Savoir-vivre (eBook)

Leben wie eine Französin
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
222 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-73689-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Savoir-vivre -  Murielle Rousseau
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Savoir vivre ist ein charmanter Spaziergang durch das Leben in Frankreich. Murielle Rousseau nimmt die französische Lebensart unter die Lupe und streift dabei auch humorvoll die gängigen Klischees. Die Französin plaudert aus dem Nähkästchen, erzählt Geschichten und Erlebnisse aus dem Alltag und aus der eigenen Familie ...

Verspielt, warmherzig und nonchalant. Kleine kulturelle Glücksmomente über das gesellige Beisammensein inklusive, wie auch typische mit Genuss zelebrierte lukullische Rituale, die die Lust am Leben beschreiben. Ein schönes, kenntnisreiches und wunderschön illustriertes Buch, das manchen Aha-Effekt bereithält.



<p>Murielle Rousseau<strong>, </strong>geboren<b> </b>1966, ist in Paris aufgewachsen. Nach dem Studium der Romanistik und Germanistik Stationen bei verschiedenen Verlagen. Heute ist sie Inhaberin einer Agentur f&uuml;r Pressearbeit. Sie ver&ouml;ffentlichte literarische Kochb&uuml;cher zur franz&ouml;sischen K&uuml;che, die mehrfach ausgezeichnet wurden, und geh&ouml;rt zum Team der TV-K&ouml;che der ARD. Murielle Rousseau ist Mutter zweier Kinder und lebt mit ihrer Familie in Freiburg.</p>

Murielle Rousseau, geboren 1966, ist in Paris aufgewachsen. Nach dem Studium der Romanistik und Germanistik Stationen bei verschiedenen Verlagen. Heute ist sie Inhaberin einer Agentur für Pressearbeit. Sie veröffentlichte literarische Kochbücher zur französischen Küche, die mehrfach ausgezeichnet wurden, und gehört zum Team der TV-Köche der ARD. Murielle Rousseau ist Mutter zweier Kinder und lebt mit ihrer Familie in Freiburg. Isabel Pin, geboren 1975 in Versailles, ist Kinderbuchillustratorin und -autorin. Ihr Werk wurde im In- und Ausland vielfach ausgestellt und ausgezeichnet, sie war als Dozentin für Illustration an verschiedenen Hochschulen tätig, und ihre Bücher sind in über zwanzig Ländern erschienen. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in Berlin.

A


ACADÉMIE FRANÇAISE


Wir Franzosen lieben unsere Sprache und unser Land, unsere Kultur und unsere Literatur so sehr, dass wir ihnen seit Jahrhunderten eine eigene Institution widmen, die Kriegen und Revolutionen getrotzt hat und immer noch besteht. So etwas wie die Académie française gibt es in keinem anderen Land der Welt. Frankreich leistet sich diese Akademie mitten im Herzen von Paris seit über 300 Jahren. Diese würdevolle Institution dient der Wahrung, man könnte sogar sagen der Verteidigung der französischen Sprache. Generationen großer Geister arbeiten an einem Wörterbuch, einer Grammatik und ähnlichen Werken. Ihre vierzig auf Lebenszeit gewählten Mitglieder, meist hochbetagte Geisteswissenschaftler, Literaten, Philosophen, manche Nobelpreisträger, treffen in ihren wöchentlichen nichtöffentlichen Sitzungen Entscheidungen zur Erhaltung der Reinheit der französischen Sprache oder fällen Urteile über geläufige Redensarten. Als Zeichen ihrer Zugehörigkeit tragen sie mit grünen und goldenen Fäden bestickte Roben, Mäntel, Säbel und Medaillen. Die Robe ist eigentlich blau-schwarz und trägt den Namen habit vert nur wegen der aufwendigen Stickereien. Entworfen werden die Roben übrigens von Dior, Lanvin oder Cardin.

Manche der in der Akademie geführten Reden und Diskussionen zur Sprache dringen an die Öffentlichkeit, doch die Académie française erscheint eher wie eine uneinnehmbare Festung, zu der Fremde keinen Zutritt haben. Ihre Mitglieder werden als immortels bezeichnet, »Unsterbliche«. Einmal gewählt, bleiben sie Mitglieder bis zu ihrem Lebensende. Oder wirkt die Académie so abweisend wegen der komplizierten, undurchschaubaren Regeln, der Riten, wie der des nummerierten Stuhls, der jedem Mitglied zugeteilt wird und noch eine Weile leer bleibt, nachdem das Mitglied gestorben ist?

Meine Geschichte mit der Académie française beginnt mit einem Fisch. So »unsterblich« gab sich das Mitglied auf dem Stuhl Nr. 22, der Autor Julien Green, nämlich nicht. Green lud mich zu sich zum Essen ein. Seine Einladung verdankte ich einer bis dahin unbekannten Novelle, Dionysos. Diese hatte in den Tiefen von Greens Schublade gelegen, und ich hatte es geschafft, dass der kleine literarische Verlag, in dem ich damals arbeitete, sie veröffentlichen durfte. So schlecht schien ich meine Lektoratsaufgaben also trotz Unerfahrenheit nicht erledigt zu haben, denn als Dank flatterte ebendiese Einladung ins Haus. Pünktlich zur Mittagszeit betätigte ich an der Tür des noblen Pariser Hauses die goldene Klingel, und Green empfing mich mit offenen Armen. Sofort vergaß ich im Gespräch, wo ich eigentlich war, blendete das beeindruckende, mit schweren, roten Samtvorhängen und luxuriösen Brokattapeten ausgestattete Interieur aus, obwohl ich sehr neugierig war auf die Wohnung eines der Mitglieder der Academie Française, dieser alten, verstaubten Dame unter den französischen Institutionen.

Die Bitte, doch gleich nach dem gemeinsamen Aperitif in die Küche zu kommen und dort mit anzupacken, fasste ich als Vertrauensbeweis auf. Oder war es eher der Versuch, mich von den dunklen Vitrinen voller wertvoller und seltener Erstausgaben fortzulocken, die meine Aufmerksamkeit fesselten? Die nach Geburtsdatum der Autoren sortierte Bibliothek beeindruckt mich noch heute. Welcher Kontrast zur Küche und dem alten Tisch, auf dem ein sicher 80 Zentimeter langer Fisch lag, der noch gewürzt werden musste. Diese Aufgabe fiel mir zu, was unserer Unterhaltung über die 1635 von Richelieu offiziell gegründete Académie das gewisse Etwas verlieh. Inmitten von Knoblauch und Zitronen sprachen wir über die Aufgaben der Académie zur Überwachung der Reinheit der Sprache, über die donnerstäglichen Sitzungen im Palais Mazarin, die akademischen Diskurse der hochgelehrten hommes und seit den 80er Jahren auch femmes de lettres, de culture, de politique oder des sciences. Während wir Rosmarin und grobes Meersalz in den glitschigen Bauch des Fisches füllten, wies Green mich auf die goldenen und grünen Olivenzweige auf den Roben hin, die gemeinsam mit dem Académie-Schwert den Unsterblichen die nötige Autorität verleihen. Das Schwert haben wir nicht benutzt, um den frisch aus dem Ofen servierten Fisch zu filetieren, obwohl es gut gepasst hätte. Es duftete nach Kräutern und Gewürzen, die wir, versunken in unsere Unterhaltung, benutzt hatten. Es schmeckte wunderbar. Das war Gastfreundschaft par excellence von einem Mitglied der Académie française, das bei seiner Antrittsrede im Jahr 1972 »Quelle belle langue! Messieurs — damals gab es keine Frauen — c'est à nous de la défendre!«, gerufen hatte. Ich weiß nicht, ob dies dem Autor im Kreise seiner Kollegen so gut gelungen ist, denn manche Rechtschreibreform, Einführung weiblicher Berufsbezeichnungen oder Anglizismen haben sie letztlich nicht verhindern können. Doch schön sind die Ehrwürdigen anzusehen und anzuhören, wenn sie auftreten, Redensarten und Wörter offiziell annehmen oder ablehnen, Sprachticks oder Lächerlichkeiten im zeitgenössischen Französisch beobachten und beurteilen. Wenn ich im Viertel an der Rive gauche spazieren gehe, unweit des Pont Neuf am Quai Conti, dann denke ich gern an den fauteuil Nr. 22 und den schmackhaften Ofenfisch zurück — und es kommt mir vor, als wären sie beide aus einem Roman.

LES ACCENTS


Akzente und andere Eigentümlichkeiten des französischen Alphabets

Es ist doch verrückt, wie so ein kleines Zeichen alles verändern kann. Ein accent grave oder accent aigu, gar ein accent circonflexe — und schon hört sich ein »e« oder ein »a« ganz anders an. Ein ç —, das kleine winzige »z« unter dem »c«, die Cedille, und schon spricht sich das Wort anders aus. Sehr selten — wie in den Wörtern Noël oder haïr — benutzt man das Trema, zwei lustige Punkte über dem »e« oder »i«. Weglassen kann man die accents nicht, obwohl sie manchmal, wie beim accent circonflexe, keine wirkliche Bedeutung haben und ein Relikt aus alten Zeiten sind. Doch die Académie française meint: Unbedingt behalten. Na, so mächtig sind sie dann doch nicht, die accents, denn ohne Buchstaben sind sie nichts!

Wenn es nur das wäre — doch Französischlernende quälen sich auch noch mit den Apostrophen, die wir Franzosen lieben. Damit kann man wunderbar Buchstaben weglassen. L'horloge statt la horloge, praktisch. Liebend gerne verwenden wir den Bindestrich — dabei geht es doch sehr gut auch ohne, wie das Deutsche zeigt. Und dann gibt es noch zwei, die sich so nah sind, dass sie aneinanderkleben: das »o« und das »e«, in der Kombination beider Vokale entsteht »œ«.

Accent aigu: von links unten nach rechts oben

Accent grave: von rechts unten nach links oben

Accent circonflexe: sieht aus wie ein kleines Dach

ACCORDÉON


Akkordeon

Da stand sie, alt und steinern, mit Geranien an den Fenstern, die alte Dorfkirche. Wir hatten zur Vorbereitung der Hochzeit meines Bruders die knarrenden Holzbänke mit Bienenwachs behandelt, die Terrakotta-Steinplatten weiträumig gefegt, den Altar mit weißen Feldblumen geschmückt und auf Anraten des Pfarrers aufgepasst, dass das Jesuskreuz uns dabei nicht auf den Kopf fiel — es war nämlich wackelig. O Gott, dachten wir, das fängt ja gut an, wenn schon der Jesus wackelt …

An der Kirchentür stand ein Freund mit seinem Akkordeon und einem Béret auf dem Kopf und empfing uns mit seiner unwiderstehlichen französischen Chanson-Musik. Wir hatten ihn bestellt, den Auszug aus der Kirche musikalisch zu...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2017
Illustrationen Isabel Pin
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sonstiges Geschenkbücher
Schlagworte Bildband • Frankreich • Geschenkbuch • Geschenke für Frauen • Illustrationen • illustriert • insel taschenbuch 4598 • Isabel Pin • IT 4598 • IT4598 • Lebensart • Lebenskunst • lifestyle • Paris • Reiseführer • Reisen • Styleguide
ISBN-10 3-458-73689-1 / 3458736891
ISBN-13 978-3-458-73689-9 / 9783458736899
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