Dark Wonderland - Herzbube (eBook)

Romantische Dark Fantasy

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
480 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-15322-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dark Wonderland - Herzbube -  A.G. Howard
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Hör auf das Flüstern: Sie sind hier ...
Alyssa Gardner ist durch den Kaninchenbau gegangen, wurde zur roten Königin gekrönt und hat mit dem Bändersnätch gekämpft. Alyssa ist die Nachfahrin von Alice Liddell - besser bekannt als Alice im Wunderland. Jetzt muss sie bloß noch den Schulabschluss machen und ein ganz normales Leben mit ihrer großen Liebe Jeb anfangen. Wäre da nur nicht der finstere, verführerische Morpheus, der sie zu einem neuen gefährlichen Abenteuer überreden will. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Rettung von Wunderland. Alyssa weigert sich, ins Reich hinter dem Spiegel zurückzukehren. Doch hat sie wirklich eine Wahl? Plötzlich wimmelt es in ihrer eigenen Welt vor wunderlichen Gestalten ...

Alle Bände der 'Dark Wonderland'-Trilogie:
1. Herzkönigin
2. Herzbube
3. Herzkönig

A.G. Howard wurde durch ihre Arbeit in einer Schulbibliothek zu 'Dark Wonderland' inspiriert. Sie hatte sich schon immer gefragt, was wohl passiert wäre, wenn die gruselige Stimmung in Alice im Wunderland deutlicher zutage getreten wäre. 'Dark Wonderland' ist ihr Tribut an Lewis Carroll. Wenn A.G. Howard nicht schreibt, liest sie, fährt Rollerblades, gärtnert und macht Urlaub mit ihre Familie - inklusive Ausflügen zu uralten Friedhöfen und von Geistern heimgesuchten alten Schulen, die ihr als weitere Inspiration dienen.

1

Blut + Glas

Meinem Kunstlehrer zufolge steckt in den Werken einer wahren Künstlerin Herzblut, aber er hat uns niemals gesagt, dass Blut selbst zum Medium werden kann – dass es ein Eigenleben annehmen und die Form deiner Kunstwerke auf abscheuliche und grausame Art prägen kann.

Ich streiche mir das Haar über die Schulter und steche mir mit einer sterilisierten Sicherheitsnadel, die ich in der Tasche hatte, in den Finger. Dann setze ich das letzte Glassteinchen auf mein Mosaik und warte ab.

Ich drücke eine durchsichtige Perle in den nassen weißen Gips, und ein Schauder überläuft mich, als das Blut hineintropft. Es ist, als sauge dort, wo ich das Glas berühre, ein Blutegel an meiner Fingerspitze. Der Egel leitet das Blut unter die Glassteinchen weiter, wo es eine tiefe, samtrote Lache bildet. Aber das ist noch nicht alles.

Das Blut tanzt … bewegt sich von Mosaikstein zu Mosaikstein und hinterlässt auf jedem Stein einen dunkelroten Strich, sodass ein Bild entsteht. Mir stockt der Atem, und ich warte darauf, dass die Striche sich verbinden … frage mich, was diesmal dabei herauskommen wird. Hoffe, dass es nicht wieder sie sein wird.

Es läutet, die Unterrichtsstunde ist zu Ende, und ich decke rasch ein Tuch über mein Mosaik, weil ich Angst habe, dass sonst jemand Zeuge seiner Verwandlung werden könnte.

Die Sache mit dem Blut gehört zu den vielen ständigen Erinnerungen daran, dass das Wunderlandmärchen real ist. Meine Abstammung von Alice Liddel bedeutet, dass ich anders bin als alle anderen. Wie sehr ich mich auch distanzieren mag, ich bin auf ewig verbunden mit einer seltsamen und unheimlichen Sekte magischer Kreaturen, den Netherlingen.

Meine Mitschüler schnappen sich ihre Rucksäcke und Bücher und verlassen den Kunstraum, stoßen die Fäuste gegeneinander und klatschen sich ab, sprechen über ihre Pläne für das Gedenktagswochenende. Ich sauge an meinem Finger, obwohl kein Blut mehr fließt. Mit der Hüfte an den Tisch gelehnt, schaue ich nach draußen. Es ist bewölkt und vor dem Fenster steigt Nebel auf.

Mein 1975er Gremlin, genannt Gizmo, hatte heute Morgen einen Platten. Da meine Mom nicht Auto fährt, hat Dad mich auf dem Weg zur Arbeit vor der Schule abgesetzt. Ich habe ihm versichert, dass ich eine Mitfahrgelegenheit nach Hause finden würde.

In meinem Rucksack rührt sich mein Handy. Ich fische es heraus und lese eine SMS von meinem Freund: Skatergirl … ich bin auf dem Ostparkplatz. Kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Grüß Mason von mir.

Jeb und ich sind seit fast einem Jahr zusammen. Davor waren wir sechs Jahre beste Freunde, aber im vergangenen Monat hatten wir nur über SMS und unregelmäßige Telefongespräche miteinander Kontakt. Ich sehne mich danach, ihn wiederzusehen, aber ich bin auch seltsam nervös. Ich habe Angst, dass jetzt alles anders sein wird, weil er ein Leben lebt, an dem ich keinen Anteil habe.

Während ich zu Mr Mason, der im Flur mit einem Schüler über Kunstutensilien redet, hinüberschaue, tippe ich meine Antwort. K. Kann es auch nicht erwarten, dich zu sehen. Gib mir 5 Minuten … Muss noch was erledigen.

Ich werfe das Telefon in den Rucksack zurück und lüfte das Tuch, um mein Projekt zu betrachten. Mein Herz rutscht mir in die Hose. Nicht mal die vertrauten Düfte von Farbe, Kreidestaub und Gips können mich über das hinwegtrösten, was jetzt vor meinen Augen Gestalt annimmt: eine mörderische zornige Königin Rot mit einem mörderischen Wutanfall in einem trostlosen und zerfallenden Wunderland.

Genau wie in meinen jüngsten Träumen …

Ich lasse das Tuch wieder sinken, weil ich nicht bereit bin, mir einzugestehen, was das Bild bedeuten könnte. Es ist einfacher, den Kopf in den Sand zu stecken.

»Alyssa.« Mr Mason tritt an meinen Tisch. Seine gebatikten Stoffschuhe wirken auf dem weißen Linoleumboden wie ein zerlaufener Regenbogen. »Was ich noch fragen wollte … hast du vor, das Stipendium für das Middleton-College anzunehmen?«

Trotz meiner Nervosität nicke ich. Wenn Dad mir erlaubt, mit Jeb nach London zu ziehen.

»Gut.« Mr Masons breites Lächeln präsentiert eine Lücke zwischen seinen Vorderzähnen. »Jemand mit deinem Talent sollte jede Gelegenheit nutzen. Jetzt zeig mir mal dein letztes Werk.«

Bevor ich ihn daran hindern kann, zieht er das Abdecktuch hoch und blinzelt. Die Tränensäcke unter seinen Augen erscheinen durch seine rosa gefärbten Brillengläser vergrößert. Ich seufze und bin erleichtert, dass die Verwandlung abgeschlossen ist. »Stürmische Farbe und viel Bewegung, wie immer.« Er beugt sich über das Mosaik und reibt sich sein Ziegenbärtchen. »Ebenso verstörend wie die anderen.«

Seine letzte Bemerkung lässt meinen Magen Purzelbäume schlagen.

Als ich vor einem Jahr Käferleichen und getrocknete Blumen für meine Mosaike verwendet habe, strahlten meine Werke ungeachtet der Morbidität der Materialien eine Aura von Optimismus und Schönheit aus. Jetzt und mit meinen veränderten Mitteln ist alles, was ich erschaffe, düster und gewalttätig. Es gelingt mir offenbar nicht mehr, Leichtigkeit oder Hoffnung darzustellen. Tatsächlich habe ich es aufgegeben, dagegen anzukämpfen. Ich lasse dem Blut einfach seinen Lauf.

Ich wünschte, ich könnte ganz aufhören, Mosaike zu machen. Aber es ist ein Zwang; ich muss es mir eingestehen … Und irgendetwas sagt mir, dass es einen Grund dafür gibt. Etwas, das mich daran hindert, sie alle zu vernichten und die Gipsvorlagen in tausend Stücke zu schlagen.

»Muss ich mehr rote Glassteine kaufen?«, fragt Mr Mason. »Ich habe allerdings keine Ahnung, wo ich sie herbekommen soll. Neulich habe ich im Internet danach gesucht, aber ich konnte keinen Lieferanten finden.«

Er hat keine Ahnung, dass die Mosaiksteinchen am Anfang durchsichtig waren, dass ich während der letzten paar Wochen nur durchsichtige Steinchen benutzt habe und dass sich die Motive, die ich seiner Meinung nach akribisch auf das Glas zeichne, tatsächlich von selbst formen.

»Es ist okay«, antwortete ich. »Sie kommen aus meinem persönlichen Vorrat.« Buchstäblich.

Mr Mason mustert mich für eine Sekunde. »In Ordnung. Aber mir geht der Platz in meinem Schrank aus. Vielleicht könntest du dieses mit nach Hause nehmen.«

Ich schaudere bei dem Gedanken. Wenn ich eins davon bei mir zu Hause hätte, würde mir das nur weitere Albträume bescheren. Ganz zu schweigen von der Frage, wie es sich vielleicht auf Mom auswirkte. Sie hat bereits genügend Lebenszeit als Gefangene ihrer Wunderlandphobien verschwendet.

Ich werde mir vor dem Ende der Schulzeit etwas anderes einfallen lassen. Mr Mason wird nicht bereit sein, meine Mosaike den ganzen Sommer aufzubewahren, vor allem, da ich in der Oberstufe bin. Aber heute habe ich andere Dinge im Kopf.

»Können Sie dieses eine vielleicht noch unterbringen?«, frage ich. »Jeb holt mich mit seinem Motorrad ab. Nächste Woche werde ich alles mit nach Hause nehmen.«

Mr Mason nickt und trägt das Mosaik zu seinem Schreibtisch hinüber.

Ich hocke mich hin, um die Sachen in meinem Rucksack zu ordnen, und wische mir die verschwitzten Hände an meinen gestreiften Leggins ab. Der Saum, der meine Knie streift, fühlt sich fremdartig an. Mein Rock ist ungewohnt lang, ohne Unterröcke darunter, die ihn aufbauschen. Seit Moms Rückkehr aus dem Irrenhaus haben wir häufig über meine Kleider und meine Schminke gestritten. Sie findet meine Röcke zu kurz und wünschte, ich würde Jeans tragen und mich »anziehen wie normale Mädchen«. Ihrer Meinung nach sehe ich zu wild aus. Ich habe ihr gesagt, ich trüge Strumpfhosen und Leggings, weil es anständig aussieht. Aber sie hört mir nie zu. Es ist, als versuche sie, die elf Jahre wettzumachen, die sie weg war, indem sie ein übertriebenes Interesse an allem zeigt, was mich betrifft.

Heute Morgen hat sie gewonnen, aber nur, weil ich spät aufgewacht bin und es eilig hatte. Es ist nicht einfach, für die Schule aufzustehen, wenn man die ganze Nacht gegen den Schlaf gekämpft hat, damit keine Träume kommen.

Ich schwinge mir den Rucksack über die Schultern und nicke Mr Mason zum Abschied zu. Dann stapfe ich mit meinen Marie-Jane-Plateauschuhen über den verlassenen Flur. Vereinzelte Arbeitsblätter und Heftseiten auf dem Boden wie Trittsteine in einem Teich. Mehrere Schließfächer stehen offen, als hätten die Schüler keine Sekunde Zeit gehabt, sie zu schließen, bevor sie ins Wochenende verschwinden.

Hundert verschiedene Rasierwasser, Parfums und Körpergerüche hängen noch in der Luft, vermischt mit dem schwachen, hefigen Duft der Brötchen vom Mittagessen in der Caféteria. Riecht wie das Deo Teen Spirit. Ich schüttele den Kopf und grinse.

Apropos Spirit, der Schülerrat der Pleasance High hat rund um die Uhr gearbeitet, um in jedem Winkel der Schule Hinweise auf den Schulball aufzuhängen. In diesem Jahr findet der Tanz einen Tag vor unserer Abschlusszeremonie am Samstag statt – heute in einer Woche.

ALLE PRINZEN UND PRINZESSINNEN SIND AM 25. MAI HERZLICH ZUM SCHULBALL DER PLEASANCE HIGH EINGELADEN. DAS MOTTO IST »MÄRCHEN«. FRÖSCHE SIND NICHT ERWÜNSCHT.

Die letzte Zeile entlockt mir ein...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2015
Reihe/Serie Die Dark Wonderland-Reihe
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Unhinged
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Alice im Wunderland • Dark Fantasy • eBooks • Fantasy • Jugendbuch • Lewis Carroll • Liebe • New York Times Bestseller • New York Times Bestsellerautorin • Romantasy • Young Adult
ISBN-10 3-641-15322-0 / 3641153220
ISBN-13 978-3-641-15322-9 / 9783641153229
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