Chroniken von Chaos und Ordnung Band 1-4: Thorn Gandir / Telos Malakin / Bargh Barrowson / Lucretia L´Incarto. Der komplette erste Zyklus in einem Bundle (High Fantasy) - J. H. Praßl

Chroniken von Chaos und Ordnung Band 1-4: Thorn Gandir / Telos Malakin / Bargh Barrowson / Lucretia L´Incarto. Der komplette erste Zyklus in einem Bundle (High Fantasy)

(Autor)

Buch | Softcover
2512 Seiten
2018 | 1. Unveränderte Ausgabe
Acabus Verlag
978-3-86282-613-1 (ISBN)
69,00 inkl. MwSt
Der erste Zyklus der 8-bändigen "Chroniken von Chaos und Ordnung" des österreichischen Autorenpaars J.H. Praßl erzählt vom Beginn der fantastischen Welt Amalea, in der Waldläufer, Assassinen, Priester, Magier und Barbaren für eine neue Welt kämpfen.Dieses Bundle umfasst die Bände 1-4 des großen Fantasy-Epos:Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 1: Thorn GandirChroniken von Chaos und Ordnung. Band 2: Telos MalkinChroniken von Chaos und Ordnung. Band 3: Bargh BarrowsonChroniken von Chaos und Ordnung. Band 4: Lucretia L'IncartoAmalea im Jahre 340 nGF, fünfhundert und sechzig Jahre nach dem Höhepunkt der Chaosherrschaft:Der Waldläufer Thorn Gandir, die Söldnerin Chara, der Kriegspriester Telos Malakin und der Barbar Bargh Barrowsøn machen sich auf eine gefährliche Reise durch die aschranische Wüste. Sie sollen Valians Zepter finden, das Gerüchten zufolge von einem mächtigen Feind des Valianischen Imperiums entwendet wurde: Al'Jebal oder auch der Alte vom Berg, die Personifizierung des Bösen.Sie geraten in Al'Jebals Fänge und dieser schickt sie auf eine Mission, welche eine von drei Prüfungen des Alten ist. Auf dieser Reise begegnen die Helden ihrem Schicksal. Indes werden erste Zeichen des Chaos sichtbar, und während Chara, Telos, Bargh und Thorn ihre jeweilige Zukunft besiegeln, beginnt Al'Jebal die Bühne für einen Krieg zu bereiten, der in naher Zukunft die Welt erschüttern soll ...Was dem einen zum Aufstieg verhilft, führt den anderen in den Untergang. Während Bargh dem Bösen näher kommt, als ihm lieb ist, fragt Chara sich, wieso die Anhänger des Chaos eine unerklärliche Faszination auf sie ausüben. Die Begegnung mit dem Propheten Hakkinen Dragati weist ihnen eine neue Richtung im Kampf gegen das Chaos. Sechs Jahre später hat sich die Welt verändert. Ein neues dunkles Zeitalter erhebt sich. Chaosbündnis und die Allianz der Ordnung ziehen in die Schlacht um die Herrschaft über Amalea. Der letzte große Krieg beginnt. Während Telos' Leben auf Messers Schneide steht, beginnt Charas harte Fassade zu bröckeln. Genau darauf hat Marduk Lomond MacDragul gewartet.

Hinter dem Namen J.H. Praßl verbirgt sich das österreichische Autorenpaar Judith und Heinz Praßl. Zusammen schreiben sie bereits seit Jahren an dem Fantasy-Epos Chroniken von Chaos und Ordnung. Judith Praßl wurde 1979 in Oberösterreich geboren. Sie ist diplomierte Philosophin, Autorin und Autodidaktin im Bereich bildender Kunst. Neben den Chroniken von Chaos und Ordnung publizierte sie in mehreren Anthologien, arbeitet freiberuflich als Grafikdesignerin, Texterin und im Bereich Kunst und Kultur. Seit 2006 schreibt sie zusammen mit Heinz Praßl an den Chroniken von Chaos und Ordnung. Heinz Praßl wurde am 1970 in Österreich geboren. Er ist diplomierter Umweltsystemwissenschaftler mit Schwerpunkt Physik. Als Mitbegründer eines Mittelaltervereins unterrichtet er mittelalterlichen Schwertkampf und leitet seit mehr als zwanzig Jahren eine Pen&Paper-Rollenspielrunde. Heute arbeitet er im Bereich Erneuerbare Energien sowie als Fachtrainer und Autor der Chroniken von Chaos und Ordnung. Mit den Chroniken von Chaos und Ordnung veröffentlichen J.H. Praßl ein auf acht Bände angelegtes Fantasy-Epos made in Austria: Vor rund 25 Jahren hatte Heinz Praßl die Idee zu einer Geschichte, die zwar in einer High Fantasy-Welt spielt, aber die zentralen Themen des Menschseins ins Zentrum stellt. In den darauffolgenden Jahren entwickelte er den gesamten Plot der Chroniken von Chaos und Ordnung und erweckte diesen im Zuge eines Pen&Paper-Rollenspiels zum Leben. 2001 stieg Judith Praßl in die Rollenspielrunde ein, woraufhin das Autorenduo 2006 mit der gemeinsamen Arbeit an der Umsetzung der Fantasyreihe begann – er als Erfinder und Konstrukteur der Geschichte, sie als Autorin. Heute arbeiten sie intensiv an der Fortschreibung der „Chroniken von Chaos und Ordnung“, während in ihrer Grazer Heimat das vor mehr als zehn Jahren begonnene Spiel zur Geschichte in die finale Runde geht. Das Finale selbst kennt nur Heinz Praßl. Es wurde nirgendwo aufgeschrieben, und er hat es seit einem Vierteljahrhundert niemandem erzählt – nicht einmal seiner Co-Autorin.

Leseprobe aus Band 1: Thorn Gandir. Aufbruch Fremder Die Taverne zum Gladiator war zum Bersten voll. Obgleich die Kundschaft, die sich normalerweise hier aufhielt, eher zur oberen Gesellschaftsschicht zählte, trieben sich an diesem Abend die unterschiedlichsten Gestalten herum, darunter manch eine, der man nur ungern in die Quere gekommen wäre. Thorn betrat den Gastraum, gab sein Schwert bei den Türstehern ab, behielt aber den Waffengürtel um. Die Atmosphäre der gepflegtesten Taverne Valianors sollte nicht durch Unruhe stiftende Zwischenfälle gestört werden. Darum wurde zumindest pro forma verlangt, die Waffen am Eingang zurückzulassen. Thorn mochte weder die auf Hochglanz getrimmte Einrichtung, noch den Umstand, dass die Gaststätte meist überfüllt war. Er schätzte die Ruhe in den kleineren Spelunken am Stadtrand und am Hafen, wo höchstens eine nicht ernstzunehmende Keilerei zwischen zwei Betrunkenen drohte. Doch zum Hafen war es weit. Grund genug, den Gladiator aufzusuchen, sofern man sich im Stadtzentrum aufhielt. In der meistbesuchten Taverne der Stadt wurde auf die Etikette Wert gelegt – dementsprechend elitär waren sowohl die Preise als auch die Gesellschaft. Auf jedem Tisch stand eine kleine Öllampe, die den Gästen den Blick auf die opulenten Speisen erleichtern und das allgemeine Wohlbefinden fördern sollte. Sanftes Licht hüllte Thorn ein, als er sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch bahnte und sich für einen Platz an der Außenwand entschied. Er ließ sich nieder und winkte nach dem Wirt, der ihn umgehend begrüßte und seine Bestellung aufnahm. Die Wärme der Gaststube tat Thorn gut und er genoss es, dass ihn hier niemand behelligte, wenn sich auch der eine oder andere nach ihm umdrehte. Immerhin war sein Name in Valianor nicht unbekannt. Nachdem er sein Bier bekommen und einen Schluck davon getrunken hatte, entspannte er sich allmählich. Die Berichterstattung vor dem Senat hatte ihn wütend gemacht und neuerliche Zweifel in ihm geweckt, die ihn den ganzen Nachmittag über beschäftigt hatten. Jetzt wollte er sich darüber keinen Kopf mehr machen. Es war Zeit, die Gedanken baumeln zu lassen. Gelassen lehnte er sich zurück und ließ seine Augen durch die Taverne wandern. Die meisten Gäste waren unverkennbar Valiani, aber auch ein paar Südländer, vermutlich Aschraner, waren darunter, außerdem zwei Männer, die aussahen, als kämen sie aus Chryseia und schließlich entdeckte Thorn ein Paar, das allem Anschein nach aus seiner Heimat Alba stammte. Die blasse Haut der Frau und der stolze, aufrechte Gang des Mannes ließen es jedenfalls vermuten. Der Mann war wie für einen Albi üblich in einen grob karierten Kilt gekleidet, während die Frau ein langes, schweres moosgrünes Kleid trug, das unter ihrer Brust von einem seidenen Band zusammengehalten wurde. Thorns Blick wanderte weiter und fiel auf einen Mann an der Theke, der einen eindeutig südländischen Einschlag hatte, dessen Erscheinung aber nicht in das gepflegte Gasthaus passte. Er sabberte leicht, als er seinen Bierkrug abstellte. Noch anstößiger war die Tatsache, dass sein Hinterteil zu groß für seine zu knapp geratene Leinenhose war, wodurch seine bleichen Pobacken unappetitlich über den Bund hinausquollen. Im Verhältnis zu seinen fast weiblichen Hüften hatte er einen zu schmalen Oberkörper, dafür aber einen umso gewaltigeren Bierbauch. Seine dunklen Haare hatte er in feinen Strähnen über seine Glatze gekämmt. Sein gesamtes Erscheinungsbild wirkte grotesk und Thorn fragte sich, wie er an den beiden Türstehern vorbeigekommen war. Der Fremde leerte in tiefen Zügen seinen Humpen, während er grinsend über die Theke starrte. Thorn beobachtete, wie einige der Gäste ihn abfällig musterten. Doch der Mann schenkte dem keine Beachtung. Stattdessen wandte er sich seinem Nachbarn zu und zeigte ihm sein zahnloses Lächeln, woraufhin dieser schockiert ans andere Ende der Theke flüchtete. Der Südländer drehte sich dem Schankraum zu und beobachtete das Treiben der sich gedämpft unterhaltenden Gäste. Thorn verfolgte interessiert, wie er den Türstehern dabei einen abwägenden Blick zuwarf und mit Genugtuung feststellte, dass diese gerade damit beschäftigt waren, einen betrunkenen Bettler abzuwimmeln. „Euren Greifen in allen Ehr’n!“, begann er plötzlich theatralisch und ließ seine Augen über die sich teilweise nach ihm umdrehenden Gäste gleiten. „Euren Greifen in Ehr’n!“, wiederholte er lallend, „aber was nützt Euch Euer Vogel, obwohl’n recht stattlicher, wie ich mein’ …“ Er brach ab und kicherte, wobei er sich fast an seinem Speichel verschluckte. „Was nützt Euch der Vogel, wenn Ihr – die Gödder mög’n ’s verhindern – vor ’ner echt’n Bedrohung steht?“ Der Albi und seine Gefährtin senkten peinlich berührt ihre Blicke, während der Rest der Gäste den Südländer beobachtete. „Ich mein’, kann der Geier auch ’nem schwarzen Magier ’s Früchten, äh, Fürchten lehr’n? Einem Mann, der alles sieht un’ alles weiß?“ Er stieß sich schwankend von der Theke ab und stolperte in den Gastraum, wobei er mit weit aufgerissenen Augen flüsterte: „Der Alte, der Alte vom Berg …“ Sein irrer Blick veranlasste nun auch die anderen, sich peinlich berührt abzuwenden. Doch letztendlich siegte die Neugier, weshalb nach kurzer Zeit sämtliche Augen wieder gebannt auf das ungewöhnliche Schauspiel gerichtet waren. Inzwischen hatte sich der Südländer unter die Leute gemischt und sich aufdringlich zwischen das Paar aus Alba gedrängt. „Was nützt Euch Euer Gryphos“, nuschelte er bedeutungsschwanger, „wenn der Alte – ich mein’ Al’Jeb…“ Er würgte, brachte den Namen nicht über die Lippen und verstummte. In der Taverne herrschte plötzlich Totenstille. Alle Augenpaare ruhten auf dem Mann, der sich nun vom Tisch der Albi entfernte und wankend durch den Gastraum schritt. Mit unheilvoller Stimme setzte er schließlich seinen Monolog fort: „Er streckt seine Finger nach’m Imperium aus! Und er … Er, der die Macht hat, sich der dunkelst’n aller Kreaturen su bedien’, bekommt immer, was er will! Mag ihm auch nur halb Aschran gehör’n, im Grunde liegt ihm ganz Amalea su Füßen.“ Grunzend knallte er seine Handfläche auf Thorns Tischplatte, woraufhin Thorn ein Stück zurückrückte. Es sah ganz danach aus, als würde sich der Mann gleich übergeben. Doch er schwankte nur, hielt sich erfolgreich an der Tischkante fest und fuhr lallend fort: „Seine Finger hat er überall, meine Herr’n! Und seh’n tut er weider als das Auge Eurer Gödder – bis hinauf zu den verdammten Spitzohr’n in Albion, wenn nich’ noch weider!“ Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen, doch bevor er seinen Mund noch einmal aufmachen konnte, schossen die zwei hünenhaften Türsteher, die den Bettler mittlerweile losgeworden waren, auf ihn zu, packten ihn und zerrten ihn zur Tür. „Denkt an meine Worte!“, schrie er, „denkt an Farach, den Händler, der mit sein’ eig’nen Augen geseh’n hat, wie der Alte mit seinen Feinden abrechnet … Er is’n Hexer, n’ Dämon!“ Und dann übergab er sich tatsächlich, noch bevor die Türsteher ihn aus der Taverne schmeißen konnten. Der Wirt, der das Szenario stöhnend aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, wies sofort zwei Sklavinnen an, das Erbrochene wegzuwischen. Anschließend stauchte er die beiden Türsteher zusammen, die den unwillkommenen Gast mittlerweile vor die Tür gesetzt hatten, und nickte entschuldigend in die Runde. Thorns Blick wanderte von dem Wirt zu den Gästen. Manche von ihnen schüttelten die Köpfe, die meisten aber begannen aufgeregt zu flüstern. Er selbst fühlte sich unangenehm berührt. Er hatte das untrüg¬liche Gefühl, dass hinter dem vordergründig peinlichen Auftritt des Südländers nicht bloß wirres Gerede steckte. Irgendetwas in seinem Inneren sagte ihm, dass an dieser Geschichte etwas dran war. Testaceus’ Worte kamen ihm in den Sinn: Im Süden sind dunkle Mächte am Werk … Die Gefahr aus Aschran hatte offenbar einen Namen. […] Leseprobe aus Band 2: Telos Malakin. Prüfung Wiedersehen Als die ersten Sonnenstrahlen die noch kühle Morgenluft des Ljosdags, der ersten Trideade im Kranichmond, zögernd anwärmten, trat Thorn aus dem Tor des Nebenhauses in den Innenhof der Festung. An der Burgmauer entlang steuerte er den Hauptturm an, wo eine der beiden Wachen die schwere Holztür aufschob, die ins Turminnere führte. Bis auf die beiden Männer war ihm keine Menschenseele begegnet. Auch, als er die gewundene Treppe in die siebte Etage hochstieg, kam ihm niemand entgegen. […] Der halbrunde, karg eingerichtete Besprechungsraum war menschenleer und still. Thorns weiche Lederstiefel verursachten auf dem steinernen Boden ein kaum hörbares Schlurfen, als er um den Tisch herum zu einem der fünf schmalen Fenster schritt, die auf der anderen Seite der Tafel einen Blick ins Freie gewährten. Die Öffnungen in der Mauer waren verglast, ein Luxus, den er nur von den aufwändigsten Gebäuden Valianors her kannte. Thorn stieß die beiden Läden des ersten Fensters auf und steckte den Kopf ins Freie. Eine kühle Morgenbrise zerzauste seine Haare, als er seine Augen an der Turmmauer nach unten und schließlich über den Innenhof gleiten ließ. Von hier oben erschloss sich ihm die Verteidigungsanlage der Festung kaum besser als vom Burghof aus. Aber der Anblick der Wachposten, die über die Mauern patrouillierten und das Tor sicherten, vereitelten ohnedies jeden Gedanken an Flucht. Flucht … wie oft hatte er in den letzten Monden mit diesem Gedanken jongliert. Flucht, Flucht, Flucht … Als er seinen Kopf hob, bot sich Thorn ein neuer faszinierenderer Anblick. Vor seinen Augen breitete sich der dunkelblaue glitzernde Teppich des Meers der Ruhe aus. Das Bild jenseits der Mauern hinterließ eine Ahnung von der Größe und Erhabenheit Amaleas und Thorn wurde es für einen winzigen Augenblick leichter um seine Seele. Freiheit – das war es, was er zu fühlen glaubte, trotz seiner selbst gewählten Gefangenschaft und der trüben Aussicht auf eine Zukunft, die Ungewissheit und Angst versprach. […] Thorn fühlte sich plötzlich beklommen, als würde ihm die Luft wegbleiben. Hastig zerrte er das Tuch von seinem Hals und klemmte es in seinen Ledergürtel. Als sein Blick daran hängen blieb, blitzte eine Erinnerung in ihm auf : Es war kurz vor ihrer Gefangennahme gewesen. Sie hatte sich im Kampf gegen einen Ork eine Verletzung am Hals zugezogen. Anstatt sich aus dem Kampf zurückzuziehen, hatte sie Thorn um sein Tuch gebeten und sich die Wunde so fest abgebunden, dass sie die Blutung zwar eindämmen konnte, sich dabei aber fast die Luftzufuhr abschnitt. Danach hatte sie ungerührt weitergekämpft. Diese Unvernunft, diese Verbissenheit – es waren nur zwei ihrer sonderbaren Eigenschaften. Chara … Die vermeintliche Söldnerin hatte auf Thorn immer den Eindruck gemacht, als würde sie nichts aus der Fassung bringen, nicht einmal die Tatsache, dass sie sterben könnte. Charas Besonderheit war, dass nichts sie zu berühren schien, und es war eben jene Eigenschaft, die Thorn sowohl bewunderte als auch zutiefst verachtete. […] „Thorn ?“, erklang eine Stimme hinter ihm. Thorn schreckte aus seinem Tagtraum und drehte sich um. Dort im Eingang stand ein Kriegspriester, schmal und mit erschreckend hässlichem Gesicht. Die tiefe Narbe, die sich über sein Nasenbein zog, und die unschönen Pockennarben, die seine Haut entstellten, verliehen ihm eine beängstigende Aura ; ebenso wie die hohlen Wangen, die dunklen Augenhöhlen und die Asymmetrie, die sein Gesicht wie die fehlerhafte Plastik eines untalentierten Bildhauers wirken ließ. Doch die blassgrauen Augen strahlten Vertrauenswürdigkeit aus, ganz so wie die jenes Priesters, den er einst gekannt hatte. Und dennoch, obwohl dieses vertraute Lächeln auf den Lippen des Mannes lag, wirkte er fremd. Telos Malakin hatte sich verändert. Statt der einfachen, weißen Priestertoga trug er eine weiße Toga aus schwerem Wollstoff, die an seiner Hüfte von einem breiten, roten Stoffgürtel gerafft wurde. Der Gürtel war so zusammengeknotet, dass ein Ende im Knoten verschwand, während das andere über Telos’ Schritt an der Robe nach unten fiel und fast bis an seine dunklen Stiefel reichte. In die breite Spitze des Gürtelbandes war ein gut sichtbares schwarzes Symbol gekreuzter Kriegshämmer gestickt. Telos wirkte eindrucksvoll, selbst für jemanden wie Thorn, der ein sehr vertrautes Verhältnis mit ihm gehabt hatte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, seine ganze Körperhaltung wirkten gereift und selbstsicher. Telos machte den Eindruck, als hätte er etwas gefunden, das ihn seinen Zielen ein Stück näher gebracht hatte. „Telos“, murmelte Thorn leise aber voller Dankbarkeit. Zögernd ging er auf den schlanken Mann zu und streckte ihm seine Hand entgegen. „Bei Vana, es tut gut, dich wiederzusehen !“ Der Priester ergriff seine Hand und schüttelte sie beherzt. „Thorn“, erwiderte er die Begrüßung und in seinem Gesicht zeichnete sich der deutliche Ausdruck von Freude ab. Thorn trat zurück, um Telos noch einmal in Augenschein zu nehmen, während Telos seinerseits Thorn musterte. „Agramon sei Dank, dass du lebst ! Ich dachte schon, man hätte dich aufgrund deiner Haltung …“ Telos räusperte sich. „Nun ja, du weißt … Ich fürchtete, man hätte dich hinrichten lassen, trotz deines Schwurs.“ Thorn schüttelte den Kopf. Es fiel ihm kaum auf, dass sie sich auf Aschranisch unterhielten, so sehr hatte er sich bereits an seine neue Umgebung gewöhnt. „Al’Jebal scheint mir mehr abgewinnen zu können, als mir selbst lieb ist.“ „Ich denke, da tut er gut daran. Gute Bogenschützen sind nicht leicht zu finden.“ „Als wäre das mein einziges Talent“, grinste Thorn. Telos drückte seine Schulter. „So war das nicht gemeint, mein Freund. Dein Eintopf ist auch ganz passabel.“ Er lächelte und nickte Richtung Stühle. „Weißt du, wer sonst noch an dieser Besprechung teilnehmen wird ?“ „ICH !“, dröhnte eine tiefe Stimme aus dem Gang. „Bargh Barrowsøn, lasst mich durch, Jungs. Macht schon !“ Ein unverschämt breitschultriger Mann mit langem rotblonden Haar und in zwei Zöpfen geflochtenem Bart drängte sich an den Wachen vorbei durch die Tür und fiel Telos um den Hals. „Mann, Telos, echt …“ Barghs Stimme brach vor Rührung. Er drückte Telos mit einem seiner breiten Arme an sich, dass es diesem die Luft aus den Lungen presste. Als er sich von dem Priester gelöst hatte, verpasste er Thorn einen kräftigen Schlag auf den Rücken. „Thorn, auch ’n Weilchen nich’ gesehen !“, brüllte er enthusiastisch, während sich Thorn hustend an die Brust fasste. „Ich freue mich auch, Bargh“, presste er hervor. „Wo hat man euch zwei untergebracht ?“ Nachdem Bargh in seiner üblich legeren Art geschildert hatte, dass er wie Thorn in der Festung untergebracht war und sich Thorn darüber wunderte, warum er dennoch nie seine Wege gekreuzt hatte, stapfte Bargh auf den Tisch zu und ließ sich in einen der sieben Stühle fallen. „Na sieh mal einer an“, murmelte er zufrieden, „Tee und Feigenbrot ! Da denkt jemand mit.“ „Ich war in den Unterkünften für Priester in der Tempelanlage der Monochpriesterschaft einquartiert“, erklärte Telos schließlich. Unterdessen griff Bargh nach der dampfenden Kanne und füllte eine der steinernen Schalen mit Tee. Herzhaft biss er in eine Scheibe Brot und wandte sich Thorn und Telos zu, die sich zu ihm an den Tisch gesellten. „Habd ihr schod gefrühstückd ?“, fragte er mit vollem Mund. Thorn schüttelte den Kopf und spürte augenblicklich ein Knurren in seinem Magen. Es war wohl an der Zeit, auf die Signale seines Körpers zu hören. Ständig in Ohnmacht zu fallen, war auf Dauer kein tragbarer Zustand. Während auch er sich ein Feigenbrot griff, hingen seine Augen an Telos, der sich nur an einem Schluck Tee gütlich tat. Sie waren wieder vereint. Zumindest annähernd … „Morgen“, erklang eine heisere Stimme und alle blickten auf. Im Türrahmen stand eine Frau mit schwarzen wirren Haaren, die ihr in widerspenstigen Strähnen bis auf die Schultern hinabfielen. Ihre Augen waren so schwarz wie ihr Haar und der für eine Frau ungewöhnlich muskulöse Körper verbarg sich in einem schwarzen hauchdünnen Leinenhemd und weiten schwarzen Hosen, die in weichen Lederstiefeln steckten. Die bleiche Haut ihres makellosen Gesichts wies wie immer keinerlei Zeichen von Sonneneinwirkung auf, trotz der unsäglichen Hitze, die in diesem Landstrich herrschte. Und der Ausdruck auf ihrem Gesicht zeigte wie gewohnt keinerlei Regung. „Chara“, kam es hohl aus Thorns Mund. Er legte die angebissene Brotscheibe zur Seite und musterte unbehaglich ihre Gestalt. Er hatte nicht damit gerechnet, die Assassinin je wiederzusehen. Nach allem, was er gehört hatte, hielten sich Al’Jebals Spione und Mörder unter ihresgleichen auf oder isolierten sich von jedweder Gesellschaft. Warum war Chara also hier ? „Deine Freude hält sich in Grenzen, Thorn“, stellte Chara fest, während sie auf den Tisch zuschlenderte. Da war er wieder – der Unterton in ihrer Stimme, der ihn maßlos reizte. „Telos …“, bemerkte Chara und setzte sich neben Bargh. Telos nickte Chara zu, wobei auch ihm ein leichtes Unbehagen ins Gesicht geschrieben stand. Bargh war der einzige am Tisch, der sich von Charas Erscheinung nicht aus dem Konzept gebracht fühlte. Breit grinsend tätschelte er ihren Unterarm und musterte sie von Kopf bis Fuß. „Gut siehst du aus !“, bemerkte er offenherzig. „Irgendwie … ich weiß nich’ … düster.“ Seine Augen blieben an ihrem Gesicht hängen. „Aber trotzdem hübsch.“ Charas Mundwinkel kräuselten sich zu einem kaum merklichen Lächeln. Thorns Blick fiel auf die lange Narbe, die sich über ihre Kehle zog. Das Zeichen würde ihr ein Leben lang bleiben. „Seltsam, wie schwer es ist, die Gegenwart einer Verräterin zu tolerieren“, bemerkte er kühl. „Ich hatte nicht erwartet, dass ich deinen Anblick als derart abstoßend empfinden könnte.“ „Thorn !“, wies Telos ihn mahnend zurecht. „Kein Problem, Telos“, lenkte Chara ein. „Es ist nicht verwunderlich, dass jemand wie ich eine unschöne Irritation in Thorns Wahrnehmung darstellt.“ Thorn spürte, wie seine Augen schmal wurden. Er wollte etwas erwidern, doch da vernahm er ein leises Knarzen von Metall auf Leder und spähte zur Tür. […]

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Chroniken von Chaos und Ordnung ; 1-4
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Maße 138 x 210 mm
Gewicht 2724 g
Einbandart Englisch Broschur
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Assassine • Das Schwarze Auge • Einsamer Wolf • Elfen • Game of Thrones • George R.R. Martin • Held • High Fantasy • Magie • Midgard • Ork • Österreich • Pen and Paper • Rollenspiel • Waldläufer • Wolfgang Hohlbein
ISBN-10 3-86282-613-9 / 3862826139
ISBN-13 978-3-86282-613-1 / 9783862826131
Zustand Neuware
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