Bedrohliche Nähe (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
304 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-975-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bedrohliche Nähe - Elizabeth Heiter
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Der Albtraum jedes Ermittlers: FBI-Profilerin Evelyn Baine wird im Dienst gekidnappt. Bei der vermeintlichen Routineüberprüfung im Lager einer dubiosen Sekte wird sie von schwerbewaffneten Mitgliedern überrumpelt und gefangengenommen. Zwar kann sie in einem unbeobachteten Moment einen Notruf absetzen. Doch als kurz darauf eine Spezialeinheit für den Antiterrorkampf anrückt, begreift Evelyn das ganze Ausmaß des Schreckens: Sie ist in keine religiöse Sekte, sondern mitten in die Vorbereitungen für einen Terroranschlag geraten - und unrettbar verloren! Wird das Lager gestürmt, bedeutet es für alle darin den sicheren Tod. Wenn nicht, wird die Terrorsekte selbst alles zerstören ...
'Evelyn Baine gehört zu den wunderbarsten Romanheldinnen, die ich jemals das Vergnügen hatte kennenzulernen.'
Fresh Fiction
'Heiters temporeicher, actiongeladener Schreibstil und ihre glaubwürdigen Geschichten machen Lust auf mehr.'
BookReporter über Ewige Ruhe
'Ein exzellenter Thriller - atemberaubende Spannung, rasante Entwicklung und einprägsame Charaktere.'
Suzanne Brockmann, New York Times-Bestsellerautorin über Kalte Gräber



Elizabeth Heiters Familie wusste schon sehr früh, dass sie Schriftstellerin werden würde; schon als Kind hat sie sich gern Geschichten ausgedacht. Später erfand sie für ihre Freunde spannende Kriminalfälle und ließ sie den Mörder erraten. Heute sind ihre Geschichten düsterer: Elizabeth mag eiskalte Verbrecher und starke Heldinnen. Bei ihren Recherchen begleitet sie die Ermittler in die Welt der Serienmörder.

1. KAPITEL


Lee Cartwright hätte sie am liebsten umgebracht.

Um das zu spüren, musste Evelyn Baine keine Profilerin der Behavioral Analysis Unit, kurz BAU sein, in der die Verhaltensanalytiker vom FBI arbeiteten. Dafür reichte ihr ein Blick in Cartwrights zusammengekniffene Augen, auf seine zusammengepressten Lippen und seine mahlenden Kiefermuskeln. Jetzt beugte er sich näher zu ihr über den Tisch.

Eine nackte Glühbirne flackerte über ihren Köpfen in diesem winzigen, schmuddeligen Verhörraum tief in den Eingeweiden des Staatsgefängnisses von Montana. Von weither drang das Gemurmel der anderen Insassen an ihr Ohr.

Sie waren allein in dem Raum – sie und der zu lebenslänglicher Haft verurteilte Bombenleger. Nur ein kleiner wackliger Tisch trennte sie von dem Mörder, der mit einem Paar ganz normaler Handschellen an den Tisch gefesselt war. Die Metallbügel waren so eng, dass sie in Cartwrights fleischige Handgelenke kniffen.

Jetzt warf er ihr wieder einen seiner finsteren Blicke zu. Sie wusste ganz genau, was er in ihr sah – ein perfektes Opfer.

Sie schaute ihm fest in die Augen und zuckte auch nicht zusammen, als er unvermittelt mit heftigen Bewegungen seine Hände zu kneten begann. Es sah aus, als teste er die Widerstandsfähigkeit der Handschellen. Genau die Tatsache, dass Cartwright sie am liebsten getötet hätte, war einer der Gründe, warum ausgerechnet sie dieses Verhör führte.

Lee Cartwright war verurteilt worden, weil er Bomben in zwei Kirchen von schwarzen Gemeinden und in einer Moschee gezündet hatte. Zwei Menschen waren gestorben, Dutzende verletzt worden. Es war seine Art, Angst und Schrecken zu verbreiten. Wie zahlreiche Bombenattentäter vor ihm hatte er es nicht auf eine spezielle Gruppe abgesehen. Ihm lag nur daran, weithin bekannt zu werden. Die Leute sollten ihn fürchten – den Mann, der wegen der Materialien, die er benutzte, der „Nagelbomber“ genannt wurde.

Er hasste den Staat und seine Repräsentanten – und vor allem alle Menschen, die keine weiße Hautfarbe hatten. Dass ihr Chef Dan Moore sie, deren Vater aus Simbabwe stammte, geschickt hatte, war seine Art, Cartwright mitzuteilen, dass Dan hier die Entscheidungen traf. Damit wollte er den Häftling provozieren in der Hoffnung, er würde anfangen, mit seinen Taten zu prahlen. Cartwright hatte den Gefängnisbeamten nämlich erzählt, dass es einen Nachahmungstäter gäbe, der seine Methoden genau kopierte. Das FBI wollte herausfinden, ob etwas Wahres an Cartwrights Behauptung war.

Der zweite Grund, warum Dan Moore, Chef der BAU, Evelyn Baine ausgewählt hatte: Sie stand auf seiner Abschussliste.

Verbrecher zu verhören, selbst jene, die behaupteten, Trittbrettfahrer zu haben, gehörte eigentlich nicht zu den Aufgaben der BAU. Die Akte war auf Dan Moores Schreibtisch gelandet, und der Fall erschien ihm als eine weitere passende Disziplinarmaßnahme für seine Untergebene, weil die sich drei Monate zuvor geweigert hatte, seinen Anweisungen Folge zu leisten.

Sie war nie seine Lieblingskollegin gewesen – dafür war sie zu jung, zu weiblich und zu wenig Teamplayer. Zwar hatte er sie immer schon wie eine Anfängerin behandelt, die unter besondere Beobachtung gestellt werden musste. Doch in letzter Zeit war es noch unerträglicher geworden. Seit einigen Wochen hatte sie das Gefühl, überhaupt nicht mehr zum Team zu gehören.

Schlimmer noch: Sie war sich selbst nicht mehr sicher, ob sie überhaupt noch dazugehören wollte. Eine solche Frage hatte sie sich bis jetzt noch nie gestellt. Zweifel, wo sie hingehörte, waren ihr bisher nur einmal gekommen. Damals war sie zwölf Jahre alt gewesen. Cassie, ihre beste Freundin, war von einem auf den anderen Tag spurlos verschwunden. Evelyn hatte sich auf einmal vollkommen alleingelassen gefühlt.

„Ich habe Ihnen nichts zu sagen“, knurrte Cartwright zum dritten Mal in der halben Stunde, in der sie nun schon ihren „Wer-schautzuerst-weg?“-Wettkampf austrugen.

„Sie haben zwei Beamten von einem Trittbrettfahrer erzählt, Lee. Und Sie haben denen auch gesagt, dass Sie mit jemandem darüber reden wollten. Deshalb bin ich hier. Also reden Sie mit mir“, drängte Evelyn. Sie versuchte, so viel Autorität wie möglich in ihre Stimme zu legen.

Große Hoffnungen, etwas aus ihm herauszubekommen, machte sie sich allerdings nicht. Sie hatte die Gefängniswärter schon nach Cartwrights Post und seinen Besuchern ausgefragt. Der einzige Mensch, der sich um ihn kümmerte, war seine Mutter, und seine Briefe waren nie als verdächtig aussortiert und kontrolliert worden. Wahrscheinlich wollte er sich nur interessant machen. Und warum sollte er sich von einem Trittbrettfahrer bedroht fühlen, wie er behauptete?

Zwar hatte jemand in den Wäldern von Montana, etwa eine Stunde Autofahrt vom Gefängnis entfernt, Bomben hochgehen lassen. Nichts deutete jedoch darauf hin, dass die Explosionen etwas mit Cartwright zu tun hatten. Er konstruierte seine Bomben auf eine ganz spezielle Art – sozusagen sein Markenzeichen, das die Ermittler dieses Mal nicht gefunden hatten.

Die jüngsten Explosionen hatten nicht viel Aufsehen erregt, da sie weit weg von jeglicher Zivilisation stattgefunden hatten. Tatsache war, dass in jener Gegend hin und wieder paramilitärische Gruppen ihr Unwesen trieben. Es hatte dort schon öfter ähnliche Zwischenfälle gegeben. Daher war Cartwrights Behauptung, einen Nachahmungstäter zu haben, eher abwegig.

Nichtsdestotrotz war er wegen Verbrechen und Mord aus Hass angeklagt worden. Falls nur der geringste Zweifel daran bestand, dass er nicht gelogen hatte, musste man der Sache nachgehen.

Aber warum musste sie das unbedingt tun? Es gab keinen Grund, Evelyn quer durchs Land fliegen zu lassen, wenn fähige Kollegen vor Ort waren. Außerdem schien ein Profiler bei diesem Fall absolut überflüssig zu sein.

Abgesehen davon hatte sie die Nase voll von diesen bescheuerten Aufträgen. Schließlich gab es genügend Fälle, in denen ihre Profiler-Qualitäten gefragt waren.

Wenn sie denn endlich mit einem solchen Fall betraut würde, konnte sie vielleicht herausfinden, ob sie wirklich noch zum Team gehörte und ob sie wirklich noch das Zeug zur Profilerin hatte. Im Moment deutete nichts darauf hin – obwohl ihr ihre Fähigkeiten bei der Lösung des Falles um ihre beste Freundin, die als Zwölfjährige spurlos verschwunden war, sehr zupass gekommen waren. Seitdem jedoch schienen ihr alle Energie und aller Eifer abhandengekommen zu sein.

Cartwright funkelte sie nur stumm an. Dabei ließ er seine Bizeps spielen, die er sich im Gefängnis antrainiert hatte.

Evelyn unterdrückte einen Seufzer und beugte sich näher zu ihm. „Hat Sie überhaupt jemand kontaktiert, Lee?“

„Ich erzähle Ihnen keinen Scheiß.“

Ihr Frust wurde größer. Sie gehörte zu den Menschen, die er am liebsten zum Ziel seiner Bombenattentate machte. Deshalb hatte sie fest damit gerechnet, er würde mit seinem Trittbrettfahrer prahlen, sobald sie vor ihm saß. Zwar hatten weder ihr Chef noch sie geglaubt, dass er mit einem Namen herausrücken würde. Aber zumindest auf ein paar Andeutungen hatte sie gehofft – Andeutungen über das, was er möglicherweise wusste –, und sei es auch nur, um sie damit zu verhöhnen. Falls die Bedrohung tatsächlich existierte – was aber immer unwahrscheinlicher wurde.

Dass er überhaupt nichts sagte, überraschte sie allerdings.

„Welches Ziel hat sich Ihr Nachahmer denn vorgenommen? Falls er Sie wirklich imitiert, macht er keinen besonders guten Job.“ Sie versuchte, an seine Eitelkeit zu appellieren. Vielleicht konnte sie ihn damit aus der Reserve locken. Er wollte ihr doch bestimmt beweisen, was für ein Teufelskerl er war.

Doch Cartwright musterte sie nur mit einem abschätzigen Blick. „Vergessen Sie’s.“

„Haben Sie jemandem gezeigt, wie man eine Bombe bastelt?“ Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und probierte es mit einer anderen Methode. „Sie sind nicht gerade der geschickteste Bombenbauer. Da haben wir schon bessere Sachen gesehen.“

„Ach ja?“, blaffte er sie an. „Haben Sie es denn schon mal selbst versucht? All diese Nägel da reinzukriegen …?“ Er unterbrach sich und grinste höhnisch. „Meine Methode war in Ordnung.“

„Aber nicht so kompliziert, dass Sie sie einem anderen erst beibringen mussten, oder? Ich meine, die konnten auch von allein darauf kommen.“ Was so nicht stimmte. Zwar hatte Cartwright für seine Bomben Materialien verwendet, die man in jedem Baumarkt kaufen konnte. Doch wenn sie gezündet wurden, entfalteten sie eine ganz besondere Wirkung. Nie zuvor hatten sie beim FBI so etwas gesehen – und seitdem auch nicht mehr.

„Was soll’s?“, knurrte er. „Ich habe nicht um dieses Gespräch gebeten. Ich habe Ihnen nichts zu erzählen.“

„Warum nicht? Weil es keinen Trittbrettfahrer gibt?“

„Glauben Sie doch, was Sie wollen.“

„Ich glaube, dass Sie meine Zeit vergeuden“, konterte sie, legte die Hände auf den Tisch und lehnte sich nach vorn, um ihrem verärgerten Blick mehr Nachdruck zu verleihen.

Unvermittelt sprang er von seinem Stuhl auf und rammte ihr seinen Ellbogen ins Gesicht.

Entsetzt wich sie zurück – aber nicht schnell genug. Sein Ellbogen streifte ihre Wange. Sie stieß gegen ihren Stuhl, stolperte darüber und stürzte zu Boden. Mit dem Kopf landete sie hart auf dem Zement. Im gleichen Moment verfluchte sie sich, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass ihm die Handschellen so viel Bewegungsfreiheit ließen.

Hinter ihrem Rücken hörte sie die Wärter an der verschlossenen Tür rütteln. Cartwrights hämisches Lachen trieb sie zur Weiß glut.

Sie hätte dagegen...

Erscheint lt. Verlag 10.5.2016
Reihe/Serie Evelyn Baine
Übersetzer Rainer Nolden
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte FBI • Geiselnahme • Hostage Rescue Team • Miliz • Profiling • USA
ISBN-10 3-95967-975-0 / 3959679750
ISBN-13 978-3-95967-975-6 / 9783959679756
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