21 - Zahlen des Todes (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
338 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-6693-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

21 - Zahlen des Todes - Mia Winter
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„Finde die wahren Täter!“ So lautet die Aufforderung des Videos, das das LKA erreicht. Es zeigt den brutalen Mord an einem Vietnamesen. Waren es die Triaden? Das Team um Leana Meister weiß: Wer gegen die ostasiatische Mafia ermittelt, bringt sich selbst in höchste Gefahr. Als auf den Leiter des LKA geschossen wird, scheint diese Bedrohung Wirklichkeit zu werden. Das Innenministerium evakuiert das Düsseldorfer Spezialisten-Team, damit es in einer geschützten Einrichtung weiter ermitteln kann. Dennoch können die Polizisten weitere Morde nicht verhindern. Kann es sein, dass sich die wahren Täter nicht unter den Triaden befinden – sondern in den eigenen Reihen? Der zweite Fall für Leana Meister – jetzt als eBook von beTHRILLED: mörderisch gute Unterhaltung.

Mia Winter ist das Pseudonym von Stefanie Koch, die 1966 in Wuppertal geboren wurde. Sie ist weit gereist und hat nach einem Studium in Frankreich lange dort gelebt. Heute wohnt sie in Düsseldorf.

Mia Winter ist das Pseudonym von Stefanie Koch, die 1966 in Wuppertal geboren wurde. Sie ist weit gereist und hat nach einem Studium in Frankreich lange dort gelebt. Heute wohnt sie in Düsseldorf.

1. SAMSTAG


»Dieser Mord ist persönlich.« Leana tippte auf das Display von JJs Smartphone.

Sie befanden sich bei ›La Copa‹, einer beim LKA äußerst beliebten Tapasbar in der Düsseldorfer Carlstadt. Der Laden war bis auf den letzten Platz besetzt, selbst an der Theke drängten sich die Leute und aßen. Dass die hohen Tische mit den Barhockern nicht sonderlich bequem waren, verzieh man gern, denn die weißen, mit blauen Motiven bemalten Kacheln an den Wänden, die Serranoschinken, die über der Theke reiften, authentische Tapas und der gute Service ließen das schnell vergessen. Immer wieder trugen die Kellner brutzelnde Gambas in Tonschalen, Teller mit Lammfilet, Tintenfisch oder Oliven an ihnen vorbei. JJ blickte ihnen sehnsüchtig hinterher, sein Magen beschwerte sich vernehmlich. Leana hatte den lärmenden Trubel ringsum vergessen, sie starrte immer noch auf das Foto. Es erinnerte sie an eine alte Fotografie von 1920 in George Batailles Buch ›Die Tränen des Eros‹. Auf einer der letzten Seiten befand sich die Fotografie eines Mannes in China, dem bei lebendigem Leib die Gliedmaßen abgesägt wurden. Leana wusste noch, dass in dem Text unter dem Foto stand, die verurteilende Instanz hätte den Tod durch Verbrennen als zu gnädig befunden. Und irgendjemand hatte geknipst, als man dem Mann, dem schon beide Arme oberhalb der Elle abgetrennt worden waren, das erste Bein absägte. Ihm standen, das würde Leana nie wieder vergessen, vor Grauen die Haare hoch. Es war weniger sein Gesichtsausdruck gewesen als dieser Fakt, der Leana immer wieder verfolgt hatte: dass die Kopfhaare eines Menschen hochstehen konnten vor Entsetzen.

Dieser Mann in JJs Smartphone hatte zwar nur kurze Haare, aber sie standen ab, als habe er in eine Steckdose gefasst. Sie hatte es sich damals bei Batailles Foto gefragt und fragte es sich auch jetzt: Warum schenkt der Körper einem in solchen Momenten keine Bewusstlosigkeit? Leana wusste, was körpereigene Drogen alles bewirken konnten und dass eine Mischung aus Adrenalin, Noradrenalin und körpereigenem Opioid zur völligen Schmerzunempfindlichkeit führen konnte.

Der Kellner kam mit den ersten Tapas.

»Alles einpacken, bitte«, kommandierte JJ, und der Kellner drehte augenblicklich um. Man kannte das hier. JJ sah Leana entschuldigend an. »Ich schätze, wir müssen ein bisschen arbeiten und im Konferenzraum essen. Wartest du auf die Tapas? Ich geh schon mal raus, rufe in München an und besorg uns ein Taxi.«

Dieser Abend war ganz anders geplant gewesen, sie hatten in Ruhe essen wollen, hinterher vielleicht noch ein paar der unzähligen Bars in der Düsseldorfer Altstadt besuchen.

Leana nickte und fragte sich, ob es ihnen jemals vergönnt sein würde, eine Aussprache zu führen. Eine Aussprache darüber, was vor vielen Jahren nicht passiert war, dafür aber vor zwei Monaten. Darüber, warum sie seit jener Nacht umeinander rumschlichen und sich gleichzeitig aus dem Weg gingen.

Auf dem Weg nach draußen wählte Dr. Janosch Jacob Köhler seinen Münchner Kollegen an. »Danke, Fin, du hast mir gerade einen romantischen Abend versaut.«

»Wie traurig«, antwortete Fin lakonisch, »aber ist das nicht das Aushängeschild eures Kompetenzcenters? Rund um die Uhr? Es heißt, ihr könnt immer?«

»Leck mich.« JJ lachte. »Also, schickt alles rüber, was ihr an Tatortfotos, ersten Analysen, Hintergrundinfos habt.«

»Köhler«, seufzte Fin, »heute ist Samstag. Wir haben den Mann vor einer Stunde gefunden, und stell dir vor, das Erste, woran ich gedacht habe, bist du! Das ist doch auch ganz romantisch, oder etwa nicht?«

»Du sagst mir also gerade, dass ihr gar nichts habt außer den Fotos?«

»Mhm, so in etwa.«

»Dann beweg deinen Arsch hierher, mitsamt den Tatortspuren, Blutproben, allem, was du bisher hast. Mit kleinem Team fang ich sofort an, der Rest könnte dann morgen früh starten, wenn du hier aufschlägst. Und nichts für ungut, aber ich schicke noch einmal meine eigenen Leute durch den Tatort, also sieh zu, dass er unberührt bleibt, bis sie morgen so früh wie möglich da sind!«

»Großartig. Ich sammle bis Mitternacht, was geht, und setze mich dann in den Zug, rechne mit mir so um acht Uhr.«

Es klickte. JJ seufzte und sah durch die Scheiben der Tapasbar Leana, die gerade eine Tüte in die eine und Restgeld in die andere Hand gedrückt bekam. Sie wechselte ein paar Worte mit dem Kellner und lächelte ihn an. Ihr braunes Haar trug sie offen, was selten war, und der Kerzenschein von den Tischen tanzte darin. Es reichte ihr fast bis zur Taille. Sie schob sich zwischen den hohen Tischen hindurch, öffnete die Tür, blickte ihn fragend an und zog ihre Jacke zu, obwohl der Oktoberabend lau war. Die Erinnerung an das Bild ließ sie frösteln.

»Komm, wir nehmen oben am Carlsplatz ein Taxi«, antwortet JJ auf die unausgesprochene Frage. Während sie die Straße hinaufliefen, schickte er eine SMS an Tanni, die Spezialistin für Computerforensik und Recherche: Sie sollte sofort im LKA aufschlagen. Dem restlichen Team hinterließ er die Nachricht, dass ihr Wochenende morgen früh um sechs Uhr zu Ende sei.

Als das Taxi das LKA erreichte, sahen sie von unten, dass oben bereits Licht brannte. Links am Geländer des Eingangs lehnte Tannis buntes Rennrad, mit zwei Ketten gesichert. Obwohl Leana sich nach fast zwei Monaten ein wenig an die professionelle Schnelligkeit des Kompetenzcenters gewöhnt hatte, staunte sie doch immer wieder. In allen Büros brannte Licht, die Computer waren bereits hochgefahren, im Konferenzraum auf die Hauptwand vor Kopf die Tatortfotos eingespielt, an den Seiten die ersten Ergebnisse der Rechercheabteilung. Die junge Frau, erst achtundzwanzig Jahre alt, stets bunt gekleidet wie ein Papagei, leitete die Computerforensik und Recherche im Kompetenzteam.

»Hi, Fools«, begrüßte sie Leana und Dr. Janosch Jacob Köhler, »das ist echt krass, meine Güte. Ich habe hier ja schon so einiges gehabt, aber das? Wow!«

Leana stellte die Tüte ab und ging ganz nah an den Bildschirm heran. Jetzt sah sie es deutlich. Ganz wie in Batailles Buch standen tatsächlich auch diesem Mann die kurzen Haare zu Berge. Sein Entsetzen war greifbar, fast konnte Leana seine Angst riechen. Aber da ist noch etwas, dachte sie, eine andere Angst, er hatte nicht nur Angst vor dem, was mit ihm geschah. Aber vor was noch?, fragte sie sich und fand keine Antwort in ihrem Inneren.

»Dieser Mord ist persönlich!«, wiederholte sie. »Sehr persönlich«, setzte sie nach, und ihre Worte schwebten durch die Stille des Konferenzraums.

Der große Hauptbildschirm vor Kopf zeigte jedes Detail des Ermordeten in Übergröße. Die vor Entsetzen aufgerissenen Augen, die vor Schmerz gespreizten Finger, die hochstehenden Haare. In München Bogenhausen, im Cosimapark, hatte die Putzfrau eines edlen Chinarestaurants ihren Chef tot aufgefunden: in seiner eigenen Blutlache stehend und an eine Säule gefesselt. Von Kabelbindern an Armen und Beinen, die in sein totes Fleisch schnitten, aufrecht gehalten. Ein goldener Drachenkopf, der die Säule krönte, lächelte versonnen auf den toten Vietnamesen herab. Man hatte dem Mann die Ohren abgeschnitten und ihm in den Mund gestopft. Den Mund mit groben Stichen zugenäht.

»Das viele Blut beweist, dass ihm die Ohren ante mortem abgetrennt wurden«, sagte Leana leise.

»Meinst du, auch das Zunähen fand statt, als er noch lebendig war?«, fragte Tanni und zog die Schultern hoch.

»Ganz sicher.« Ein Frösteln durchlief Leana. »Wir brauchen einen Experten für Serienmord und einen Experten für Mafiamorde.«

»Du meinst, es wird weitere Opfer geben?«, fragte JJ hinter ihr.

Leana hätte lieber Nein gesagt. Aber auch wenn sie noch nicht wusste, was an diesem Tatort ihr das sagte, es war da, deutlich spürbar. »Ja! Ganz sicher.« Sie drehte sich langsam um. »Was hast du schon, Tanni?«

Tannis Finger tanzten über den liegenden Bildschirmtisch. Die Fotos des Ermordeten wanderten an den unteren Bildschirmrand, und in der Mitte erschien ein Foto des Vietnamesen zu Lebzeiten. Seine untere Gesichtshälfte war rund, die Stirn gedrungen, seine Wangen glänzten rot, das schwarze Haar war voll, die Zähne standen ungeordnet nebeneinander, und um den seltsam weichen, fast weibischen Mund spielte die Andeutung eines Lächelns.

Dr. Janosch Jacob Köhler kam nach vorn und faltete seine knapp zwei Meter Größe auf einem Stuhl neben der stehenden Leana zusammen. Wie elektrisiert starrte er das Bild an, und Leana spürte, dass es ihm auf andere Weise naheging als die meisten Mordfälle … wie hätte es auch anders sein können, die Grausamkeit der Tat war außergewöhnlich.

»Die Kollegen aus München haben das: Nguyen Thien Duc. Wobei Nguyen der Nachname ist. In seinem Pass steht, dass er achtundvierzig Jahre alt ist und geschieden. Er führt das Restaurant seit knapp zehn Jahren. Es läuft gut, macht Sahneumsätze. Sein Konto bestätigte mir das.« Tanni sah kurz hoch und grinste. Wie immer trug sie sehr buntes Make-up, ein Auge war blau, das andere grün geschminkt, ihr T-Shirt zeigte ein Schweinegesicht, darunter den Schriftzug: I am the devil. »Nun, ich habe dann mal unsere Datenbanken nach Thien Duc suchen lassen und kann hiermit aufwarten: Thien Duc wurde wohl – genauer ist das den Behörden weder in Vietnam noch in Deutschland bekannt – Ende der Sechziger in Südvietnam geboren, in Thang Tam. Mit acht Jahren kam er nach Deutschland, immer angenommen, die Zahlen stimmen...

Erscheint lt. Verlag 14.8.2018
Reihe/Serie Leana Meister
Leana Meister
Leana Meister
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • China • China-Restaurant • Deutschland • dotbooks • Düsseldorf • Ermittler • Forensik • Innenministerium • Inspektor Lavalle • Jilliane Hoffman • Katharsis • Krimi • Lisa Jackson • LKA • Mafia • München • Nele Neuhaus • Opfer • Polizei • Profiler • Serienkiller • Serienmörder • SOKO • Sondereinsatz • Sonderkommission • stefanie koch • Täter • Thriller • Triaden • Verrat • Vietnam • Yakuza
ISBN-10 3-7325-6693-5 / 3732566935
ISBN-13 978-3-7325-6693-8 / 9783732566938
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