Die Insel, der Wein und der Tod (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
400 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42986-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Insel, der Wein und der Tod -  Paul Grote
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Mord auf Mallorca Ein deutscher Weinhändler will auf Mallorca ein Weingut erwerben, doch einige beunruhigende Ereignisse im Vorfeld des Kaufs lassen ihn zögern. Er schickt den orts- und weinkundigen Journalisten Henry Meyenbeeker auf die Insel, damit er die Lage sondiert. Nichts ahnend begibt sich Henry auf gefährliches Terrain ...

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 18 Weinkrimis veröffentlicht.

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 19 Weinkrimis veröffentlicht.

Kapitel 1


»Brich ihm die Knochen! Du kannst alles Mögliche mit ihm anstellen. Nur bis zum Äußersten darfst du nicht gehen.«

Diego wählte seine Worte sehr vorsichtig, er durfte Rafael keinesfalls verärgern. Er brauchte ihn. Keiner der anderen Häftlinge war für den Auftrag besser geeignet. Er wusste, wie mit ihm umzugehen war, er kannte ihn seit genau sechs Jahren, seit Rafael hier einsaß. Obwohl sie ihn hier wie draußen el puño nannten, die Faust, obwohl dieser Name Programm war und er daher von allen Insassen respektiert und gefürchtet wurde, war er innerlich ein Seelchen und gefährlich leicht aus der Ruhe zu bringen. So brutal er sich einerseits gebärdete, so empfindlich reagierte er andererseits und prügelte schnell los, wenn man ihm zu nahe kam. Dann wurde er zur Faust, und jeder, der mit ihr in Berührung kam, hatte danach, falls er ohne Kieferbruch aus der Ohnmacht aufwachte, das Gefühl, von einem Vorschlaghammer getroffen worden zu sein.

Jedem anderen hätte Diego deutlichere Worte gesagt, aber er wusste, wie wichtig bei diesem Auftrag eine leise und kontinuierliche Aufbauarbeit war.

»Ich habe weder gesagt noch gemeint, dass du ihn umbringen sollst.«

Diego flüsterte, er bewegte beim Sprechen kaum die Lippen. Töten würde er ihn selbst, später, das wäre sein größtes Vergnügen, das gönnte er keinem anderen. Der Deutsche war es, der ihn hier reingebracht hatte, der Deutsche hatte ihm bisher fast ein Jahrzehnt seines Lebens geraubt, das vergaß er keinen Tag, keine Stunde. Sein Hass wuchs täglich, manchmal hatte er das Gefühl, vor ohnmächtiger Wut zu platzen. Der Deutsche war es, der die Firma ruinieren würde, die sein Urgroßvater und sein Großvater in Jahrzehnten aufgebaut und groß gemacht hatten und die an die Wand zu fahren sein Vater gerade dabei war, mithilfe dieser Drecksau.

Es würde der perfekte Mord werden, denn Diego wusste, wenn diesem Schweinehund etwas geschah, wäre er selbst der Erste, den man verdächtigen würde. Allein schon deshalb ließ er sich nicht allzu oft mit Rafa sehen, damit man sie nicht in Verbindung brachte, er kam ihm nur nahe, wenn sie unbeobachtet waren, denn den Kriminellen um ihn herum durfte man nicht trauen. Nein, keinem durfte man vertrauen, außer man war Mitglied einer Organisation wie dem Al-Akhirah-Syndikat, der Vázquez-Familie, oder man gehörte zu den Latinos. Und da waren die Kolumbianer ganz speziell. Um sie machte er einen großen Bogen, denn seine kleinen Kokain-Deals wickelte er hinter ihrem Rücken ab.

Und überall hockten die Spitzel dazwischen, für ihn Menschen niederer Gesinnung, die sich bei der Gefängnisleitung beliebt machen wollten, in ihrer Armseligkeit darauf spekulierten, ein halbes Jahr oder drei Monate früher entlassen zu werden. Und weil es Leute gab, die Worte von den Lippen ablesen konnten, hatte er sich die Sprechweise eines Bauchredners angewöhnt, wenn es um heikle Geschäfte ging. Über etwas anderes als Geschäfte redete er allerdings selten.

Diego Peñasco schüttelte den Kopf und lehnte sich seufzend an die kühle Betonmauer. »Du wirst dich zurückhalten, zu weit darfst du nicht gehen«, sagte er tonlos zu Rafa. »Er darf dir nicht unter den Händen wegsterben. Lass es wie einen Raubüberfall aussehen. Deine Schläge oder was dir sonst noch einfällt, müssen wohldosiert sein. Das kannst du, das weiß ich, und deshalb schätze ich dich!« Er wusste, wie sein Gegenüber auf Lob reagierte. »Jeden Tag seines beschissenen Lebens soll er daran denken, er soll den Tag verfluchen, an dem er geboren wurde.« Diego presste die Worte zwischen den Zähnen durch, gleichzeitig war ihm die Vorfreude anzusehen, die Vorfreude auf den Moment, wenn man ihm die Nachricht überbringen würde, dass es geschehen sei. »Hit and run, zuschlagen und untertauchen. Er soll wissen, woher der Anschlag kommt, aber es darf keinen Beweis dafür geben, nicht eine einzige Spur.«

Aus dem Schatten der Mauer heraus konnten sie ungesehen den Hof überblicken, sie standen in dem Teil, der auch bei vierzig Grad im Sommer einigermaßen kühl blieb. Jeder hatte seinen Platz, jeder, der wichtig war. Die Belanglosen standen in der Sonne. Diegos besonderer Stellung unter den Gefangenen war es geschuldet, dass man beiseiteging, besonders dann, wenn er mit Rafa hier auftauchte. Die Marokkaner und die Schwarzen machten sowieso besser einen riesigen Bogen um diesen Teil des Hofes. Das kriminelle Gesocks sollte man sofort abschieben, dachte Diego im Vorbeigehen, statt sie hier auf Kosten der Steuerzahler noch zu ernähren. Schließlich zahlte auch er auf seine Gewinne Steuern, und das nicht zu knapp. Dabei ging es diesem Gesindel hier weitaus besser als in ihren verkeimten Ländern.

Ohne seine Unruhe nach außen dringen zu lassen, fuhr er sich wie gelangweilt mit beiden Händen durchs Haar, eine Geste, die mit der Zeit überflüssig werden würde, denn ihm fielen die Haare aus. Sehr zu seinem Verdruss bekam er eine Glatze, aber er wollte bei allen Teufeln nicht so aussehen wie die primitiven Ganoven, die sich den Schädel rasieren und tätowieren ließen.

Diego betrachtete das Haar, das zwischen seinen Fingern hängen geblieben war, unterdrückte seinen Zorn, denn auch dafür war er verantwortlich. Hatte Rafa tatsächlich das Zeug, den Auftrag in seinem Sinne auszuführen? Er durfte nicht zu weit gehen. Er fragte sich zum hundertsten Mal, ob er alles bedacht, nicht eine Kleinigkeit übersehen hatte, die seinen Plan zum Scheitern bringen würde und einen Beweis lieferte, dass er der Auftraggeber war.

Nein, auf Rafa konnte er unmöglich verzichten. Er war der Intelligenteste in dieser dumpfen Umgebung, er war ihm ergeben, er hatte ihn sich quasi herangezüchtet, seine Familie mit Geld unterstützt. Rafa hasste Ausländer und brachte das richtige Maß an Skrupellosigkeit mit, ohne die das Vorhaben nicht gelingen konnte. Nur an Fingerspitzengefühl und an der Fähigkeit, eine Situation schnell richtig einzuschätzen, mangelte es ihm manchmal.

»Du kennst mich jetzt lange genug, hombre, manchmal habe ich den Eindruck, du nimmst mich nicht für voll. Was denkst du dir eigentlich, wer du bist, Diego?« Rafa war angesäuert, besonders schnell regte er sich auf, wenn jemand an seiner Intelligenz zweifelte. »Klar habe ich kapiert, dass er am Leben bleiben muss, nur ordentlich was aufs Maul kriegen soll, und ab in den Rollstuhl.« Er sprach über das Attentat, als ließe er sich über Motorräder aus, sein Lieblingsthema.

Diego wusste: Zweifel blieben immer, einhundert Prozent Sicherheit gab es nicht, in keiner Hinsicht. Das hatte er von seinem Großvater gelernt, seinem großen Lehrmeister, um den er noch immer trauerte, obwohl Don Horácio seit zehn Jahren tot war. Nicht einmal sein Grab ließ ihn der verfluchte Richter besuchen.

Rafa hätte mit Don Horácio wenig anfangen können. Er war im Grunde ein Gangster, ein Schläger, nicht mit Kapuze, aber doch auch ein Hooligan, ein leidenschaftlicher Anhänger von Atlético Madrid, Mitglied der Frente Atlético – die härtesten Hooligans im Land. Er war jemand, den man gut gebrauchen konnte, wenn es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Und er war jemand mit der richtigen nationalen Gesinnung, den man nicht immer wieder überzeugen und aufs richtige Gleis führen musste. Er hatte nichts übrig für die maricónes, die Schwulen, die Sozialarbeiter und Psychologen hier im Knast von Valencia, die Resozialisierer, und dann konnte er, mit seinem eingeschränkten Horizont wohlgemerkt, sogar strategisch denken, planen und logisch handeln. Mit Drogen hatte er wenig im Sinn, er rauchte höchstens mal einen porro, um es sich mit den Marokkanern nicht zu verderben. Haschisch war nicht schädlich. Offene Feindschaft oder die Ablehnung der Araber hingegen konnten tödlich enden.

»Mach dir immer wieder den Zweck der Aktion klar. Es geht nicht um meine persönlichen Gefühle. Es geht darum, was unserer Bewegung dient.« Diego spielte auch die politische Karte, es hatte ihm immer genutzt. »Wir ziehen einen Feind aus dem Verkehr, und gleichzeitig kriegt er einen Denkzettel, der ihn für den Rest seines Lebens beschäftigen wird. Er darf niemals vergessen, was er uns angetan hat, meinem Großvater und auch mir persönlich, dieser Hurensohn.«

Diego sagte den letzten Satz fast beiläufig, in einem Ton, der verbergen sollte, wie stark seine persönlichen Motive wirklich in diese Angelegenheit hineinspielten. De facto war Henry Meyenbeeker als Gegner oder Feind der nationalen Bewegung bedeutungslos, er mischte sich nicht in die Politik ein, was nicht hieß, dass er ungefährlich war. Doch Diego war es gelungen, den ehemaligen deutschen Journalisten als politischen Feind aufzubauen. Ressentiments gegen diese Berufsgruppe gab es genug, und er hatte ihm eine bedeutende Rolle angedichtet, die weit von jeder Realität entfernt war. »Du weißt, es ist wichtig für die Bewegung, er schadet ihr, wo er nur kann.«

»Hombre, das weiß ich alles längst, du langweilst mich …«

»Nein, einiges habe ich dir noch nicht gesagt.« Diego machte einen Schritt nach vorn, trat aus dem Schatten und zog Rafa am Arm mit. Er hatte den Eindruck, dass einer der Wärter zu lange zu ihnen herüberstarrte, und sie gingen in die Mitte des Hofes, vorbei an den Rumänen, die sich wieder lautstark stritten, und reihten sich in die Schlange vor dem Kiosk ein. Bis sein Dienst begann, war noch Zeit, und ein Café solo für sich und ein Cortado für Rafa würden die Wartezeit abkürzen.

»Hola hombre!« Der Mann vor ihnen in der Warteschlange wandte sich um. »Du bist Diego Peñasco, nicht wahr, el...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2016
Reihe/Serie Europäische-Weinkrimi-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Band 13 • Cosy Crime • Deutschsprachige Krimis • Kriminalromane Deutschland • Kulinarischer Krimi • Mallorca • Urlaubslektüre • Wein • Weinanbau • Weinführer • Weingut • Weinkrimi • Winzerkrimi
ISBN-10 3-423-42986-0 / 3423429860
ISBN-13 978-3-423-42986-3 / 9783423429863
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