Das Lächeln der Signorina (eBook)

Commissario Montalbano lässt sich blenden. Roman
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2015 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-1272-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Lächeln der Signorina -  Andrea Camilleri
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Eine Serie von Diebstählen sorgt für Aufregung im sizilianischen Vigàta. Als Commissario Montalbano im Rahmen der Ermittlungen Bekanntschaft mit der jungen Angelica Cosulich macht, fühlt er sich schlagartig in seine Jugend zurückversetzt: Mit ihrem wallenden Blondhaar erinnert ihn die schöne Angelica an die Heldin selben Vornamens aus Ariosts Epos 'Der rasende Roland', die ihm seinerzeit die Träume versüßt hat. Doch hinter dem betörenden Lächeln der Signorina verbirgt sich ein gefährliches Geheimnis...

Zwei


Im Kommissariat fiel ihm sofort auf, dass Catarella angespannt und bedrückt wirkte.

»Was ist denn los?«

»Nichts, Dottori.«

»Du weißt, dass du mir alles sagen kannst. Komm schon, raus mit der Sprache.«

Da platzte es aus Catarella heraus.

»Ach, es ist doch nicht meine Schuldigkeit, Dottori, wenn der Dottori Augello entlassen wurde! Und wenn Fazio zum Markt fahren musste! An wen hätte ich mich denn wenden sollen? Wer ist mir denn noch geblieben? Sie ganz allein! Und Sie haben mich so schlecht behandelt!«

Um seine Tränen vor Montalbano zu verbergen, hatte er den Oberkörper halb abgewandt.

»Entschuldige, Catarè, ich war heute Morgen nervös, aber das hatte nichts mit dir zu tun. Entschuldige nochmals.«

Kaum hatte er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, kam auch schon Fazio herein.

»Dottore, verzeihen Sie bitte, dass ich nicht an Ihrer Stelle hingehen konnte, aber die Schlägerei auf dem Markt …«

»Heute ist offenbar der Tag der Entschuldigungen. Gut, setz dich und lass dir von diesem Einbruch erzählen.«

Als Montalbano fertig war, wog Fazio bedächtig den Kopf.

»Merkwürdig«, sagte er.

»Ja, ein perfekter Einbruch. Etwas derart minutiös Geplantes hat es in Vigàta noch nie gegeben.«

Fazio schüttelte den Kopf.

»Ich meinte nicht die minutiöse Planung, sondern die auffälligen Parallelen.«

»Worauf willst du hinaus?«

»Vor drei Tagen gab es einen Einbruch nach haargenau demselben Muster.«

»Und warum weiß ich davon nichts?«

»Weil Sie gesagt haben, dass man Ihnen mit Einbruchsgeschichten nicht auf die Eier gehen soll. Dottor Augello hat sich mit dem Fall befasst.«

»Erzähl mir davon.«

»Kennen Sie Rechtsanwalt Lojacono?«

»Emilio? Den dicken Fünfzigjährigen mit dem hinkenden Gang?«

»Den meine ich.«

»Und was ist mit ihm?«

»Seine Frau fährt jeden Samstagmorgen zu ihrer Mutter nach Ravanusa.«

»Ein leuchtendes Beispiel für die Liebe eines Kindes zu seinen Eltern, aber was soll der Quatsch? Was hat das mit unserem Fall zu tun?«

»Einiges. Nur Geduld. Sie kennen doch die Dottoressa Vaccaro?«

»Die Apothekerin?«

»Genau die meine ich. Auch ihr Mann fährt jeden Samstagmorgen weg, um seine Mutter zu besuchen, in Favara.«

Montalbano wurde allmählich ungeduldig.

»Kommst du jetzt endlich zum Punkt?«

»Ich bin gleich so weit. Rechtsanwalt Lojacono und die Dottoressa Vaccaro nutzen die Abwesenheit ihrer Partner, um den Samstagabend in trauter Zweisamkeit im Landhaus des Anwalts zu verbringen.«

»Seit wann haben die beiden etwas miteinander?«

»Seit über einem Jahr.«

»Und wer weiß davon?«

»Die ganze Stadt.«

»Na prima. Und wie lief der Einbruch ab?«

»Der Anwalt ist bekannt für seine festen Gewohnheiten, von denen er niemals abweicht. Wenn er mit seiner Geliebten ins Landhaus fährt, legt er beispielsweise den Schlüssel immer auf den Fernseher, und der steht einen Meter von einem Fenster entfernt, das er immer gekippt lässt, Tag und Nacht, Sommer wie Winter. So weit klar?«

»Ja.«

»Die Einbrecher haben eine drei Meter lange Holzstange mit einem Magneten dran durch das Gitter und das Fenster geschoben und sich damit den Schlüsselbund vom Fernseher geangelt.«

»Woher wisst ihr das mit der Stange?«

»Die haben wir am Tatort gefunden.«

»Weiter.«

»Mit dem Schlüssel haben sie das Tor geöffnet, ohne Lärm zu machen, dann sind sie ins Schlafzimmer eingedrungen und haben den Anwalt und die Dottoressa mit Gas betäubt. Sie haben die Wertsachen mitgenommen, sind in die beiden Autos gestiegen – die Dottoressa war mit ihrem eigenen Wagen gekommen – und dann nach Vigàta gefahren, um die beiden Wohnungen auszurauben.«

»Dann waren die Einbrecher also mindestens zu dritt.«

»Warum?«

»Weil es einen dritten gegeben haben muss, der das Auto gefahren hat.«

»Stimmt.«

»Kannst du mir erklären, warum die lokalen Fernsehsender nicht über diesen Fall berichtet haben?«

»Weil wir gute Arbeit geleistet haben. Wir wollten einen Skandal vermeiden.«

In diesem Moment kam Catarella herein.

»Ich bitte vielmals um Entschulligung, aber soeben gerade in diesem Augenblick sind die Signori Piritone eingetroffen.«

Montalbano sah ihn scharf an, enthielt sich aber einer Bemerkung.

Sonst hätte Catarella womöglich wieder angefangen zu weinen.

»Heißen die wirklich so?«, fragte Fazio verblüfft.

»Ach, woher! Sie heißen Peritore. Du rufst sie in dein Büro, nimmst die Strafanzeige auf, lässt dir die Liste geben und kommst dann gleich wieder zu mir.«

Nachdem Montalbano eine halbe Stunde lang Dokumente unterschrieben hatte, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten, läutete das Telefon.

»Dottori, Ihre Verlobte ist hier.«

»Hier im Kommissariat?«

»Nein, hier in der Leitung.«

»Sag ihr, ich bin nicht da«, platzte es aus ihm heraus.

Catarella wunderte sich bestimmt.

»Dottori, ich bitte um Verständigung und Ergebnis, aber vielleicht haben Sie nicht richtig verstanden, wer in der Leitung ist. Die nämliche Person ist nämlich Ihre Verlobte Livia, ich weiß nicht, ob das jetzt klar geworden ist …«

»Hab schon verstanden, Catarè. Ich bin nicht da.«

»Wie Sie wünschen.«

Doch schon im nächsten Moment bereute Montalbano seine Worte. Was für einen Blödsinn verzapfte er da eigentlich? Er benahm sich wie ein Bengel, der sich mit einer Halbwüchsigen gezankt hatte. Wie sollte er das bloß wieder geradebiegen? Da kam ihm eine Idee.

Er stand auf und ging zu Catarella.

»Gib mir mal kurz dein Handy.«

Catarella reichte es ihm. Montalbano ging damit auf den Parkplatz, stieg in seinen Wagen und fuhr los. Als er mitten im Verkehr steckte, wählte er Livias Nummer.

»Pronto, Livia? Ich bin’s, Salvo. Catarella sagt, du hast … Ich bin gerade im Auto, also fass dich kurz und sag mir, worum es geht.«

»Deine Adelina ist wirklich gut!«, legte Livia los.

»Was hat sie denn gemacht?«

»Erst einmal stand sie plötzlich wie aus heiterem Himmel vor mir, und ich hatte gar nichts an! Sie hat nicht mal geläutet!«

»Entschuldige, aber warum sollte sie? Sie konnte doch nicht wissen, dass du da bist. Und sie hat ja einen Schlüssel …«

»Du verteidigst sie natürlich, wie immer! Und weißt du, was sie gesagt hat, als sie mich gesehen hat?«

»Nein.«

»Sie hat gesagt, oder zumindest glaube ich, das verstanden zu haben, sie redet ja in eurem afrikanischen Dialekt: ›Ach, Sie sind da? Na, dann geh ich wieder. Buongiorno.‹ Damit hat sie sich umgedreht und ist gegangen!«

Montalbano beschloss, über den afrikanischen Dialekt hinwegzusehen.

»Livia, du weißt sehr gut, dass Adelina dich nicht ausstehen kann. Es ist die alte Geschichte! Muss es denn wirklich sein, dass jedes Mal …«

»Ja, muss es. Ich kann sie nämlich auch nicht ausstehen!«

»Siehst du, dann war es doch richtig, dass sie gegangen ist.«

»Lassen wir das, es hat ja doch keinen Sinn. Ich fahre jetzt mit dem Bus nach Vigàta.«

»Wozu?«

»Zum Einkaufen! Du willst doch zu Mittag essen oder?«

»Natürlich will ich zu Mittag essen! Aber du brauchst dir keine solche Mühe zu machen, wirklich nicht. Du bist doch hergekommen, um zwei Tage auszuspannen.«

Elender Heuchler! Die Wahrheit lautete, dass Livia überhaupt nicht kochen konnte und sein Magen nach jedem ihrer Kochversuche rebellierte.

»Was machen wir dann?«

»Ich hol dich gegen eins mit dem Auto ab, und dann gehen wir zu Enzo. Genieß du inzwischen die Sonne.«

»In Boccadasse hab ich Sonne, so viel ich will.«

»Das bezweifle ich nicht. Aber meine Idee war, dass du sie dir hier von vorn draufscheinen lässt, also auf das Gesicht und die Brust, und in Boccadasse dann von hinten, also auf den Rücken.«

Er biss sich auf die Zunge. Er hatte es sich einfach nicht verkneifen können.

»Was redest du denn da für einen Schwachsinn«, sagte Livia.

»Nichts, entschuldige,...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2015
Reihe/Serie Commissario Montalbano
Übersetzer Rita Seuss, Walter Kögler
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Il sorriso di Angelica
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Alter • Andrea Camilleri • Bestseller • Bestsellerliste • Bulle • Bundespolizei • cherringham • Commissario • Cops • Dedektiv • detective • Detektiv • Deutsche Krimis • Dorfpolizist • Drogenschmuggel • Ermittler • Ermittlerin • Ermittlungen • Frauen / Männer • Friaul-Venetien • Komissar • Kommisar • Kommissar • Kommissarin • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalliteratur • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Krimiserie • Krimis und Thriller • Kurzgeschichte • Landhauskrimi • Liebe / Beziehung • Montalbano • Mord • Mörder • Orlando Furioso • Palermo • Polizei • Polizei / Geheimdienste • Polizist • Polizistin • Privatdetektiv • Psychothriller • Regionalkrimi • Schicksale und Wendepunkte • Schlitzer • Serienkiller • Serienkrimi (Serienermittler) • Serienmörder • Sizilien • Spannung • Spannungsroman • Taormina • Tatort • Thriller • Triest • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-1272-X / 373251272X
ISBN-13 978-3-7325-1272-0 / 9783732512720
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