Niemals (eBook)

Thriller | »Ein sehr moderner, sehr raffinierter, sehr intelligent geplotteter Thriller. Literarisch herausragend umgesetzt. Ich bin begeistert!« Ulrich Noller, WDR 3
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
475 Seiten
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-75190-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Niemals -  Andreas Pflüger
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Jenny Aaron ist eine Polizistin mit überragenden Fähigkeiten. Und sie ist blind. Man drängt sie zur Rückkehr in die geheime Sondereinheit, in der sie früher war. Es wäre wieder ein Leben aus purem Adrenalin. Doch will sie das? Da erfährt sie, dass ihr Todfeind ihr ein gigantisches Vermögen hinterlassen hat. Aaron muss nach Marrakesch. Dort wird sie mit ihrer größten Angst konfrontiert.
Und die Hölle bricht los ...



Andreas Pfl&uuml;ger wurde 1957 in Th&uuml;ringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken z&auml;hlen Theaterst&uuml;cke, H&ouml;rspiele, Drehb&uuml;cher, Dokumentarfilme und Romane. Nach dem Spionagethriller <em>Operation Rubikon</em>, seiner preisgekr&ouml;nten Bestseller-Trilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron und <em>Ritchie Girl</em> legt Pfl&uuml;ger nun seinen sechsten Roman vor.

Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken gehören Theaterstücke, Drehbücher für Kino- und Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Niemals ist der zweite Band seiner Trilogie um die blinde Polizistin Jenny Aaron.

ROM
vor zehn Jahren


Sie hat sich den Mann, für den sie vielleicht sterben muss, größer vorgestellt. Als sie aus dem Grand Hyatt Berlin in den Nieselregen tritt, sieht sie ihn an dem James-Dean-Porsche lehnen, im Gesicht ein Lächeln wie eine Postkarte aus dem Süden. Sie geht auf ihn zu, weiß, dass er sie küssen wird. Seine Lippen sind kühl auf ihrer Wange. Er riecht nach einer scharfen Rasur und Selbstvertrauen, das kein Aftershave braucht. Allein die Sekunde, die er sie länger als nötig im Arm hält, verrät seine Überraschung, wie schön sie ist. Das genügt ihr als Kompliment.

Lässig, dass man meinen könnte, es sei eine Spritztour, fährt er zum Flughafen, und sie reden wie zwei, die sich seit Wochen nicht gesehen haben, weil sie beide wahnsinnig beschäftigt sind und sie in Rotterdam lebt. Für einen Iren ist sein Deutsch beeindruckend. Und der Charme, mit dem er an den Umlauten scheitert, macht es perfekt. Er nennt sie Sarah, wie es ihre Legende verlangt; den Namen Jenny Aaron hat er nie gehört.

Sie wissen, dass jedes Wort aufgezeichnet wird.

Aaron erzählt von einem Businesslunch mit einer vielversprechenden Berliner Bildhauerin, die sie für ihr Internet-Auktionshaus gewinnen möchte. Als sie den Checkpoint Charlie passieren und er sie von einem Freund grüßt, Benjamin, der es schade gefunden habe, dass sie gestern Abend noch nicht in der Stadt gewesen sei, zieht sie die Lippen nach und checkt im Spiegel, ob sie verfolgt werden.

7er BMW. Zwei Männer. Ziemlich dicht dran.

Auf der Kochstraße beschleunigt der Porsche.

»Liebling, fahr bitte langsamer, ich habe Kopfschmerzen.«

»Tut mir leid, Darling.«

Beruhigt sieht sie, dass der BMW überholt.

Gähnend lässt er fallen, dass er erst um eins ins Bett kam, fünf Stunden bis zum Wecker, ein Whiskey zu viel, woran natürlich Benjamin schuld gewesen sei; heute endlose Meetings, er fühle sich wie ein Boxer in der elften Runde. Nur dass seine gletschergrauen Augen glänzen, als sei er nach fünfzig Bahnen entspannt aus einem Pool gestiegen.

Aaron könnte wetten, dass er besser geschlafen hat als sie.

Dabei hätte Leon Keyes allen Grund, Angst zu haben.

Mit Mitte dreißig war er bereits Partner in der führenden Anwaltssozietät Dublins. Er wollte mehr. Keyes ging nach Singapur und lernte, wie man Geld druckt. Als er sich mit einer Wirtschaftskanzlei in Berlin niederließ, hatte er längst ein Vermögen gemacht.

Er ist Junggeselle, joggt jeden Morgen drei Runden um den Grunewaldsee, reißt in einem Glaspalast in der Friedrichstraße achtzig Wochenstunden ab, schätzt Linguini mit Salsiccia beim besten Italiener am Gendarmenmarkt und hatte keine Ahnung, dass seine sämtlichen Telefone vom BKA abgehört wurden.

Man war dahintergekommen, dass er Schwarzgeld von Mandanten in Offshore-Gesellschaften auf Antigua versteckt hatte. In einem solchen Fall gibt es zwei Optionen – Festnahme oder das, was man auf dem Wiesbadener Neroberg unter einem soliden Investment versteht: abwarten und darauf setzen, dass ein smarter Kerl wie Keyes einen Termin mit einem der Top-Spieler in seinen Kalender einträgt.

Ende Juni war Zahltag. Er bekam einen Anruf aus Italien. Und der Name des Mannes, der sich dort mit ihm treffen wollte, war so groß, dass der BKA-Präsident sich sofort einen Termin beim Bundesinnenminister geben ließ.

Matteo Varga.

Capo dei Capi der Camorra. Auf den Fahndungslisten von einem Dutzend Länder.

Er lud Leon Keyes übers Wochenende nach Rom ein, um ein Geschäft mit ihm zu besprechen.

Näheres unter vier Augen.

Natürlich wusste Keyes, mit wem er es zu tun hatte. Es spricht für ihn, dass er sich Bedenkzeit ausbat. Wenig später kreuzten BKA-Fahnder in der Friedrichstraße auf und machten ihm klar, dass sein bisheriges Leben vorbei war. Der Bleistift, den Keyes in der Hand hielt, zerbrach. Eine größere Gefühlsregung gestattete er sich nicht.

Als sie hinter dem Platz der Luftbrücke auf die Stadtautobahn fahren, überprüft Aaron erneut das Make-up. Im Schminkspiegel sieht sie, dass ihnen kein Auto folgt. Aber das heißt nichts.

Keyes hält sich akkurat ans Tempolimit, und sie gibt sich begeistert, als er sagt: »Du wolltest doch die Rolling Stones einmal live sehen. Nächsten Freitag sind sie in der Waldbühne; ich kriege Backstage-Karten.«

Damit zeigt er, dass er ihre Beziehungslegende intus hat. Wie sie sich kennengelernt haben. (Eine Cocktailbar in Berlin, letztes Jahr.) Ob es ihn stört, dass sie raucht? (Gefällt ihm.) Welche Filme sie mögen. (Hitchcock, Scorsese, Fincher.) Wo sie die Woche Urlaub verbrachten. (Palm Island, Grenadinen.) Gemeinsame Freunde. (Drei.) Wie nah sie sich stehen. (So nah wie zwei, für die Arbeit besser als Sex ist.) Mag sie Opern? (Nein.) War sie schon einmal in Rom? (Oft; sie liebt alles, was aus Licht ist.) Wie ihr Rotterdamer Penthouse mit Blick über den Hafen eingerichtet ist. (Bauhaus.) Schläft sie nackt? (Pyjama.)

Einiges mehr; aber nicht zu viel, sonst verzettelt man sich. Das meiste ist nah an der Wahrheit. Eine komplett fiktive Legende lebt nicht, wirkt ausgedacht.

Aaron splittet ihren Arbeitsspeicher in einen Teil, der ständig die Umgebung scannt und jedes Auto analysiert, einen, der sich scheinbar entspannt mit Keyes unterhält, und einen dritten, der noch einmal sein Dossier memoriert.

Das BKA servierte ihm die Quittung für die kleinen Schweinereien auf Antigua. Entweder er würde mit ihnen zusammenarbeiten oder in U-Haft kommen.

Keyes entschied sich, seinen Porsche vorerst zu behalten.

In Rom empfing Varga ihn in seiner Stadtvilla und sagte, dass er ins deutsche Gas-Geschäft einsteigen will; ein Joint Venture mit der russischen Danilowskaja-Mafia, die es übernimmt, Manager von Gazprom gefügig zu machen. Varga benötigte einen »Priester«, der Kontakt zu den richtigen Leuten herstellt. Keyes’ Kanzlei sichert die Deutschland-Investments von Gazprom ab; er kennt jeden, der für Varga und die Danilowskaja wichtig ist.

Dreimal war er seitdem in der italienischen Hauptstadt, einmal in Neapel. Er lieferte dem BKA Informationen wie am Fließband. Zuletzt erfuhren sie, dass Varga im Oktober nach Norilsk fliegen will, um den Deal mit dem Oberhaupt der Danilowskaja zu besiegeln. Das teilten sie über ihren Moskauer Verbindungsbeamten mit dem russischen Geheimdienst FSB. Prompt wurde dort ein Haftbefehl ausgefertigt.

Alles lief wie am Schnürchen.

Bis BKA-Fahnder vor zwei Wochen einen Lolli in Keyes’ Porsche fanden, eine Wanze, die nicht von ihnen war.

Varga.

Das konnte zweierlei bedeuten: Entweder hatte er sein Hündchen an der kurzen Leine. Oder er witterte etwas. Die Hündchen-Theorie gefiel Wiesbaden viel besser.

Am folgenden Tag lud Varga Keyes zum vierten Mal ein.

Wieder nach Rom. Für heute.

Aaron las die Abschrift des Telefongesprächs. »Ein zwangloses Abendessen im kleinen Kreis«, sagte Varga. »Bringen Sie Ihre Frau oder Ihre Freundin mit – wenn Sie nicht schwul sind.«

Zwar steht es nicht in der Akte, doch Aaron weiß, worüber sie sich beim BKA die Köpfe zerbrachen.

Seitdem sie die Wanze entdeckt hatten, konnten sie nicht ausschließen, dass der Capo wusste, wem das Hündchen das Stöckchen brachte. Dann wäre Rom Keyes’ Todesurteil. Aber für den Fall, dass Varga ahnungslos war, wäre eine Absage fatal. Er würde argwöhnisch werden und nicht nach Sibirien fliegen.

Sie mussten Keyes in Rom schützen. Nur wie? Ohne offizielles Ersuchen bei den Italienern konnte das BKA dort nicht hin. Und abgesehen davon, dass die Erfolgsaussicht dafür gleich null wäre, würde die Information geradewegs bei Varga landen.

Dem BKA-Präsidenten gingen die Optionen aus.

Damit kam die Abteilung ins Spiel.

Sie gehört nicht zum BKA, steht für sich; die kleinste und geheimste Organisation der Bundesrepublik. Vierzig Männer und eine Frau übernehmen Aufträge, die für alle anderen zu heikel sind. Wie Aarons Chef Lissek zu sagen pflegt: »Wir sind die Bad Bank der deutschen Polizei.«

BKA-Präsident Palmer machte mit ihm einen langen Spaziergang an der Spree. Natürlich inoffiziell, notfalls könnte Palmer sich dumm stellen.

Lissek nahm es sportlich. Aber zur Sicherheit zeichnete er das Gespräch auf, wie er später zum Besten gab.

Da Keyes vor jedem Treffen mit dem Capo nach Waffen abgetastet wird, muss ihn jemand begleiten, der selbst die Waffe ist.

Aaron.

Auf der Stadtautobahn lädt sie Vargas Dossier in ihren Arbeitsspeicher. Das Dossier, das sie auswendig kennt, weil das Leben von Leon Keyes davon abhängen kann.

Und ihr eigenes.

Varga fängt in seinem Camorra-Clan als Laufbursche an und kämpft sich aus den Quartieri Spagnoli von Neapel kaltblütig an die Spitze. Anfangs lebt er wie sein Vorgänger vom Waffenhandel. Dann spezialisiert er sich auf ein Geschäft, das noch profitabler und zudem risikoärmer ist: die Beseitigung von Giftmüll. Über Strohmänner gründet er Reedereien, deren Schiffe unter Flaggen wie Liberia, Tonga oder Tuvalu fahren. Multinationale Konzerne lassen von Varga Altpestizide, Chemieabfälle, Asbest und radioaktiven Schlamm entsorgen und wollen nicht wissen, wo der Dreck landet. Nachdem ihm sogar Operettenregime die Fracht nicht mehr abnehmen, geht Varga dazu über, zig Schiffe auf den Weltmeeren zu versenken. Er kassiert für...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2017
Reihe/Serie Jenny Aaron
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller • Bestseller 2017 • Bestseller bücher • Blinde Ermittlerin • buch bestseller • Bücher Neuerscheinung • bücher neuerscheinungen • Deutscher Krimipreis 2018 • Deutscher Krimi Preis 2018 • Endgültig • Krimi • Krimi-Bestenliste • Krimi-Bestseller • romane bestseller 2017 • spiegel bestseller • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • ST 4940 • ST4940 • suhrkamp taschenbuch 4940 • Tatort • Thriller
ISBN-10 3-518-75190-5 / 3518751905
ISBN-13 978-3-518-75190-9 / 9783518751909
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