Friesengroll (eBook)

Ein Fall für Thamsen & Co.
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
278 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-5616-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friesengroll -  Sandra Dünschede
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Eigentlich wollte Dirk Thamsen bei seinem Klassentreffen in Niebüll nur einen fröhlichen Abend im Kreis früherer Schulkameraden verbringen und von der Polizeiarbeit abschalten. Doch die holt ihn schneller ein als erwartet: Die ehemalige Deutschlehrerin Rita Hansen liegt erdrosselt auf der Damentoilette. Thamsen ist erschüttert, leitet aber sogleich eine Ermittlung in die Wege. Schon am nächsten Morgen gibt es einen weiteren Toten. Um den Fall zu lösen, muss Thamsen, unterstützt von seinem Freund Haie, tief in die Vergangenheit eintauchen.

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/Nordfriesland und aufgewachsen in Risum-Lindholm, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman »Deichgrab«, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes als bester Kriminalroman in Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin. Seit 2011 lebt sie wieder in Hamburg, wohin es sie als waschechtes Nordlicht zurückzog.

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/Nordfriesland und aufgewachsen in Risum-Lindholm, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman »Deichgrab«, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes als bester Kriminalroman in Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin. Seit 2011 lebt sie wieder in Hamburg, wohin es sie als waschechtes Nordlicht zurückzog.

2. Kapitel


»Na, Großer, alles klar?«, begrüßte Tom seinen Sohn, als der vom Fußballspiel der E-Jugend nach Hause kam. Er hatte die abwehrenden Bewegungen Haies nicht gesehen, erkannte aber an Niklas’ Reaktion, dass seine Frage überflüssig war. Auch ohne eine Antwort konnte er erkennen, dass die Mannschaft nicht erfolgreich gewesen war.

»Ach, das wird schon«, versuchte Tom, Niklas zu trösten, der kommentarlos an ihm vorbei in sein Zimmer schlich.

»So schlimm?«, erkundigte er sich bei Haie, als der Achtjährige außer Reichweite war.

»Ach, hör mir auf«, winkte der Freund ab und ließ sich in der Küche auf einen der Stühle plumpsen.
»10 : 0 – ein Desaster!«

»Aber wie kommt das denn? Bei den letzten Spielen hat seine Mannschaft doch ganz gut dagestanden.«

Haie zuckte lediglich mit den Schultern. Auch er hatte wenig Lust, über das katastrophale Spiel zu sprechen. »Ich habe Brigitte Schuhmann getroffen«, versuchte er daher, das Thema zu wechseln.

»Brigitte wer?« Tom hob die Augenbrauen. Im Gegensatz zu Haie kannte er die Leute im Dorf nicht besonders gut, obwohl er bereits einige Jahre hier lebte. Außerdem interessierten ihn die anderen nicht besonders. Haie hingegen war in Risum geboren und aufgewachsen; verständlich, dass er mit seinen 70 Jahren beinahe jeden Bewohnern beim Namen kannte. Außerdem war Haies zweiter Vorname Neugierde.

»Na, die ist mit Dirk zur Schule gegangen. Hat sich aber nicht so gut gehalten wie unser Freund«, schmunzelte Haie.

»Aha«, kommentierte Tom den Zustand der unbekannten Frau. Er wusste von dem befreundeten Kommissar, dass er ein Klassentreffen hatte, und vermutete, dass diese Brigitte deshalb in der Gegend war. Warum sonst schien das für Haie etwas Neues? »Und was hat das mit dem Spiel zu tun?«

»Ihr Neffe war bei den Niebüllern Torjäger«, verknüpfte Haie kurz beide Themen, lenkte das Gespräch dann aber wieder auf Brigitte Schuhmann. »Solch ein Treffen ist bestimmt spannend. Ich würde meine Schulkameraden auch gern einmal wiedersehen.«

»Aber die meisten wohnen doch eh hier«, kommentierte Tom Haies Wunsch.

»Schon, aber einige sind auch weg aus dem Dorf. Vor allem die Mädels, wenn sie irgendwohin geheiratet haben.« Haie hielt einen kurzen Moment inne und hing seinen Gedanken nach. Dann seufzte er, erhob sich. »Soll ich Abendbrot machen?« Für Haie eine rhetorische Frage, denn seit die beiden Freunde zusammenwohnten, war er für den Haushalt verantwortlich. Nach dem Tod von Toms Frau Marlene hatte er wie selbstverständlich diese Rolle übernommen. Tom war zu der Zeit mit Niklas und vor allem mit sich selbst mehr als überfordert gewesen. Um dem Freund unter die Arme zu greifen, war Haie zu ihm gezogen und letztendlich geblieben, denn auch nachdem es Tom wieder besser gegangen war, hatte keiner der beiden einen Auszug Haies thematisiert.

»Aber so ein Buffet wie Thamsen kriegen wir nicht«, griente er.

»Warum organisierst du nicht solch ein Klassentreffen, wenn es dir wichtig ist?«

»Ich? Wie denn?«

»Ich könnte dir helfen«, bot Tom an, der wusste, dass Haie mit Computern und Internet nichts am Hut hatte.

»Interessieren würde es mich schon.« Haie kratzte sich am Kopf. »Die Brigitte Schuhmann war auch neugierig, was so aus den Mitschülern geworden ist. Schließlich wohnt sie mittlerweile in Freiburg, hat sie erzählt, und war daher beim letzten Treffen nicht dabei.«

»Wann hattet ihr denn euer letztes Treffen?«

»Oh, ich glaube, das ist mindestens 20 Jahre her, wenn nicht länger. Einige sind mittlerweile bestimmt verstorben.« Haie brach ab und schluckte.

»Na, siehste, höchste Zeit, ein Treffen zu organisieren.«

»Meinst du? Wir haben uns nicht immer sonderlich gut verstanden. Da gab es viel Streit, Neid und Eifersucht und so.«

»Ach, das gab es bei Dirk bestimmt auch, und trotzdem treffen die sich. Außerdem ist das alles eine Ewigkeit her und längst vergessen.«

Als Dirk den Eingang erreichte, stieß er bereits auf das erste unbekannte Gesicht. Wobei »unbekannt« nicht der richtige Ausdruck war, aber er konnte dem mittlerweile ergrauten Freund aus Schulzeiten auf den ersten Blick keinen Namen zuordnen. Dieser ihm hingegen schon, was Thamsen ein wenig verlegen machte, weil er auf die herzliche Begrüßung »Mensch, Dirk, altes Haus!« nicht angemessen reagieren konnte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er den Mann, der die Arme ausgebreitet hatte und auf ihn zutrat.

Erst als Dirk ein intensiver Aftershave-Geruch in die Nase stach, wusste er, dass es sich bei seinem Gegenüber nur um Heiko Nissen handeln konnte. Diesen Duft hatte er damals schon benutzt – sehr zum Leidwesen seiner Mitschüler, die regelmäßig in der Duftwolke Atemprobleme bekamen. Auch jetzt verspürte Thamsen ein Kratzen im Hals und löste sich flink aus der Umarmung. »Mensch, Heiko, wie geht es dir? Habe dich beinahe nicht erkannt.«

Der andere verzog beleidigt das Gesicht, grinste dann aber schnell.

»Tja, hättest halt nicht gedacht, dass aus mir mal ein seriöser Mensch wird, was?« Er klopfte Thamsen auf die Schulter und stieß ihn dabei in Richtung Eingang. »Komm, es sind schon etliche Leute da. Bist spät dran. Dachte immer, bei der Polizei lernt man Pünktlichkeit.«

Dirk verkniff sich eine Antwort und lächelte lediglich. Heiko war schon immer ein Provokateur gewesen, daran hatten auch die grauen Haare und der Bauchansatz nichts geändert. Er folgte dem Schulkameraden durch den Flur in den Saal, den man für die Abi-Feier angemietet hatte. Die Organisatoren hatten sich ordentlich Mühe gegeben und den Raum mit Luftschlangen und Ballons geschmückt. Fast wie früher auf Klassenfeten, fuhr es Dirk durch den Kopf, und er fühlte sich augenblicklich in eine andere Welt versetzt.

Selbst Jens stand an der Musikanlage. Der ehemalige Mitschüler hatte bereits damals ein Faible fürs Plattenauflegen gehabt und, soweit Dirk wusste, sein Hobby zum Beruf gemacht. Seine beinahe 60 Jahre sah man Jens nicht an, der eine enge Röhrenjeans und Turnschuhe sowie ein T-Shirt unter einer schwarzen Lederjacke trug. Tja, seufzte Dirk gedanklich, wer seinen Traum lebt, scheint jung zu bleiben.

Was war eigentlich aus seinen eigenen Träumen geworden? Ehe er dazu kam, darüber nachzusinnen und womöglich in Depressionen zu verfallen, stürmte eine Frau auf ihn zu.

»Oh, super, dass du gekommen bist!« Anja Struck fiel Thamsen regelrecht um den Hals, was ihn ein wenig verwunderte, da sie zu Schulzeiten eigentlich weniger miteinander zu tun gehabt hatten. Später hatte er Anja ab und an in der Stadt getroffen, wenn sie ihre Eltern besuchte. Aber selbst dann waren es nie so innige Begegnungen gewesen wie jetzt, was wohl an der allgemeinen Stimmung lag, die in der Luft hing. Die Wiedersehensfreude war förmlich greifbar, und Thamsen fühlte sich wie zu Schulzeiten.

»Ja, ich bin froh, dass ich es diesmal geschafft habe. Aber letztes Mal mit der Kleinen …« Er zog entschuldigend die Schultern in die Höhe. »Du weißt, wie das ist.«

Augenblicklich lief ein Schatten über Anjas Gesicht. »Ich habe keine Kinder«, entgegnete sie leise.

»Oh«, entfuhr es Dirk und er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Er wusste, was für ein sensibles Thema das war. Nicht zuletzt von seinem Freund Haie, der auch gern Kinder gehabt hätte, dem es aber nicht vergönnt gewesen war, Vater zu werden.

»Wen hast du von den anderen noch entdeckt?«, meinte er daher. Er wollte das unangenehme Fahrwasser schnell verlassen.

»Komm«, Anja zog ihn am Ärmel mit sich. Sie schien froh, nicht weiter über das Kinderthema sprechen zu müssen, und steuerte schnurstracks auf eine Gruppe Männer und Frauen zu.

»Seht mal, wen ich hier habe«, kündigte sie Thamsen an, sodass alle die Gespräche unterbrachen und ihre Augen auf ihn richteten.

»Die Polizei, dein Freund und Helfer«, entfuhr es sofort einem kleinen Mann mit Brille.

Thamsen ließ auch diese Bemerkung unkommentiert und begrüßte stattdessen jeden in der Runde mit Handschlag. Die Konstellation ähnelte sehr der zu Schulzeiten, und als Dirk sich nach der Begrüßung im Saal umschaute, bemerkte er, dass auch andere Ehemalige sich wie früher gruppiert hatten. Die »Coolen«, die Sportfreaks und natürlich die Außenseitergruppe, zu der nach wie vor Jürgen Böhm, Lars Carstensen sowie auch Wiebke Bahnsen gehörten. Schnell wandte sich Thamsen seiner Gruppe und den Gesprächen über das bisherige Leben sowie über ehemalige gemeinsame Erlebnisse zu. Er amüsierte sich gut und merkte gar nicht, wie die Zeit verging.

Überrascht zuckte er daher zusammen, als mit einem Gongschlag verkündet wurde, dass das Buffet eröffnet sei. Schnell hatte sich eine lange Schlange gebildet, in die Dirk sich gemeinsam mit Hauke Iwers einreihte, mit dem er damals zusammen in der Fußballmannschaft der Schule gespielt hatte.

»Und kickst du noch?«

»Nee.« Thamsen schüttelte den Kopf. »Habe das Joggen für mich entdeckt. Nur leider bleibt da oft nicht die Zeit zu. Job, Familie – kennst du vielleicht.«

Hauke nickte, entgegnete dann aber, dass man sich die Zeit nehmen müsse, wobei er nach einem vorgewärmten Teller griff.

Sich die Zeit nehmen, dachte Dirk, wenn das immer so einfach wäre. Manchmal hatte er das Gefühl, gar keine Zeit zu haben. Jeder zerrte an ihm: die Vorgesetzten, die Mitarbeiter, Dörte, die Kinder. Dabei hatte Hauke recht. Wenn Dirk nicht versuchte, sich etwas Zeit für sich zu nehmen, blieb er womöglich...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2018
Reihe/Serie Kommissare Thamsen, Meissner und Co.
Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dirk tamsen, Kommissar Tamsen • Dirk Thamsen • gleichgeschlechtliche Liebe • Haie • Haie Ketelsen • Klassentreffen • Kommissar Dirk Thamsen • Kommissar Thamsen • Lindholm • Mord L • Niebüll • Nordfriesland • Renter Haie Ketelsen • Risum • Risum-Lindholm • Schleswig-Holstein • tote Lehrerin
ISBN-10 3-8392-5616-X / 383925616X
ISBN-13 978-3-8392-5616-9 / 9783839256169
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