Tod am Bauhaus (eBook)

Norma Tanns achter Fall
eBook Download: EPUB
2019 | 2. Auflage
288 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-5962-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod am Bauhaus -  Susanne Kronenberg
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Vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar wird ein Politiker erschossen. Als der Täter ein weiteres Mal zuschlägt, beginnt für die Privatdetektivin Norma Tann eine fieberhafte Suche, denn ihr Freund Timon ist spurlos verschwunden. Geriet er in den Fokus des Serienmörders? Einzige Anhaltspunkte sind ein vergessenes Bauhaus-Möbelstück und ein Glasnegativ der renommierten Bauhaus-Fotografin Lucia Moholy. Bis sich schließlich ein ungeheurer Verdacht herauskristallisiert, der zurückführt in die Jahre der Weimarer Republik ...

Susanne Kronenberg, geboren in Hameln und seit Jahren im Taunus heimisch, entdeckte während des Studiums der Innenarchitektur ihr Faible für das Bauhaus mit all seinen Facetten und seiner Geschichte. Den Wunsch, die Architektur mit dem Schreiben zu verbinden, verwirklichte sie zunächst als Redakteurin für eine Bauzeitschrift. Als Dozentin für Kreatives Schreiben gibt die Autorin Kurse und Workshops. Sie ist Mitglied des »Syndikats« und Mitgründerin der Wiesbadener Autorengruppe »Dostojewskis Erben«. »Tod am Bauhaus« ist der achte Fall für Kronenbergs Wiesbadener Privatdetektivin Norma Tann.

Susanne Kronenberg, geboren in Hameln und seit Jahren im Taunus heimisch, entdeckte während des Studiums der Innenarchitektur ihr Faible für das Bauhaus mit all seinen Facetten und seiner Geschichte. Den Wunsch, die Architektur mit dem Schreiben zu verbinden, verwirklichte sie zunächst als Redakteurin für eine Bauzeitschrift. Als Dozentin für Kreatives Schreiben gibt die Autorin Kurse und Workshops. Sie ist Mitglied des »Syndikats« und Mitgründerin der Wiesbadener Autorengruppe »Dostojewskis Erben«. »Tod am Bauhaus« ist der achte Fall für Kronenbergs Wiesbadener Privatdetektivin Norma Tann.

3


Wiesbaden
Drei Tage zuvor, Donnerstag, der 4. Juli


Als Paar verbrachten Norma und Timon so viel Zeit wie möglich miteinander, wohnten aber aus Überzeugung getrennt. Die Unabhängigkeit tat ihrer Liebe gut. Außerdem hing Norma an ihrer Dachwohnung im Wiesbadener Stadtteil Biebrich, die für zwei Personen nicht ausgereicht hätte. Timon wollte seit seiner Scheidung kein festes Zuhause und zog die Freiheiten eines modernen Nomadenlebens vor. Haus- und Wohnungsbesitzer, die für eine Weile ins Ausland gingen, wussten ihn als Bewohner auf Zeit sehr zu schätzen. »Ich liebe die Abwechslung«, gab er gut gelaunt zurück, wenn die Kollegen im Hessischen Landeskriminalamt, seinem Arbeitsplatz als promovierter Biologe und Mediziner, ihn wegen des Hin und Hers neckten. Timon wollte sich nicht mit größeren Besitztümern belasten. Was er hatte, passte in wenige Umzugskartons. Zurzeit bewohnte er in Mainz-Amöneburg die dritte Etage einer ehemaligen Industriehalle, aus deren Fenstern, wie aus Normas Küche, der Rhein zu sehen war.

Am Donnerstag hatte Timon eingekauft und alles, was er zum Kochen brauchte, in einer Kiste die Treppen hinauf in Normas Dachwohnung getragen. Dass sie den Abend gemeinsam in Biebrich verbrachten, war Normas Bauherren-Dokumentation geschuldet, für die sie jede Minute nutzen wollte. So arbeitete sie im Büro im Erdgeschoss, während Timon in der Küche unterm Dach das Essen vorbereitete. Im Loft hätte er es deutlich bequemer gehabt. Der schicke Kochbereich hielt alles bereit, was ein Hobbykoch zu schätzen wusste. Dagegen verfügte Normas Miniküche nur über eine spartanische, wenn auch zweckmäßige Grundausstattung. Aber Timon dachte nicht daran, sich zu beklagen, auch wenn sich unter den Schrägen die Sommerschwüle staute und die aufgerissenen Fenster nur wenig gegen die drückende Gewitterluft ausrichten konnten. Wichtiger als die eigene Bequemlichkeit war ihm, dass Norma den Auftrag rechtzeitig beenden würde, um ihm am Sonntag nach Weimar folgen zu können.

»Wann genau geht dein Zug morgen?«, fragte sie, als sie schließlich gemeinsam am Tisch saßen und Norma sich eine zweite Portion des köstlichen Risottos nahm. Timon hatte einfach ein Händchen für vegetarische Gerichte aller Art.

»Früh um 7 Uhr«, erklärte er und tupfte sich mit einer Serviette Schweißtropfen von der Stirn. »Wenn es mit den Anschlüssen in Frankfurt und Erfurt klappt, komme ich rechtzeitig in Weimar an. Die Testamentseröffnung beginnt um 12 Uhr.«

Norma hatte gespürt, wie verletzt Timon gewesen war, als er durch den Brief eines Anwalts vom Tod seines Großonkels erfahren hatte. Von den zwei Töchtern seines Großonkels war keine Nachricht gekommen. Fritz Frywaldt, ehemaliger Studienrat für Deutsch und Geschichte an einem Wiesbadener Gymnasium, war hochbetagt mit 89 Jahren in Weimar gestorben. Zur Trauerfeier war Timon nicht nach Weimar gereist, weil er schlichtweg nichts davon gewusst hatte.

»Wer wird alles dort sein?«, fragte Norma.

»Neben dem Testamentsvollstrecker nur meine Cousinen, nehme ich an.«

»Wann hast du sie zuletzt gesehen?«

»Das muss zehn Jahre her sein, bei der Beerdigung meiner Tante Maria«, überlegte er laut. »Maria wurde in Weimar begraben. 1995 sind Maria und Fritz aus Wiesbaden dorthin gezogen. Fritz wollte unbedingt zurück in die Stadt, in der er 1930 geboren wurde. Seine Töchter sind hiergeblieben. Beate wohnt bis heute in Wiesbaden, und Felicitas hat in ein Rüdesheimer Weingut eingeheiratet.«

»So nah beieinander, und trotzdem habt ihr keinerlei Kontakt?«, wunderte sich Norma.

»Mir wäre es anders auch lieber«, räumte er ein. »Ich habe die Stelle des Sohns eingenommen, den Fritz sich immer sehr gewünscht hatte. Eine Art schwesterliche Liebe gönnen seine Töchter mir nicht. Obwohl sie wesentlich älter sind als ich und für Eifersüchteleien kein Grund besteht, scheinen sie mich zu hassen.« Mit Schwung schnippte er seinen dunklen Zopf über die Schulter zurück.

»Hass?«, gab Norma erschrocken zurück. »Das ist ein hartes Wort.«

Er hob resigniert die Schultern. »Mit Felicitas, der Jüngeren, komme ich halbwegs aus. Beate hat von jeher das reinste Gift versprüht. Bestimmt war sie es, die dafür gesorgt hat, dass ich von der Trauerfeier fernbleiben musste.«

Ein forderndes Maunzen lenkte ihre Blicke zum geöffneten Dachfenster. Leopold, der kräftige Kartäuserkater, war von einem Streifzug über die Dächer der Altstadt zurückgekehrt und wartete auf einen dienstwilligen Zweibeiner. Gehorsam stand Timon auf, hob das Tier vom Dach und setzte es behutsam auf der Eckbank ab. Eigentlich gehörte Leopold Eva Vogtländer, Normas Vermieterin, aber der Kater fühlte sich bei Norma ebenso zu Hause.

Norma konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Er hätte einfach hinunterspringen können.«

»Poldi weiß eben, dass ich seinem Charme nicht widerstehen kann«, erwiderte Timon mit einem Lächeln. Die Finger im blaugrauen Fell des schnurrenden Katers vergraben, wurde er wieder ernst. »Bei der Testamentseröffnung müssen die lieben Cousinen meine Gegenwart wohl oder übel ertragen. Um ihr Erbe brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Mehr als eine Kiste voll Bücher werde ich sicher nicht bekommen. Fritz wusste, dass ich mich nicht auf Kosten seiner Töchter und Enkel bereichern möchte.«

»Dich und deinen Großonkel hat sehr viel mehr verbunden als materielle Dinge«, bemerkte Norma tröstend.

»Das ist wahr. Fritz gefiel es sehr, wenn ich ihn Großonkel nannte, obwohl wir verwandtschaftlich ziemlich weit auseinanderliegen. Sein Vater und mein Urgroßvater waren Brüder. Fritz ist der Sohn von Albin Frywaldt.«

»Ach ja, dein berühmter Verwandter, der Wiesbadener Heimatdichter! Wo versteckt sich eigentlich dein literarisches Talent?«, neckte sie ihn.

»Lies meine Obduktionsberichte!«, gab er verschmitzt zurück. »Was Albin Frywaldt betrifft: Er war weit mehr als ein Heimatdichter, er war auch ein sehr politischer Schriftsteller. Er ist in Wiesbaden aufgewachsen und hat als junger Mann eine Weile in Weimar gelebt. Warte mal!« Er stand auf, nahm seinen Rucksack von der Kommode und zog ein in Geschenkpapier eingeschlagenes Päckchen heraus, das er Norma überreichte.

Erfreut betastete sie das Präsent. »Ein Buch?«

»Lesestoff für die Bahnfahrt am Sonntag. Mach es auf!« Erwartungsvoll sah er zu, wie sie das Papier aufriss.

»›Drachenfest oder Meine Memoiren über das Bauhaus in Weimarer Zeit‹ von Albin Frywaldt«, las Norma vor und ergänzte feierlich: »Von deinem Urgroßonkel geschrieben!«

»Das Buch wurde zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum neu aufgelegt. Albin war zwar kein Student am Bauhaus, hatte dort aber viele Freunde und galt als Insider und Experte.«

»Ein seltsamer Titel«, meinte sie. »Was ist ein Drachenfest?«

»Die Bauhäusler haben sehr hart gearbeitet, konnten aber auch ausgiebig feiern. Mit ihren Festen wollten sie mit der Bevölkerung in Kontakt kommen. Du musst bedenken, dass die Weimarer damals die Bauschule wegen ihrer visionären Ideen ziemlich kritisch beobachtet haben. Bei den Drachenfesten im Herbst ließen die Bauhäusler außergewöhnliche Drachen in den Himmel aufsteigen. Wahre Kunstwerke darf man sich darunter vorstellen. Glitzernde Sterne waren dabei, Meeresungeheuer und Seeschlangen, wie Albin in den Erinnerungen schreibt. Es muss ein fantastischer Anblick gewesen sein.«

Norma stand auf und gab ihm einen Kuss. »Danke für das Buch, Timon. Ich freue mich schon auf die Ausstellungen im neuen Bauhaus-Museum und alles andere, was es in Weimar zu sehen gibt. Schillers Wohnhaus, das Goethe-Museum, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und Goethes Gartenhaus!«

Im Gegensatz zu ihr, die die Stadt noch nicht kannte, war Timon mit ihr bestens vertraut, dank der häufigen Besuche bei seinem Großonkel. »Langweilig wird dir in Weimar bestimmt nicht werden«, versprach er und griff zur Weinflasche, um Riesling nachzuschenken.

Wenn sie genügend Kultur aufgesogen hätten, könnten sie zur Abwechslung Radtouren in die Umgebung machen, schlug er wenig später vor, nachdem sie den Tisch abgeräumt hatten, und faltete eine Radwanderkarte auf. Mit rotem Textmarker hatte er mehrere Rundtouren in Weimars Umgebung nachgezeichnet und die akribische Vorbereitung durch eine Auflistung der Streckenlängen abgerundet, die er auf dem Deckblatt der Karte notiert hatte. Mit skeptischer Miene überflog Norma die ambitionierten Kilometerangaben. Sie hielt sich mit Joggingrunden durch den Biebricher Schlosspark fit, doch auf dem Rad mit Timon mitzuhalten, der fast täglich zum LKA radelte und in der Freizeit so oft wie möglich im Taunus unterwegs war, würde ihr alle Kräfte abverlangen.

Er zerstreute ihre Bedenken. »Wir leihen uns die Räder in Weimar, und du nimmst dir ein E-Bike.«

Gute Idee! Dann konnte er sich richtig auspowern, und sie würde locker hinterherkommen. Sein eigenes Rad wollte er zu Hause lassen, das war unkomplizierter.

Beim Abspülen fragte sie nach der Unterkunft in Weimar. Er habe noch nichts gebucht, bekannte er. »Fritz besitzt … besaß eine wunderschöne Altbauetage in der Nähe der Katholischen Kirche. Wenn ich in Weimar war, habe ich immer bei ihm übernachtet. Vielleicht lassen uns die Cousinen für die paar Tage dort wohnen. Ich möchte Fritz gern noch einmal nahe sein.«

»Du glaubst, sie erlauben dir das?«, fragte Norma skeptisch. »Vielleicht wollen sie die Wohnung selbst nutzen und nach der Testamentseröffnung nicht sofort nach Wiesbaden zurückfahren. Was passiert überhaupt mit der...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2019
Reihe/Serie Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Privatdetektivin Norma Tann
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 100 Jahre Bauhaus • Ba • Bauhaus • Bauhaus100 • Bauhaus Jubiläum • Bauhaus Weimar • Bauhhaus 100 • Deutschland • Hessen • Krimi • Kriminalroman • Lucia Moholy • Norma Tann • Privatdetektivin ermittelt • Thüringen • Thüringer Becken • Weimar • Wiesbaden • Zeitgenössischer Kriminalroman
ISBN-10 3-8392-5962-2 / 3839259622
ISBN-13 978-3-8392-5962-7 / 9783839259627
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