Sein blutiges Projekt

Der Fall Roderick Macrae

**** 18 Bewertungen

Buch | Hardcover
344 Seiten
2017
Europa Verlage
978-3-95890-055-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet
17,99 inkl. MwSt
August 1869: Ein verschlafenes Bauerndorf an der Westküste Schottlands wird von einem brutalen Dreifachmord erschüttert. Der Täter ist rasch gefunden. Doch was trieb den 17-jährigen Roderick Macrae, Sohn eines armen Pächters, dazu, drei Menschen auf bestialische Weise zu erschlagen? Während Roddy im Gefängnis auf seinen Prozess wartet, stellen die scharfsinnigsten Ärzte und Ermittler des Landes Nachforschungen an, um seine Beweggründe aufzudecken. Ist der eigenbrötlerische Bauernjunge geisteskrank? Roddys Schicksal hängt nun einzig und allein von den Überzeugungskünsten seines Rechtsbeistandes ab, der in einem spektakulären Prozess alles daransetzt, Roderick vor dem Galgen zu bewahren. Sein brillanter Spannungsroman offenbart Graeme Macrae Burnet als außergewöhnliche neue Stimme im Genre des psychologischen Thrillers. Mühelos versetzt er den Leser mitten ins Schottland des 19. Jahrhunderts und zu den Anfängen der Kriminalpsychologie. Kunstvoll verquickt er dabei Rodericks eigene Aufzeichnungen mit Gerichtsunterlagen, medizinischen Gutachten und der Prozessberichterstattung. Während er die Annahmen der Leser über die eigentlichen Tathintergründe immer wieder raffiniert ins Leere laufen lässt, enthüllt sich die dunkle Wahrheit erst in einem fulminanten Gerichtsdrama.

Graeme Macrae Burnet, geboren 1967 in Kilmarnock, Schottland, studierte Englische Literatur in Glasgow. Er schreibt seit seiner Jugend und wurde 2013 mit dem Scottish Book Trust New Writer’s Award ausgezeichnet. Sein Debütroman The Disappearance of Adèle Bedeau, der in seiner schottischen Heimat zum Kulthit wurde, erscheint im Europa Verlag im Herbst 2017. Er lebt und schreibt in Glasgow.

Erscheinungsdatum
Übersetzer Claudia Feldmann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 137 x 217 mm
Gewicht 490 g
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Historische Kriminalromane • Historischer Kriminalroman • Man Booker Prize 2016 • Psychologischer Krimi • Psychothriller • Schottland • Schottland, Geschichte; Krimis/Thriller • True Crime / Kriminalfälle • True Crime / Kriminalfälle
ISBN-10 3-95890-055-0 / 3958900550
ISBN-13 978-3-95890-055-4 / 9783958900554
Zustand Neuware
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4 Gute Unterhaltung

von (Essen), am 12.05.2017

Im Jahre 1869 tötet der 17jährige Roderick seinen Nachbarn mit Spaten und Hacke. Im Gefängnis schreibt er die Gründe für seine Tat nieder.

In diesem Buch werden die Erklärungen von Roderick, Zeugenaussagen, Prozessniederschriften und die Protokolle der Ärzte niedergeschrieben. Es ergibt sich ein Bild des Täters und seiner Gründe, die man auf normale Art wohl nicht so intensiv erlebt hätte. Man bekommt Eindrücke von Dingen, die sonst eher verschwiegen werden und merkt schnell, daß Roderick eigentlich selbst ein Opfer sit. Trotz dieser verschiedenen Blickwinkel wirkt der Text flüssig und nicht auseinandergehackt. Das Buch liest sich zumeist spannend, hat jedoch immer wieder mal ein paar Längen zwischendurch.

5 Ein ungewöhnlicher Thriller

von , am 27.04.2017

Dies ist ein ungewöhnlicher Thriller und das hat mich neugierig gemacht.
Schon das Cover hat meine volle Aufmerksamkeit bekommen. Es sieht aus wie ein zerknittertes Foto eines alten Hauses in Schottland oder Irland. Es wirkt düster und traurig, nur das eine beleuchtete Fenster nimmt etwas von der Trostlosigkeit.
Der Autor selbst wurde auf die Geschichte aufmerksam, als er über seine eigene Familiengeschichte recherchierte. Er stieß auf Papiere, die sich mit dem Prozess von Roderick Macrae beschäftigten. Seine Neugier war gepackt und er suchte nach mehr Informationen. Daraus entwickelte er diesen Roman, der damit auf einem wahren Fall beruht, was es für mich noch interessanter macht.
Ein Dorf im Nirgendwo von Schottland 1869, Roderick Macrae, ein 17 jähriger erschlägt äußerst brutal seinen Nachbarn, die junge Tochter und ihren 3jährigen Sohn. Dieser brutale Mord erschüttert die kleine Gemeinde, wo jeder jeden kennt. Roderick gibt den Mord auch noch stolz zu. Die Frage ist hier also nicht wer verübte den Mord, sondern warum? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Ermittler und die Menschen, die ihn kennen, sondern auch mich als Leserin. Auf Rat seines Verteidigers beginnt Roderick seine Beweggründe aufzuschreiben und das Bild eines vielschichtigen Charakters entsteht.
Neben diesem spannenden Fall, zeigt der Roman auch die historischen Hintergründe. Das harte Leben der Landbevölkerung, das hierarchische System, dem sie unterworfen sind. Daneben erhält man als Leser Einblick in die jungen Jahre der Kriminalpsychologie. Insgesamt eine besondere Mischung von historischen Elementen, intensiven Charakteren und einer spannenden Thrillerhandlung. Dazu kommt ein authentischer Erzählstil, der sich der Zeit mit historischen Begriffen angenähert hat. Die Geschichte wird realistisch nacherzählt in Form der Aufzeichnungen Rodericks, Zeugenaussagen, medizinischer Gutachten. Ein ungewöhnlicher und intensiver Roman.

4 Verzweiflungstat und ihre Aufarbetung

von , am 05.04.2017

Roderick Macrae hat zweifellos drei Menschen getötet. Diese Tatsache versucht er weder zu leugnen noch sich seiner Verantwortung durch Flucht zu entziehen. Er wird eingesperrt und ihm wird der Prozess gemacht. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Sein Rechtsanwalt versucht mit allen Mitteln ihn vor der Höchststrafe zu bewahren und setzt all seine Hoffnung auf zeitweise Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Ein Vorgang wie er tagtäglich bei Gericht vorkommt. Wir sind aber nicht im Jetzt und Heute, sondern im Jahre 1869. Das Buch beruht auf den original Aufzeichnungen von Roderick Macrae und den Prozessunterlagen. Es ist interessant zu sehen mit welchen Methoden und Überlegungen die Kriminalpsychologen der damaligen Zeit, man kann sagen den Pionieren dieser Richtung, sich dem Fall widmen. Ihre Deutungen und Erklärungen sind nebulös und stark subjektiv eingefärbt und zeigen ein Dilemma vor dem heutige Kollegen auch noch oft stehen.

5 Überraschend anders, aber sehr eindrücklich und authentisch!

von , am 08.03.2017

Graeme Macrae Burnet legt mit „Sein blutiges Projekt – Der Fall Roderick Macrae“ ein beschauliches und eindrucksvolles Werk vor, das in Form und Aufbau durch eine eindringliche Authentizität und einen absolut eingängigen Schreibstil zu überraschen und überzeugen weiß. Was zunächst wie Fiktion wirkt, entpuppt sich als historischer Beleg eines Mordes im Jahr 1869 und Zeugnis des jungen, vermeintlichen Täters Roderick Macrae vor einer grobschlächtig wirkenden Kulisse Schottlands.
Ein verschlafenes Dorf, 3 übel zugerichtete Mordopfer, 1 Täter, 1 Prozess. Kurzgefasst handelt es sich dabei um den Inhalt dieses Buch, dem Erstlingswerk von Graeme Macrae Burnet. Sprachlich empfand ich den Roman als eingängig, wenn auch natürlich die Zeit um 1870 immerzu herauszulesen war. Düster und stellenweise grausig zeichnet sich ein durchweg stimmiges Bild der Geschehnisse. Zwischen historischem Roman und Krimi ließ sich der Inhalt durchgängig flüssig lesen. Subtil spannend entblößt sich die Geschichte eigentlich erst nach und nach und lässt den Leser eintauchen in die damalige Zeit. Die längst vergangenen Zustände und Begebenheiten ließen sich für mich gut nachempfinden. Hilfreich waren hier die zahlreichen Ausführungen des Autors. Sehr interessant fand ich die Darstellungen der Verläufe, aber auch die Einblicke in die Figuren, bzw. Menschen. Es entspinnt sich eine ganz eigene, aber sehr dichte Atmosphäre. Fesselnd und teils sogar bedrückend liest sich die Geschichte des Roderick Macrae. Als zeitgenössische, bzw. historische, sehr eindrückliche und überzeugende Erzählung im Ganzen, kann ich diesen Roman absolut weiterempfehlen. Insbesondere, da es sich bei „Sein blutiges Projekt“ doch einmal um ganz untypischen und unerwarteten Lesestoff handelt. Deshalb: 5 Sterne.

5 Wahrheit oder Fiktion

von , am 06.03.2017

Im August 1869 passiert in dem Bauerndorf Culduie an der Westküste Schottlands ein Dreifachmord, verübt vom siebzehnjährigen Roderick Macrae. Macrae hat den Constable Lachlan MacKenzie und zwei seiner Kinder auf brutalste Weise erschlagen.
Das Dorf Culduie besteht nur Häusern, in denen 25 Menschen leben und als Kleinbauern (Crofter) ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Familie Macrae lebt unter ihnen mit zwei Kühen, sechs Schafen und einem gepachtetem Feldstück, dass sie bewirtschaftet. Entbehrungsreich, voller harter Arbeit und mit sehr wenigen Kontakten zu den anderen Bewohnern ist das Leben der Familie, weshalb zunächst unverständlich ist, wie es zu solch brutalen Mehrfachmorden kommen konnte.
Für einen Thriller ungewöhnlich ist von Anfang an klar, dass Roderick die Morde begangen hat, die Spannung bezieht das Buch aus der Frage nach dem Warum und daraus, ob die Verteidigung in der Lage ist, ihn vor dem Tod am Galgen zu bewahren.

Graeme Macrae Burnet versetzt den Leser sehr gekonnt ins 19.Jahrhundert, mitten nach Schottland. Mit Spannung verfolgt man beim Lesen die Anfänge der Kriminalpsychologie, streift durch Gerichtsakten und medizinische Gutachten, Befragungen von Zeugen und die Berichtserstattung zum Prozess und wird dabei oft an der Nase herumgeführt. Erst während des Prozesses selbst kommen Hintergründe der Tat ans Licht.

Der Roman besteht aus drei Teilen, beginnend mit den Aufzeichnungen des inhaftierten Roderick Macrae, die dieser auf Anraten seines Rechtsbeistandes anfertigte, folgt Teil zwei als Bericht des Gefängnisarztes und Kriminalanthropologen James Bruce Thomson. Der letzte Teil besteht aus einem ausführlichen Prozessbericht, während dem die Verteidigung versucht, durch den Tatbestand der geistigen Verwirrung ihren Schützling von dem Tod durch den Strang zu bewahren.

Wahrheit oder Fiktion?
Der Autor Graeme Macrae Burnet schafft mit diesem ungewöhnlichen Thriller ein raffiniertes Puzzle und verwirrt den Leser zum einen mit den Berichten selbst, zum anderen damit, dass er sich selbst im Vorwort in die Geschichte einbringt, indem er behauptet, er sei zufällig bei Recherchen auf Dokumente zu diesem Fall gestoßen. Es werden von ihm sehr gekonnt Zweifel an der Echtheit geschürt, sowohl bei den Aussagen und Niederschriften der am Fall Beteiligten als auch am gesamten Fall selbst.

Sehr gut lesbar, unglaublich spannend und absolut ungewöhnlich und unkonventionell hat Burnet über das Verbrechen geschrieben. Neben der vereinnahmenden Geschichte der Morde und des Prozesses hat er eine Konstruktion geschaffen, die über Realität auf äußerst raffinierte Weise reflektiert und den Leser letztlich fragend zurücklässt. Bravo dafür!

Graeme Macrae Burnet, geboren 1967 in Kilmarnock, Schottland, studierte Englische Literatur in Glasgow. Er schreibt seit seiner Jugend und wurde 2013 mit dem Scottish Book Trust New Writer’s Award ausgezeichnet. Er lebt und schreibt in Glasgow

4 Verzweiflungstat und ihre Aufarbetung

von , am 28.02.2017

Roderick Macrae hat zweifellos drei Menschen getötet. Diese Tatsache versucht er weder zu leugnen noch sich seiner Verantwortung durch Flucht zu entziehen. Er wird eingesperrt und ihm wird der Prozess gemacht. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Sein Rechtsanwalt versucht mit allen Mitteln ihn vor der Höchststrafe zu bewahren und setzt all seine Hoffnung auf zeitweise Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Ein Vorgang wie er tagtäglich bei Gericht vorkommt. Wir sind aber nicht im Jetzt und Heute, sondern im Jahre 1869. Das Buch beruht auf den original Aufzeichnungen von Roderick Macrae und den Prozessunterlagen. Es ist interessant zu sehen mit welchen Methoden und Überlegungen die Kriminalpsychologen der damaligen Zeit, man kann sagen den Pionieren dieser Richtung, sich dem Fall widmen. Ihre Deutungen und Erklärungen sind nebulös und stark subjektiv eingefärbt und zeigen ein Dilemma vor dem heutige Kollegen auch noch oft stehen.

3 etwas langatmig

von (Herrsching), am 27.02.2017

Die Geschichte an sich ist schnell erzählt.

Der gerade mal 17-jährige Roderick Macrae tötete 1869 im ländlichen Schottland seinen Nachbarn und dessen zwei Kinder. Er gesteht die Morde sofort und während er auf seinen Prozess wartet, schlägt ihm der Anwalt vor auf zuschreiben, wie sein Leben war und wie es zu der Tat kam. Er erhofft sich dadurch Einsichten in die Psyche des Jungen und Material, um diesen vor Gericht verteidigen zu können, denn am Anfang sieht alles nach einem brutalen sinnlosen Mord aus, für den keiner eine Erklärung hat.

Darum geht es auch in diesem Roman. Darum, zu hinterfragen, warum es zu diesen Morden kam. Zu klären, ob dieses Ereignis unabdingbar war. Ob Roderick den Verstand verloren oder andere Gründe hatte.

Auch seine Nachbarn und Freunde sollen zu Wort kommen. Der Autor rollt also die Tat von mehreren Seiten akribisch auf und der Leser kann sich ein gutes Bild von Land und Leuten, von Armut und Familienumständen machen.

Eigentlich eine interessante Idee. Ich fand das Ganze aber etwas langweilig und ermüdend. Ich hatte mit mehr Spannung gerechnet. Vielleicht lag es aber auch am Erzählstil, der mich leider nicht wirklich fesseln konnte.

Das Buch war einfach nicht mein Geschmack.

4 solide

von (München), am 24.02.2017

Roderick Macrae, ein 17jähriger Bauernjunge, tötet 1869 in einem kleinen schottischen Dorf drei Menschen, die in seiner Nachbarschaft schon seit vielen Jahren lebten. Das Buch ist kein Roman im eigentlichen Sinne, sondern eine Art Faktensammlung, anhand derer beleuchtet wird, wie und warum es zu diesen Morden kam. Dabei wird auch über die Anfänge der Kriminalpsychologie und Gerichtsmedizin berichtet.

Das Buch ist in mehrere ganz unterschiedliche Abschnitte unterteilt. Zum einen werden die Aussagen der Zeugen und Dorfbewohner widergegeben, die jeder auf seine Art einen Grund für die Morde finden. Dann kommt der längste Abschnitt, in dem der Mörder selbst in einem selbst verfassten Text erst seine Lebensumstände beschreibt und damit dann auch Schritt für Schritt zur eigentlichen Tat kommt.

Abgerundet wird alles von einem Abschnitt über das tatsächliche medizinische Gutachten und dann der Ablauf des damaligen Prozesses.
Gefallen hat mir, dass dieser Mordfall aus so vielen Perspektiven beleuchtet wurde. Auch war es hochinteressant über das ärmliche, harte Leben der schottischen Landbevölkerung zu lesen. Kein Wunder, dass so viele immer wieder ihr Heil in der Auswanderung suchten, denn in Schottland selbst waren sie mittel- und rechtelos und hatten wirklich kaum Zukunftsaussichten.

Etwas unglaubwürdig fand ich, dass ein einfacher Bauernsohn so anspruchsvoll und hintersinnig erzählen konnte. Hier denke ich, dass etwas nachgeholfen wurde. Da stört mich insofern man mutmaßen kann, das auch die Aussagen des Jungen vielleicht nicht alle der Wahrheit entsprachen. Der Junge schien mir zu intelligent für Teile seines Handelns. Aber sei es drum.
Die Idee zu diesem Buch ist gut und die Ausarbeitung solide.

4 Biographie eines Mörders

von (Schwarzenbek), am 23.02.2017

Inhalt

August 1869; En verschlafenes Bauerndorf an der Nordwestküste Schottlands wird von einem
brutalen Dreifachmord erschüttrt. Der Täter ist rasch gefunden. Doch was trieb den siebzehnjärigen
Roderick Macrae, Sohn eines amrem Landwirts, dazu, drei Menschen auf bestialische Weise zu
erschlagen? Während roddy im Gefängnis auf seinen Prozess wartet, stellen die scharfsinnigsten
Ärzte und Kriminaler des Landes Nachforschungen an, um seine Beweggründe aufzudecken. Ist
der eigentbrötlerische Bauernjunge geisteskrank? Roddys Schicksal hängt nun einzig un allein von
den Überzeugungskünsten seines Rechtsbeistandes ab, der in einem spektakulären Prozess alles
daran setzt, Roderick vor dem Galgen zu bewahren.

Eindruck

Wer einen reißerischen, blutrünstigen und Nerven zerreißenden Thriller erwartet wird mit diesem
Buch nicht warm werden. Diejenigen aber, die Interesse an einem psychiologischen Profil und
des US Gerichtssystems haben, kommen voll auf ihre Kosten.

Die Geschichte ist in mehrere Teile aufgeteilt. Es beginnt mit Aussagen der Dorfbewohner über
den Menschen Roderick Macrae. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein und so muss der Leser
sich selbst ein Bild von ihm machen.

Weiterhin eine Art Biografie von Roderick Macrae. Seine Sicht der Dinge, der Ablauf der Tat
und wie es zu diesen Morden kommen konnte. Leider wurden diese Aufzeichnungen nie veröffent-
licht, so dass sie für den kommenden Prozess keine Verwertung finden konnten. Roderick beschreibt
in diesen Aufzeichnungen sein Leben und die Entwicklung der Dinge einereits und die Treffen mit
seinem Anwalt während seiner Haft andererseits.

Dann gibt es medizinische Gutachten und Publikationen über die Psychologie und den Geistes-
zustand von Verbrechern und den Prozess mit Urteilsverkündung.

Mich hat das Ganze sehr an "Die Jury" von John Grisham erinnert. Kommt es doch im amerikanischen
Rechtssystem sehr auf die Kaltschnäuzigkeit, Spitzfindigkeit und Abgeklärtheit der Anwälte an, ob
die Jury beeindruckt werden kann oder nicht. Ob ein Geschworenengericht sinnvoll und gerecht
ist oder nicht, darüber kann man trefflich streiten, da es doch sehr auf die Auswahl der Mitglieder
ankommt.

Die Charaktere in diesem Buch sind sehr authentisch dargestellt und herausgearbeitet und die
Beschreibungen der Landschaft und des Lebens unter der Herrschaft von Lehnsherren ist sehr real
dargestellt. Die Zustände unter denen Crofter leben mussten waren unvorstellbar hart und in den
meisten Fällen reichte der Ernteertrag gerade mal so um die Familie über Wasser zu halten.

Fazit
Ein tolle Studie über das Leben eines Jungen, der nie eine Chance hatte und aus den richtigen
Beweggründen den falschen Weg gegangen ist und zum Mörder wurde.

5 Gut gemacht

von (Oberhausen), am 16.02.2017

Sein blutiges Projekt Der Fall Roderick Macrae stammt aus der Feder des Autors Graeme Macrae Burnet und er erzählt in diesem Roman die Geschichte des 17-jährigen Roderick Macrae. Dieser hat mehrere Menschen getötet und wartet nun auf seinen Prozess. Sein Verteidiger lässt ihn seine Sicht auf die Tat niederschreiben und der Leser erfährt erst einmal aus Rodericks Sicht was passiert ist. Dann folgt ein Teil in dem aus der Perspektive eines Arztes der Roderick begutachtet hat berichtet wird und dann folgt der Teil in dem es um den Prozess geht.

Die Geschichte wird eindringlich erzählt und besitzt eine eigene Faszination. Gebannt folgte ich erst den Schilderungen von Roderick um danach die weiteren Sichtweisen kennen zu lernen. Der Schreibstil ist flüssig und hat mich an keiner Stelle gelangweilt, obwohl es nicht reißerisch oder besonders gruselig zuging. Ich fühlt mich hineinversetzt in die Verhältnisse der damaligen Zeit und hatte das Geschehen klar vor Augen. Nach und nach wird dem Leser enthüllt wie es zur Tat von Roderick gekommen ist.

5 Ein außergewöhnlicher Roman

von (Stolberg (Rheinland)), am 16.02.2017

Im August 1869 tötet der 17jährige Roderick Macrae 3 Mitbewohner seines kleinen Ortes Culduie auf grausame Weise. Unmittelbar im Anschluss begibt er sich freiwillig in die Hände eines Nachbarn und gesteht seine Tat, was zu seiner Inhaftierung führt.
So weit das Kernstück dieses spannenden Buches von Graeme Macrae Burnet. Es geht also weniger um die Frage, wer der Täter ist als vielmehr um die Frage, was einen jungen Menschen dazu bringt, eine solch grauenhafte Tat zu begehen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist in meinen Augen keinesfalls ein Thriller und es so zu bewerben ist m. E. grenzwertig. Nicht einmal als Kriminalroman würde ich das Buch bezeichnen. Eher als historischen Roman, denn es wird wesentlich mehr den sozialen Verhältnissen und Lebensumständen zur damaligen Zeit Rechnung getragen als der Tat und deren Aufklärung selbst. Nicht jedes Buch, in dem ein Mord vorkommt, ist ein Krimi oder Thriller.
Das geschickte Vorwort des Autors verleitete mich zu der Annahme, dass es sich nicht um einen Roman sondern um einen Tatsachenbericht handelt. Und wenn es nicht so fesselnd geschrieben und konstruiert wäre, dann hätte es glatt dafür einen Stern Abzug von mir gegeben, denn ich bin durchaus der Meinung, dass ein Roman auch als solcher gekennzeichnet sein sollte und das nicht erst in der Danksagung am Ende des Buches anklingen darf. Aber das Buch ist einfach zu stark, als dass ich es deswegen abwerten möchte.

Der Roman gliedert sich in verschiedene Teile. Dem ausführlichen Vorwort folgen einige Zeugenaussagen von Dorfbewohnern zu den Ereignissen und dem Täter. Den Kern des Romans bilden die Aufzeichnungen des Täters, die er während der Haft bis zum Prozess gemacht hat. Ihnen folgen die medizinischen Gutachten sowie der Prozessverlauf.
Vor allem diese Aufzeichnungen lassen erahnen, wie hart das Leben zu jener Zeit als Crofter (Pacht-Bauer) eines Lords, dem das komplette Dorf gehört, gewesen sein muss. Noch dazu, wenn der dort eingesetzte Constable (eine Art Verwalter) zu einem verfeindeten Clan gehört und seine Machtposition erbarmungslos ausnutzt mit dem Ziel, Roddys Familie aus dem Dorf zu vertreiben.
Als Roddys Mutter während der Entbindung stirbt gerät die Familie aus den Fugen. Der Vater wird noch härter und schwermütiger als er ohnehin schon immer war und die ältere Schwester wandelt sich von einem fröhlichen in ein ernstes, trauriges Mädchen. Der Vater wird immer schwächer und von Gram zerfressen, weshalb Roddy die meiste Arbeit auf den Feldern leisten muss und dazu noch vom Constable fortwährend für Gemeinschaftsarbeiten eingesetzt wird.
Roddy selbst ist außergewöhnlich intelligent, was jedoch nicht dazu führt, dass sich wirkliches Interesse an einem Leben außerhalb seines kleinen Horizonts entwickelt. Sein ganzes Streben zielt nur auf die Unterstützung der kleinen Familie durch seine harte Arbeit auf den Feldern ab.
Im Laufe der Aufzeichnungen wächst das Mitleid des Lesers und man fragt sich, warum sich die Menschen so viel gefallen ließen. Die Sympathien liegen eindeutig beim Täter Roddy und man denkt manches Mal, dass der grausame Constable sein Los eindeutig verdient hatte. Die Aufzeichnungen enden mit der Beschreibung der Tat und Roddys Verhaftung.

Die nun folgenden medizinischen "Gutachten" bzw. Berichte fordern jeden Leser enorm heraus! Sie könnten gut eine Grundlage für die arischen Lehren des Dritten Reiches bilden. Tatsächlich basieren aber genau diese haarsträubenden Passagen offenbar auf existierenden Artikeln jener Zeit, geschrieben von dem mitwirkenden Psychologen Thomson. Sie sind Zeitdokumente zum Thema Kriminalpsychologie und ebenfalls zur verächtlichen Einstellung des gebildeten Bürgertums gegenüber der armen Landbevölkerung oder den Arbeitergettos in den Städten.

Wie erwähnt gelingt es dem Autor extrem gut, den Eindruck zu vermitteln, der Leser ist Besucher jener Zeit und befasst sich mit Fakten. Dies in einer angenehmen, etwas altertümlich anmutenden Schreibweise, die das Buch wirklich zu einem Pageturner macht. Obwohl man weiß, was letztlich passiert ist, will man doch alles wissen, was den armen Jungen zu einem Mörder machte. Auch der ausführliche Prozessteil zum Ende des Buches fesselt einen wirklich und ich habe ihn in einem Stück gelesen, weil ich wissen wollte, wie das Urteil lauten wird - denn der wohlgesonnene Anwalt wollte Unzurechnungsfähigkeit während des Tatzeitpunkts geltend machen.

Es ist ein außergewöhnlicher Roman - in jeder Hinsicht! Hervorragend recherchiert und sehr detailreich. Ich kann ihn nur jedem empfehlen - solange man keinen Thriller erwartet.

5 Fesselnd von der ersten Seite!

von , am 12.02.2017

„Sein blutiges Projekt“ ist ein Roman aus dem Europa Verlag, der 2017 in Deutschland erschien. Der Autor verwebt hier historische Fakten, die auf seinen eigenen Familienstammbaum zurückgehen und spinnt einen Roman, der von der ersten Seite absolut fesselnd ist!

Worum geht es überhaupt?

Schottland 1869. Dies ist die Geschichte von Roderick Macrae, einem ärmlichen, schottischen Bauernjungen, der für ein vordergründig betrachtet abscheuliches Verbrechen im Gefängnis sitzt. Er soll 3 Menschen auf brutalste Weise ermordet haben. Im Gefängnis führt der 17-Jährige Aufzeichnungen darüber, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Sehr wortgewandt enthüllt Roderick Macrae seine Ansicht der Dinge und präsentiert sich somit als intelligenten und reflektierten jungen Mann, was nie so recht zu seinem damaligen Status als ungebildeter Bauernjunge passen möchte. Sämtliche Aufzeichnungen sind übrigens noch heute in gutem Zustand einsichtbar.
Zusätzlich zu Rodericks eigener Schilderung, die im Übrigen 2/3 des gesamten Buches ausmacht, erhält der Leser externe Eindrücke durch Nachbarn und andere mehr oder weniger wichtige Instanzen des schottischen Dorfes. Letztendlich ist dann noch eine Mitschrift der Gerichtsverhandlung abgedruckt, bei der, so meine ich, der Autor sich jedoch großzügig auf seine schriftstellerische Freiheit berufen hat.

Roderick Macrae wirkt, wie bereits gesagt, anhand seiner Aufzeichnungen wie ein überdurchschnittlich intelligenter und sehr sprachbegabter junger Mann, der dafür emotional eher instabil ist. Die von ihm geschilderten Begebenheiten, die oftmals in böswillige Schikane abdriften, lassen den Leser Verständnis für sein pubertäres Gefühlschaos und vielleicht sogar Sympathie für den Protagonisten, entwickeln. Sobald die Aufzeichnungen enden, geht man sehr befangen an den Fall heran.
Bemerkenswert ist vor allem, wie sehr es dem Jungen gelungen ist, das trostlose, kalte und perspektivlose Leben eines Crafter, eines Bauernjungen, zu schildern. Die erschaffene Atmosphäre war wirklich grandios! Es herrschte permanent eine sehr düstere Grundstimmung und während des Lesens fühlte ich eine aufdringliche Beklemmung.

Während der Gerichtsverhandlungen waren Rodericks Aufzeichnungen nicht zulässig, zudem gab der Angeklagte nur eine kurze Stellungnahme von sich, in der er auf nicht schuldig plädierte, ansonsten saß er teilnahmslos da.
Aufgrund der Tatsache, dass der Leser schon einen sehr subjektiven Eindruck von Roderick gewinnen konnte, der im Übrigens teilweise stark mit den externen Eindrücke der Nachbarn kollidierte, gelang es mir persönlich nicht, ein eindeutiges Fazit zu bilden.
Der Roman spielt auch stark mit den Moralvorstellungen des Lesers, mit denen er regelmäßig konfrontiert wird.

Letztendlich kann ich sagen, dass „Sein blutiges Projekt“ mich stark bewegt hat und zwar in sämtlichen emotionalen Ausprägungen. Ein absolut empfehlenswerter, schockierender und nachhaltig prägender Bericht, der den Leser sehr geschickt zu manipulieren weiß.

5 Dreifachmord in Culduie

von , am 11.02.2017

“Sein blutiges Projekt“ ist Graeme Macrae Burnets zweiter Roman. Er beginnt mit einem Vorwort, in dem der Autor erklärt, dass er bei Nachforschungen über seinen Großvater auf den Fall des 17jährigen Roderick “Roddy“ Macrae gestoßen ist, der im Jahr 1869 in dem aus neun Häusern bestehenden Dorf Culduie an der schottischen Westküste drei Menschen brutal erschlug. Es folgen die Aussagen einiger Nachbarn zu Roddys Persönlichkeit, Roddys Bericht zur Vorgeschichte des Verbrechens, den er auf Bitten seines Verteidigers schrieb, medizinische und kriminalpsychologische Gutachten, die Prozessberichterstattung und die Darstellung in den Zeitungen.
Roddy bestreitet nie, das Verbrechen begangen zu haben. Deshalb geht es in dem Prozess lediglich um die Festsetzung des Strafmaßes. Wenn er bei der Ausführung der Tat bei klarem Verstand war, muss er hängen. Kann sein Verteidiger glaubhaft nachweisen, dass dies nicht so war, bekommt er lebenslänglich. Trotz der blutigen Tat ist der junge Mörder dem Leser wesentlich sympathischer als sein Opfer Lachlan Mackenzie genannt Lachlan Broad. Das liegt an der Vorgeschichte.
Die Familien Mackenzie und Macrae waren schon vor Roddys Geburt verfeindet. Als Lachlan Mackenzie zum Constable der drei benachbarten Dörfer gewählt wird, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Ein Constable vermittelt zwischen dem Gutsbesitzer und den Pächtern, achtet auf die Einhaltung der nirgendwo schriftlich fixierten Vorschriften und verhängt Strafgelder bei Verstößen. Machtmissbrauch und Schikanen sind Tür und Tor geöffnet, weil niemand die Maßnahmen des Constable in Frage stellt. Lachlan Mackenzie treibt Roddys Vater John mit einer Serie von Schikanen in die Enge und nimmt ihm mit dem vom Gutsverwalter unterzeichneten Räumungsbescheid die Existenzgrundlage. Roddy will seinen Vater von den durch den Constable verursachten Widrigkeiten befreien.
Burnet kritisiert das ungerechte Feudalsystem, in dem die reichen Grundbesitzer die Kleinbauern gnadenlos ausbeuteten. Diese konnten trotz harter Arbeit kaum ihre Familien ernähren, oft den Pachtzins nicht zahlen und mussten darüber hinaus noch unbezahlte Arbeit für den Gutsbesitzer oder die Gemeinde leisten. Auch die Kirche kommt bei Burnet nicht gut weg. Der presbyterianische Geistliche leistet weder praktische Hilfe in der Not noch bietet er geistlichen Beistand. Was den primitiven Bauern widerfährt, ist für ihn nichts weiter als die verdiente Strafe für ihre Sünden.
Mir hat der sprachlich anspruchsvolle Roman, der kein Thriller ist, sondern ein Roman über ein Verbrechen und eine Sozialstudie, vor allem durch seine raffinierte Konstruktion sehr gut gefallen. Die Geschichte präsentiert sich als Sammlung von Dokumenten zum Fall Roderick Macrae und ist doch ein Spiel mit Wahrheit und Fiktion bis hin zum angeblichen Vorfahr mit dem Namen des Autors, der dem Roman scheinbar Authentizität verleiht. Das Ergebnis dieser Konstruktion ist eine Vielfalt von teils widersprüchlichen Aussagen von unzuverlässigen Erzählern, ein Puzzle, das der Leser selbst zusammensetzen und deuten muss. Ein großartiges Buch!

4 Der einzige Ausweg

von , am 09.02.2017

Der grausige Titel des Buches sollte nicht von der Lektüre abschrecken. Allerdings darf man auch nicht unbedingt einen Thriller erwarten, sondern eher die kriminalpsychologische Aufarbeitung eines Dreifachmordes.

Schottland im August 1869: Der siebzehnjährige Roderick Macrae ermordet im abgelegenen und verschlafenen Bauerndorf Culduie seinen Nachbarn, den tyrannischen Constable Lachlan Mackenzie, dessen fünfzehnjährige Tochter und den dreijährigen Sohn. Nach diesem grausamen Blutbad lässt Roderick sich widerstandslos verhaften, leugnet die Tat nicht, zeigt aber auch keine Reue. Welche Gründe und Ursachen haben zu dieser schrecklichen Tat geführt? Im Gefängnis beginnt Roddy auf Anraten seines Anwalts Mr. Sinclair, der Roderick wohlgesonnen ist, sein Leben niederzuschreiben. Dabei bemerkt man als Leser die Intelligenz und große Sprachgewandtheit des 17-Jährigen. Wie passen diese Begabungen zu dem Sohn eines armen Bauern, der für ein paar Jahre die dörfliche Schule besucht hat und ansonsten nur auf den Feldern des gepachteten Landes geschuftet hat, um die Familie mitzuernähren?
Graeme Macrae Burnet lässt in der ersten Hälfte des Romans hauptsächlich Roderick selbst zu Wort kommen, sodass man als Leser großes Mitleid für ihn und seine Familie empfindet. Seine Schilderungen werden durch Zeugenaussagen von Nachbarn, Dorfbewohnern, dem Pfarrer und dem Schulmeister ergänzt. So wird nach und nach deutlich, warum Roderick in der Ermordung des Constables Lachlan Mackenzie den einzig möglichen Ausweg sieht.
Im zweiten Teil werden psychologische Gutachten, Aufzeichnungen aus Gerichtsprotokollen und Zeitungsberichte über Rodericks Prozess mit fiktiven Passagen verknüpft. Interessant, aber auch schockierend sind dabei die Erkenntnisse der Kriminalpsychologen, die z.B. einen Verbrecher an seinen körperlichen Merkmalen nachweisen wollen.
Ein interessantes und lesenswertes Buch, düster und spannend, aber in meinen Augen kein Thriller.

4 Ungewöhnliches Projekt

von (Lemwerder), am 09.02.2017

Dieser Roman ist ein Ausflug in die jüngere schottische Geschichte.

Eine ungewöhnliche Idee des Autors. Es fängt mit einem Vorwort an, in dem der Autor erklärt, wie er zu der Geschichte kam.
Dann gibt es Einschätzungen einiger Einwohner, die Roderick kannten und ihn unterschiedlich beschreiben
Jetzt kommt Roderiks Manuskript.
Dieser Lebensbericht ist eigentlich mehr als nur ein Bericht über einen Kriminalfall. Durch den frühen Tod der Mutter wird es zu einer tragischen Familiengeschichte.
Roderick Macrae ist ein intelligenter Junge, auch sensibel. Das lässt ihn die Härten des teilweise armseligen Lebens in den Highlands besonders bewusst wahrnehmen. Etwaige Chance, wie die Förderung seines Lehrers, kann er nicht ergreifen, weil sein Vater dagegen war.
Auch die Liebe zu Flora, des Nachbarn Tochter, ist aussichtslos.

Später kommen weitere Erzähler in diversen Berichten im Zusammenhang mit dem Prozess ins spiel und schließlich der lange Abschnitt des Prozess selbst. Das Buch liest sich spannend.

Graeme Macrae Burnet ist ein Schriftsteller, der einen guten, kraftvollen Stil besitzt.

5 Mehr als nur ein Histokrimi

von (Deutschland), am 08.02.2017

Sein blutiges Projekt ist kein gewöhnlicher Histokrimi, wie man aufgrund der Buchbeschreibung denken könnte.
Schließlich stand der Roman auf der Shortlist des Man Booker Prize und da befinden sich anspruchsvolle Bücher, die oft gesellschaftlich relevante Themen hat. Ich finde, dass sich Graeme Macrae Burnets Buch zurecht in dieser Umgebung befindet.

In der überwiegend neutralen Betrachtungsweise wird auch eine gehörige Spur Sozialkritik deutlich.

Ganz klar wird mir nicht, ob es den Fall Roderick Macrae wirklich gab oder ob es sich hierbei um ein Spiel um Fakt und Fiktion handelt. Ich bezweifle, dass die vielen Berichte echt sind, authentisch wirken sie aber auf jedem Fall.
Die Qualität des Textes ist zudem, dass man während des Lesens kaum etwas in Frage stellt, da man von der Handlung völlig gefesselt ist.

Das Schottland des 19 Jahrhundert wird in Sprache und Lebensbedingungen glaubhaft vermittelt. Auch die Figuren wirken realistisch. Als Leser entwickelt man Verständnis für die Hauptfigur, wobei der Autor es vermeidet sich festzulegen, inwieweit Roddy zu seiner Tat getrieben wurde und wie weit er verantwortlich ist. Er hatte Talente und möglicherweise hätte er sich woanders weiter entwickeln können. Sein Lehrer glaubte an ihn. Daher ist seine blutige Tat auch für ihn selbst eine überaus tragische.
Neben Roddys eigenen Bericht gibt es auch weitere Erzählstimmen, die durch Berichte und Zeugenaussagen eingebunden werden. Höhepunkt des Buches ist dann der lange Prozess, in der Roddys Schuldfähigkeit verhandelt wird. Es geht um sein Leben. Die Todesstrafe droht und im 19.Jahrhundert gab es noch keine Möglichkeit, Revision gegen ein Urteil einzulegen.
Roddys Anwalt legt sich ins Zeug.

Der Autor hat die Fähigkeit, deutliche Bilder im Kopf seiner Leser zu erzeugen. Die Gerichtsverhandlung konnte ich mir ebenso gut vorstellen wie das harte und karge Leben im schottischen Dorf. Die Szene mit Roddy und dem verletzten Schafbock, den er von seinen Leiden erlöste ist ein weiteres Beispiel für die literarische Eindringlichkeit, die Graeme Macrae Burnet vermittelt. Dieser Autor ist eine Neuentdeckung! Hoffentlich wird sein erster Roman „The Disappearance of Adèle Bedeau“ auch noch auf Deutsch erscheinen.

4 Gute historische Kriminalstudie - aber ganz sicher kein Thriller

von , am 05.02.2017

Literarischer Thriller, psychologischer Thriller, raffinierter Thriller - wow, das muss ja ein Superthriller sein, wenn die Umschlagseiten dieses Buch mit solchen Begriffen gepflastert sind. Mein Fazit hierzu schon mal vorweg: Ja, es ist spannend, aber ganz sicher kein Thriller. Laut Wiki ist dieses Genre gekennzeichnet durch ein beständiges Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung, wovon in diesem Buch nicht viel zu merken ist.
Der Fall ist von Beginn an klar: Der 17jährige Roderick Macrae bringt drei Menschen um, was er auch ohne Zögern gesteht. Schriftlich hält er in der Haft fest, wie es dazu kam, ergänzt durch ärztliche Gutachten und der Prozessbeschreibung.
Neben den Geschehnissen, die zu den Morden führten, beschreibt der Täter detailliert das Leben in einem kleinen schottischen Dorf im 19. Jahrhundert. Es ist ein armseliges Dasein, die Menschen sind als Pächter mehr oder weniger Leibeigene des Gutsherrn und erwirtschaften eher schlecht als recht ihren eigenen Unterhalt. Sie sind der Wilkür der Herrschenden ausgeliefert und missbraucht einer seine Macht, gibt es keinen Widerstand - das Schicksal ist gottgegeben und nicht zu ändern. Gleichmütig schildert Roderick, wie seine Familie den Launen des Constable (einer Art Aufseher) ausgeliefert war und in stummer Resignation alles hinnahm, da selbst das kleinste Aufbegehren umgehend drakonische Strafmaßnahmen nach sich zog und schon im voraus klar war, dass es keinen Erfolg hatte.
Auch die ärztlichen Berichte sind erschütternd, denn sie zeigen überdeutlich die Arroganz der bürgerlichen Klasse gegenüber der armen Landbevölkerung. Zudem erhält man einen Einblick in die Anfänge der Kriminalpsychologie, wonach die meisten Kriminellen schon als Verbrecher geboren werden ('Verbrecherrasse'), was sich auch in vielerlei Anomalien und Missbildungen zeigt wie beispielsweise Taubheit, Blindheit, Klumpfüße usw.. Kaum vorstellbar, dass das Alles erst 150 Jahre her ist.
Dieses Buch ist nicht nur die Schilderung eines Kriminalfalles und der Anfänge der Kriminalpsychologie, sondern auch ein detailliertes, düsteres Sittengemälde einer Zeit, die wohl kaum jemand kennt. Spannend, ein Thriller jedoch ist es nicht.

4 Super – mit kleinen Längen

von (Dresden), am 31.01.2017

Roderick (Roddy) Macrae sitzt im Gefängnis. Er ist 17 Jahre alt und stammt aus einem 9-Häuser-Ort an der Küste Schottlands. Er ist Sohn eines armen Bauern und hat drei Menschen umgebracht, darunter den Constable, einer Art Ortsvorsteher. Sein Verteidiger versucht, Roddy als geisteskrank hinzustellen, um sein Leben zu retten…

Das Buch ist als Thriller angekündigt, für mich war es keiner. Allerdings kann ich auch nicht wirklich sagen, in was ich es einordnen sollte. Auch der Titel hat mich lange Zeit sehr irritiert und erst ziemlich zum Schluss des Buches gibt es eine Erklärung dafür.
Inhaltlich fand ich das Buch über weite Strecken einfach super. Es beginnt mit den Aussagen einiger Dorfbewohner über Roddy, schon hier merkt man die sehr weit geteilten Meinungen und Beurteilungen. Dann geht es weiter mit einem Bericht von Roddy selbst, den er im Gefängnis auf Anraten seines Verteidigers schreibt. Dieser Teil hat mir am besten gefallen. Obwohl man weiß, wie es ausgeht, birgt er eine große Spannung in sich und steuert mehr und mehr dem Höhepunkt zu. Die Beschreibung des einfachen Lebens der armen Menschen, aber auch der möglichen Macht und des Mißbrauchs einiger ist gut beschrieben. Anfangs hatte ich noch das Gefühl, es könnte eine wahre Geschichte sein. Doch irgendwann hat mich das alles so in den Bann gezogen, dass ich nicht mehr wissen wollte, ob es wahr oder erfunden ist.
Das Buch endet mit den Berichten der Ärzte und mit der Verhandlung vor dem Gericht. Dieser Teil hat für mich die Spannung sehr gedrückt, obwohl es natürlich darum ging, ob Roddy hängt oder nicht (wobei nicht hängen lebenslang Gefängnis bedeutet). Aber im Vergleich zum eigentlichen Bericht fand ich diesen Teil etwas langatmig und auch ein wenig langweilig. Hier hätte ich mir einige Straffungen gewünscht. Doch da das nur einen kleinen Teil des Buches betrifft, kann ich insgesamt eine Leseempfehlung geben.
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