Das Kind der Stürme & Die Erben von Sevenwaters (eBook)

Zwei Fantasy Romane in einem Band (3 und 4)
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
1312 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45109-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Kind der Stürme & Die Erben von Sevenwaters -  Juliet Marillier
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Band Drei und Vier der erfolgreichen »Sevenwaters-Saga« von Juliet Marillier jetzt in einem Band! »Das Kind der Stürme« Die junge Fainne ist abgeschieden von anderen Menschen aufgezogen worden und zu einer mächtigen Zauberin herangewachsen. Doch nun muss sie nach Sevenwaters, die Heimat ihrer Mutter zurückkehren, um eine grausame Prophezeiung wahr werden zu lassen. Fainne könnte sich widersetzen - doch der Preis dafür ist das Leben deren, die sie liebt ... »Die Erben von Sevenwaters« Irland im 9. Jahrhundert: Clodagh, die dritte Tochter der Herren von Sevenwaters, ist ein ruhiges Leben vorherbestimmt. Doch dann wird ihr kleiner Bruder entführt. In seiner Wiege findet man einen Wechselbalg, ein magisches Geschöpf aus Zweigen und Moos. Dies kann nur eins bedeuten: Das alte Feenvolk, das schon so oft in die Geschicke von Sevenwaters eingegriffen hat, ist zurückgekehrt. Clodagh muss sich auf eine gefahrvolle Reise begeben, um Finbar zu befreien. Dabei trifft sie auf einen mysteriösen Fremden, der ungeahnte Gefühle in ihr weckt - aber kann sie ihm trauen?

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

Kapitel 1


Sie kamen jeden Sommer. Mit Hilfe von Himmel und Erde, von Sonne und Stein zählte ich die Tage. Ich stieg hinauf zum Kreis heiliger Steine, setzte mich dort vor den Felsen, den ich den Wächter nannte, spürte seine Wärme im Rücken und sah zu, wie die Kaninchen im Zwielicht herauskamen und an den wenigen Gräsern knabberten, die sie auf diesem unfruchtbaren Hügel finden konnten. Im Westen ging die Sonne unter, eine orangefarbene Feuerkugel, die hinter den Hügeln in die unergründlichen Tiefen des Meeres sank. Ihr schwächer werdendes Licht zeichnete die Umrisse der Dolmen nach und warf ihre seltsamen, langgezogenen Schatten über den steinigen Boden vor mir. Seit ich das fahrende Volk zum ersten Mal gesehen hatte, war ich jeden Sommer hier gewesen, und ich hatte gelernt, die Zeichen zu deuten. Jeden Tag warf die untergehende Sonne die dunklen, spitzen Schatten ein wenig weiter über den Hügel im Norden. Wenn der größte Schatten auf meine Zehen fiel, wenn ich in der Mitte des Kreises saß, war die Zeit gekommen. Am nächsten Tag würde ich zum Weg gehen und dort Wache halten, denn dann würden sie kommen.

Es lag ein Muster darin. Es gab überall Muster zu erkennen, wenn man wusste, wo man nach ihnen Ausschau halten sollte. Mein Vater hatte mir das beigebracht. Die eigentliche Kunst bestand darin, selbst außerhalb dieser Muster zu bleiben und sich nicht in ihnen zu verfangen. Es war ein Fehler, zu glauben, dass man dazugehörte. Die von unserer Art konnten nie dazugehören. Auch das lernte ich von ihm.

Für gewöhnlich wartete ich dort am Weg hinter einem Wacholderbusch, reglos wie ein Kind aus Stein. Bald schon konnte ich Hufschlag und das Knarren von Wagenrädern hören, und dann sah ich einen oder zwei Jungen auf ihren Ponys, die voranritten und nach möglichen Schwierigkeiten Ausschau hielten. Bis sie den Hügel und die Stelle erreicht hatten, wo ich mich versteckte, hatten sie ihre Wachsamkeit bereits aufgegeben und witzelten und lachten nur noch, denn nun waren sie schon nahe am Lagerplatz und freuten sich auf einen Sommer mit gutem Fischfang und relativer Ruhe, eine Zeit, in der sie ihre Habe reparieren und neue Waren herstellen konnten. Ihr Sommerlager hier an der Bucht war wahrscheinlich alles an Heimat und Sesshaftigkeit, was das fahrende Volk je erlebte.

Den Jungen auf den Ponys folgten ein oder zwei Wagen, auf denen die älteren Männer und die Frauen saßen, und die Kinder hockten oben auf der Ladung oder rannten neben dem Wagen her. Danny Walker fuhr einen dieser Wagen, seine Frau Peg den anderen. Der Rest folgte zu Fuß, ihre Schals und Halstücher und Schultertücher die einzigen Farbflecken in dem Braun und Grau der Landschaft, denn es war unfruchtbar hier oben, sogar im Frühsommer. Ich beobachtete sie aus meinem Versteck heraus und regte mich nicht. Und schließlich kamen noch mehr Jungen, die auf Ponys saßen oder sie führten. Das war der beste Augenblick des Sommers: Die erste Gelegenheit, Darragh wiederzusehen, der klein und stolz auf seinem kräftigen Grauen saß. Nach dem Winter oben im Norden war er für gewöhnlich blass, und er beobachtete seine Schutzbefohlenen forschend und stets aufmerksam, falls einer versuchen sollte auszureißen. Sie hatten ihren eigenen Kopf, diese Hügelponys, bis sie richtig eingeritten waren. Diese neue Herde würde im Lauf des Sommers ausgebildet und verkauft werden, wenn das fahrende Volk wieder nach Norden zog.

Nicht einmal mit einem Blinzeln verriet ich meine Anwesenheit. Aber Darragh wusste trotzdem immer, dass ich dort war. Er schaute zur Seite, zwinkerte mit seinen braunen Augen und grinste kurz, so dass niemand es sehen konnte, nur ich in meinem Versteck am Wegesrand. Dann waren sie auch schon vorbei und zogen weiter zu ihrem Sommerlager, und ich machte mich auf den Heimweg, huschte über den Hügel und die Landenge zur Honigwabe, wo wir wohnten, mein Vater und ich.

Vater hatte es nicht gern, wenn ich draußen war. Aber er schränkte mich auch nicht ein. Es war wirkungsvoller, sagte er, wenn ich meine eigenen Regeln aufstellte. Und auch unser Handwerk war ein strenger Lehrherr. Ich entdeckte schon bald, dass es keine Zeit für Freunde ließ, keine Zeit zum Spielen, zum Schwimmen oder Fischen oder Von-den-Felsen-Springen, wie es die anderen Kinder taten. Es gab viel zu lernen. Und wenn Vater zu viel zu tun hatte, um mich unterrichten zu können, verbrachte ich meine Zeit damit, zu üben. Die einzigen Regeln waren die unausgesprochenen. Und außerdem hätte ich ohnehin nicht weit laufen können, nicht mit meinem Fuß.

Ich verstand, dass für die von unserer Art nur das Handwerk zählte. Aber Darragh war uneingeladen in mein Leben gekommen, und nachdem er erst einmal da war, wurde er mein Sommergefährte und mein bester Freund – mein einziger Freund, um ehrlich zu sein. Ich hatte Angst vor den anderen Kindern und konnte mir kaum vorstellen, mich ihren lebhaften Spielen anzuschließen, und sie wiederum gingen mir aus dem Weg. Vielleicht war es Angst, vielleicht etwas anderes. Ich wusste, dass ich schlauer war als sie. Ich wusste, dass ich mit ihnen machen konnte, was ich wollte, falls ich das denn wollte. Und dennoch, wenn ich mein Spiegelbild im Wasser ansah und an die Jungen und Mädchen dachte, die ich gesehen hatte, wie sie schreiend über den Sand liefen oder angelnd auf den Felsen saßen oder mit ihren Vätern und Müttern Netze flickten, dann wünschte ich mir aus ganzem Herzen, eins dieser Kinder zu sein und nicht ich selbst. Ich wünschte, ich wäre eines der Mädchen vom fahrenden Volk, mit einem roten Halstuch und einem Schultertuch mit langen Fransen, so dass ich oben auf dem Wagen sitzen und im Herbst davonreiten konnte, in das weit entfernte Land im Norden.

Wir hatten einen Platz, eine geheime Stelle auf halbem Weg hügelabwärts hinter großen Felsen, von der aus man nach Südwesten schauen konnte. Unter uns ragte das steile, felsige Kap der Honigwabe ins Meer. Innerhalb der Honigwabe befand sich ein kompliziertes Netz aus Höhlen und Kammern und verborgenen Wegen, ein angemessenes Zuhause für einen Mann wie meinen Vater. Hinter uns erstreckte sich der Hügel, auf dessen Kuppe der Steinkreis stand, und von dort aus zog sich das Land wieder abwärts bis zum Weg. Dahinter lag Kerry, und noch weiter entfernt gab es Orte, deren Namen ich nicht kannte. Aber Darragh kannte sie, und Darragh erzählte mir von ihnen, während er Treibholz ordentlich für ein Feuer aufschichtete und Feuerstein und Zündspäne herausholte und ich einen kleinen Beutel mit getrockneten Kräutern für unseren Tee bereitlegte. Er erzählte mir von Seen und Wäldern, von steilen, zerklüfteten Schluchten und sanften, nebligen Tälern. Er beschrieb, dass die Nordmänner, deren Überfälle an der Küste so gefürchtet waren, sich dort niedergelassen und irische Frauen geheiratet hatten und mit ihnen Kinder bekamen, die weder das eine noch das andere waren. Und mit aufgeregt blitzenden Augen berichtete er von dem großen Pferdemarkt im Norden. Er versank vollkommen in seinen Worten und den Gesten seiner mageren Hände, und seine Stimme wurde vor Begeisterung immer lauter, so dass er ganz vergaß, dass er eigentlich das kleine Feuer hatte entzünden wollen. Also tat ich es selbst, zeigte auf das Holz und beschwor eine Flamme herauf. Das Treibholz fing sofort an zu brennen, und unser kleiner Topf mit Wasser wurde rasch wärmer. Darragh schwieg plötzlich.

»Erzähl weiter«, sagte ich. »Hat der alte Mann das Pony nun gekauft oder nicht?«

Aber Darragh hatte die dunklen Brauen missbilligend zusammengezogen. »Das solltest du lieber nicht tun«, sagte er.

»Was?«

»Das Feuer auf diese Weise anzünden. Mit Zauberei. Nicht, wenn du es nicht unbedingt musst. Was hast du gegen Feuerstein und Zündspäne? Ich hätte es schon erledigt.«

»Warum denn? Ich kann es schneller.« Ich warf eine Handvoll getrockneter Kräuter in den Topf. Der Duft stieg in die kühle Luft auf.

»Nein, du solltest es nicht tun. Nicht, wenn es nicht notwendig ist.« Er konnte es nicht weiter erklären, aber sein Wortschwall war abrupt abgebrochen, und wir kochten unseren Tee und tranken ihn schweigend, während die Meeresvögel über uns kreisten und schrien.

Die Sommer waren voll solcher Tage. Wenn Darragh nicht mit den Pferden arbeiten oder im Lager helfen musste, suchte er nach mir, und zusammen erforschten wir die felsigen Hügel, die Pfade an der Küste, die verborgenen Buchten und geheimen Höhlen. Er brachte mir bei, wie man mit einer ruhigen Hand und einer einzelnen Schnur angelt. Ich lehrte ihn, aus den Schatten, die sich auf der Hügelkuppe bewegten, zu erkennen, was für ein Tag es war. Wenn es regnete – und das geschah natürlich auch im Sommer –, saßen wir im Schutz einer kleinen Höhle drunten am Fuß der Landbrücke, die die Honigwabe mit der Küste verband, einem Ort, der sich beinahe unter der Erde befand, aber nicht ganz, denn das Tageslicht fiel von oben herein und färbte den sandigen Boden in einem zarten Graublau. An diesem Ort fühlte ich mich immer sicher. Hier begegneten sich Himmel, Erde und Meer und berührten einander, um sich wieder zu trennen, und das Geräusch der kleinen Wellen, die an diesen unterirdischen Strand schlugen, war wie ein Seufzen, gleichzeitig Gruß und Lebewohl. Darragh sagte mir nie, ob er meine geheime Höhle mochte oder nicht. Er kam einfach mit mir dorthin, setzte sich zu mir, und wenn es nicht mehr regnete, verschwand er ohne ein Wort.

Auf dem Hügel wuchs wildes Gras, starke, biegsame Pflanzen mit einem seidigen Schimmer auf den hellgrünen Stielen. Wir nannten es Rattenschwänze, aber es hatte sicherlich auch noch einen anderen Namen. Peg und ihre Töchter waren geschickte Korbflechterinnen und benutzten dieses Gras für...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2017
Reihe/Serie Die Sevenwater-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Avalon • Druiden • Fantasy-Bücher • Fantasy-Romane • Fee • Feenvolk • High Fantasy • High-Fantasy-Bücher • historische Fantasy • Irland • Kelten • Kelten-Romane • Magie • Prophezeihung • Rache • Sevenwaters • Sevenwaters-Saga • Wechselbalg
ISBN-10 3-426-45109-3 / 3426451093
ISBN-13 978-3-426-45109-0 / 9783426451090
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