besprechen?»

«Wir sind morgen früh um zehn bei ihm.»

 

Karl war frühzeitig zum verabredeten Zeitpunkt im Bankhaus Arendt. Der Sekretär des Bankiers bat ihn, noch Platz zu nehmen.

Die Tür zu Isaak Arendts Büro öffnete sich, und Karl hörte den Bankier sagen: «Meine Herren, ich freue mich, Sie wiederzusehen.» Zwei Männer kamen heraus, von denen Karl einen sofort als Heinrich Kraus wiedererkannte. Er erhob sich, rief «Herr Kraus!» und streckte ihm die Hand entgegen.

Die beiden sahen ihn verständnislos an, dann glitt flüchtiges Erstaunen über Heinrichs Gesicht. «Jochum», sagte er, Karls ausgestreckte Hand übersehend. «Wusste gar nicht, dass Sie hier ein Konto haben.» Als der Sekretär sie hinausgeleitete, hörte er, wie Heinrich seinem Vater erklärte: «Jochum war Bursche bei Graf Ewald von Biederstedt.»

«Herr Jochum, bitte kommen Sie.» Isaak Arendt bat ihn lächelnd herein und fragte, als sie sich gesetzt hatten: «Sie und Heinrich Kraus haben im gleichen Regiment gedient?»

Karl nickte, noch immer etwas unter der Kränkung leidend.

«Ein interessanter junger Mann», meinte der Bankier. «Ich bin gespannt, was er aus seinem Leben macht.» Dann kam er zur Sache. «Herr Jochum, was kann ich für Sie tun?»

Karl öffnete die Aktentasche und holte, um selbstsicheres Auftreten bemüht, seine Unterlagen heraus, konnte aber doch das Hämmern seines Herzens nicht unterdrücken. «Ich möchte zwei Projekte mit Ihnen besprechen.»

«Lassen Sie mich raten, Herr Jochum! Sie haben für Ihr Café ein geeignetes Mietobjekt gefunden?»

«Ich habe ein geeignetes Kaufobjekt gefunden.»

«Wenn der Preis stimmt, warum nicht?» Er schlug den Ordner auf seinem Schreibtisch auf. «Welches Objekt haben Sie im Auge?»

«Ein Haus am Potsdamer Platz, neben Loewe.»

«Und Ihr zweites Projekt?»

«Ich möchte Anteile der Kurfürstendammgesellschaft kaufen.»

Isaak Arendt griff zu einem Zeitungsausschnitt mit der Ankündigung des Verkaufs der Anteile. «Die Kurfürstendammgesellschaft stößt offenbar auf viel Interesse. Sagen Sie, Herr Jochum, haben Sie die Pläne mit Ihrem Vater besprochen?»

Karl zögerte und gestand dann: «Ja, aber er macht sich Sorgen. Er sagt, ich sollte mit den Ersparnissen das Haus am Potsdamer Platz mieten, mich nicht mit einem eigenen Haus belasten und mich auf keinen Fall mit der Kurfürstendammgesellschaft einlassen.»

«Und warum folgen Sie seinem Rat nicht? Es wäre sicher der behutsamste Weg zur Gründung eines neuen Geschäfts.»

Einen Augenblick war Karl versucht nachzugeben, doch dann riss er sich zusammen. Er hatte nicht Tag und Nacht geschuftet, um seine Träume kampflos aufzugeben. «Ich glaube, das wertvollste Gut wird in den nächsten Jahrzehnten Land sein. Das Café Jochum ist für mich nur der Anfang, und ich bin sicher, es wird ein Erfolg. Aber es kann nicht mit den Erlösen konkurrieren, die ich mit Anteilen der Kurfürstendammgesellschaft machen könnte. Ich will nicht lebenslang Konditor sein. Um das Geschäft aufzubauen, das mir vorschwebt, brauche ich Geld.»

«Und wie viel Geld müssen Sie Ihrer Meinung nach aufnehmen, um das Anwesen am Potsdamer Platz zu kaufen?»

Karl reichte ihm die mit Zahlenreihen bedeckten Blätter, die er in vielen Nachtstunden zusammengestellt hatte. Der Bankier überflog die Berechnungen. «Haben Sie das selbst gemacht?»

«Ich bin Geschäftsmann, Herr Arendt, und bei Geschäften geht es um Geld.»

Isaak Arendt zuckte mit keiner Wimper, lehnte sich unvermittelt in seinem Ledersessel zurück und lächelte. «Sie können Ihren Kredit bekommen, Herr Jochum. Sie haben völlig recht, was den zukünftigen Wert von Grund und Boden um Berlin angeht. Und jetzt zum Café Jochum, das Sie am Potsdamer Platz planen. Ich weiß mit Sicherheit, dass Sie mit Ihrem Interesse an diesem Anwesen nicht allein sind. Ich rate Ihnen, schnell zu handeln, bevor jemand anders es kauft. Haben Sie einen Anwalt?»

Benommen schüttelte Karl den Kopf, kaum fähig, sein Glück zu fassen.

Isaak Arendt nahm einen geprägten...

Erscheint lt. Verlag 30.1.2015
Reihe/Serie Die Hotel Quadriga Trilogie
Übersetzer Wolfgang Rhiel
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adlon • Aufstieg • Berlin • Brandenburger Tor • buch für frauen • Café Kranzler • Das weiße Haus am Rhein • Deutsche Geschichte • Die Hotel Quadriga Trilogie • Dynastie • Erster Weltkrieg • Familensaga • Familie Jochum • Familiendynastie • Familiensaga • Frauenroman • goldene Zwanziger Jahre • Historischer Roman • Hotel • Hotel Adlon • Hotelbau • Hoteldynastie • Hoteliers Familie • Hotel Quadriga • Jenny Glanfield • Kaiserreich • Kaiser Wilhelm • Kaiserzeit • Konditorei • Luxushotel • Machtergreifung • mitreißend • Rheinhotel Dreesen • Saga • Trilogie • Unter den Linden • Unterhaltung • Weimarer Republik • weißes Haus am Rhein
ISBN-10 3-644-52391-6 / 3644523916
ISBN-13 978-3-644-52391-3 / 9783644523913
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