Feuereifer (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98382-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Feuereifer -  Sara Paretsky
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Der zwölfte Fall für Kultheldin Vic Warshawski! Eine ungewöhnliche Aufgabe wartet auf Privatdetektivin Vic Warshawski: Sie soll die Mädchen-Basketballmannschaft ihrer ehemaligen High School betreuen, was sich angesichts der problematischen Trainingsbedingungen als echte Herausforderung entpuppt. Vergeblich bemüht sich Vic, die Ladenkette BySmart als Sponsor zu gewinnen. Als sie das florierende Unternehmen etwas genauer unter die Lupe nimmt, stößt sie auf eine infame Intrige mit tödlichen Folgen - und schon bald ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr ...

Sara Paretsky, 1947 in Kansas geboren, gehört zu den Mitbegründerinnen der amerikanischen »Sisters of Crime« und ist eine der renommiertesten Kriminalschriftstellerinnen weltweit. Sie wählte die Stadt zu ihrem Wohnort, die bis heute eine Hauptrolle in ihren Romanen spielt: Chicago. Dort lebt auch ihre berühmte Heldin Vic Warshawski.

Sara Paretsky, 1947 in Kansas geboren, gehört zu den Mitbegründerinnen der amerikanischen "Sisters of Crime" und ist eine der renommiertesten Kriminalschriftstellerinnen weltweit. Sie wählte die Stadt zu ihrem Wohnort, die bis heute eine Hauptrolle in ihren Romanen spielt: Chicago. Dort lebt auch ihre berühmte Heldin Vic Warshawski.

Prolog


Als der orangerote Blitz aufflammte, befand ich mich auf halber Höhe der Böschung. Ich ließ mich zu Boden fallen und schützte den Kopf mit den Armen. Der Schmerz, der mir in die Schulter fuhr, war so schlimm, dass mir die Luft wegblieb.

Da lag ich nun mit dem Gesicht in Adlerfarn und irgendwelchem Müll und hechelte mit glasigen Augen wie ein Hund, bis der Schmerz so weit nachließ, dass ich mich rühren konnte. Auf allen vieren kroch ich von den Flammen weg, dann richtete ich mich halb auf und saß eine Weile ganz still. Atmete tief und langsam, um den Schmerz wegzudrängen. Schließlich berührte ich behutsam die linke Schulter. Etwas Längliches, ein Stück Metall oder Glas vom Fenster, das herausgeschossen war wie ein Pfeil. Ich versuchte, daran zu ziehen, worauf mich eine heftige Schmerzwelle erfasste und mir fast schwarz vor Augen wurde. Ich beugte mich vor und legte den Kopf auf die Knie.

Als die Welle nachließ, schaute ich zu der Fabrik hinüber. Aus dem explodierten Fenster an der Rückseite loderte ein Feuer, eine blaurote Wand, so massiv, dass ich keine einzelnen Flammen unterscheiden konnte, nur glühende Farben. Dort waren Stoffballen gelagert, die natürlich gut brannten.

Frank Zamar. Der fiel mir nun schlagartig ein. Wo hatte er sich während der Explosion aufgehalten? Ich rappelte mich mühsam auf und stolperte los.

An der Tür zerrte ich meine Dietriche raus und versuchte, das Schloss aufzukriegen, während mir vor Schmerz die Tränen übers Gesicht liefen. Erst beim dritten vergeblichen Versuch fiel mir mein Handy ein. Ich holte es aus der Tasche und rief die Feuerwehr an.

Dann mühte ich mich weiter mit dem Schloss ab, wobei ich die dünnen Metallstäbe kaum handhaben konnte. Ich versuchte, die linke Hand wenigstens zum Stützen zu benutzen, aber es gelang mir nicht, die Dinger ruhig zu halten.

Mit diesem Brand hatte ich nicht gerechnet – ich hatte mit gar nichts gerechnet, als ich hierherkam. Eigentlich war ich auf dem Heimweg nur bei Fly the Flag vorbeigefahren, weil mir irgendwas keine Ruhe ließ. Ich war schon auf der Route 41, als ich spontan beschloss, der Fabrik noch einen Besuch abzustatten. Ich wendete, fuhr auf die Escanaba und fädelte mich durch das Gewirr kleiner Straßen zur South Chicago Avenue durch. Als ich bei Fly the Flag vorbeikam, war es sechs Uhr und schon dunkel, doch auf dem Parkplatz standen noch ein paar Autos. Leute sah ich keine, aber in dieser Gegend geht selten einer zu Fuß; nur ein paar Wagen waren unterwegs, Einheimische, die in den wenigen hier verbliebenen Fabriken arbeiteten und zur nächsten Bar oder sogar nach Hause fuhren.

Ich parkte den Mustang in einer Seitenstraße und hoffte, dass ihn keiner aus Lust und Laune zerdeppern würde. Handy und Brieftasche verstaute ich in meinen Manteltaschen, dann holte ich die Dietriche aus dem Handschuhfach und schloss meine Tasche im Kofferraum ein.

Es war ein kalter, düsterer Novemberabend, was mir zugute kam, als ich die steile Böschung hinter der Fabrik hochkraxelte. Auf dieser Anhöhe verläuft die Mautstraße, oberhalb meines alten Wohnviertels. Das Dröhnen der Autos auf dem Skyway übertönte sämtliche Geräusche, die ich verursachte – inklusive dem unterdrückten Aufschrei, als ich mit einem Fuß in einem Autoreifen hängen blieb und unsanft zu Boden ging.

Von meinem Aussichtspunkt unter der Brücke konnte ich nur die Rückfront und den seitlichen Hof der Fabrik sehen. Als um sieben die Schicht zu Ende war, sichtete ich schattenhafte Gestalten, die zur Bushaltestelle tappten, und ein paar Autos, die über die unebene Zufahrt zur Straße holperten.

Die Lichter an der Nordseite waren noch an, und auch aus einem der Kellerfenster auf meiner Seite drang ein fahler Lichtschein. Wenn Frank Zamar sich noch auf dem Gelände aufhielt, konnte er mit allem Möglichen beschäftigt sein, von Lagerbestände checken bis tote Ratten in der Lüftung deponieren. Ich beschloss, den Müll an der Böschung nach einer Kiste zu durchforsten, auf die ich vielleicht steigen konnte, um durch das Fenster an der Rückseite zu spähen. Auf halber Höhe des Abhangs stöberte ich in dem Schutt herum, als besagtes Fenster kurz dunkel wurde und dann grellrot aufloderte.

Als ich jetzt die Sirenen auf der South Chicago Avenue hörte, fummelte ich immer noch an dem Schloss herum. Zwei Spritzenwagen, ein Kommandowagen und eine ganze Phalanx von Streifenwagen kamen auf den Parkplatz gerast.

Schlagartig war ich umgeben von Männern in schwarzen Regenmänteln. Vorsicht hier, Miss, treten Sie beiseite, wir haben’s im Griff, das Krachen, als Äxte durch Metall brachen, mein Gott – schau dir mal das Ding in ihrer Schulter an, ruf einen Krankenwagen, eine riesige Handschuhhand, die mich so mühelos hochhob, als wäre ich ein Kind und nicht eine 64 Kilo schwere Privatdetektivin, und dann, als ich mit den Füßen nach draußen auf dem Beifahrersitz des Kommandowagens hockte, wieder hechelnd vor Schmerz, eine vertraute Stimme:

»Ms. W., um Himmels willen, was machst du hier?«

Ich blickte verblüfft auf und war unsagbar erleichtert. »Conrad! Wo kommst du denn her? Woher wusstest du, dass ich hier bin?«

»Wusste ich nicht, aber ich hätte mir denken können, dass du irgendwo in der Nähe bist, wenn in meinem Revier Häuser in die Luft fliegen. Was ist passiert?«

»Ich weiß nicht.« Die Schmerzwelle überrollte mich wieder, zog mir den Boden unter den Füßen weg. »Zamar. Wo ist er?«

»Wer ist Zamar? Dein jüngstes Opfer?«

»Der Fabrikbesitzer, Commander«, sagte ein Mann, den ich nicht sehen konnte. »Sitzt da drin fest.«

Ein Funkgerät quäkte, Handys klingelten, Männer redeten durcheinander, Maschinen dröhnten, Feuerwehrleute mit rußschwarzen Gesichtern trugen einen verkohlten Körper vorbei. Ich machte die Augen zu und erlaubte der Welle, mich davonzutragen.

Ich kam kurz zu mir, als der Krankenwagen eintraf. Es gelang mir noch, mich selbstständig zur Tür zu schleppen, aber dann musste der Sanitäter mich reinheben. Als sie mich in einer unbequemen Position, auf der Seite liegend, festgeschnallt hatten und der Wagen losruckelte, zog sich alles in mir zusammen vor Schmerz. Wenn ich die Augen zumachte, wurde mir übel, aber öffnen konnte ich sie auch nicht, weil mir dann das Licht durch Mark und Bein ging.

Als der Wagen auf den Hof des Krankenhauses einbog, sah ich kurz das Schild mit dem Namen, aber ich war vor allem damit beschäftigt, die Fragen der Triageschwester zu beantworten. Ich schaffte es irgendwie, meine Versicherungskarte aus meiner Brieftasche zu nesteln, Formulare auszufüllen, Lotty Herschel als meine Hausärztin anzugeben und zu sagen, dass sie Mr. Contreras benachrichtigen sollten, falls mir etwas zustieße. Ich wollte auch Morrell anrufen, aber ich durfte mein Handy nicht benutzen und war überdies auf eine Trage verfrachtet worden. Irgendein Jemand stach mir eine Nadel in den Handrücken, andere Jemands verkündeten, dass sie meine Kleider aufschneiden müssten.

Ich wollte protestieren, weil ich unter meiner marineblauen Seemannsjacke einen guten Hosenanzug trug, aber da wirkte die Droge bereits, und ich gab irgendein sinnloses Kauderwelsch von mir. Ich war nicht vollständig narkotisiert, aber sie mussten mir eine Gedächtnisdroge gegeben haben, denn ich konnte mich später weder daran erinnern, wie mir die Kleider vom Leib geschnitten wurden, noch daran, wie man mir den Teil des Fensterrahmens aus der Schulter entfernte.

Als ich zu einem Bett gerollt wurde, war ich bei Bewusstsein. Die Teilnarkose und ein Pochen in der Schulter rissen mich immer wieder aus dem Schlaf, wenn ich einzudösen drohte. Als die Ärztin um sechs Uhr morgens ins Zimmer kam, war ich wach, aber so grauenvoll müde, dass ich die Welt wie durch eine Watteschicht wahrnahm.

Die Ärztin hatte selbst die ganze Nacht kein Auge zugetan, sondern Notfälle wie mich operiert. Sie sah völlig übernächtigt aus, war aber so jung, dass sie es noch schaffte, mit heller, fast munterer Stimme zu sprechen, als sie sich auf einem Stuhl an meinem Bett niederließ.

»Als das Fenster explodiert ist, hat sich ein Stück vom Rahmen in Ihre Schulter gebohrt. Sie können von Glück sagen, dass es gestern Abend kalt war, denn Ihr Mantel hat den Splitter abgebremst.« Sie hielt ein fünfzig Zentimeter langes verbogenes Metallstück hoch – ein Souvenir, falls ich Wert darauf legte.

»Wir werden Sie jetzt nach Hause schicken«, verkündete sie, nachdem sie mein Herz, den Kopf und die Reflexe meiner linken Hand untersucht hatte. »So funktioniert die Medizin heute, wissen Sie. Raus aus dem Operationssaal und ab ins Taxi. Ihre Wunde wird schön verheilen. Der Verband darf allerdings eine Woche lang nicht nass werden, also keine Dusche, bitte. Kommen Sie nächsten Freitag in die Ambulanz, dann wechseln wir den Verband und schauen, wie es Ihnen geht. Was arbeiten Sie?«

»Ich bin Ermittlerin. Privatdetektivin.«

»Würden Sie dann bitte ein bis zwei Tage aufs Ermitteln verzichten? Ruhen Sie sich aus, warten Sie ab, bis Ihr Körper die Narkose verarbeitet hat, dann geht’s Ihnen wieder gut. Können Sie jemanden anrufen, der Sie abholt, oder sollen wir Sie in ein Taxi setzen?«

»Ich habe gestern Abend darum gebeten, dass man einen Freund von mir unterrichtet«, sagte ich. »Aber ich weiß nicht, ob sich jemand drum gekümmert hat.« Außerdem wusste ich nicht, ob Morrell die Fahrt hierher schaffen würde. Er war im Sommer in Afghanistan angeschossen worden und befand sich noch in der Rekonvaleszenzzeit; ich wusste nicht, ob er es sich zutraute, fünfzig Kilometer mit dem Auto zu fahren.

»Ich bring sie nach Hause.« Conrad Rawlings war in der Tür aufgetaucht.

Ich fühlte mich zu matschig, um erstaunt, erfreut oder gar...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2018
Reihe/Serie V.I. Warshawski
V.I. Warshawski
Übersetzer Sybille Schmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amerikanische Literatur • Bücher • Chicago • Hard Boiled • Kathleen Turner • Korruption • Krimi • Kriminalroman Frauen • Kritische Masse • Privatdetektivin • Sam Spade • spannend • starke Ermittlerin • verfilmt • Victoria Inphigenia Warshawski
ISBN-10 3-492-98382-0 / 3492983820
ISBN-13 978-3-492-98382-2 / 9783492983822
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