Fremd (eBook)

Spiegel-Bestseller
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2015 | 1. Auflage
416 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-22071-3 (ISBN)
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Vertrau oder stirb Stell dir vor, du bist allein zu Haus. Plötzlich steht ein Mann vor dir. Er behauptet, dein Lebensgefährte zu sein. Aber du hast keine Ahnung, wer er ist. Und nichts in deinem Zuhause deutet darauf hin, dass jemand bei dir wohnt. Er redet auf dich ein, dass du doch bitte zur Vernunft kommen sollst. Du hast Angst. Und du verspürst diesen unwiderstehlichen Drang, dich zu wehren. Ein Messer zu nehmen. Bist du verrückt geworden? Stell dir vor, du kommst nach Hause, und deine Frau erkennt dich nicht. Sie hält dich für einen Einbrecher. Schlimmer noch, für einen Vergewaltiger. Dabei willst du sie doch nur beschützen. Aber sie wehrt sich, sie verbarrikadiert sich. Behauptet, dich niemals zuvor gesehen zu haben. Sie hält dich offensichtlich für verrückt. Bist du es womöglich? Eine Frau. Ein Mann. Je mehr sie die Situation zu verstehen versuchen, desto verwirrender wird sie. Bald müssen sie erkennen, dass sie in Gefahr sind. In tödlicher Gefahr. Und es gibt nur eine Rettung: Sie müssen einander vertrauen ...

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie war als Journalistin für medizinische Zeitschriften tätig. Nach dem fulminanten Erfolg ihrer Jugendbücher 'Erebos' und 'Saeculum' landete sie bereits mit ihrem ersten Thriller 'Fünf' auf den Bestsellerlisten. Bei Wunderlich folgten 'Blinde Vögel', 'Stimmen' und 'Schatten'; gemeinsam mit Arno Strobel 'Fremd' und 'Anonym'. Inzwischen widmet sich Ursula Poznanski ganz dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien.

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren. Sie war als Journalistin für medizinische Zeitschriften tätig. Nach dem fulminanten Erfolg ihrer Jugendbücher "Erebos" und "Saeculum" landete sie bereits mit ihrem ersten Thriller "Fünf" auf den Bestsellerlisten. Bei Wunderlich folgten "Blinde Vögel", "Stimmen" und "Schatten"; gemeinsam mit Arno Strobel "Fremd" und "Anonym". Inzwischen widmet sich Ursula Poznanski ganz dem Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien. Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, studierte Informationstechnologie und arbeitete lange bei einer großen deutschen Bank in Luxemburg. Im Alter von fast vierzig Jahren begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die er in Internetforen veröffentlichte, bevor er sich an seinen ersten Roman heranwagte. Mit seinen Psychothrillern erklomm Strobel die Bestsellerlisten. Gemeinsam mit Ursula Poznanski schrieb er für Wunderlich "Fremd" und "Anonym". Arno Strobel lebt in der Nähe von Trier.

1. Kapitel


Ich sehe das Aufflackern der Eingangsbeleuchtung nur durch Zufall. Weil mein Blick beim Haareföhnen auf das Badezimmerfenster fällt. Draußen ist Licht, wo keines sein sollte.

Jemand muss den Bewegungsmelder aktiviert haben, aber ich erwarte niemanden und werde den Teufel tun, die Tür zu öffnen, wenn es klingelt. Nichts gegen Überraschungsbesuch, doch das Letzte, worauf ich heute noch Lust habe, ist Ela, die mit zwei Flaschen Rotwein hier aufkreuzt und mir in einem stundenlangen Monolog erklärt, dass sie sich diesmal von Richard trennen wird, diesmal ganz sicher.

Nein. Mit ihrer miesen Beziehung muss sie heute allein klarkommen. Aber vielleicht sind da draußen ja auch nur die Zeugen Jehovas.

Ich stelle den Föhn eine Stufe höher, dann muss ich nicht einmal lügen, wenn ich behaupte, die Türglocke nicht gehört zu haben. Das dumpfe Unbehagen, das sich allmählich in mir ausbreitet, ignoriere ich. Ja, manchmal läuten Einbrecher an der Tür, um sich zu vergewissern, dass niemand im Haus ist, bevor sie zuschlagen. Hat man mir gesagt, ich bin noch nicht lange genug in Deutschland, um zu wissen, wie üblich das ist. Ich beherrsche zwar die Sprache, aber im alltäglichen Leben ist mir vieles immer noch fremd.

Bei einem harmlosen Klingeln sofort an etwas Schlimmes zu denken ist jedenfalls albern.

Meine Güte, so bin ich doch sonst nicht.

Kurz darauf geht die Eingangsbeleuchtung wieder aus.

Ich schalte den Haartrockner ab, schiebe den Vorhang des Badezimmerfensters ein Stück zur Seite und spähe hinaus. Keiner da. Weder ein Besucher noch jemand, der sich an Tür oder Fenstern zu schaffen macht.

Dad würde mich eigenhändig erwürgen, wenn er wüsste, dass ich allein in einem ungesicherten Haus wohne – an unserem Familiensitz in Melbourne finden sich mehr Überwachungskameras als am Pentagon. Auch ein Grund, warum ich froh bin, von dort weg zu sein.

Die nächsten Minuten bleibt es ruhig, und der Druck in meinem Inneren lässt langsam nach. Wird von Vorfreude abgelöst. Einem friedlichen Abend auf der Couch steht nichts mehr im Wege, und das ist großartig. Eine Tasse Tee, eine warme Decke und ein gutes Buch sind alles, was ich mir vom Rest des Tages noch wünsche – außer vielleicht jemanden, der bereit wäre, mir den Rücken zu massieren, keine Ahnung, woher das Ziehen zwischen den Schulterblättern kommt.

Vanilletee. Schon der Gedanke wärmt mich von innen. Ich schlüpfe in meinen Bademantel und öffne die Tür zum Flur, steige die Treppe nach unten und halte auf halber Höhe inne.

Da war … ein Geräusch. Ein Klirren. Im Haus, nicht von außerhalb. Jemand, der eine Fensterscheibe einschlägt? Nein, dafür war es nicht laut genug.

Sofort ist die Beklommenheit von vorhin wieder da, diesmal doppelt so stark. Meine Hand umklammert das Geländer, ich atme durch, reiße mich zusammen, steige eine weitere Stufe nach unten. Das ist doch lächerlich, sage ich mir, Einbrecher würden viel mehr Lärm machen. Sie würden Zeug zusammenraffen und versuchen, so schnell wie möglich abzuhauen –

Ein neues Geräusch. Kein Klirren diesmal, sondern ein Schaben. Wie eine Schublade, die geöffnet und wieder geschlossen wird.

Umkehren, ist mein erster Impuls. Ins Schlafzimmer laufen, die Polizei rufen. Mich verstecken.

Stattdessen kämpfe ich alle meine Instinkte nieder und bleibe stehen, denn mir wird klar, dass diese eine, vernünftige Möglichkeit mir nicht zur Verfügung steht. Mein Handy liegt in der Küche, mit fast leerem Akku. Ich habe es auf die Espressomaschine gelegt, gut sichtbar, damit ich nicht vergesse, es zu laden.

Doch genau aus Richtung Küche und Wohnzimmer kommen die Geräusche.

Noch zwei Stufen nach unten steigen. Ja, es fällt Licht durch den Spalt der Wohnzimmertür.

Ich atme gegen meine Angst an, die viel zu massiv ist für den Anlass. Dass Licht brennt, ist verdammt noch mal nichts Besonderes, ich vergesse ständig, es auszuschalten. Kein Grund zur Panik also. Außerdem liegt vor mir die Eingangstür; wenn ich will, kann ich in fünf Sekunden draußen sein und Hilfe holen, Bademantel hin oder her.

Ich halte den Atem an. Lausche mit aller Konzentration. Es ist jetzt wieder völlig ruhig. Habe ich mich geirrt, mir die Geräusche nur eingebildet? Mein Kopf zieht diese Möglichkeit immerhin in Betracht, mein wild hämmerndes Herz ist anderer Meinung. Und wenn ich etwas nur schwer ertrage, dann ist es Ungewissheit.

Auf der Kommode in der Diele liegt der Briefbeschwerer, den Ela mir vor ein paar Wochen geschenkt hat. Ein Würfel aus blauem Glas, mindestens zwei Kilo schwer. Ich nehme ihn in die Hand, ignoriere die Werbezettel, die zu Boden segeln, und ziehe langsam, langsam die Wohnzimmertür auf.

Nichts. Niemand. Zumindest hier nicht. Das Wohnzimmer ist unberührt, die Terrassentür hat nicht den kleinsten Sprung, alles ist so, wie ich es zurückgelassen habe.

Nur was die Küche angeht, bin ich noch nicht sicher, sie ist von hier kaum einzusehen und unbeleuchtet.

Der Briefbeschwerer rutscht mir fast aus der schweißnassen Hand; ich packe ihn fester und gehe einen Schritt ins Wohnzimmer hinein. Lautlos. Noch einen. Bis ich in der Mitte des Raums stehe.

Genau in dem Moment, in dem ich beginne, mir lächerlich vorzukommen, tritt ein Schatten aus dem Dunkel der Küche.

Der Schrei, der aus mir herauswill, erstirbt auf halbem Weg, als wäre plötzlich keine Luft mehr in meinem Körper. Alles in mir erstarrt.

Weglaufen, das ist der einzige Gedanke, der es bis in mein Bewusstsein schafft, aber ich bin nicht fähig, ihn in die Tat umzusetzen. Meine Beine verweigern den Dienst.

Im Licht der Deckenlampe steht ein Mann, dunkelhaarig, breitschultrig. Er sagt etwas, sein Mund bewegt sich, aber ich kann kein Wort davon hören, alle Geräusche kommen wie aus weiter Ferne, nur das Hämmern meines Herzschlags ist beängstigend nah und laut. Schock? Ist das ein Schock?

Der Mann spricht mich ein weiteres Mal an, aber es ist, als hätte ich plötzlich mein ganzes Deutsch verlernt. Für einen Augenblick dreht sich das Zimmer um mich. Nur nicht umkippen jetzt.

Er legt den Kopf schief, zögert. Dann kommt er auf mich zu. So dumm, hämmert ein neuer Gedanke in meinem Kopf, du bist so dumm, warum bist du nicht oben geblieben?

Erst als er so nah ist, dass ich Andeutungen eines Aftershaves riechen kann, löst sich meine Schockstarre endlich. Ich weiche zurück, allerdings zur Wand statt zur Tür. Korrigiere mich zu spät, er ist schon fast bei mir.

«Hauen Sie ab», brülle ich, in der Hoffnung, ihn damit wenigstens kurz zu stoppen. Zu meiner Überraschung bleibt er tatsächlich stehen.

«Verschwinden Sie, oder ich hole die Polizei!» Wenn ich noch etwas lauter schreie, hören mich ja vielleicht auch die Nachbarn.

Ein Einbrecher würde jetzt weglaufen, doch der Fremde tut das nicht, und etwas in mir hat ohnehin längst begriffen, dass der Mann nicht hier eingedrungen ist, um mich zu bestehlen. Kein Dieb trägt Hemd und Sakko, wenn er in ein fremdes Haus einsteigt. Doch das bedeutet, es gibt einen anderen Grund, etwas anderes, auf das es der Fremde abgesehen hat … Dieser Gedanke weckt eine völlig neue Art von Angst in mir. Ich weiche noch ein Stück zurück, jetzt habe ich die Stehlampe im Rücken, fühle, wie sie kippt, verliere beinahe das Gleichgewicht.

«Bitte», flüstere ich. «Bitte tun Sie mir nichts.»

Er ist höchstens fünf Schritte entfernt. Lässt seinen Blick nicht von mir, keine Sekunde lang.

«Um Himmels willen», sagt er. «Was ist denn los?»

Noch ein Schritt auf mich zu. Ich ducke mich, als würde das helfen, als könnte ich mich in mir selbst verstecken.

«Ich habe nicht viel Geld im Haus, aber das gebe ich Ihnen, gut? Nehmen Sie mit, was Sie wollen. Aber bitte … tun Sie mir nichts.»

«Soll das ein Witz sein?» Er hebt die Hände, zeigt seine Handflächen. Leer.

«Ist dir übel? Soll ich einen Arzt holen?»

Er ist stehen geblieben. Das ist die Hauptsache. Ich richte mich langsam wieder auf. Der Briefbeschwerer. Vielleicht wäre jetzt eine gute Gelegenheit, ihn zu werfen.

«Gehen Sie, bitte. Ich verspreche Ihnen, ich werde nicht die Polizei rufen.»

Er blinzelt, atmet einige Male tief ein und aus. «Was soll das? Warum sprichst du so mit mir?»

Wenn das Anzeichen von Unsicherheit sind, habe ich eine Chance. Ich werde ihn in ein Gespräch verwickeln. Ja. Und die erste Gelegenheit beim Schopf packen, um abzuhauen.

«Weil … ich Angst habe, verstehen Sie?»

«Vor mir?»

«Ja. Sie haben mich sehr erschreckt.»

Er breitet die Arme aus, kommt wieder auf mich zu. «Joanna …»

Mein Name. Ich weiche weiter zurück. Er kennt meinen Namen, vielleicht ist er ein Stalker, vielleicht hat er aber auch nur die Adressetiketten auf den Briefumschlägen gelesen, die in der Diele liegen.

Ich mustere ihn genauer. Blaue Augen unter dichten Brauen. Markante Züge, die ich mir gemerkt hätte, wenn sie mir schon einmal begegnet wären. Er sieht nicht aggressiv aus, nicht gefährlich, aber trotzdem erfüllt mich sein Anblick mit einem Entsetzen, das ich mir selbst kaum erklären kann.

Jetzt habe ich die Wand im Rücken. Endstation, Falle. Mein Puls überschlägt sich, ich hebe den Briefbeschwerer. «Gehen Sie. Sofort.»

Sein Blick schnellt zwischen meinem Gesicht und dem Glaswürfel hin und her. Rutscht ein wenig tiefer, was mir zu Bewusstsein bringt, dass mein Bademantel weiter aufklafft, als mir lieb sein kann.

«Joanna, ich weiß nicht, was du da tust, aber hör bitte auf damit.»

«Hören Sie doch auf!» Es soll souverän klingen, hört sich...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2015
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Entführung • Gedächtnisverlust • Internationaler Terror • Psychothriller • Thriller • Wirtschaftsthriller
ISBN-10 3-644-22071-9 / 3644220719
ISBN-13 978-3-644-22071-3 / 9783644220713
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